Sophie Kinsella - Schau mir in die Augen, Audrey (ab ca. 12 J.)

  • empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren

    Originaltitel: Finding Audrey


    Über die Autorin
    Die britische Autorin Sophie Kinsella (geboren 1969 in London) begann ihre schriftstellerische Karriere bereits mit 24. Damals hieß sie noch Madeleine Wickham, hatte für ein Jahr Musik in Oxford studiert und war anschließend zu Politik, Philosophie und Ökonomie übergewechselt. Kinsella arbeitete als Wirtschaftsjournalistin - ein Metier, in das sie auch die Heldin ihrer erfolgreichen "Shopaholic"-Reihe steckt: Die chronisch klamme Rebecca Bloomwood gibt ihren Lesern Finanztipps. Die sich daraus ergebenden Verwicklungen sorgen nicht nur für großes Lesevergnügen, sondern sind auch gut anzuschauen: Der Bestseller "Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin" wurde ein Kinohit. Auch alle anderen Bücher von Kinsella stehen weit oben auf den Bestsellerlisten. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London.


    Kurzbeschreibung
    Audrey ist Mitglied einer ziemlich durchgeknallten Familie: Ihr Bruder ist ein Computernerd, ihre Mutter eine hysterische Gesundheitsfanatikerin und ihr Vater ein charmanter, ein bisschen schluffiger Teddybär. Doch damit nicht genug – Audrey schleppt noch ein weiteres Päckchen mit sich herum: Nämlich ihre Sonnenbrille, hinter der sie sich wegen einer Angststörung versteckt. Bloß niemandem in die Augen schauen! Als sie eines Tages auf Anraten ihrer Therapeutin beginnt, einen Dokumentarfilm über ihre verrückte Familie zu drehen, gerät ihr immer häufiger der gar nicht so unansehnliche Freund ihres großen Bruders vor die Linse – Linus. Und langsam bahnt sich etwas an, was viel mehr ist, als der Beginn einer wunderbaren Freundschaft ...


    Meine Rezension
    Sophie Kinsella und ich waren bisher noch keine guten Freunde. Ihre Romane fand ich immer zu seicht und einfach nicht meine Richtung. Aber leider fiel mir dieses Buch in die Finger und was tut man nicht alles, wenn man krank zuhause herumhängt und viel, viel Zeit hat ...


    Der Roman dreht sich um den Teenager Audrey, der schwer traumatisiert ist und sich völlig von allem zurückgezogen hat. Es wird nicht detailliert beschrieben, warum das so ist - aber aus den paar Andeutungen kann man sich gut zusammenreimen, daß sie in der Schule wohl schwer gemobbt wurde. Audrey trägt immer eine Sonnenbrille, da sie seitdem auch niemanden mehr ansehen kann. Die Angststörungen, unter denen sie leidet, beherrschen ihr ganzes Leben. Doch so kann es ja nicht ewig weitergehen und daher stellt ihre Therapeutin ihr auch immer wieder Aufgaben, die ihr dabei helfen sollen, schrittweise in ein normales Leben zurückzukehren. Eine dieser Aufgaben ist es, einen Dokumentarfilm über ihre Familie zu drehen.


    Und hier kommt die schräge Familie ins Spiel: ihr Vater, der zu allem ja und amen sagt. Ihr großer Bruder, der ein Computernerd ist und ihre Mutter, die eigentlich am schrägsten von allen drauf ist. Sicher, sie meint es nur gut und will das Beste für ihre Familie - in diesem Bestreben schießt sie aber stets meilenweit über das Ziel hinaus.


    Und je weiter der Dokumentarfilm gedeiht, desto weiter wendet sich Audrey in kleinen Schritten dem Leben wieder zu.


    Ich werde mit Sicherheit auch weiterhin keine "normalen" Bücher von Sophie Kinsella lesen, das ist einfach nicht mein Beuteschema. Aber dieser Jugendroman hat mir richtig Spaß gemacht. Leicht und fluffig - trotz Audreys Probleme - wird hier der Alltag der ziemlich verrückten Familie geschildert. Die Dokumentarfilmszenen sind klasse und besonders Audreys Mutter wird haaresträubend gut geschildert. Meine Güte, mit so einer Mutter an der Backe würde ich schreiend Reißaus nehmen!


    Ich kann mir gut vorstellen, daß die Schreibe auch der eigentlichen Zielgruppe gut gefällt, da die Geschichte locker-fluffig erzählt wird und auch trotz des durchaus ernsten Anlasses für Audreys Probleme einfach Spaß macht.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich hoffe, daß es auch unter den Teenies seine Fans findet!


    Ich würde hier für leichte und angenehme Sommerunterhaltung 8-9 (von 10) Eulenpunkten vergeben. :wave

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Sophie Kinsella ist den meisten vermutlich durch ihre Schnäppchenjägerin-Romane ein Begriff. Mit “Schau mir in die Augen, Audrey” hat sie ihr erstes Jugendbuch veröffentlicht.


    Kinsella selbst ist Mutter von vier Söhnen und einer Tochter und genau das merkt man beim Lesen auch, finde ich. Das Familienleben von Audrey wird einfach absolut treffend und humorvoll geschildert und macht für mich den Charme dieser Geschichte aus. Besonders begeistert war ich von Audreys Mutter, die ihre Kinder über alles liebt und immer versucht, eine möglichst gute Mutter zu sein. Dass sie den Bogen dabei ab und an etwas überspannt, sieht man zum Beispiel in der Szene, in der sie – angeregt durch einen Ratgeber, wie man am besten mit seinen Kindern kommunizieren sollen – versucht mit Audreys älterem Bruder über seine Unordnung zu sprechen:


    “Also, Frank, mir ist aufgefallen, dass du gestern in deinem Zimmer zwei nasse Handtücher auf dem Boden liegen gelassen hast”, beginnt sie betont sachlich. “Das hat ein Gefühl der Überraschung in mir ausgelöst. Was für ein Gefühl hat es bei dir ausgelöst?”
    “Hä?”, macht Frank und starrt sie verwirrt an.
    “Ich glaube, dass wir für dein Handtuch-Problem gemeinsam eine Lösung finden können”, fährt Mum fort. “Ich glaube, das wäre eine Herausforderung, die uns beiden total Spaß machen könnte.” (S. 186)


    Für mich waren die Entwicklung von Audrey und die vorsichtige Liebesbeziehung zwischen ihr und Linus eher zweitrangig, obwohl ich es positiv finde, dass ein so wichtiges Thema wie die Angststörung, an der Audrey leidet, in den Vordergrund gerückt wird. Die kleinen und großen Erfolge, die Audrey im Laufe der Geschichte, für sich verbuchen kann, sind zwar in meinen Augen etwas unrealistisch und die Entwicklung an sich zu positiv, aber dafür ist der Jugendroman einfach flockig leicht und sehr angenehm lesbar. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass vor allem jugendliche Leserinnen ebenso wie Audrey ganz verliebt in Linus sind. Ich wäre es vor 15 Jahren bestimmt gewesen.


    “Schau mir in die Augen, Audrey” ist ein Buch, das bei mir einfach dadurch gepunktet hat, dass es mich wunderbar unterhalten hat. Es mag zwar aus psychologischer Sicht stellenweise etwas unrealistisch sein, aber die Schilderung von Audrey und ihrer herrlich durchgeknallten (und dabei ganz normalen) Familie hat mich Seite für Seite lesen und immer mal wieder leise kichern lassen. Und dafür gibt es von mir 8 von 10 Sternen!

  • Mir hat das Buch gut gefallen, ich habe es gehört, für mich hatte es auch keine Längen zwischendurch. Audreys Ängste und Benehmen konnte man gut nachvollziehen, es war schon recht anschaulich geschildert. Es wird zwar nie gesagt, was genau passiert ist - das ist aber auch für die Geschichte nicht nötig - Mobbing kann sich jeder wahrscheinlich selber vorstellen. Trotzdem hätte es mich doch interessiert, was ein solch tiefes Trauma und Angststörung hervorgerufen hat.


    Das Benehmen der Mutter fand ich stellenweise echt unmöglich, sie war immer bestrebt, das Beste für ihre Kinder zu tun, ohne aber dabei sich wirklich für die Kinder - außer Audrey - zu interessieren. Ihr Pauschalurteil über Videospiele spiegelt aber die Meinung vieler wieder - einfach mal etwas annehmen, was in der Zeitung steht, ohne zu hinterfragen, ob es nicht auch eine andere Seite gibt.


    Linus war natürlich klasse, wobei es mir dann doch zu schnell ging - irgendwie von null auf hundert. Gefallen hat die Liebesgeschichte aber auf jeden Fall, sie rundet die Geschichte schön ab.


    Ein interessantes Buch über Angststörungen - worunter ja wohl mehr Menschen leiden, als man annimmt.


    LG
    Patty

  • Wenn man so ein Buch von Sophie Kinsella liest, kommt man schnell auf den Gedanken, dass sie die Schnäppchenjägerin lieber ruhen lassen und sich mehr auf Einzelprojekte wie dieses konzentrieren sollte.


    Obwohl es sich hier um ein Jugendbuch handelt, habe ich mich als Erwachsene sehr gut amüsiert und mit Audrey mitgelitten.
    Ja, ein Buch und eine Story zum Weinen und Lachen ist das.


    Die Familie finde ich gar nicht so fuchtbar "durchgeknallt". Ich empfand die Familienszenen eher als den "normalen Wahnsinn".


    9 Punkte gebe ich hier gern :-)

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Das Buch wurde neulich im Eat, Read, Sleep Podcast vom NRD empfohlen und nachdem meine Tochter (13) es begeistert verschlungen hat und meinte, ich müsse es auch unbedingt lesen, habe ich es die letzten beiden Abende ebenso verschlungen.


    Audrey leidet nach heftigem Mobbing durch Mitschülerinnen an einer Angststörung und verbringt ihre Tage zu Hause, immer mit einer Sonnenbrille auf der Nase und vermeidet den Kontakt zu anderen Menschen. Als Therapie soll sie einen Film über ihre Familie drehen und wir begleiten Audrey beim Filmdreh im Alltag mit ihrer chaotischen Familie. Die Mutter will immer alles superrichtig machen und befolgt sämtlichen schlauen Ratgeber, was in so manch treffender und lustiger Situation endet.

    Audreys Bruder Frank will bei einem Computerspiele-Wettbewerb antreten und trainiert zusammen mit Kumpel Linus, wodurch er Audrey kennenlernt - und es als einziger Fremder schafft, mit ihr Kontakt aufzunehmen...


    Die Seiten fliegen nur so dahin und ich finde das Thema Mobbing und seine Folgen hier gelungen verpackt. Gleichzeitig wird auch einfach der Familienalltag mit all seinen Tücken herrlich amüsant geschildert und ich habe immer wieder herzlich gelacht. Der Kontrast zwischen Audreys trockenen Kommentaren und der überaus bemühten Mutter war einfach köstlich.