Takis Würger - Der Club

  • Titel: Der Club
    Autor: Takis Würger
    Verlag: Kein und Aber
    Erschienen: März 2017
    Seitenzahl: 237
    ISBN-10: 3036957537
    ISBN-13: 978-3036957531
    Preis: 22.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Hans Stichler stammt aus einfachen Verhältnissen. Als ihm seine einzige Verwandte ein Stipendium für die Universität in Cambridge vermittelt und er als Gegenleistung dort ein Verbrechen aufklären soll, weiß er noch nicht, worauf er sich einlässt. Er schafft es, Mitglied im elitären Pitt Club zu werden, und verliebt sich in Charlotte, die ihn in die Bräuche der Snobs einweiht. Schon bald muss er feststellen: Vor der Kulisse alter Chesterfield-Sessel, kristallener Kronleuchter, Intarsienmöbel und Tiertrophäen ereignen sich Dinge, über die keiner spricht. Und auch Charlotte scheint etwas zu verbergen. Hinter den schweren Türen des legendären Pitt Clubs wird Hans vor die Wahl gestellt, ob er das Falsche tun soll, um das Richtige zu erreichen.


    Der Autor:
    Takis Würger, geboren 1985, volontierte bei der Münchner Abendzeitung und besuchte die Henri-Nannen-Schule. Seit Juli 2010 ist Takis Würger SPIEGEL-Redakteur im Ressort Gesellschaft. Er boxt seit sechs Jahren und gewann vor Kurzem seinen ersten Kampf für den Cambridge University Amateur Boxing Club durch technisches K. o. in der ersten Runde.


    Meine Meinung:
    Es gibt Bücher, bei denen spürt man schon nach ganz wenigen gelesenen Seiten, das von ihnen eine ganz besondere Atmosphäre ausgeht, das sie ein ganz besonderes Flair ausstrahlen. So ist das auch mit diesem Roman von Takis Würger.
    Das Buch zieht den Leser ganz schnell in seinen Bann, ein Buch, das man einfach nicht aus der Hand legen mag.
    Der ganze Roman ist durchzogen von einer leisen aber nie aufdringlichen Melancholie. Dazu kommt ein Spannungsbogen, der sehr vorsichtig aufgebaut wird – aber zu keiner Zeit abfällt.
    Ein Roman der leisen Töne und auch der großen Gefühle, die aber nicht mit dem Vorschlaghammer präsentiert werden, sondern die man oftmals nur erahnen kann. Da wird vom Autor stets das richtige Maß gefunden.
    Die handelnden Personen wirken authentisch und glaubhaft. Ihre Konturen sind klar erkennbar ohne das dabei aber überzeichnet wird. Da hat einer einen Roman geschrieben, der wirklich schreiben kann – der Talent und Können zu einem eindrucksvollen Ganzen verbindet.
    Interessant auch, dass in diesem Roman die handelnden Personen abwechselnd selbst zu Wort kommen. Man erlebt als Leser diese Geschichte daher aus mehreren Perspektiven. Und auch diese Erzählform ist dem Autor wirklich sehr ansprechend gelungen.
    Ein sehr lesenswerter Roman über die Vergangenheit, die auch immer Teil der Gegenwart ist. Ein Roman über die Abgründe in den Menschen und über die Verletzlichkeit von Menschen. Menschen werden so geschildert wie sie sind – sie werden nicht heroisiert oder an den Pranger gestellt. Der Autor beschreibt das Menschliche im Menschen. Und das macht Takis Würger einfühlsam und sensibel.
    8 Eulenpunkte für ein wirklich gelungenes und sehr lesenswertes Debüt.


    ASIN/ISBN: 3036957537

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Mir hat das Buch auch gut gefallen, es war mein erstes von Takis Würger, kein schlechter Einstieg. Vielleicht ist das Ende allzu gefällig, aber frau ist zufrieden.

    Die Figuren, egal ob männlich oder weiblich, und die Geschichte sind glaubhaft dargestellt und die Hauptfigur verdient auf jeden Fall des Lesers Sympathie.


    Sehr lesens- oder hörenswert.

    Von mir gibt es auch 8 Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Der Club ist das Romandebüt von Takis Würger. Inspiriert zu dieser Geschichte wurde Takis Würger durch seine Studienzeit in Cambridge und die dortigen Vereinigungen - die sogenannten Clubs. Takis Würger war bzw. ist selbst Mitglied im Pitt Club und um einen namensgleichen Club geht es auch in diesem Buch.





    Auf den ersten Seiten lerne ich den Protagonisten Hans kennen. Ich weiß nach kurzer Zeit, wie er aufgewachsen ist, was ihn bewegt und warum er den Werdelauf erlebt, den er eingeschlagen hat. Die familiäre Bindung und wie Hans damit umgeht, wenn diese plötzlich fehlt. Mir gefällt, dass er pflichtbewusst ist und sich der Verantwortung stellt. Seiner eigenen Verantwortung und die, die er für andere übernimmt. Hans handelt überlegt und mir gefällt seine Unvoreingenommenheit, die er sich selbst verschafft.

    Während ich Hans begleite, lerne ich die anderen Charaktere kennen. Takis Würger lässt seine Charaktere alle selbst im Buch zu Wort kommen. So wird mal aus Sicht von Hans erzählt, mal aus Sicht seiner Tante Alex und den anderen Personen, denen Hans begegnet.


    "Ich mochte die Boxmannschaft nicht. ... Es war eine Mannschaft aus Gestörten." - Seite 155


    Die Erzählweise der Charaktere variiert, so dass ich an dem Sprachgebrauch und der Art und Weise über Dinge zu berichten, gleich zu erkennen vermag, aus wessen Sicht gerade die Geschichte weitererzählt wird. Besonders schön finde ich die spürbare Weiterentwicklung der Charaktere. Die Erzählweise von Hans ist am Anfang des Buches noch sehr atemlos und ungestüm, sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu besonnen und klug. In den neuen Situationen passt er sich schnell an und hinterfragt sich, seine Handlungsweise und die Handlungsweise der anderen.


    "Einer der Mönche sagte mir, ich solle einfach ignorieren, dass ich ärmer als die anderen Schüler sei, und gab mir eine Bibel, in der ein Lesezeichen aus Seide lag, das im Alten Testament bei Hiob steckte: Wie Gott mir das Leben schenkte, so nimmt er es zurück. Ich preise ihn dafür. Ich stieg den Kirchturm hinauf und warf das Buch in den Bayerischen Wald." - Seite 25


    Während die Geschichte knallhart ist, ist die Erzählweise von Takis Würger eher sanft. Takis Würger geht mit seinen Charakteren sehr liebevoll um. Er gibt ihnen Raum und Zeit für die Entwicklung. Und am Ende bleibe ich nachdenklich zurück und wünsche mir, dass ich - ebenso wie Hans - meine Chancen im Leben nutze.


    Fazit

    Der Club von Takis Würger ist für alle, die sich dem Ernst des Lebens gewahr sind und sich trotz der Gewissheit der bitteren Realität von Hans Geschichte erzählen lassen wollen.

    Das Buch ist eine Wucht. Takis Würger lässt aus einfach geformten Sätzen Emotionen entstehen.