Diego Galdino - Der erste Kaffee am Morgen

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Verlag: Thiele Verlag GmbH
    Sprache: Deutsch
    ISBN-13: 978-3851792911


    Kurzbeschreibung (von Amazon):
    Massimo ist Besitzer einer kleinen Bar im Herzen Roms und war noch nie im Leben richtig verliebt. Jeden Morgen schlendert er durch die noch schlafende Stadt, freut sich auf seinen ersten Kaffee und auf die Stammkunden, die nach und nach eintrudeln. Zufrieden mit seinem Leben, findet Massimo, dass es ihm eigentlich auch allein recht gut geht. Das alles ändert sich schlagartig, als eines Tages die junge Französin Geneviève die Bar betritt. Der Barista ist fasziniert von der schönen Fremden, kann sich ihr aber nicht verständlich machen, was zur Folge hat, dass sie keine fünf Minuten später den Inhalt einer Zuckerdose auf den Tresen kippt, ihm die Tür vor der Nase zuschlägt und ihn mit heftig pochendem Herzen zurücklässt. Doch die Frau mit den grünen Augen wird bald in die Bar Tiberi zurückkehren: Denn sie hat ein Geheimnis, das sie genau an diesen Ort bindet und von dem Massimo nichts ahnt. Vergeblich versucht der verliebte Barista ihr mit den Mitteln den Hof zu machen, die er am besten beherrscht: mit Espresso, Cappuccino und langen Spaziergängen durch das nächtliche Rom. Trotz aller Geheimnisse und des unglücklichen Umstands, dass die Angebetete nur Rosentee mag, gibt Massimo die Hoffnung nicht auf, irgendwann den ersten Kaffee des Morgens mit dieser Frau zu trinken. Und zwar jeden Morgen.


    Über den Autor:
    Diego Galdino (geboren 1971), lebt mit seiner Familie in Rom. Er ist stolzer Vater von zwei Töchtern und Barista aus Leidenschaft. Wie der Held seines Romans steht er jeden Morgen um fünf Uhr auf und öffnet seine Bar, wo er seine Gäste mit den phantasievollsten Kaffee- Kreationen der Stadt verwöhnt. Keiner weiß, woher er die Zeit zum Schreiben nimmt – seine zweite große Leidenschaft neben der Zubereitung des perfekten caffè. Der erste Kaffee am Morgen, im vergangenen Jahr in Italien mit großem Erfolg erschienen, ist Galdinos erster Roman. Und gewiss nicht sein letzter.


    Meine Meinung:
    Titel und Cover haben für mich meist keinen besonderen Stellenwert. Doch dieses Buch mochte ich schon auf den ersten "Blick" ;-). Klein und handlich im Format lässt sich dieser Roman süffig weg lesen, am liebsten natürlich in Gesellschaft eines (oder mehrerer) Espresso(i).


    Im Mittelpunkt steht Massimo: Römer, dreißig Jahre alt, nicht übel aussehend (nach eigenen Angaben), und Barista aus Überzeugung und Familientradition. Von früh bis spät steht er in seiner Espresso-Bar an der Piazza Santa Maria, dementsprechend überschaubar gestaltet sich sein Privatleben. Gleichwohl hat er sich in seinem Junggesellendasein eingerichtet und ist im Prinzip ganz zufrieden mit seinem geruhsamen Leben und der Gesellschaft seiner Stammgäste. – Bis ihn aus heiterem Himmel die Liebe aus der Bahn wirft.


    Ausgerechnet eine Französin, Pariserin auch noch, raubt ihm seine Ruhe und stürzt ihn in eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Als er sie an diesem heißen Sommertag auf der Piazza stehen sieht, ist es um ihn geschehen. Doch die Annäherung gestaltet sich problematisch. Nicht nur die Sprachbarriere, (Massimo kann kein Französisch und Geneviève kaum italienisch), und die geheimnisvolle Distanziertheit der jungen Frau, sondern auch die stets zum Frotzeln aufgelegten Stammgäste in seiner Bar sorgen für Komplikationen. Bei besagten Stammgästen handelt es sich um ein munteres, bunt gemischtes Trüppchen, das sich dort regelmäßig einfindet - zum Espresso trinken und eben auch zum Frotzeln.


    Wie gesagt, ist Massimo die zentrale Figur und es wird fast ausschließlich aus seiner Sicht erzählt. Erst gegen Ende der Geschichte bedient sich der Autor eines kleinen Kunstgriffs und der Leser erfährt zumindest einige Dinge auch aus der Sicht von Geneviève. Ansonsten dreht sich alles um Massimo, seine Gefühle und Überlegungen, wie denn nun dieser geheimnisvollen Französin näher zu kommen sei.


    Obgleich es mit einer Beerdigung beginnt, fühlte ich mich direkt wohl in der Geschichte. Ohne allzu großen Tiefgang, aber auch nicht zu oberflächlich, manchmal sogar ein bisschen philosophisch angehaucht, ist sie einfach wunderbar erzählt, rund und flüssig, wie eine fröhlich sprudelnde Quelle voller Lebensfreude – passend zu Rom und Italien.


    Ja, sie ist auch kitschig und gefühlvoll, dreht sich irgendwann ein bisschen im Kreis, aber der charmante, eloquente Erzählstil lässt darüber hinweg sehen, dass nicht besonders viel passiert. Das Geheimnis um Geneviève und ihre melancholische Zurückhaltung wird schließlich gelüftet. Nach dem langen Anlauf vielleicht etwas knapp abgehandelt, aber nun ja, im Vordergrund steht die Liebesgeschichte und nicht das Drama.


    Mit diesem Buch habe ich bekommen was mir Titel, Cover und Klappentext versprochen haben, eine Hommage an die ewige Stadt und an die Liebe, unbeschwerte Lesestunden mit Rom, Espresso und einem liebenswerten Protagonisten. Beim Lesen bekommt man Lust wieder mal nach Rom zu fahren, durch Trastevere zu bummeln und nach der Bar Tiberi Ausschau zu halten – vielleicht auf einen Espresso Nutella.


    Abschließend gibt es eine kleine, aber feine Kaffeekunde mit der Überschrift „Sage mir, welchen Kaffee du trinkst, und ich sage dir, wer du bist" - die man mit Vergnügen lesen, aber nicht allzu ernst nehmen sollte.


    Von der Atmosphäre und den „Zutaten“ her fühlte ich mich ein bisschen an „Das Lächeln der Frauen“ von Nicolas Barreau erinnert. Berühmte Stadt, ein kleines Lokal, liebenswerte/r Inhaber/in, eine Liebe mit Komplikationen…. Wer das gern gelesen hat, wird sicher auch dieses Buch mögen.