'Doktor Schiwago' - 2. Buch - Ende bis Schluß (incl. Gedichte)

  • Ich bin noch nicht ganz durch "Ende" durch, aber Schiwago ist tot.
    Ich habe anfangs vorn im Buch gelesen, wie er stirbt, wusste es also schon.
    Er stirbt zu einem Zeitpunkt, an den scheinbar wieder etwas Normalität in seinem Leben eingekehrt ist. Er hatte sogar noch eine dritte Frau, Kinder, die Aussicht auf ein Leben, als er sich von ihnen trennte und sich von seinem Bruder Jewgraf helfen ließ.
    Er stirbt vor der Wegkreuzung, die ihn vielleicht zu neuen Ufern geführt hätte.


    Interessant war das unerkannte Treffen mit der Gouvernante Mademoiselle Fleury, die auch auf dem Weg, einem Weg, ihrem Weg ist und mehrfach Jurijs Straßenbahn überholt, die immer wieder stehen bleiben muss.


    Mal schauen, ob ich die Gedichte noch schaffe. Ich habe schon ein paar davon gelesen, und ich finde sie, sagen wir mal, nicht so ansprechend. Vielleicht ist das auch viel bei der Übersetzung verloren gegangen... :gruebel

  • Interessant, interessant!
    Eine dritte Frau????
    Dann gefällt mir der Film, glaube ich, besser. :grin
    Da wollte er, nach der Flucht von den Partisanen, zu Tonja, und erfuhr erst von Lara, dass Tonja inzwischen nach Paris reisen musste.
    So blieb er mit Lara zusammen, die Gedichte entstanden, bis er durch sein Verhalten Lara die Flucht mit Komarowski ermöglichte.
    Eine Straßenbahnszene gibt es da auch, aber ich dachte immer, dass er die Frau, die er von der Straßenbahn aus sah, für Lara hielt, und dass er, als er sie nicht einholen konnte, einen Herzinfarkt bekam.
    Wird Lara im Buch von Jurij schwanger?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)


  • Warum ist es so entsetzlich, dass Schiwago noch einmal eine Frau hat?
    Ich finde, dass es ganz gut zu diesem letzten Teil seines Lebens passt. Für ihn sind die Kämpfe gekämpft. Es scheint, als ob mit der endgültigen Trennung von Lara der Rest von Hoffnung auf ein glückliches Ende aus ihm gewichen wäre. Lara ist fort, Tonja und seine Söhne unerreichbar. Was soll er noch wollen. Sein Interesse scheint sich auf sein Werk, das er noch schreiben will, zu beschränken.
    Die dritte Frau war, denke ich, mehr Zufall. Die Initiative ging, stelle ich mir vor, mehr oder weniger von ihrer Seite aus. Erst machte sie seinen Haushalt, dann blieb sie. Warum hätte er das nicht wollen sollen, war er doch umsorgt und konnte sich allein seiner Arbeit widmen.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Zitat

    Original von Clare
    Die dritte Frau war, denke ich, mehr Zufall. Die Initiative ging, stelle ich mir vor, mehr oder weniger von ihrer Seite aus. Erst machte sie seinen Haushalt, dann blieb sie. Warum hätte er das nicht wollen sollen, war er doch umsorgt und konnte sich allein seiner Arbeit widmen.


    :write
    Und man sollte seine Fähigkeit, alles hinzunehmen, sich gewissermaßen an die äußeren Gegebenheiten "anzuschmiegen" (tut mir leid, ein anderes Wort fällt mir jetzt nicht, aber ich meine auf keinen Fall die nicht nur damals allzu weit verbreitete Anpassungsfähigkeit) und den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, nicht unterschätzen.


    ---


    Ende


    Die letzten „acht oder neun Jahre“ des Lebens Jurijs werden erzählt. So genau kommt es darauf wohl nicht an, seine Geschichte war nicht einmalig, sie ist stellvertretend, exemplarisch für viele. Natürlich nicht in allen Details, die heben ihn nur insoweit aus der Masse heraus, als sie sich für einen Romanstoff eignen.


    Es erstaunt mich doch immer wieder, wie mutig Pasternak immer und immer wieder Umstände anspricht, die real waren, aber nicht genannt werden durften, zum Beispiel hier der Niedergang der Landwirtschaft, die „verwilderten“ Kinder, die durchs Land zogen, die Denunziation.


    Jurij trifft Wassja wieder, sie bleiben zusammen, er findet eine dritte Frau, bekommt Kinder mit ihr. Er findet auch zwei Freunde wieder, von denen er sich innerlich aber doch sehr entfernt hat. Er mag sich sein eigenständiges Denken nicht nehmen lassen, seine Eigenwilligkeit, seine Art, sein Leben zu leben. Sein Tod ist für mich fast folgerichtig dargestellt, er ist umgeben von Menschen und doch allein.
    In diesem Zusammenhang: Nicht nur Jurij war hellsichtig, auch Pasternak hat für mich etwas vorweggenommen, was er vielleicht ahnen, aber nicht wissen konnte: „Die Nachricht vom Tode eines Menschen, …, hatte sich mit einer Geschwindigkeit, die ans Wunderbare grenzte, verbreitet.“ (Seite 559). Für die Verehrung, die Pasternak genoss, waren es "nicht viele, aber immerhin mehr, als man hätte annehmen sollen", immerhin einige Tausend, die zu seiner Beerdigung kamen, habe ich jetzt mehrfach gelesen.


    Zwei Fixpunkte aus Jurijs Leben tauchen wieder auf: Lara, die ein Kind sucht (ist es nicht seltsam, dass sie ihr Geheimnis Jurij nicht einmal im Tode anvertrauen mag?), und Jewgraf, der ihm immer wieder geholfen hat.


    Lara verschwindet, es wird eine Vermutung geäußert. Lew Kopelew hat diese vage Anspielung aus bitterem Wissen als wahr angenommen, für ihn stand fest, dass Lara in einem der Lager gestorben war.



    Epilog


    Ein gewaltiger Sprung ins Jahr 1943, die Freunde Dudurov und Gordon sind beim Militär, ihre Geschichte wird kurz erzählt, auch sie wohl exemplarisch für so viele. Jewgraf ist gar hoher Militär, eine Heldin wird erwähnt, Christina, man meint, sie erkannt zu haben. Man unterhält sich, auch über eine

    . So finden sich Spinnwebfäden zu anderen Erwähnungen, zu anderen Szenen,
    Und so schließt sich ein Kreis.


    Zu den Gedichten mag ich nicht viel sagen außer, dass sie mir sehr gut gefallen und dass nach meiner Meinung über dem, das „Hamlet“ betitelt ist, auch „Jurij“ stehen könnte. Oder „Ecce homo“.

  • Auch wenn der letzte Abschnitt aus „Ende“ und „Epilog“ besteht, habe ich alles jetzt noch Kommende als einen Epilog zu einer abgeschlossenen Handlung empfunden. Was hätte auch noch kommen sollen, außer der summarischen Erzählung, was bis zum Tod von Jurij und Lara geschehen ist?


    Wieder tauch ein alter Bekannter auf. Dieses Mal ist es der Junge aus den längst vergangenen Tagen der Reise in den Ural, Wassja Brykin, mit dem er sich für eine Weile zusammentut.


    Auch Jewgraf taucht wieder auf. Nicht so ganz einsichtig war mir der Rückzug Jurijs von seiner neuen Familie; immerhin hatte er zwei Kinder.
    Er sprach davon, daß er, um sein Schicksal zu bedenken und sein Leben neu zu begründen, eine Zeitlang in der Einsamkeit bleiben wolle, um alle Gedanken auf die Fragen seines Daseins richten zu können, (...)
    Sicher, das ging auf Jewgraf zurück, der das veranlaßt hat. Dennoch, so ganz vermag ich solches nicht nachzuvollziehen.


    Aber für Jurij ist es zu spät, wohl in mehrerlei Hinsicht. Und so versagt eines Tages sein Herz und er stirbt. An seinem Totenlager treffen wir dann Lara wieder. Da hat mich etwas verwundert, daß anscheinend weder sie noch Jewgraf groß etwas mit Jurijs neuer Familie zu tun haben wollen. Haben sie sich ihr gegenüber überhaupt zu erkennen gegeben, wer sie sind?


    Immer mehr läuft alles zusammen, immer mehr kleine Kreise schließen sich, bis schließlich der letzte große vollendet ist und auch Lara nicht mehr unter den Lebenden weilt.


    Aber offensichtlich hatten sie eine Tochter, und man kann nur hoffen, daß es ihr besser ergehen wird als ihren Eltern. Die Hoffnung stirbt zuletzt.



    Zitat

    Original von Clare
    Er stirbt vor der Wegkreuzung, die ihn vielleicht zu neuen Ufern geführt hätte.


    Da bin ich mir nicht so sicher. Sein Weg war zu Ende, die Kraft um neue Ufer zu erreichen nicht mehr vorhanden. Kommt nix mehr, Kaspar.- Ist nichts mehr vorgesehen für dich im himmlischen Plan. (...) Kommt nichts als Winter, Eis - trüb und grau - starr in Frost (...) (Kurt Wilhelm, Franz von Kobell „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“, DTV 1983, S. 166). So kommt mir die Lage Schiwagos hier auch vor.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Es erstaunt mich doch immer wieder, wie mutig Pasternak immer und immer wieder Umstände anspricht, die real waren, aber nicht genannt werden durften, zum Beispiel hier der Niedergang der Landwirtschaft, die „verwilderten“ Kinder, die durchs Land zogen, die Denunziation.


    :write Vor allem in diesem Schlußteil schien es mir, daß eine Menge „Sprengstoff“ enthalten ist. Er spricht mehr oder weniger offen eine ganze Reihe von Mißständen an.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Lara verschwindet, es wird eine Vermutung geäußert. Lew Kopelew hat diese vage Anspielung aus bitterem Wissen als wahr angenommen, für ihn stand fest, dass Lara in einem der Lager gestorben war.


    Ich fürchte, er hat recht.



    Die Gedichte habe ich noch nicht gelesen, das will ich die nächsten Tage versuchen.



    Es hat lange gedauert, bis ich wußte, wie mir das Buch gefällt. Und ob ich es nochmals lesen würde. Aber die Ereignisse, eigentlich seit der Abreise Laras aus Warykino, kamen mit einer solchen Wucht daher, daß ich mich letztlich doch der Meinung derer angeschlossen habe, daß man dieses Buch unbedingt mehrmals lesen muß.



    Edit.
    Das Anhängen des Buches klappt momentan nicht. ISBN 3423101679
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Zitat

    Original von SiCollierIch schätze, genau das, was Du als "verschwurbelt" bezeichnest ist das, was mir an solchen Büchern (oder an diesem) so zusagt.


    Möglicherweise. Vielleicht aber auch nicht. Ich habe ja nun die Übersetzung von Reschke gelesen, die Du weiter vorn wohl als nicht so toll beschreibst und die auch bei Amazon in einer Rezension als "sonderbares Deutsch" beschrieben wurde. Vielleicht geht ein Teil meines Eindrucks auch auf diese Übersetzung zurück?


    Hier ein Beispiel, als Schiwago Marina verlässt:
    "Sie konnte sich lange nicht beruhigen, aber da sie sich an die früheren Absonderlichkeiten Schiwagos gewöhnt hatte, fand sie sich schließlich auch mit diesem Streich ab."


    Den Begriff "Streich" finde ich so ganz und gar unpassend, das Verlassen einer Familie ist doch keine Handlung, die man mit einem Wort umschreiben könnte, welches eine humorvolle Komponente enthält?
    Wenn so etwas öfter vorkommt - und das tut es - dann wird die Lektüre irgendwie anstrengend, weil ich das Gefühl habe, dass Inhalt und Form nicht zueinanderpassen. Vielleicht ist das auch z.T. das "typisch Russische" - die Beschreibung von eigentlich tragischen Inhalten mit zu "leichten" Begriffen?


    Ich habe mir Bunins "Dunkle Alleen" gekauft - das deutsche Buch kommt nächste Woche an, im russischen E-Book bin ich schon ganz gut vorangekommen. Ich bin sehr gespannt, wie die Übersetzung auf mich wirkt und ob diese einen irgendwie anderen Eindruck hinterläßt als das Original.


    So, genug zu Übersetzungen geschwafelt. Ich bin durch mit dem Buch und alles in allem froh, es gelesen zu haben. Es war so gar nicht das, was ich erwartet hatte - etwas "Leichteres" irgendwie, weil ich den Film ja nicht kenne und der Meinung war, das wäre eine schnöde Liebesgeschichte.
    Diese Vermutung war doch daneben und ich kann jetzt auch nicht sagen, dass mich das Buch so mitgerissen hätte, dass ich jeden Buchstaben einsaugen wollte. Aber trotzdem: eine beeindruckende Geschichte, eingebettet in eine Epoche, die auch reichlich Anlaß für Dramen und Tragödien bot.


    Ich denke, das Gelesene wird noch "nachhallen". Keine der handelnden Personen hat das persönliche "Glück" im Leben gefunden (oder behalten können). Aller Leben scheinen tragisch zu enden und auch Beziehungen (die Freundschaft zu Wassja z.B.). Das muss man erst mal verdauen...


    PS Habe gerade den Film gekauft, der ist jetzt wohl eine Pflicht ;)

  • @ Hallorin


    Es könnte tatsächlich sein, daß das auf die Übersetzung zurückzuführen ist. Ich habe zu Beginn ja ein paar Mal, während des Lesens nur noch wenige Stichproben, verglichen, und in allen Fällen fand ich die ältere Übersetzung bedeutend besser.


    Die von Dir zitierte Stelle:


    "Sie konnte sich lange nicht beruhigen, aber da sie sich an die früheren Absonderlichkeiten Schiwagos gewöhnt hatte, fand sie sich schließlich auch mit diesem Streich ab."


    liest sich bei Reinhold von Walter so:
    „Lange Zeit konnte sie sich nicht beruhigen, aber da sie von früher her an mancherlei Seltsamkeiten Juri Andréitschs gewöhnt war, fand sie sich zuletzt auch mit diesem eigenwilligen Einfall ab.“ (S. 571)


    Ich bin so frei, noch zwei Stellen direkt zu vergleichen:


    Das Ende von Strelnikov:


    Reschke, „Wieder in Warykino“, Kapitel 18, s. 579
    Shiwago machte Feuer im Herd, nahm den Eimer und ging zum Brunnen. Ein paar Schritte von der Vortreppe lag quer zum Weg, den Kopf im Schnee, Pawel Pawlowitsch. Er hatte sich erschossen. Der Schnee unter seiner linke Schläfe war zu einem roten Klumpen zusammengebacken, der in einer Blutlache lag. Weggespritzte kleine Blutstropfen hatten sich im Schnee zu roten Kügelchen gerollt, die wie gefrorene Vogelbeeren aussahen.


    von Walter, „Wieder in Warykino“, Kapitel 18, S. 546
    Juri Andréitsch heizte den Herd und nahm den Eimer, um Wasser aus dem Brunnen zu holen. Wenige Schritte vom Flur entfernt lag, über den Weg hingestreckt, mit dem Kopf in einer Schneewehe, Pawel Pawlowitsch; er hatte sich erschossen. Der blutgetränkte Schnee unter der linken Schläfe war zu einem roten Klumpen zusammengesunken. Feine Blutstropfen waren mit dem Schnee zu kleinen roten Kugeln verschnmolzen, die aussahen wie die gefrorenen Beeren einer Ebersche.



    Und das Ende von Lara:


    Reschke, „Ende“, Kapitel 17, S. 626 (Fischer Tb):
    Eines Tages verließ Lara das Haus und kehrte nicht zurück. Offensichtlich war sie auf der Straße verhaftet worden und später irgendwo gestorben oder verschollen, eine namenlose Nummer in einer verschwundenen Häftlingsliste in einem der unzähligen gemeinschaftlichen oder nur für Frauen bestimmen Konzentrationslager des Nordens.


    von Walter, „Ende“, Kapitel 17, S. 590
    Eines Tages ging Larissa Fjodorowna aus dem Haus und kehrte nicht mehr zurück. Vielleicht war sie auf der Straße verhaftet worden, und sie starb oder verschwand irgendwo als eine Namenlose, eine beliebige Nummer auf einer verlorengegangenen Liste, in einem der zahllosen Konzentrationslager des Nordens.



    Ich empfinde die Reschke-Übersetzung bar jeder Emotion. Das Kunst einer Übersetzung besteht eben gerade nicht darin, eine wörtliche Übersetzung abzuliefern, sondern bis zu einem gewissen Grade eine sinn-gemäße, die auch das transportiert, was sich zwischen den Zeilen findet.


    Ich stelle das öfters beim Vergleich von Übersetzungen aus dem Englischen fest, daß die zwar wörtlich korrekt sind, aber die Stimmung der Vorlage verloren geht, weil man eben nur wörtlich übersetzt, aber nicht die Sprachbilder der Zielsprache (hier Deutsch) verwendet.


    :gruebel Konnte ich verständlich machen, worauf ich hinaus will?



    Zitat

    Original von Hallorin
    (...) weil ich das Gefühl habe, das Inhalt und Form nicht zueinanderpassen. (...)


    Ganz genau das habe ich auch beim Hineinlesen in die Reschke-Übersetzung empfunden. Leider ist das derzeit die einzig lieferbare auf dem deutschen Markt - Schande über die Verlage.



    Zitat

    Original von Hallorin
    Ich denke, das Gelesene wird noch "nachhallen". Keine der handelnden Personen hat das persönliche "Glück" im Leben gefunden (oder behalten können). Aller Leben scheinen tragisch zu enden und auch Beziehungen (die Freundschaft zu Wassja z.B.). Das muss man erst mal verdauen...


    :write Ich war nach dem Auslesen völlig „geplättet“ und neben der Spur wie schon lange nicht mehr nach einem Buch. Ab der Trennung von Lara und Jurij hat mich das Buch völlig in seinen Bann geschlagen und emotional extrem mitgenommen.


    Ich bin normalerweise von der „harten Happy End Fraktion“, aber so ziemlich die einzigen Bücher, in denen ich es anders vertrage, sind solche von Russen oder die in Rußland spielen. Ich war zwischen 17 und 19 (also vor mehr als drei Jahrzehnten), als ich ein zhu Beginn des 1. Weltkrieges in Rußland spielendes Buch las. Ich glaube, der Schock über den Tod zweier Figuren (für mich völlig unerwartet) hallt heute noch nach. Und das Bild von den zwei einsamen, verlassenen und überwucherten Gräbern irgendwo in der sibirischen Taiga hat mich nie mehr verlassen ...



    Neben der bekannten Lean-Verfilmung mit Omar Sharif in der Titelrolle gibt es noch eine neuere, die ich hier mit verlinkt habe. Die kenne ich selbst noch nicht.



    Edit hat einen Fehler berichtigt
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von SiCollier
    ...


    Da bin ich mir nicht so sicher. Sein Weg war zu Ende, die Kraft um neue Ufer zu erreichen nicht mehr vorhanden. Kommt nix mehr, Kaspar.- Ist nichts mehr vorgesehen für dich im himmlischen Plan. (...) Kommt nichts als Winter, Eis - trüb und grau - starr in Frost (...) (Kurt Wilhelm, Franz von Kobell „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“, DTV 1983, S. 166). So kommt mir die Lage Schiwagos hier auch vor.
    ....


    Dass es für ihn zu spät war, und dass er auch nicht mehr Kraft und Willen hatte, möchte ich auch gar nicht bezweifeln. Aber Möglichkeiten hätte er noch gehabt.
    Möglichkeiten gibt es immer, auch wenn sie nicht mehr wahrgenommen werden.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    :gruebel Konnte ich verständlich machen, worauf ich hinaus will?


    Natürlich, vollkommen! Ich hätte vielleicht doch nach Deiner Warnung nochmal eine ältere Ausgabe kaufen sollen, die gibt es ja gebraucht zu kaufen. Nun ja, beim nächsten Mal. Ganz besonders beim nächsten "Russen" :rolleyes


    Zitat

    Original von SiCollier
    Ich war zwischen 17 und 19 (also vor mehr als drei Jahrzehnten), als ich ein in den Dreißiger Jahren in Rußland spielendes Buch las. Ich glaube, der Schock über den Tod zweier Figuren (für mich völlig unerwartet) hallt heute noch nach.


    Weißt Du auch noch, was das für ein Buch war?

  • Zitat

    Original von Clare
    Möglichkeiten gibt es immer, auch wenn sie nicht mehr wahrgenommen werden.


    Schon, nur denke ich, daß für Jurij diese Möglichkeiten sehr theoretisch waren. Die Kräfte, das Leben waren erschöpft. Irgendwann kann auch der beste Arzt nicht mehr helfen, und für meine Begriffe hatte er diesen Punkt erreicht. Da bleibt nur noch Abschied.




    Zitat

    Original von Hallorin
    Weißt Du auch noch, was das für ein Buch war?


    Ja, wenngleich ich gerade festgestellt habe, daß ich mich in der Handlungszeit geirrt habe (habe ich oben geändert); die fällt in den 1. Weltkrieg. Es ist mW 1934 zum ersten Mal erschienen: Theodor Kröger "Das vergessene Dorf".


    Verlinkt habe ich die anscheinend zuletzt erschienene Ausgabe von 1981, ich selbst habe u. a. eine aus 1954.


    Ich hatte es zunächst nicht mit Titel erwähnt, weil der Autor heute vermutlich nicht ganz unumstritten sein dürfte (< Link zum Wikipedia-Artikel >). Ich hatte es schon begonnen zu lesen, aber dann zugunsten von Pasternak erst mal wieder zur Seite gelegt.



    Zum Inhalt (Quelle: Amazon)


    10. August 1914. Beim Versuch, über die russisch-finnische Grenze zu fliehen, wird Theodor Kröger verhaftet. Von diesem Augenblick an ist er der Zaristischen Kriegsjustiz unentrinnbar ausgeliefert. Die Anklage lautet auf Mord und Spionage. Trotz härtester Verhörmethoden und systematischer Folterungen gelingt es nicht, ihm ein Geständnis abzuringen. Er wird zum Tode verurteilt. Einflußreichen Freunden im Hintergrund verdankt er jedoch seine Begnadigung zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien. Hier erwarten ihn neue Abenteuer und Gefahren. Da sind die Mißstände in der kleinen Urwaldstadt Nikitino und die grausame Lage der in der Nähe internierten Kriegsgefangenen - aber auch Fayme, das schöne Tartarenmädchen, das sich seiner Liebe mit zarter und tiefer Leidenschaft öffnet, einer Liebe, die wie ein heiteres Abschiednehmen aus der Bitterkeit des Vergangenen seinem Leben einen neuen, glücklichen Sinn verheißt... So außergewöhnlich die Situationen sind und so entlegen die sibirische Landschaft für unser westliches Auge, die Kröger mit brillanter Schärfe und großer menschlicher Einfühlung beschreibt, so faszinierend gelingt es ihm, den Leser hinter dem Einzigartigen des Erlebten und Erlittenen jene Spur wieder aufnehmen zu lassen, die seine Odyssee durch Sibirien als einen Leidensweg für die vielen, die vor und nach ihm dorthin verbannt wurden, markiert hat.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zitat

    Original von Lipperin


    Mal abgesehen von den Übersetzungsfragen - gefällt es Dir?


    Bis jetzt ja - aber ich lese vorerst nicht weiter, weil ich mit dem deutschen Buch erst mal verifizieren will, dass ich tatsächlich alles richtig verstanden habe :grin


    Das Lesen inkl. Übersetzen auf einem Reader ist zwar schon bedeutend schneller als mit einem Papier-Wörterbuch, aber manche Wörter (insb. Verbformen) werden nicht gefunden, so dass es manchmal doch in Raten ausartet...

  • Nein, ich bin nicht wortlos abgesprungen, ich hatte Probleme mit meinem Computer und dem Internet, letztere sind zwar noch immer nicht vollständig behoben, aber immerhin funktioniert alles halbwegs wieder.


    "Doktor Schiwago" habe ich inzwischen natürlich beendet, habe das Buch aber in besserer Erinnerung behalten, als der Anfang versprach.


    Mir hat das Ende sehr gut gefallen. Ein Kreis schließt sich. Für Schiwago wäre es wohl auch nicht mehr weitergegangen. Der Ausklang des Romans ist für mich sehr schlüssig. Den angehangenen Gedichten von Schiwago stehe ich eher ein wenig zwiegespalten gegenüber. Zugegeben, ich bin kein großer Lyrikfreund und das Interpretieren habe ich nie so richtig gemocht. So sind es auch nur wenige, die mich wirklich ansprechen. Ich glaube aber, dass eine Übersetzung, gerade von Gedichten, immer von Nachteil ist.


    Die Verfilmungen werde ich mir, wenn mein Umzug, der jetzt in den nächsten Tagen erfolgt, vorüber ist, auch zu Gemüte führen. Ich kenne bislang auch nur die mit Omar Sharif, werde mir aber zuerst die Neuere ansehen. Habe allerdings ein paar Bedenken, weil ich beim Lesen auch immer Omar Sharifs Gesicht als Schiwago vor Augen hatte.

  • Zitat

    Original von Karthause
    Nein, ich bin nicht wortlos abgesprungen, ich hatte Probleme mit meinem Computer und dem Internet, letztere sind zwar noch immer nicht vollständig behoben, aber immerhin funktioniert alles halbwegs wieder.


    Schön Dich zu lesen!


    Zitat

    Die Verfilmungen werde ich mir, wenn mein Umzug, der jetzt in den nächsten Tagen erfolgt, vorüber ist, auch zu Gemüte führen. Ich kenne bislang auch nur die mit Omar Sharif, werde mir aber zuerst die Neuere ansehen. Habe allerdings ein paar Bedenken, weil ich beim Lesen auch immer Omar Sharifs Gesicht als Schiwago vor Augen hatte.


    Peinlicherweise musste ich erst einmal googeln, wer denn der Herr ist. Ehrlich gesagt, mit "meinem" Schiwago hat er nicht viel gemein.

  • Diese Probleme hatte ich nicht. Omar Sharif ist für mich Schiwago, Geraldine Chaplin Tonya und Julie Christie die Lara. Die Rollen sind für mich so perfekt besetzt, daß ich da überhaupt keine Schwierigkeiten mit hatte. Eher schon, wenn ich mir die Neuverfilmung ansehen werde.


    Die Gedichte habe ich nur teilweise gelesen; Lyrik ist einfach nicht mein Fall.


    @ Karthause
    Viel "Spaß" beim Umzug - das steht uns im nächsten Jahr auch bevor. Die nächsten Tage kann ich dann mit dem Renovieren beginnen, im Sommer wird der Umzug sein.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Wie hat euch eigentlich Schiwagos (also Pasternaks) Lyrik am Ende des Buches gefallen?


    Ich muss zugeben, dass ich mit den Gedichten nicht allzu viel anfangen konnte, wobei ich nicht weiß, ob es an der Übersetzung liegt oder an seinem Stil oder einfach daran, dass Revolutionsgedichte nicht meins sind.