'Tanz des Vergessens' - Seiten 001 - 101

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Was hat Dich daran genau irritiert? Der Satz bezieht sich auf eine Erinnerung Lous an ihren Bruder Carl, für dessen Unglück sie sich verantwortlich fühlt.


    Inzwischen weiß ich das, weil im nächsten Abschnitt eine Andeutung ist (ob da mehr kommt, weiß ich noch nicht). Aber zu diesem Zeitpunkt im Buch fand ich die Bemerkung sehr irritierend, weil ich überhaupt nicht wußte, worauf sie sich bezieht.



    Zitat

    Original vom Heidi Rehn
    Ich akzeptiere Deine Entscheidung "ab 1914 ist für mich Schluss", denn jeder hat seine persönlichen Präferenzen. Allerdings möchte ich doch kurz darauf hinweisen, dass es auch in früheren Zeiten nicht eben prüde zuging. Es ist halt immer die Frage, inwieweit das deutlich angesprochen oder unter den Teppich gekehrt wird. Geschwelt hat das Thema immer, es ist sehr menschlich und gehört zum Leben dazu. Auch - oder gerade? - in Gesellschaftsromanen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.


    Mit dem „1914“ spiele ich nicht nur auf die Handlungs-, sondern auch auf die Entstehungszeit von Büchern an.


    Wir hatten das Thema ansatzweise schon beim letzten Buch, nur hier fällt es mir sehr auf; im nächsten Abschnitt habe ich etwas dazu gepostet, was ich offline schon geschrieben und jetzt unverändert eingestellt habe.


    Wir haben dazu und zur (notwendigen?) Darstellung in Büchern (aber auch Filmen) offensichtlich eine recht unterschiedliche Meinung.
    :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe den ersten Abschnitt des Buches geschafft. Es geht zur Zeit ziemlich langsam voran, was aber auf keinen Fall an den Buch liegt, sondern an meinem Mangel an Zeit.
    Da dies nicht mein erstes Buch von Heidi ist, wusste ich vom Schreibstil her, was mich erwartet. Und meine Erwartungen wurden wieder einmal erfüllt.
    Ich habe mich schnell in die Geschichte eingefunden und mag Lou sehr.Gefallen hat mir u.a., wie sie sich gegen ihren Chef durchsetzt, um sich nicht ausnutzen zu lassen.Auch Judith gefällt mir sehr gut, sie ist eine starke Persönlichkeit. Auch ich glaube, dass sie sich eher zu Frauen hingezogen fühlt.
    Jetzt aber schnel weiterlesen.

  • Ich komme jetzt auch endlich mal dazu etwas über den ersten Abschnitt zu schreiben.


    Das Cover gefällt mir sehr gut. Der erste Abschnitt hat mir schon mal gut gefallen.


    Ich finde es für Lou zwar traurig, das sie so früh ihren Verlobten verloren hat. Mich hat es aber ehrlich gesagt nicht so bewegt. Weil er schon ziemlich am Anfang des Buches gestorben ist, kannte man ihn daher ja kaum. Vielleicht hätten ein paar Seiten mehr, über das Zusammenleben zwischen Lou und Curd den Buch gut getan. Dann wäre man sicher etwas mitfühlender mit Lou gewesen.


    Ich finde es gut, wie sich Lou gegenüber ihren Chef durchsetzt. Sie lässt sich nichts von ihm gefallen und lässt sich als Arbeitskraft nicht ausbeuten.


    Judiths "Vorliebe" war mir schon auf Seite 59 klar. Als sie Lou in den Arm nimmt und in einen verführerischen Traum versank.


    Ärgerlich fand ich den Brief von Curds Vater. Komisch, das Curd nichts von seiner Verlobten erwähnt hat. Ob, wir noch den Grund darüber erfahren werden. :gruebel


    So, jetzt werde ich ein wenig weiterlesen.

  • Witzigerweise habe ich ursprünglich tatsächlich mehr zu Curd und Lou geschrieben. Es gab eine wunderschöne Szene am Ufer des Chiemsees im eiskalten, frostigen Winter und in ihrer Wohnung. Das habe ich dann jedoch ersatzlos gestrichen, weil es mir persönlich dann sehr, sehr schwer fiel, Curd sterben zu lassen. Das aber war das Zwingende, denn mir geht es auch um die mehr als 1000 größtenteils zivilen Zufallsopfer, die bei der Niederschlagung der Münchener Räterepublik gestorben sind und über die kaum mehr gesprochen wird...

  • Entschuldigt bitte die Verspätung.


    Ich bin teils gut und teils nicht so gut in die Geschichte reingekommen.
    Ich mag den Schreibstil und ich finde auch, dass die Atmosphäre der 20er Jahre sehr schön widergegeben ist. Auch in München fühle ich mich gut aufgehoben. Ich mag es einfach, wenn ich schon mal an den Schauplätzen war, die in einem Buch vorkommen. Und jetzt habe ich wieder total Lust München einen Besuch abzustatten. Meine Tante wohnt da, das ließe sich eigentlich recht einfach einrichten. :gruebel
    Übrigens eine wundervolle Idee, eine Tour zu den Schauplätzen des Buches zu geben.
    Leider habe ich mich mit dem Bayrischen Dialekt ziemlich schwer getan... Das macht das Buch irgendwie authentischer, andererseits hemmt es bei mir den Lesefluss ungemein. Vielleicht kann ich mich aber noch mehr damit anfreunden.
    Und an Spannung fehlt es mir leider auch etwas. Zumindest weiß ich gar nicht, wohin uns die Geschichte führen soll.. Mal sehen.


    Zitat

    Original von mazian
    Was mir gefällt, ist das Einstreuen von Worten aus der Zeit. Die "Elektrische" wurde ja schon genannt. Aber auch "blümerant" kam schon 2 Mal vor. Das gefällt mir an der Geschichte, da wird man direkt schon mit der Sprache in die Geschichte hinein gezogen. :wave


    Der Wortschatz ist mir auch positiv aufgefallen. :) Blümerant, behende usw. liest man nicht so oft.


    Lou ist mir recht sympathisch, aber ihrem Charakter fehlt bisher noch der Tiefgang. Das ist jedoch nicht so schlimm, ich bin überzeugt, dass der noch kommt. Mir gefällt es auch, wie sie dem alten Prantl die Stirn bietet und sich nichts gefallen lässt.
    Frida ist ein sehr interessanter Charakter und ich bin gespannt noch mehr von ihr zu erfahren... Ihren Beruf, warum sie ihren verstorbenen Mann quasi vollends aus ihrem Leben verbannt hat usw.
    Die kleine Franzi mag ich besonders und finde sie total charmant. Allerdings kommt sie mir manchmal viel älter vor als 8. Gerade bei der Szene als Max Lou küssen will, gibt sie Gedanken von sich, die ich einer achtjährigen so gar nicht zugetraut hätte. Und auch ihr Wortschatz ist bemerkenswert. ;)
    Max und Judith sind mir noch zu blass, wobei ich beide bisher nicht so sympathisch fand. Ich weiß auch nicht. Vielleicht kommt das noch und wenn nicht: Man muss ja nicht jeden mögen. :-]


    So dann lese ich mal weiter.

  • Danke für Deine Einschätzungen.


    Die Probleme mit dem Bairischen kann ich nachvollziehen. Da habe ich auch lange gezögert, wie ich es mache und mich dann für diese Variante entschieden. Allzu viel ist es nicht und gelegentlich noch ein typischer Begriff aus dem hiesigen Wortschatz geben ausreichend Färbung. Das entschuldigt auch, wenn man über manches drüber stolpert.


    Zum Thema Spannung: es ist ja kein Krimi oder Spannungsroman, sondern ein Roman über die Gesellschaft und das, was die "normalen" Menschen in dieser Zeit umgetrieben hat, nachdem Krieg und Revolution hinter ihnen liegen, die Inflation sie beutelt und ein Großteil von ihnen deshalb den Rückzug antritt aus politischem oder sozialem Engagement, um sich "nur noch" um sich selbst und die eigenen Belange zu kümmern.


    Franzi ist in der besagten Szene besonders altklug, aber so ist sie halt. Das habe ich schon oft bei Kindern so beobachtet, auch bei meinen eigenen. Es gibt Situationen, da sind sie ihrem Alter (und uns Erwachsenen) weit voraus mit dem, was sie erkennen und deuten.


    Schade, dass Judith und Max Dir noch etwas fremd sind. Vielleicht gewinnen sie noch Deine Sympathie...

  • Ja, du hast natürlich recht. Den Aspekt mit der Spannung kann ich nachvollziehen. Das sollte auch nicht zu negativ klingen. Ich verstehe es natürlich, dass der Handlungsstrang hier nicht auf Spannung ausgelegt ist und das ist für mich auch kein Punkt, der das Buch abwertet. Wie gesagt, die Atmossphäre ist wunderbar widergegeben, nur fehlte mir anfangs etwas der Anreiz (die ''Spannung''), um weiterzulesen. Aber ich denke, gerade bei historischen Romanen braucht man eben seine Zeit sich einzufinden. Ich habe nun auch schon etwas weitergelesen und es gefällt mir mehr und mehr.


    Stimmt, viele Kinder sind tatsächlich so. Diese altkluge Wesenszug Franzis macht sie vermutlich auch so charmant und sympathisch. Ich hoffe aufjeden Fall, dass sie weiterhin so präsent im Buch bleibt. :)


    Max fand ich einfach ein bisschen befremdend, wie er plötzlich aus dem Nichts auftaucht und sich vorher aber kaum gemeldet hat. Ansonsten hat man über ihn noch nicht viel erfahren, dass ihn sympathisch machen könnte. Seine Rolle im Buch war eben noch nicht so groß. Ich weiß nur, dass er Curd wohl sehr ähnelt und dass man ihn oft im Theater antrifft. :grin
    Und Judith ist für mich einfach noch schwer zu fassen.


    Achja, die Gruberin fand ich übrigens irgendwie amüsant und ich konnte mir sie wirklich gut bildhaft vorstellen.
    Dass Lou erst 19 ist, hat mich auch überrascht. Heutzutage verlobt sich kaum jemand in dem Alter, aber damals war das natürlich anders.
    Und dass die Menschen zu der Zeit viel freizügiger waren, hätte ich auch nicht gedacht! Aber das ist genau das Interessante an historischen Gesellschaftsromanen: Sie lehren einen sehr viel über das Lebensgefühl zu anderen Zeiten. :-]

  • Die Zeiten zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren weitaus freizügiger, als man gemeinhin denkt. Wobei die Darstellung sich natürlich vor allem auf die Großstädte und da insbesondere auf Berlin bezieht. Allerdings war das Leben weniger prüde, als man es heute gern mit der "guten alten Zeit" verbindet. Unsere Vorfahren waren eben auch nur Menschen....


    Max taucht tatsächlich anfangs relativ wenig auf. Da fällt es einem durchaus schwer, ihn sympathisch zu finden. Ich hoffe, das ändert sich für Dich noch.


    Die Gruberin ist so eine typische Nachbarin, wie man sie bis heute in Münchner Häusern findet. Gelegentlich muss ich einfach solche Gestalten durchs Bild huschen lassen. Auch wenn sie klischeehaft wirken mögen, es gibt sie tatsächlich :grin