Frühstück bei den Borgias - DBC Pierre

  • Frühstück bei den Borgias


    DBC Pierre


    Übersetzt von Max Stadler
    Gebunden mit ausklappbarem Vorsatz, 224 Seiten
    Blumenbar
    978-3-351-05026-9


    Der Autor (Verlagsangabe)


    DBC Pierre wurde für seinen ersten Roman »Jesus von Texas« mit dem Booker Prize, dem Whitbread First Novel Award und dem Bollinger Everyman Wodehouse Award ausgezeichnet. Es folgten »Bunny und Blair«, »Das Buch Gabriel« und »Licht aus im Wunderland«. Seine Romane sind in 43 Sprachen übersetzt. DBC Pierre lebt im County Leitrim, Irland.


    Inhalt und meine Meinung


    Ariel Panek ist Professor für Informatik und reist zu einem Kongress nach Amsterdam. Er will sich dort mit seiner Studentin und Geliebten treffen und ein paar schöne Tage mit ihr verbringen. Panek kommt jedoch nie in Amsterdam an. Vergeblich wartet seine immer nervöser werdende Geliebte auf ihn.
    So richtig erklären kann es sich Panek selber nicht, wie er in dem etwas heruntergekommenen Hotel „The Cliffs“ gelandet ist – jedenfalls herrscht so dichter Nebel, dass der gesamte Verkehr lahmliegt und zudem verfügt das Hotel über keine Verbindung zur Außenwelt.
    Das Hotel hat nicht nur skurrile Besitzer und Bedienstete, auch die einzigen Gäste, eine zu einer Gedenkfeier zusammengekommene Familie, sind sehr ungewöhnlich.
    Zunächst hat Panek nichts weiter im Sinn, als das Hotel möglichst schnell zu verlassen und nach Amsterdam weiterzureisen. Notgedrungen verbringt er den Abend mit den übrigen Gästen, lässt sich immer näher mit der eigenartigen Familie ein und das bringt seine vertraute Weltsicht ins Wanken.

    Gut gefallen haben mir die witzigen Dialoge, die unglaublichen Szenen, die sich da entwickeln. Die Figuren sind schräg, komisch, bemitleidenswert, manchmal all diese Eigenschaften in einer Person versammelt. Gelegentlich kam beim Lesen ein deutliches „Déjà Vu“ Empfinden auf, ohne dass ich genau sagen könnte, was der Autor da gerade zitiert.
    Zudem habe ich immer wieder überlegt, wie sich die eine oder andere Szene auf der Bühne machen würde – großartig nämlich. Das ist gleichzeitig auch in meinen Augen die Schwäche dieses Buchs. In einigen Vorschauen wird es als Krimi vorgestellt und weckt damit falsche Erwartungen bei den Lesern.
    Obwohl das Buch nur 224 Seiten hat, wirkt es an einigen Stellen etwas langatmig, da die sich wie Regieanweisungen lesen.


    Trotzdem – mir hat die Lektüre Spaß gemacht. Es ist aberwitziges, absurdes Theater mit einem überraschenden, wenn auch nicht ganz unerwarteten Ende.
    Übrigens ist das Buch tatsächlich bereits als Live-Hörspiel aufgeführt worden. Das hätte ich wirklich gerne gesehen.


    7 Punkte

  • Zeva und Ariel sind auf dem Weg nach Amsterdam zu einem Kongress. Er ist Professor für Künstliche Intelligenz, sie seine Studentin. Sei reisen getrennt voneinander, Zeva ist aufregt, da sie das erste Mal in Europa ist.
    Sie liest immer wieder in Chatprotokollen zwischen ihr und Ariel, um sich zu beruhigen. So erfahren wir ein wenig über die Beziehung zwischen den beiden.


    Ariel ist 30, trägt Kapuzenpulli und Kopfhörer und eine ständige Internetverbindung ist für ihn so selbstverständich wie die Luft zum Atmen... Sein Flug nach Amsterdam wird wegen schlechten Wetters nach England umgeleitet und ein Taxi bringt ihn in ein abgelegenes und skurriles Hotel. Hier ist er völlig abgeschnitten von der Außenwelt.


    Bis hierhin fand ich das Buch interessant und spannend... aber je länger Ariels Begegnungen mit den Hotelbesitzern und den äußerst seltsamen anderen Hotelbewohnern - einer durchgeknallten Familie - dauern, umso genervter war ich.


    Anfangs dachte ich, das wird zur Gruselgeschichte, prima... aber nein, es blieb bei ein paar kleinen Andeutungen. Dann doch eher ein Krimi? Auch nicht wirklich... Dass ich keine Kategorie finde, hätte mich ja garnicht weiter gestört, aber ich habe irgendwann nur noch quergelesen, weil ich die Personen und die Geschichte so doof fand. Weder spannend oder interessant, noch amüsant oder gruselig. Nein, das war überhaupt nicht meins... so kann man sich nach einer ansprechenden Leseprobe täuschen...

  • Frühstück mit den Borgias - DBC Pierre


    Verlag: Blumenbar, 2016
    Gebundene Ausgabe: 224 Seiten


    Originaltitel: Breakfast with the Borgias


    Kurzbeschreibung:
    Willkommen im The Cliffs, dem abgründigsten Hotel Großbritanniens


    Über den Autor:
    DBC Pierre (eigentlich Peter Warren Finlay) wurde 1961 in Australien geboren. Er wuchs in Mexiko auf und lebt heute in Irland.
    Homepage des Autors: http://www.dbcpierre.com/


    Über den Übersetzer:
    Max Stadler, geboren 1981, Studium der Sinologie und der Literaturwissenschaften in Berlin, Strasbourg und Stockholm, übersetzt aus dem Englischen, Französischen und Schwedischen.


    Mein Eindruck:
    Ein Roman wie ein Theaterstück, es wird in 3 Akte aufgeteilt. Als Theaterstück könnte ich mir die Handlung gut vorstellen, als Prosatext funktioniert nicht alles.
    Zum Beispiel ist der Protagonist eine Figur ohne viel Eigenschaften, die vielen skurrilen Zeitgenossen, die er in einem abgelegenen Hotel trifft, wirken nur schematisch. Ich denke jedoch, das ist vom Autor so geplant.
    Die Idee basiert auf einem klassischen Plot, oft verarbeitet, daher fehlt es ein wenig an Originalität. Das gilt nicht unbedingt für den Nebenplot mit Zeva, der Geliebten der Hauptfigur.


    Es ist merkwürdiges Buch, mir jedenfalls bleibt ein tieferer Sinn verborgen. Auch warum der Autor das Buch eigentlich schreiben musste. Meine Vermutung ist, dass er so Atmosphäre erzeugen wollte, was er zweifellos erreicht.
    Einige gut gelungene Passagen gibt es natürlich, DBC Pierre ist ein geschickter Schriftsteller, auch wenn seine Sprache einfach ist.
    Besonders gut ist er darin, mit Motiven wie Kriminalfall oder Gruselgeschichte zu spielen, ohne dass der Roman deswegen Genre wird.


    War ich anfangs gelangweilt, schafft es der Roman spät doch noch, mich gefangen zu nehmen.
    Positiv bleibt auch die gute Buchgestaltung des Blumenbar-Verlages noch zu vermerken!

  • Ariel und Zeva, ein Professor und seine Studentin, gleichzeitig aber auch Geliebte, reisen getrennt nach Amsterdam, um dort einen Kongress zu besuchen und ein bisschen Zweisamkeit zu genießen. Leider kommt Ariel nie in Amsterdam an und landet stattdessen in einem ziemlich grotesk wirkenden und von der Außenwelt abgeschnitten Hotel: ''The Cliffs''. Während Zeva völlig allein auf ihren Liebsten wartet, versucht dieser alles um schnellstmöglich nach Amsterdam zu gelangen. Leider wird ihm dieser dringliche Wunsch auf verschiedene Weise erschwert, zum einen vom Wetter, zum anderen von den skurrilen Bewohnern des Hotels.
    Das Buch ist in drei Akte aufgeteilt, wie ein Theaterstück also. Ich empfand auch den Handlungsaufbau, dem des dreiaktstrukturierten Theaterstücks, passend gewählt. Akt Eins diente zur Einführung in die Geschichte, Akt Zwei glich dem Höhepunkt, also dem Zuspitzen der Handlung, bevor im dritten Akt die Auflösung folgte. Dies hat mir gut gefallen und so empfand ich auch die wenigen Seiten des Buches als passend. Dennoch ließ sich das kurze Buch nicht so schnell auslesen wie gedacht, teilweise geriet ich in einen richtigen Lesefluss, dann empfand ich manche Seiten wieder als langatmig.
    Alles in allem hat DBC Pierre allerdings eine wirklich atmosphärische Gruselgeschichte geschaffen, mit teilweise nettem Wortwitz und einem sehr skurrilen Setting.
    Während ich zu Beginn des Lesens etwas Schwierigkeiten hatte mich zurecht zu finden, war ich beim Zuklappen des Buches positiv überrascht.
    Dafür vergebe ich 7 Eulenpunkte und bedanke mich für das Bereitstellen des Wanderbuches. :wave

  • Was für ein Buch! Authentische Charaktere, ein ernster Hintergrund und jede Menge spannender, skurriler Wendungen, die das Lesen zu einem wahren Vergnügen machen.


    Schon allein der Aufbau dieser außergewöhnlichen Geschichte überzeugt durch Kreativität. So bizzar die Personen auftreten, unterstützt die Unterteilung in 3 Akte wie bei einem Theaterstück (Einführung, Problematik, Ende/Drama) immens. Ich habe mich sofort innerlich auf eine dramatisch-komische Handlung einstellen können und wurde keinesfalls enttäuscht. Chatverläufe und SMS zwischen den beiden Liebenden lockern den Fließtext auf und sorgen zusätzlich noch für Spannung, da wir so zum Beispiel auch etwas über deren Vergangenheit erfahren. Der Schreibstil ist auf den Punkt gebracht. Hier sagt jede Figur wirklich nur das, was sie sagen soll. Weniger ist hier oft mehr, was mir aber durchaus gefallen hat.


    Ariel war mir vom ersten Wort an sympathisch, weil er einfach individuell ist. Schnell wird klar, dass er auch gegen den Strom schwimmt, wenn es sein muss. Wir werden in seine Welt der Technik und Informatik eingeführt. Ein starkes Element hierbei ist die Abgeschiedenheit des Hotels und die Darstellung, wie Abhängig wir doch im heutigen Zeitalter von der Technik bzw. den Medien sind. Gerade diese Problematik hat mich nachdenklich gestimmt und regt den Leser dazu an, mal über seinen eigenen Konsum in dieser Richtung nachzudenken. Zwischendurch wechseln die Passagen immer wieder zu Zeva. Sie ist das Gegenteil von Ariel, denn sie steckt voller Zweifel und hat Angst, sich auf dieses Abenteuer überhaupt einzulassen. Aber auch Zeva ist so glaubhaft beschrieben, dass ich mich vollkommen in sie hineinversetzen und ihren inneren Konflikt verstehen konnte.


    Die Nebencharaktere sind wirklich die Krönung des Ganzen. Auf den ersten Blick scheint es ein wild zusammengewürfelter Haufen Irrer zu sein, doch im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass der Autor hier einfach nur eine brillante Idee umgesetzt hat und alles nach und nach Sinn ergibt. Sie sind so individuell und authentisch, dass ich hierzu eigentlich gar nichts mehr sagen möchte, außer, dass die Sprache den einzelnen Personen angepasst war und zusätzlich bei mir punkten konnte.


    Im Prinzip habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, denn man möchte permanent wissen, ob sich Ariel nun aus seinem Dilemma herausmanövrieren kann. Die Spannung ist greifbar und gerade der Schluss hat es wirklich in sich. Dieses Ende habe ich erst ganz spät kommen sehen, was bei mir den Eindruck bewahrt hat, dass ich immer noch überrascht werden kann.


    Der einzige Minikritikpunkt sind die Passagen über die Quantenmechanik. Hiermit konnte ich eher weniger anfangen und da sie die Thematik schon sehr speziell ausgeführt haben, habe ich leider nicht verstanden, um was es geht. Natürlich konnte ich das als Gerede abtun, aber wenn ich ein Buch lese, habe ich ja auch immer die Hoffnung, dass ich vielleicht noch das ein oder andere lernen kann, was hier nicht der Fall war, da ich einfach nicht mitgekommen bin.


    Ein düsteres Setting mit Vergangenheit, Charaktere, die mich vollkommen überzeugen konnten und eine Story, die so raffiniert verwoben ist, dass der Leser das dicke Ende nicht kommen sieht. Eine klare Leseempfehlung von mir!


    9 Eulenpunkte

  • Eine gruselig , skurrile Geschichte. Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen. Es ist verworren, enthält einigen Wortwitz und manche Szene ist so verdreht das man sich in dem Moment fragt was das jetzt wieder wird. Die Charaktere der Borgias sind abstrus, komisch, etwas gruslig in so mancher Szene und völlig durchgeknallt. Der Autor schafft es immer wieder eine unheimliche Atmosphäre zu erschaffen und verunsichert seine Leser immer wieder ob das nun real ist oder sich die Hauptfigur irgendwo in einer anderen Welt befindet.
    Es hat Spaß gemacht bei den Borgias zu Gast zu sein