'Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao' - Kapitel 6 - Ende

  • In den letzten beiden Abschnitten hat mich das Buch richtig gepackt. Durch die Art der Erzählung ist es einerseits schrecklich und traurig, andererseits aber auch komisch. Das hat mich vor allem jetzt am Schluß wirklich fasziniert.


    Oscar leidet an Depressionen und sieht seine Zukunft nur noch düster. An allem ist natürlich dieser "Fukú" schuld. Ich hätte ihn das ein oder andere Mal gerne geschüttelt und ihm versucht klar zu machen, dass er es selbst in der Hand hat diesen Teufelskreis zu durchbrechen, in den ihn seine Mutter "hinein-erzogen" hat.


    Mit hat er unendlich leid getan. Denn eigentlich hat er niemanden gehabt, der ihm wirklich helfen konnte.
    Am Ende hatte ich das Gefühl, dass ihm bewusst war, dass er nicht in der Lage ist, seinem Leben, das er so eigentlich gar nicht führen wollte, selbst ein Ende zu setzen. Also hat sich in dieses "Fukú-Ding" hineingesteigert und die Handlanger des Verlobten von Ybon das übernehmen lassen. Vielleicht hat er ja sogar geglaubt, er würde so den Fluch von seiner ganzen Familie nehmen. Ob es sich am Ende für ihn gelohnt hat? Zumindest hat er schlußendlich alles erreicht, was er selbst je erreichen wollte: Bücher schreiben und Sex haben.


    Die letzten Sätze fand ich übrigens sehr schön und so traurig.


    Zitat

    "Er schrieb, er könnte nicht glauben, dass er darauf so verdammt lange warten musste. (Von Ybón kam der Vorschlag, er sollte das Warten anders nennen. Ja, und wie? Vielleicht, sagte sie, nennst du es Leben.) Er schrieb: Das ist es also, wovon immer alle reden! Diablo! Hätte ich das bloß gewusst,. Wie schön! Wie wunderschön!"

  • Ich muss gestehen, dass ich erleichtert bin, mit dem Buch durch zu sein.
    Den letzten Abschnitt musste ich mich doch regelrecht zwingen, zu Ende zu lesen.


    Unterschiedlicher als Oscars und mein eigenes Leben könnte es gar nicht sein, und doch verbinden uns zwei Dinge: wir lesen und leben.
    Ich kann auch gar nicht sagen, dass ich großes Mitleid mit ihm hatte, jedenfalls nicht zum Schluss. Denn da hatte er eine Entscheidung getroffen und zu ihr gestanden. Das bewundere ich sehr.
    Und wenigstens musste er nicht als Jungfrau sterben. Schade, dass Ybon ihn nicht geliebt hat. Jedenfalls nicht genug, um mit ihm fortzugehen.


    Nach wie vor ist diese unglaubliche Brutalität etwas, das ich nicht fassen kann. Wie kann man einen anderen Menschen zerstören?


    Alles in allem fand ich das Buch echt anstrengend. Eher eine Bildungsreise als Belletristik (dass es in diesem Bereich rezensiert wurde, ist mir ein weiteres Rätsel).


    Vielleicht muss ich noch eine Nacht drüber schlafen und erkenne erst später, was es mir vielleicht geben kann, manchmal ist das ja so.


    EDIT: Dass Oscar sich in eine (wenn auch ehemalige) Prostituierte verliebt, fand ich fast schon klischeehaft.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • 1. Mir ist außerdem noch eingefallen, dass ich es sehr schade finde, dass wir nicht mehr über Belis Anfangszeit in Nord-Amerika erfahren, auch nichts über den Vater von Oscar und Lola und dessen Geschichte mit Beli, wo ist er und warum ist er dort, und wer eigentlich der "tio" genau ist. Noch ein Sohn von La Inca? Sehr sehr schade.


    2. Frage ich mich, ob Oscar es in der heutigen Zeit leichter gehabt hätte. Zum Beispiel, um Kontakte zu anderen "Nerds", Rollenspielern oder ganz einfach Einsamen im Internet zu schließen? Vielleicht hätte ihm das geholfen.


    3. Fiel mir auch wieder extrem auf, dass anscheinend in Amerika tatsächlich dieses Cliquenbilden und Ausschließen von Einzelnen (selbst von anderen Oberlosern wurde Oscar nicht akzeptiert) der Fall ist. Leider schwappt das ja durch die ganzen Filme auch zu uns herüber. Oder wird hier einfach nur ein Klischee bedient?

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mittlerweile denke ich, dass die "moderne" Stimme vermutlich von Lolas Tochter kommt, die vielleicht tatsächlich irgendwann, wie von Yunior erhofft, zu ihm gekommen ist und die Sachen von ihrem Onkel Oscar durchgeschaut hat.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • So, nun habe ich das Buch auch beendet. Oscars Tod war ja eigentlich durch den Titel schon vorangekündigt. Aber die erste Lektion im Zuckerrohrfeld, nach der er schwer verletzt war, hat er nicht ernst genug genommen. Und so hat er dann auch noch den Befehl zum Feuern noch selbst gegeben. Aber wenigsten durfte er einmal die Nähe einer Frau spüren und ein wenig mochte sie ihn wohl auch.


    Meine Meinung zum Buch ist recht zwiegespalten. Wie ich schon im letzten Abschnitt schrieb, hat mich der Roman nur passagenweise überzeugt, eben die um Beli und Abelard. Sie hätte ich sehr gern mehr im Fokus des Romans gehabt. Aber es ging ja um Oscar und der tat mir zum Teil leid, weil er ja doch unter seiner Einsamkeit sehr litt, aber er hat mich auch genervt und gelangweilt. (Vielleicht aber nur, weil ich mich in dieses Nerd-Dasein nicht hineinversetzen kann:)


    Die Figuren waren mir auch zu schablonenhaft, viele Männer waren Machos, viele Frauen auf Busen und Gesäß reduziert.


    Ohne diese Leserunde hätte ich diesen Roman wohl nicht beendet. Meine Erwartungen an ihn waren recht hoch, aber leider wurden meine Hofnungen nicht erfüllt.

  • Zitat

    Original von Saiya
    In den letzten beiden Abschnitten hat mich das Buch richtig gepackt. Durch die Art der Erzählung ist es einerseits schrecklich und traurig, andererseits aber auch komisch. Das hat mich vor allem jetzt am Schluß wirklich fasziniert.
    ...


    Das ging mir auch so. Der letzte Abschnitt flog nur so dahin. Am Ende habe ich mich so für Oscar gefreut und bin froh, dass er sein Leben hinter sich hat.


    Mir hat das Buch sehr gefallen, gerade die Mischung aus Humor und Tragik, gepaart mit Information hat mir gut gefallen.
    Ein Buch so prall wie Belis T....- voller Klischees, aber auch voller Figuren, die ich hätte schütteln können und die ich zugleich sehr mochte.


    Ohne die Querbeet-Runde wäre auch dieses Buch an mir vorbeigegangen- danke euch für diesen Vorschlag. :anbet

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Mir hat das Buch richtig gut gefallen, auch wenn ich wirklich lange dran gesessen habe. Nach dem ersten Abschnitt war ich dann recht bald sehr gut in der Geschichte, die mich lange begleitet hat, auch, weil es kein Buch ist, das ich so runterlesen kann. Dafür beschäftigen mich die Figuren zu sehr. Da stecken so viele traurige Geschnichten in diesem Knäul aus Fuku und Fatalismus und ungünstigen Vorzeichen, das ich das Ende geradezu versöhnlich finde. Obwohl ich mich schon Frage, woran Oscar so fieberhaft geschrieben hat? Worüber hat er recherchiert? Was hat denn bloßin diesem verflixten Manuskript im zweiten Päckchen gestanden, das niemals ankam? Es bleibt zu hoffen, dass Es Oscar gelungen ist, seine Familie vom Fuku zu befreien, denn ich glaube, das war es, woran er gearbeitet hat. Ob es ihm geglückt ist? Wer weiß.