Richard Dübell - "Zorn des Himmels"

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
    Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover); Auflage: Aufl. 2014 (8. Oktober 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3785725140
    ISBN-13: 978-3785725146
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren


    Inhaltsangabe:


    Frankfurt, im Jahre des Herrn 1342. In der Ferne ballen sich dunkle Wolkentürme zusammen, Wetterleuchten erhellt den Himmel und Gerüchte von Überflutungen im Südosten des Reiches kursieren in den Straßen und Gassen der Stadt. Die junge Fährmannstochter Philippa ahnt nicht, dass der heranziehende Sturm ihr Leben für immer verändern wird. Sie verliebt sich in einen Mann - einen Mann, der einen Mordanschlag auf den Kaiser planen soll. Und während sich der Zorn des Himmels über Frankfurt entlädt und eine Katastrophe ohne Gleichen einläutet, muss Philippa eine Entscheidung treffen, die über Leben oder Sterben des Kaisers bestimmt...


    Autoreninfo:


    Richard Dübell, 1962 in Landshut geboren, arbeitet inzwischen nur noch Teilzeit in einem großen Elektronikkonzern. Der Schriftsteller lebt mit seiner Frau und seinem Sohn bei Landshut und verbringt seine freie Zeit neben dem Schreiben mit Malerei, Fotografie und Reisen.


    Meine Meinung:


    Titel: Eine Naturkatastrophe verändert Mitteleuropa...


    Dies war mein erster historischer Roman von Richard Dübell, kenne ich doch bisher nur seine spannenden und vor allem amüsanten Krimis um Hauptkommissar Peter Bernward. Da ich historische Romane mein bevorzugtes Genre sind und mich die äußere Gestaltung des Buches förmlich anzog, begann ich mit großem Interesse und Erwartungen zu lesen.


    Der Autor entführt uns nach Frankfurt, anno Domini 1342. Hier begegnen wir der jungen Fährmannstochter Philippa, die während sich ein Unwetter zusammenbraut einen Mann ohne Erinnerung kennenlernt. Mathias hat es ihr wirklich angetan, noch nie hat sie so gefühlt. Während Mathias ihr gehörig den Kopf verdreht, geht das Gerücht um, dass ein Attentäter in der Stadt weilt, der es auf den Kaiser abgesehen hat. Könnte Mathias wohlmöglich darin verwickelt sein?


    Richard Dübells Schreibstil ist einfach so erfrischend, dass einem die Seiten förmlich durch die Hände gleiten, man immer mehr von der Geschichte und dessen Charaktere haben möchte.


    Die dargestellten Personen sind sehr gut gezeichnet, da findet sicher jeder Leser einen Charakter mit dem er sich identifizieren kann. Mir hat es hier am meisten Philippa angetan, mochte ich vor allem ihr wildes und offenes Wesen.


    Gut gefallen hat mir zudem, dass die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt wird, so bekommt man einen noch besseren Einblick in die Menschen und ihre Gefühlswelt. Und für zusätzliche Spannung sorgt es auch.


    Die Katastrophen, das Machtgeränkel und ähnliches sind so gut geschildert, dass man fast das Gefühl hat einen Film vor Augen ablaufen zu sehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich dieser Stoff ideal als Filmvorlage macht.


    Eins weiß ich nach dieser Lektüre ganz gewiss: Das wird nicht mein letzter historischer Roman von diesem Autor gewesen sein.


    Fazit: Ein spannender und sehr unterhaltsamer Roman über das Magdalenenhochwasser. Für Fans historischer Romane ein Must-Read. Lesenswert und uneingeschränkt zu empfehlen!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Danke nicigirl ,
    für deine Hervorragende Rezi . Jetzt kann ich mir ein beseres Bild über den Inhalt des Buches machen. So fällt mir die Kaufentscheidung zu diesem Buch Leichter. Dübell ist schon ein ausgezeichneter Schriftsteller...

  • Eigentlich bin ich kein Fan von Richard Dübell, ich habe bisher einige Bücher von ihm gelesen, so z. B. "Der Tuchhändler" oder "Die schwarzen Wasser von San Marco", fand sie keineswegs total schlecht oder misslungen, war aber auch nicht wirklich begeistert. Dieses Buch habe ich also nicht wegen dem Autor zu lesen begonnen, sondern weil mich das Thema interessiert hat.


    Das Magdalenenhochwasser war mir bisher nicht bekannt, nun weiß ich, dass der "Himmelfahrtsgieß" um 1500 (also wesentlich später) keineswegs die bisher schlimmste Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa war. Abgesehen davon aber, ist das Thema für einen historischen Roman auch noch originell. Wie viele historische Romane gibt es eigentlich, wo eine historische Naturkatastrophe im Mittelpunkt steht. Ist das aber schon einmal der Fall, so handelt es sich gewöhnlich um Vulkanausbrüche (z. B. Pompeji) und Ähnliches, und gewöhnlich dient so etwas auch nur als Romanhintergrundkulisse


    Die Hochwasserkatastrophe ist sehr geschickt mit einem (fiktiven?) Attentat auf Kaiser Ludwig IV. verknüpft, um das die übrigen Handlungsstränge, auch die Liebesgeschichte zentriert sind.



    Die Attentatgeschichte ist hier allerdings der Aufhänger für das Hochwasser, diese Katastrophe ist packend beschrieben, bereits in der Einleitung wird sie im Hintergrund vorbereitet.


    Für historische Romane eher unüblich ist die Figurenzeichnung recht differenziert. Diese sind zwar keine großartigen Schöpfungen, aber sie wirken für Romanfiguren recht plausibel, haben nachvollziehbare Motive, und es gibt bei den wichtigen Figuren tatsächlich keine Schwarzweißzeichnung.


    Da stört es mich auch nicht, dass Kaiser Ludwig IV. (Ludwig der Bayer) wieder einmal der "Idealherrscher" sein darf.


    Dass es eigentlich kein historischer Roman ist, weil fast alle Figuren fiktiv sind, wie ich einer Rezension gelesen habe - ich bin da anderer Meinung.
    Das Magdalenenhochwasser ist historisch belegt und der tatsächliche "Hauptakteur" im Roman, nicht einfach nur der Background.


    Die Art, wie die Figuren im Verzeichnis eingeführt werden (es ist ähnlich wie bei Lindsay Davis und ihren Falco-Romanen) habe ich recht witzig gefunden, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass einige Leser/innen das für eine historischen Roman wenig passend finden könnten.


    Zu bemängeln wäre für mich höchstens, dass Karl von Luxemburg (der spätere König / Kaiser Karl IV.) im Figurenverzeichnis aufgelistet ist, aber als Figur selbst nicht in Erscheinung tritt. Hier habe ich aber den Eindruck, dass die Auflistung von drei historischen Figuren im Verzeichnis, von denen nur der Kaiser tatsächlich in der Handlung eine Rolle spielt,, dazu dient, um Leser/innen knapp ein paar Hinweise zu den politischen Verhältnissen im damaligen Deutschland zu geben.


    Das einzige, was ich nicht so gut gefunden habe, ist der Schluss:


    Allerdings finde ich nicht, dass der Schluss des Romans den insgesamt guten Gesamteindruck völlig zerstört.


    FAZIT: eindeutig einer der besseren historischen Unterhaltungsromane, packend, viele gute Szenen, recht differenzierte Figuren und zusätzlich mit Humor.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)