'Veronika beschließt zu sterben' - Seiten 001 - 055

  • Mein erstes Buch von Coelho. Mal sehen, was mich erwartet. Ich bin jedenfalls gespannt auf die Reise.


    Sprachlich spricht mich der Roman bisher an. Er hat so eine gewisse Leichtigkeit, auch wenn das Thema durchaus ernst ist.


    Veronika beschließt also zu sterben, zweifelnd am Leben und daran, dass noch irgendetwas Echtes, Besseres kommen könnte. Auf den ersten Seiten hätte ich sie altersmäßig in die Reihen der, ich nenne sie immer für mich so, übrig gebliebenen Frauen eingeordnet, die mit, was weiß ich, vierzig oder fünfzig noch immer allein sind und es vielleicht auch bleiben werden, und hier meine ich nicht die, die es auch so wollen.
    Aber Veronika ist erst 24 Jahre alt! Und hat schon genug. Nun, ich bin gespannt darauf sie kennenzulernen!


    Viele kluge und wahre Sätze schreibt der Autor. Ich hoffen, dass mir das im Verlauf des Buches nicht zu viel wird. An sich mag ich so etwas schon.


    Etwas irritiert war ich davon, dass der Autor selbst im Roman vorkommt und davon berichtet, wie er sich entschließt, die Geschichte dieser Veronika aufzuschreiben. Es war geschickt gemacht, aber ich fand es doch ein wenig selbst schmeichelnd, dass eine Frau aus Slowenien gerade etwas über IHN liest, als sie sich zum Sterben begibt. Dass er berühmt ist, muss man der Welt nicht sagen.


    Ich kann leider erst morgen weiter lesen, aber darauf freue ich mich. Der Roman scheint interessant zu sein.

  • Zitat

    Original von Clare


    Etwas irritiert war ich davon, dass der Autor selbst im Roman vorkommt ...


    Ja, ganz uneitel ist das nicht.


    Ich habe schon einiges von Paulo Coelho gelesen, diesen Roman jedoch noch nicht. Ich kenne aber die Verfilmung.
    Viele Bücher von Paulo Coelho sind fragmentarisch aufgebaut, mit kleinen Geschichten, die seine Philosophie wiedergeben.
    Veronika beschließt zu sterben ist jedoch ein erzählendes Werk, ein richtiger Roman. Das bevorzuge ich auch.


    Die ersten Seiten sagen mir durchaus zu. Veronika Gedanken werden in ansprechender Form wiedergegeben.

  • Ich habe jetzt die ersten 30 Seiten gelesen. Gefällt mir gut.
    Ich habe mal gegoogelt und er war wirklich selbst in einer Anstalt.
    Da musste ich doch schmunzeln, dass er so von sich einer Freundin schreibt.
    Veronika liegt jetzt im Bett in der Anstalt und überlegt, was die Zukunft bringen wird. Ich bin auch gespannt, wie es weitergeht. :wave

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Was mich wundert: Paulo Coelho war unangepasst. Es war die Zeit der Hippies, er verstörte seine Eltern wegen seinem ungewöhnlichen Ideen. Deswegen hatten sie ihn mehrfach einweisen lassen.


    Veronika hingegen kommt mir angepasst vor. Ihre Lebensunlust speist sich aus der Langeweile und Perspektivlosigkeit.


    So gesehen, kann ich Veronika nicht als eine weibliche Seite des Autors selbst sehen.

  • Hier bin ich fertig. Veronika lebt (noch). Durch die vielen Tabletten ist ihr Herz geschädigt und sie hält nur noch 4-5 Tage durch :yikes
    Da bin ich gespannt, was in den nächsten Kapiteln passiert. Der Stil gefällt mir gut.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Viele Bücher von Paulo Coelho sind fragmentarisch aufgebaut, mit kleinen Geschichten, die seine Philosophie wiedergeben.
    Veronika beschließt zu sterben ist jedoch ein erzählendes Werk, ein richtiger Roman. Das bevorzuge ich auch.
    ...


    Ich kenne gar nichts von Coelho, aber mit philosphischen Einwürfen habe ich gerechnet, eigentlich mit mehr, als ich bisher erlesen konnte. Mal schauen, wie es weiter geht.

  • Den ersten Abschnitt habe ich auf einen Rutsch durchgelesen. Für mich ist es das erste Buch des Autors, und ich war durchaus nicht sicher, ob und wie es mir gefallen würde. Nun, bisher gefällt es mir, und das sehr gut.


    Stutzen mußte ich, als der Autor selbst vorkam, und auch eine Freundin, die ebenfalls Veronika heißt. Ob er damit etwas bezwecken will (z. B. größere Nähe zu den Lesern) oder das ein Zeichen von gesteigertem Selbstbewußtsein bis hin zur Eitelkeit ist, vermag ich momentan nicht so richtig zu beurteilen. Bis zu einem gewissen Grade fand ich es jedenfalls amüsant.


    Mir sind gar einige Stellen im Buch aufgefallen, aber wirklich eingehen möchte ich nur auf eine, die kommt aber erst im nächsten Abschnitt.


    Das Buch an sich gefällt mir überraschend gut.


    Danke fürs Googeln, Lesebiene! Ich hatte zwar überlegt, ob das wirklich stimmt, was Coelho über seine eigene Enlieferung schreibt, aber zum Selbst-auf-die-Suche-machen hat es dann doch noch nicht gereicht.


    Ich wußte gar nicht, daß es das auch als Film gibt. Den werde ich mir gelegentlich besorgen. Danke für den Hinweis.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Danke fürs Googeln, Lesebiene! Ich hatte zwar überlegt, ob das wirklich stimmt, was Coelho über seine eigene Enlieferung schreibt, aber zum Selbst-auf-die-Suche-machen hat es dann doch noch nicht gereicht..


    In seiner subjektivgeprägten Interview-Biographie "Bekenntnisse eines Suchenden" erzählt Paulo Coelho von seinen Einweisungen in die Psychatrische, die seine Eltern veranlasst hatten. Sehr ins Detail geht er da aber auch nicht.
    Offenbar ging es aber auch um einen Generationskonflikt. seine Eltern konnten sein absonderliches Verhalten nicht nachvollziehen. Coelho war damals ein revolutionierender Jugendlicher, der auch noch anstatt zu studieren lieber Künstler werden wollte.


    Interessanterweise hat das sein Verhältnis zu seinen Eltern nicht zerstört.
    Als er ein paar Jahr später von der Militärdiktatur verhaftet wurde, haben sie ihm einen Anwalt besorgt. Er kam wieder frei. Als eine Paramilitärische Gruppe ihn jedoch 2 Tage später entführte und folterte, konnten sie ihm nicht helfen.
    Das sind schon schlimme Dinge, die in Ländern unter Militärdiktaturen geschehen.

  • Zunächst einmal finde ich es wirklich schön, passend zur Frankfurter Buchmesse mit dem Thema Brasilien in der Querbeet-LR ein Buch eines brasilianischen Schriftstellers zu lesen. :-]


    Für mich ist es das erste Buch, welches ich von Paul Coelho lese. Und ich muss sagen, bis jetzt gefällt es mir wirklich sehr gut. Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, das der Autor sich selbst auf den ersten Seiten immer wieder erwähnt bzw. ins Spiel bringt. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, aber mir ist das zu aufdringlich.


    Veronika beschließt also zu sterben und nimmt Schlaftabletten. Was ich noch nicht wußte, das auch die Einnahme von Tabletten nicht so ganz schmerzfrei ist und es zu Krämpfen kommen kann. Für mich war das bisher meines Wissens nach die schmerzloseste Methode um sich selbst das Leben zu nehmen, also wieder was dazugelernt.
    Ironie des Schicksals, sie wird zwar noch rechtzeitig gefunden, trägt aber einen irreparablen Herzfehler davon, der innerhalb einer Woche zum Tod führen wird.


    Sehr interessant für mich ihre allgemeinen Gedanken zum Thema Selbstmord und wieviel man den Hinterbliebenen Opfern noch zumuten kann.


    Bin schon auf den nächsten Abschnitt gespannt. :-]

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Auch für mich ist es das erste Buch Coelhos und auch mir gefällt es bisher sehr gut.


    Dass der Autor sich gleich im Buch erwähnt, empfinde ich nicht als eitel, sondern eher als ein Ausrufezeichen: Das ist meine Geschichte!
    Und ich finde es mutig, über sich selbst die Wahrheit zu schreiben. Er gehört zu den zehn am häufigsten gelesenen Autoren der Welt.


    Am meisten beshcäftigt mich, dass Veronika sich umbringen will, weil sie ihr Leben in Gleichgültigkeit verpackt hat. Ein Leben in Watte ohne Höhen und Tiefen. Sie wagt keine Gefühle, keine Höhepunkte, keine Tiefschläge. Gerade die Spitzen oder die Ausschläge in der Lebenskurve machen das Leben lebenswert. Die Ausschläge nach oben und unten prägen und formen einen Menschen.


    Als sie gerettet wird und gleichzeitig ihre Diagnose erhält, ändert sie ihre Meinung nicht. Das finde ich interessant. Sie wollte wirklich sterben. Warum lassen die Ärzte sie nicht gleich sterben? Warum lässt der Autor sie nicht gleich sterben?
    Die Antwort wird sich in Veronikas letzten Tagen in der Psychatrie zeigen. Darauf bin ich sehr gespannt.


    Zitat

    Original von Clare
    ...
    Viele kluge und wahre Sätze schreibt der Autor. Ich hoffen, dass mir das im Verlauf des Buches nicht zu viel wird. An sich mag ich so etwas schon.
    ...


    :write


    Edit: Preseren-Statue

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Regenfisch ()

  • Sie hat doch nicht nur Schlaftabletten genommen. Auf Seite 8 ist von Beruhigungsmittel die Rede. Auf Seite 10 steht, dass zwei ihrer Freunde ihr jeweils zwei Schachteln einer starken Droge besorgt hätten, die die Musiker einer Disco in der Stadt nähmen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Am meisten beshcäftigt mich, dass Veronika sich umbringen will, weil sie ihr Leben in Gleichgültigkeit verpackt hat. Ein Leben in Watte ohne Höhen und Tiefen. Sie wagt keine Gefühle, keine Höhepunkte, keine Tiefschläge. Gerade die Spitzen oder die Ausschläge in der Lebenskurve machen das Leben lebenswert.


    Hm, ich konnte Veronika schon verstehen, ihre Gedankengänge nachvollziehen. Eben deshalb habe ich schon nach wenigen Buchseiten überlegt, ob ich die Leserunde überhaupt mitmachen soll, und nicht das Buch besser für mich alleine lese. Ob die „Ausschläge“ in einer Lebenskurve das Leben wirklich lebenswert machen, wäre ein Thema für sich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Hm, ich konnte Veronika schon verstehen, ihre Gedankengänge nachvollziehen. Eben deshalb habe ich schon nach wenigen Buchseiten überlegt, ob ich die Leserunde überhaupt mitmachen soll, und nicht das Buch besser für mich alleine lese. Ob die „Ausschläge“ in einer Lebenskurve das Leben wirklich lebenswert machen, wäre ein Thema für sich.


    Deine Antwort verstehe ich nicht ganz.
    Ich beschreibe hier meinen ganz persönlichen Leseeindruck. Für mich ist es immer ein Gewinn, wenn ein Buch von ganz verscheidenen Menschen aus ganz verschiedenen Perspektiven wahrgenommen wird.


    Ich habe das so gelesen, dass Veronika aus Angst ihr Leben in einer immer wiederkehrenden Gleichförmigkeit gewählt hat. Sie befürchtet, dass es immer nur noch bergab gehen kann. Deshalb möchte sie nicht mehr leben. Woher diese Angst rührt, dass weiß ich noch nicht.
    Ich kann das durchaus verstehen, aber in der Rückschau empfinde ich gerade die Tiefschläge und die Höhepunkte als die Momente im Leben, die mich nachhhaltig geformt haben und zu dem machen, wie ich heute bin.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Sie hat doch nicht nur Schlaftabletten genommen. Auf Seite 8 ist von Beruhigungsmittel die Rede. Auf Seite 10 steht, dass zwei ihrer Freunde ihr jeweils zwei Schachteln einer starken Droge besorgt hätten, die die Musiker einer Disco in der Stadt nähmen.


    Ich meinte das so, dass es nicht nur ein Schrei nach Hilfe war. Das gibt es ja manchmal auch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • @ Regenfisch
    Dann habe ich Dich anscheinend faslch verstanden, Entschuldigung.




    Ups, Verwechslung. Die Stelle, die ich meinte, gehört doch in diesen Abschnitt. Also:


    Mir sind, wie gesagt, etliche Stellen im Buch aufgefallen, aber hier erwähnen will ich nur die Überlegungen auf S. 24 „Wenn er daran dachte...“. Da mußte ich daran denken, wie seinerzeit mein Vater vom Hausarzt in so eine Anstalt eingewiesen wurde. Bis er dort ankam, waren alle Symptome weg und er wieder - soweit das in seinem Zustand ging - klar. Aber wir haben Wochen gebraucht, ihn dort wieder herauszuholen, weil die Ärzte sich gesträubt haben. „Da muß doch noch was kommen,“ sagten die immer. Es kam aber nix. Vier Jahre kam nix, bevor er gestorben ist. Und das, worauf die Ärzte so dringend warteten, kam überhaupt nicht. „Das ist die schlimmste Zeit meines Lebens“, sagte er uns bei einem Besuch. Trotz 2. Weltkrieg, trotz Gefangenschaft. Das, und daß unter allen Umständen verhindert wurde, daß selbst die nächsten Angehörigen auch nur eine Ahnung bekamen, wie die Patienten untergebracht wurden, sagt mir eigentlich genug, auch wenn es ein Landeskrankenhaus war. Seither stehe ich solchen Einrichtungen mehr als nur skeptisch gegenüber. Der Hausarzt ist übrigens die längste Zeit Hausarzt gewesen. Auch zwei Doktortitel müssen aus einem Menschen nicht unbedingt einen guten Arzt machen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich meinte das so, dass es nicht nur ein Schrei nach Hilfe war. Das gibt es ja manchmal auch.


    Ich meine auch, dass sie wirklich sterben wollte. Sie meinte es ernst, hat sich vorbereitet und auch mit Sicherheit nicht damit gerechnet oder darauf gehofft, dass sie rechtzeitig jemand findet. Sie wollte ihr Leben beenden.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    @ Regenfisch
    Dann habe ich Dich anscheinend faslch verstanden, Entschuldigung.
    ...


    :knuddel1
    Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin