'Zeiten des Aufruhrs' - Teil 2. Kapitel 1 - 3

  • Weiter im Buch der enttäuschten Hoffnungen, ungenutzten Möglicheiten und verzweifelten, unerfüllten Erwartungen - Klingt deprimierend? Finde ich gar nicht!
    Das Problem der Romanfiguren scheint zu sein, dass sie sich nicht damit versöhnen können, dass eben nicht alle Träume in Erfüllung gehen, was gar nicht schlimm sein muss, weil auch das, was man letztendlich hat, nie in Stein gemeißelt ist, sondern eine neue Chance zu neuer Qualität sein kann.
    Also weiter:


    Kap.1
    Frank scheint allein die Aussicht auf Flucht aus seinem jetzigen Leben ins Ausland, denn nichts anderes ist es, mächtig Aufwind gebracht zu haben, allein schon in seinem Job. Aus Langeweile wird der zarte Beginn von Initiative, die er für sich selber allerdings als etwas lästig abgearbeitetes maskiert.
    April lebt auf, kommt sich wahrscheinlich vor wie in ihren rebellischen Jugendjahren, die vermutlich gar nicht so rebellisch waren.
    Die Kinder tun mir immer noch Leid, und ich vermute, dass das so bleiben wird. Sie laufen so nebenbei, spielen bei den Entscheidungen überhaupt keine Rolle. Ich könnte mir so einen Start ins ungewisse Nichts mit zwei kleinen Kindern nicht vorstellen. Im Moment stören sie wohl eher.
    Frank soll sich ja in Frankreich endlich verwirklichen können, so will es April, aber was verwirklichen? Auch er war wohl nur ein Scheinrebell in seiner Jugend, und geflunkert hat er wohl auch reichlich, um sich interessant zu machen. Von wegen sich in Paris auskennen und französisch sprechen.


    Kap.2
    Die Campbells - vielleicht Sinnbild dessen, was die Wheelers verachten und doch unwissentlich selber sind. Sei erweckt Mitleid, denn sie ist angepasst bis zur Selbstaufgabe und unter dem Druck dieser Lebensaufgabe verblüht.


    Kap.3
    Hier geht es um Mrs Givings, die Immobilienmaklerin und Hauswerklerin aus Leidenschaft. Was will sie ausfüllen damit? Die Lücke, die weder ihr Mann noch ihr Sohn füllen konnten. Sie baut sich da Luftschlösser auf und die Wheelers in ihre Pläne mit ein, um ihren Sohn aus der Nervenheilanstalt heraus zu holen.
    Wieder eins der Hauptthemen dieses Buches: Erwartungen.
    Erwartungen an sich, an die Anderen.


    Ich schnippe schnell mal weiter, denn den nächsten Abschnitt habe ich auch schon gelesen.
    Das Buch liest sich leicht ohne in irgendeiner Weise flach zu sein. Ich bin sehr angetan!

  • Frank ist schon ein merkwürdiges Wesen. Mit welchen Worten er Maureen gegenübertritt. Für mich macht er es sich ein bisschen zu einfach, glaubt wohl, alle Welt habe so zu denken wie er, habe das für akzeptabel und richtig zu halten, was er dafür erachtet. Im Mittelpunkt seines Denkens und Sichsorgens steht er und sonst niemand. Familie, na gut, die ist halt da, also hat man sich da auch zu kümmern. Aber an erster Stelle steht er, das Haupt der Familie, der Ernährer, der Mann. Ob das wohl die gängige Denkweise auch damals noch war? Ich hätte eher vermutet, nach dem 2. Weltkrieg habe sich diese Sichtweise ein wenig geändert, mussten doch auch die Frauen „ihren Mann“ in dieser grausamen Zeit stehen; sollten sie sich wirklich wieder so leicht ins zweite Glied haben abdrängen lassen? Oder ist die Situation dieser beiden Spezies anders? Falls ja, spielt die Prägung sicherlich eine entscheidende Rolle, auch, dass sie aus diesem Denkmuster nicht wirklich herauskommen (wollen). Irgendwie habe ich das Gefühl, Frank will alles besser machen als sein Vater, will ihn übertrumpfen, will die Schwäche, die er vielleicht irgendwann zeigte, bei sich selbst nicht zulassen.


    Man redet also wieder miteinander. Alte Zeiten leben auf oder nur die Erinnerung daran? Was mich nach wie vor bedrückt, ist das Verhalten gegenüber den Kindern. Ist das nicht eine entsetzliche Feststellung Seite 142 ab „Einen Trost freilig gab es ...“?


    Diese Vorstellung, in Paris zu leben … ein Traum, so scheint mir, vielleicht bleibt er auch einer, auch wenn April sich schon so sehr müht. Auf mich wirkt das wie ein Aktionismus nur um des Aktionismus willen. Wie ernst ist diese Planung gemeint, was muss sie kompensieren? Manchmal habe ich das Gefühl, April lässt diese Gedanken zu, weil sie sich davon eine Rückkehr der „alten Zeiten“ erhofft, eben auch wieder diese besonderen Gespräche, dieses Anderssein, eine Abwehr gegen den grauen Alltag meinethalben auch. Ich bin mittlerweile auch gespannt, ob sie wirklich fahren. Und ist es nicht letztlich auch wieder etwas, um sich abzuheben von den anderen Leuten um sich herum?


    Milly und Shep sind für mich der große Kontrast zu April und Frank. Sie wirken so normal, sich auch in ihrer Familie und miteinander wohlfühlend, so alltäglich eben. Anfangs glaubte ich, Yates hätte sie als Gegenpol zu den beiden Wheelers eingeführt, aber ich vermute doch jetzt eher, sie sind sein Porträt einer ganz normalen, aber durchaus nicht langweiligen Familie der amerikanischen Mittelschicht. Was sich ja nicht unbedingt ausschließt, aber dennoch überwiegt bei mir der zweite Gedanke. Der arme Shep allerdings, er muss sich in April verlieben. Neben der „aristokratischen Schönheit“ verblasst wohl jede Frau, auch wenn es die eigene ist und man mit ihr vier Kinder (Söhne!) hat.


    Dieser Besuch bei den Campbells gerät ein wenig desaströs. Man will sich abheben. Man ist halt anders. Aber wenigstens bekommt man als Leser mal wieder einen Zeitbezug: Seite 165, tja, 1955 konnte ein richtiger Mann wohl nicht akzeptieren, dass seine Frau arbeitet, um das Geld für die Familie zu verdienen. Still in mich hineingegrinst habe ich aber, als Milly die ganze Geschichte als „unreif“ bezeichnet. Man kommt doch nicht umhin, den gleichen Gedanken zu hegen.


    Die Beschreibungen von Mr. Und Mrs. Givings haben in mir Bedauern für diese beiden ausgelöst. Auch da scheint so einiges nicht zu stimmen. Arbeit um der Arbeit willen oder nicht doch aus anderen Gründen, das frage ich mich in Bezug auf sie. Auch tauchte in mir die Frage auf, warum John eine „hochgradige Feindseligkeit“ gegen sein Zuhause, damit auch seine Eltern hat. Und während ich bisher immer den Eindruck einer gewissen mitleidlosen, wenigstens aber neutralen Beschreibung durch Yates hatte, meinte ich zum ersten Mal (Seite 182) so etwas wie einen Hauch von Mitgefühl für eine seiner handelnden Personen zu spüren: „Sie weinte ...“, das klingt wie die Aufzählung eines im Grunde vertanen Lebens, zwar angefüllt mit Aktionismus, mit schönen Dingen etc., aber letztlich so unglaublich leer. Die Häuser, die sie sich her- und einrichtet als Ersatz für etwas, was sie nie hatte, außer in ihrer Kindheit?




    Zitat

    Original von Clare
    Das Buch liest sich leicht ohne in irgendeiner Weise flach zu sein. Ich bin sehr angetan!


    :write
    Es hat etwas an sich, das mich nicht loslässt, von dem Buch kam ich nicht los.

  • Zitat

    Original von Clare/Lipperin
    Das Buch liest sich leicht ohne in irgendeiner Weise flach zu sein. Ich bin sehr angetan!
    Es hat etwas an sich, das mich nicht loslässt, von dem Buch kam ich nicht los.


    Mir geht es ebenso, es fesselt und lässt sich gut lesen, hat einen gewissen Anspruch ohne anstrengend zu sein.


    S. 134 steht schon wieder "...sich verhalten, wie es sich für einen Mann geziemte", hier nun Maureen gegenüber. Auch aus diesem Grund kann ich mir nicht vorstellen, dass er es über sich bringt seinen Job aufzugeben und April als Ernährer zu akzeptieren. In den 50ger Jahren sicher nicht das, was sich "für einen Mann geziemt" und von der Gesellschaft keinesfalls akzeptiert.


    Nach wie vor wirken April und Frank und ihre Ehe auf mich absolut inszeniert. Da ist wenig bis nichts Echtes und Natürliches vorhanden. S. 140 Mitte ist so eine Stelle, die mir den Eindruck vermittelt, als wären sich beide dieser Tatsache bewusst und spielten das in gegenseitigem Einverständnis.


    In diesem Abschnitt erfährt man mehr über Shep und Milly, die auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken :wow. Doch sie scheinen sich zusammengerauft zu haben, und immerhin bringt Shep ihr einen gewissen Respekt und Dankbarkeit entgegen, wenn auch keine Liebe. Die gilt April - na dann... :rolleyes.
    Welch Ironie, dass April und Frank von ihrer vermeintlichen intellektuellen Höhe auf Shep herabsehen und dabei hat er einen elitären gesellschaftlichen Hintergrund, über den sie nicht verfügen. Nur hat er diesen über Jahre hinweg entschieden geleugnet, um sich gegen seine Mutter aufzulehnen?
    Aber auch bei den Campbells scheinen die Kinder keinen großen Stellenwert zu haben.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    ...Diese Vorstellung, in Paris zu leben … ein Traum, so scheint mir, vielleicht bleibt er auch einer, auch wenn April sich schon so sehr müht. Auf mich wirkt das wie ein Aktionismus nur um des Aktionismus willen. Wie ernst ist diese Planung gemeint, was muss sie kompensieren? Manchmal habe ich das Gefühl, April lässt diese Gedanken zu, weil sie sich davon eine Rückkehr der „alten Zeiten“ erhofft, eben auch wieder diese besonderen Gespräche, dieses Anderssein, eine Abwehr gegen den grauen Alltag meinethalben auch. Ich bin mittlerweile auch gespannt, ob sie wirklich fahren. Und ist es nicht letztlich auch wieder etwas, um sich abzuheben von den anderen Leuten um sich herum?


    Genau das ist auch mein Eindruck. Ich sehe die Beiden nicht im Ausland, obwohl April ihre Pläne doch recht konkret verfolgt. Irgendwie ist trotzdem alles, wie du sagst, Aktionismus.


    Zitat

    Milly und Shep sind für mich der große Kontrast zu April und Frank. Sie wirken so normal, sich auch in ihrer Familie und miteinander wohlfühlend, so alltäglich eben. Anfangs glaubte ich, Yates hätte sie als Gegenpol zu den beiden Wheelers eingeführt, aber ich vermute doch jetzt eher, sie sind sein Porträt einer ganz normalen, aber durchaus nicht langweiligen Familie der amerikanischen Mittelschicht. Was sich ja nicht unbedingt ausschließt, aber dennoch überwiegt bei mir der zweite Gedanke. Der arme Shep allerdings, er muss sich in April verlieben. Neben der „aristokratischen Schönheit“ verblasst wohl jede Frau, auch wenn es die eigene ist und man mit ihr vier Kinder (Söhne!) hat.


    Mir ging es da ganz ähnlich.
    Ich meine auch, dass die Campbells dafür stehen, dass man angekommen sein kann und doch zufrieden, dass es gar nicht schlimm ist, wenn man nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzt und dass das auch eine Art Glück sein kann, je nachdem, was man selber daraus macht und ob Beide es so empfinden.


    Zitat

    Die Beschreibungen von Mr. Und Mrs. Givings haben in mir Bedauern für diese beiden ausgelöst. Auch da scheint so einiges nicht zu stimmen. Arbeit um der Arbeit willen oder nicht doch aus anderen Gründen, das frage ich mich in Bezug auf sie. Auch tauchte in mir die Frage auf, warum John eine „hochgradige Feindseligkeit“ gegen sein Zuhause, damit auch seine Eltern hat. Und während ich bisher immer den Eindruck einer gewissen mitleidlosen, wenigstens aber neutralen Beschreibung durch Yates hatte, meinte ich zum ersten Mal (Seite 182) so etwas wie einen Hauch von Mitgefühl für eine seiner handelnden Personen zu spüren: „Sie weinte ...“, das klingt wie die Aufzählung eines im Grunde vertanen Lebens, zwar angefüllt mit Aktionismus, mit schönen Dingen etc., aber letztlich so unglaublich leer. Die Häuser, die sie sich her- und einrichtet als Ersatz für etwas, was sie nie hatte, außer in ihrer Kindheit?


    Mein Mitgefühl mit Mrs Givings wechselt. Zuweilen finde ich sie furchtbar dünkelhaft und nervend, dann tut sie mir in ihrer Einsamkeit und ihrem krampfhaften Den-Tag-ausfüllen Leid. Ihr Mann ist ihr kein großer Hort der Geborgenheit. Er ist eher wie ein Möbelstück, dass sie ausnahmsweise nicht nei gestrichen hat. Was mir allerdings gefällt, ist sein Trick mit dem Hörgerät :rofl

  • Zitat

    Original von Lumos
    Nach wie vor wirken April und Frank und ihre Ehe auf mich absolut inszeniert. Da ist wenig bis nichts Echtes und Natürliches vorhanden. S. 140 Mitte ist so eine Stelle, die mir den Eindruck vermittelt, als wären sich beide dieser Tatsache bewusst und spielten das in gegenseitigem Einverständnis.


    Ja, ich glaube auch, die beiden gefallen sich eigentlich im Moment ganz gut in ihren Rollen.


    Normalerweise finde ich es nicht verkehrt, wenn man etwas an der äußeren Situation verändert, um sich innerlich verändern zu können. Aber nach wie vor glaube ich nicht, dass Frank wirklich gehen wird.
    Vielleicht hätte es schon ausgereicht, wenn April sich einfach "hier" einen Job gesucht hätte.


    Zu Nachbarn und "Freunden" habe ich jetzt auch nichts anderes zu sagen, als ihr schon aufgeschrieben habt.


    Das einzige, was mir immer auf- und missfällt, ist Franks Kokettieren damit, dass er im Krieg war. Ich muss ja geradezu Frank und April immer mit meinen Großeltern vergleichen, die im selben Alter zur selben Zeit in ziemlich derselben Situation waren - aber die sind völlig anders damit umgegangen. Meiner Oma werde ich das Buch wohl eher nicht zu lesen geben.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Wow ... ihr legt ja ein Tempo vor ... :wow :lache


    Zitat

    Original von Lipperin
    Milly und Shep sind für mich der große Kontrast zu April und Frank. Sie wirken so normal, sich auch in ihrer Familie und miteinander wohlfühlend, so alltäglich eben. Anfangs glaubte ich, Yates hätte sie als Gegenpol zu den beiden Wheelers eingeführt, aber ich vermute doch jetzt eher, sie sind sein Porträt einer ganz normalen, aber durchaus nicht langweiligen Familie der amerikanischen Mittelschicht.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Die Beschreibungen von Mr. Und Mrs. Givings haben in mir Bedauern für diese beiden ausgelöst. Auch da scheint so einiges nicht zu stimmen. Arbeit um der Arbeit willen oder nicht doch aus anderen Gründen, das frage ich mich in Bezug auf sie.


    Mir hat es sehr gut gefallen, daß wir einen tieferen Einblick in die Vorgeschichten der Givings und der Campbells bekommen haben. Zumindest wissen wir jetzt, was die beiden Familien in die Vorstadt und zu dem Leben, das sie führen, verschlagen hat. Beide Schicksale lassen jedoch die Wheelers für mich nur noch blasser, oberflächlicher und von Vorurteilen belastet erscheinen.


    Zitat

    Original von killerbinchen
    Normalerweise finde ich es nicht verkehrt, wenn man etwas an der äußeren Situation verändert, um sich innerlich verändern zu können. Aber nach wie vor glaube ich nicht, dass Frank wirklich gehen wird.
    Vielleicht hätte es schon ausgereicht, wenn April sich einfach "hier" einen Job gesucht hätte.


    Ich habe mich auch gefragt, warum April nach Europa auswandern will, wenn es nur um ihre Selbstverwirklichung ginge, denn eine berufstätige Frau scheint in den USA der 50-iger Jahre nichts ungewöhnliches gewesen zu sein. Steckt doch mehr dahinter ?

  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Normalerweise finde ich es nicht verkehrt, wenn man etwas an der äußeren Situation verändert, um sich innerlich verändern zu können. Aber nach wie vor glaube ich nicht, dass Frank wirklich gehen wird.
    Vielleicht hätte es schon ausgereicht, wenn April sich einfach "hier" einen Job gesucht hätte.


    Das konnte ich auch schwer nachvollziehen. Ich meine, dieses Auswandern ist schon recht extrem. Sie hätte erst mal versuchen können, ihr direktes Umfeld, ihre aktuelle Situation zu verändern, wie z.B. einen Job anzunehmen. Aber: Sie will sich ja, laut eigenen Angaben, diese Veränderungen um seinetwillen. :gruebel

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Mir hat es sehr gut gefallen, daß wir einen tieferen Einblick in die Vorgeschichten der Givings und der Campbells bekommen haben. Zumindest wissen wir jetzt, was die beiden Familien in die Vorstadt und zu dem Leben, das sie führen, verschlagen hat. Beide Schicksale lassen jedoch die Wheelers für mich nur noch blasser, oberflächlicher und von Vorurteilen belastet erscheinen.


    Ich finde, das diese Rückblenden in die Vorgeschichten geschickt gemacht sind. Sie werden eingeflochten, ohne dass Brüche im Handlungsfluss entstehen, jedenfalls nicht für mich.


    Zitat

    Original von killerbinchen
    Normalerweise finde ich es nicht verkehrt, wenn man etwas an der äußeren Situation verändert, um sich innerlich verändern zu können. Aber nach wie vor glaube ich nicht, dass Frank wirklich gehen wird.
    Vielleicht hätte es schon ausgereicht, wenn April sich einfach "hier" einen Job gesucht hätte.


    Ich habe mich auch gefragt, warum April nach Europa auswandern will, wenn es nur um ihre Selbstverwirklichung ginge, denn eine berufstätige Frau scheint in den USA der 50-iger Jahre nichts ungewöhnliches gewesen zu sein. Steckt doch mehr dahinter ?[/quote]


    ?(
    Sie wollte dieses Auswandern doch, damit er sich verwirklichen kann, sagte sie zumindest. Ob wir ihr das glauben, ist eine ganz andere Sache.

  • Ich zitiere mal Sonnscheins Theorie aus dem vorherigen Abschnitt hier rein, da ich finde, daß er gut zum Thema Aprils Motivation paßt.


    Zitat

    Original von Sonnschein
    April scheint mir sehr berechnend zu sein. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie Frank nicht überzeugen sondern es ihm regelrecht schmackhaft machen will. Dass er genauso wenig mit seinem Leben zufrieden ist wie sie selbst ist ja offensichtlich. Ich glaube sie hat wirklich die Hoffnung, dass wenn er zufriedener wird, indem er tut was auch immer er tun wirklich tun will, er dann auch wieder interessanter für sie selbst wird. Vielleicht kann sie dann in ihm wieder den "Mann" sehen, den sie kennen gelernt hat und der sie mal gereizt hat.


    Das ist ein interessanter Gedanke und um so mehr ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint er mir. Frank könnte in New York nicht einfach seinen Job kündigen, "um sich selbst zu finden" und seine Frau den Lebensunterhalt verdienen lassen. Er würde dabei komplett sein Gesicht verlieren. Doch im Ausland wäre dies absolut möglich.

  • Zitat

    Original von killerbinchen


    Ja, ich glaube auch, die beiden gefallen sich eigentlich im Moment ganz gut in ihren Rollen.


    Das trifft genau meine Gedanken. Frank und April spielen ihre Rolle als Ehepaar. Es wirkt wie Lumos schon schrieb wie eine Inzenierung. Frank schöpft tagsüber auf der Arbeit Kraft um den Abend zuhause mit April durchzustehen. Die Abende sind regelrecht durchorganisiert und wirken gestellt. Noch nicht mal gemütlich wird es sich gemacht, lediglich der Krawattenknoten wird etwas gelockert. Für mich wäre das eine Horror-Vorstellung! Jeden Abend dieses Theater!


    Zitat

    Original von killerbinchen
    Normalerweise finde ich es nicht verkehrt, wenn man etwas an der äußeren Situation verändert, um sich innerlich verändern zu können. Aber nach wie vor glaube ich nicht, dass Frank wirklich gehen wird.
    Vielleicht hätte es schon ausgereicht, wenn April sich einfach "hier" einen Job gesucht hätte.


    Ich glaube gerade für April geht es um diese ganze Aufregung und die Ungewissheit was sie in Europa erwarten könnte. Würde sie sich hier einen Job suchen wäre die Grundsituation für sie die gleiche. Sie hätten auch die gleichen Freunde, Nachbarn etc. deren Leben sie so verachten und Frank wäre auch weiterhin in diesem Job, der ihn zu dem Mann macht, den April verabscheut. Ich glaube schon, dass es ihr in erster Linie darum geht, dass er wieder so wird wie früher und das kann er nur, wenn er komplett aus diesem Trott rauskommt...und sie einen anderen Lebensstil führen... Aber ob es wirklich dazu kommt? Ich glaube April wird ihm langsam zu bestimmend in dem sie eigenmächtig schon mal Papiere organisiert.


    Zitat

    Original von -Christine-
    Mir hat es sehr gut gefallen, daß wir einen tieferen Einblick in die Vorgeschichten der Givings und der Campbells bekommen haben. Zumindest wissen wir jetzt, was die beiden Familien in die Vorstadt und zu dem Leben, das sie führen, verschlagen hat. Beide Schicksale lassen jedoch die Wheelers für mich nur noch blasser, oberflächlicher und von Vorurteilen belastet erscheinen.


    Interessant fand ich die Kapitel aus Sicht der Campbells und der Givings auch. Um auch mal zu sehen, wie die Wheelers auf die anderen wirken und wie unüberlegt ihr Plan nach Europa auszuwandern - ohne vorher eine Job zu haben und "abgesichert" zu sein - eigentlich ist. Diese Kapitel zeigen auch, dass auch in diesen Familien nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und man trotzdem nach aussen hin den Schein wahrt. Interessant auch, dass Shep in April verliebt ist und ihn dadurch seine Frau und seine Kinder regelrecht anwidern. Er kann seine Frau ja noch nicht mal mehr riechen. :yikes
    Habt ihr eine Erklärung warum Milly weinen musste? Liegt es daran dass die Wheelers nun auswandern und sie weiterhin in diesem Trott bleiben? Oder weiß sie um die Gefühle ihres Mannes?


    Bei den Givings musste ich lachen, wenn er einfach sein Hörgerät ausschaltet, um nicht mehr zuzuhören zu müssen. :-]


    Nachdem nun Kapitel aus der Sicht von eigentlichen Nebenpersonen eingebaut wurden hoffe ich weiterhin ganz stark darauf endlich etwas aus Aprils Perspektive zu erfahren...


    Zitat

    Original von Clare
    Das Buch liest sich leicht ohne in irgendeiner Weise flach zu sein. Ich bin sehr angetan!


    :write

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich zitiere mal Sonnscheins Theorie aus dem vorherigen Abschnitt hier rein, da ich finde, daß er gut zum Thema Aprils Motivation paßt.



    Das ist ein interessanter Gedanke und um so mehr ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint er mir. Frank könnte in New York nicht einfach seinen Job kündigen, "um sich selbst zu finden" und seine Frau den Lebensunterhalt verdienen lassen. Er würde dabei komplett sein Gesicht verlieren. Doch im Ausland wäre dies absolut möglich.


    Genau so hab ich das auch gemeint und werde darin auch immer mehr bestärkt. In einem fremden Land haben die beiden einfach mehr Möglichkeiten auch wirklich etwas am eingefahrenen Lebensstil zu ändern. Hier wäre das nicht möglich. Der Schein eines normalen Ehepaares muss doch nach aussen hin gewahrt werden!

  • Zitat

    Original von Sonnschein
    Ich glaube gerade für April geht es um diese ganze Aufregung und die Ungewissheit was sie in Europa erwarten könnte. Würde sie sich hier einen Job suchen wäre die Grundsituation für sie die gleiche. Sie hätten auch die gleichen Freunde, Nachbarn etc. deren Leben sie so verachten und Frank wäre auch weiterhin in diesem Job, der ihn zu dem Mann macht, den April verabscheut. Ich glaube schon, dass es ihr in erster Linie darum geht, dass er wieder so wird wie früher und das kann er nur, wenn er komplett aus diesem Trott rauskommt...und sie einen anderen Lebensstil führen... Aber ob es wirklich dazu kommt? Ich glaube April wird ihm langsam zu bestimmend in dem sie eigenmächtig schon mal Papiere organisiert.


    Ich denke, solange die beiden nur jeden Abend über diese Auswanderung reden, bleibt es für Frank nur ein Traum, eine Theorie. Als April anfängt, Pässe zu beantragen, nimmt das Ganze einen anderen Charakter an ... es wird real. Und auch ich habe das Gefühl, daß Frank nie wirklich beabsichtigt, diesen Traum zu realisieren.

  • Zitat

    Original von -Christine-


    Ich denke, solange die beiden nur jeden Abend über diese Auswanderung reden, bleibt es für Frank nur ein Traum, eine Theorie. Als April anfängt, Pässe zu beantragen, nimmt das Ganze einen anderen Charakter an ... es wird real. Und auch ich habe das Gefühl, daß Frank nie wirklich beabsichtigt, diesen Traum zu realisieren.


    Stimmt, solange man nur darüber redet ist alles ganz einfach und nicht greifbar. So richtig sagt Frank ja nicht, dass er wirklich weg will und wirklich seine wahre Beschäftigung finden möchte..

  • Zitat

    Original von Sonnschein


    Stimmt, solange man nur darüber redet ist alles ganz einfach und nicht greifbar. So richtig sagt Frank ja nicht, dass er wirklich weg will und wirklich seine wahre Beschäftigung finden möchte..


    Ich bezweifle, dass Frank zu diesem Zeitpunkt überhaupt genau wusste, was er eigentlich will. Das, was er mal wollte in seiner "wilden" Jugend, ist inzwischen für ihn in so weite Ferne gerückt...