Slàinte, Pippa!
Meine Bewertung ist diesmal knapp ausgefallen. Mit einem zugekniffenen Auge und viel Wohlwollen werden es dennoch 5 Sterne, bzw. 10 Eulenpunkte, wie gewohnt bei dieser Reihe. Nicht, dass ich das Buch nicht gemocht hätte! Doch es ist eben schon das fünfte über Pippa Bolle, in vergleichsweise kurzer Zeit erschienen. Und nach bewährtem Rezept verfasst. Vermutlich muss man als Leser einfach einer gewissen "Pippa-Übersättigung" vorbeugen...
Es ist einerseits wirklich zu bewundern, wie die Autorinnen die bewährten Elemente in immer wieder neue Szenerien versetzen. Diesmal ist Pippa also in Schottland, um der Hochzeit ihrer Freunde Duncan und Anita (bekannt aus einem früheren Band) beizuwohnen, eine Brennerei-Tour zu begleiten, und so nebenbei ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angehen. Wir haben, wie immer, zu Anfang des Buches ein "Dramatis Personae", das mir diesmal wirklich geholfen hat. Die Personen waren doch sehr zahlreich, und ihre (teils verwandtschaftlichen) Verwicklungen nicht immer leicht zu durchschauen. Hier hätte ich beinahe einen Stern abgezogen. Ich musste mich arg konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren. Und auch beim "Showdown" hätte ich eventuell einiges zu bemängeln; das las sich teilweise wie aus "5 Freunde" oder "TKKG". Ein klein wenig überdreht eben.
Insgesamt überwiegen für mich aber die positiven Seiten dieses wieder durchweg liebevoll komponierten Krimis. Von Anfang an taucht man ein in eine flüssig gestaltete, gründlich recherchierte Welt. Man sieht die Highlands, genießt wunderbare Panoramen, lacht über Dorfbewohner und ihre Macken. Man lässt Whisky die Kehle hinunter rinnen, wundert sich über so manche Eitelkeiten, und setzt so langsam ein Puzzle zusammen, das von Schmugglern und Familienfehden handelt. Und man möchte am liebsten gleich die Koffer packen, und nach Schottland reisen!
Aufgefallen ist mir, dass es in diesem Band überproportional häufig um Ehe- und Beziehungsprobleme geht. Vielleicht verständlich angesichts einer Handlung, die sich um eine Hochzeit dreht. Und angesichts eines schottischen Heiligen, der sich mit Eheproblemen befasst haben soll. Nur manchmal habe ich gezweifelt; eine bestimmte Verwicklung um Pippa habe ich noch nicht so ganz verdaut und verstanden.
Grandios fand ich allerdings, wie viel man in diesem Band nebenbei "gelernt" hat. Über das Whiskybrennen, über die Rolle von Katzen in den Destillerien, über Preise und Auktionen. Man merkte deutlich, dass sich die Autorinnen intensiv mit diesem Thema befasst haben.
Insgesamt gesehen, würde ich diesen Band durchaus wieder weiterempfehlen. Vielleicht aber nicht gerade an Neulinge, die Pippa noch nicht kennen. Es entgeht einem sonst doch so manche Anspielung auf frühere Fälle.