Heinrich Steinfest - Das grüne Rollo

  • Titel: Das grüne Rollo
    Autor: Heinrich Steinfest
    Verlag: Piper
    Erschienen: März 2015
    Seitenzahl: 288
    ISBN10: 349205661X
    ISBN-13: 978-3492056618
    Preis: 19.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Theo ist gerade aufs Gymnasium gekommen, als es eines Nachts, um 23:02, mit einem Ratsch plötzlich da ist. Vor seinem Fenster bläht sich im Mondlicht ein grünes Rollo. Tagsüber verschwindet es, aber von nun an entrollt es sich jede Nacht um exakt dieselbe Zeit. Das ist unheimlich genug, und nicht nur, weil es in Theos Zuhause noch nie Rollos oder auch nur Vorhänge gab. Viel unheimlicher ist aber, dass es, wenn man genau hinschaut, Augen zu haben scheint ... Nein, keine Augen, Ferngläser.


    Der Autor:
    Heinrich Steinfest, geb. 1961. Albury, Wien, Stuttgart das sind die Lebensstationen des erklärten Nesthockers und preisgekrönten KriminalautorHeinrichs, welcher den einarmigen Detektiv Cheng erfand. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet, erhielt den Stuttgarter Krimipreis 2009 und den Heimito-von-Doderer-Preis.


    Meine Meinung:
    Ein interessantes, spannendes und lesenswertes Buch. Als Leser fragt man sich mehrmals: Wohin will der Autor mit uns, seinen Lesern. Man spekuliert – aber irgendwie lösen sich die Spekulationen zumeist sehr schnell wieder auf. Erst im dritten Teil des Buches deckt der Autor dann auf, was es mit der erzählten Geschichte so auf sich hat. Und alles fügt sich passgenau ineinander. Heinrich Steinfest ist ein Erzähler der es versteht zu erzählen und seine Leser „ans Buch zu fesseln“. Die Geschichte ist sicher nicht alltäglich – auch wenn vielleicht kleinere Anleihen bei dem einen oder anderen Buch gemacht wurden. Aber wie das dann miteinander vermischt wird ist schon beeindruckend – und auch irgendwie neu und bisher so auch noch nicht erzählt.
    Nichts ist so wie es scheint – oder vielleicht doch?
    Wohin geht die Reise, was steckt hinter Allem?
    Was ist Normalität, wo endet die Realität? Existiert etwas außerhalb unserer normalen Vorstellungen. Fragen über Fragen – die Heinrich Steinfest aber alle beantworten wird – wobei daraus natürlich auch wieder neue Fragen entstehenn.
    Dieses Buch ist einem bestimmten Genre nicht eindeutig zuzuordnen. Ein wenig Fantasy, ein wenig Abenteuerroman, ein wenig, wenn auch vorsichtig, Zeitkritik und ein wenig Science Fiction.
    Ein wunderbarer, sehr lesenswerter Schmöcker – klare Leseempfehlung. 8 Eulenpunkte.


    ASIN/ISBN: 349230933X

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe es gestern in der Buchhandlung in der Hand gehabt und sofort gekauft. Eigentlich bin ich ja eher E-Book-Leser, aber dieses ist zweifarbig geschrieben, wie "Die unendliche Geschichte", allerdings in schwarz und grün.


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  • Ich habe es gerade zuende gelesen und kann mich Voltaire nur anschliessen. Ein spannendes Buch mit einer etwas seltsamen, fantastischen Geschichte, die im dritten Teil ein Ende nimmt, das man vorher sicher nicht erwartet hat.
    Ich lese selten Bücher in Richtung Fantasy, aber dieses hat mir gut gefallen.
    Die unterschiedliche Druckfarbe für die verschiedenen Handlungsebenen sagt: Hol dir die Papierversion.

  • Breitgetretene Kurzgeschichte mit flacher Pointe


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    Über vier Jahre lang stand dieses Buch an verschiedenen Positionen in meinem Regal mit den noch zu erlebenden Abenteuern. Es wartete geduldig darauf, gelesen zu werden, aber es wurde immer wieder von Neuerscheinungen zurückgedrängt, deren Titel, Autoren oder/und Klappentexte spannender klangen. Gekauft hatte ich „Das grüne Rollo“ ohnehin nur, weil es von jenem Schriftsteller ist, der die großartigen, klugen und originellen „Cheng“-Krimis verfasst, allerdings mit Titeln wie „Das himmlische Kind“ oder dem im Ansatz guten, jedoch teilvergurkten „Der Allesforscher“ auch schon genrefremde Ausflüge unternommen hat, die nicht immer glücklich ausgegangen sind. Möglicherweise war es auch das, was mich abhielt, was mich immer wieder nach anderen Romanen greifen ließ.


    Ich habe eine Weile gesucht, aber in meiner Sammlung keinen auch nur annähernd so dämlichen Buchtitel wie „Das grüne Rollo“ gefunden, was daran liegen mag, dass ich keine Einrichtungs- und Dekorationsbücher wie „Die gelbe Kaffeemaschine“, „Der blaue Teppich“ oder „Die rote Kommode“ lese. Spaß beiseite – der Titel ist wirklich doof. Und auch wenn das grüne Rollo, das genauso gut eine Tapete oder eine Tür sein könnte, eine wichtige Rolle spielt, gehört dieser doofe Titel zu all den Ablenkungsmanövern, die Steinfest aufbaut, um die flache und enttäuschende Pointe dieser auf zweihundertneunzig Seiten breitgetretenen Kurzgeschichte so lange wie möglich zu verheimlichen.


    Bis dahin erzählt er als viel zu altersweiser Ich-Erzähler von Theo, der im ersten Teil des Romans, der im Jahr 2010 spielt, zehn Jahre alt ist, und an dessen lichtschutzlosem Zimmerfenster plötzlich und fortan in jeder Nacht um exakt 23.02 Uhr ein grünes Rollo auftaucht, das sich alsbald als Portal in eine eigentümliche, leicht grünlich gefärbte Parallelwelt erweist, die von Männern mit im Gesicht angewachsenen Ferngläsern beherrscht wird, und in der ein Mädchen namens Anna, das sich als seine Schwester entpuppt, unterschiedlichen Arten von Dauerfolter ausgesetzt ist, aus denen sie jeweils von Theo befreit werden muss.


    Im zweiten Teil ist Theo beinahe fünfzig und Astronaut auf dem Weg zum Mars, aber plötzlich taucht das beinahe vergessene Rollo wieder auf und zieht Theo abermals in diese grüne Welt, in der jetzt Krieg herrscht. Und im dritten, kürzesten Teil folgt die Erklärung.


    Was sich wie ein phantasieloser Fantasyroman liest, wie ein Genreausflug von jemandem, der eigentlich viel lieber zu Hause geblieben wäre und deshalb Küchenmesser, Labradorweibchen und Lauftrainer mit semimagischen Eigenschaften ausstattet, wird am Ende zu etwas verknotet, das zumindest mir nur noch ein - von einem genervten Stöhnen begleitetes - „Im Ernst?“ abgerungen hat. Aber auch bis dahin stimmt in dieser Geschichte nicht viel, tanzen Unlogik, ermüdende erzählerische Kunstgriffe, ein altkluger Ton, fett aufgetragene Metaphorik und eine gänzlich blasse Hauptfigur ein armseliges und ermüdendes Ringelreihen.

    „Das grüne Rollo“ ist nichtssagend, erzählt aber auch nichts, und wer es noch im Regal mit den ungelesenen Büchern zu stehen hat, sollte es dort auch besser lassen. Einer der schwächsten Steinfests, der sich allmählich zu einer Art Haruki Murakami in einer schwäbischen Light-Version entwickelt.