Nach dem Krieg fand John Henry Clayton lange Zeit nicht nach Hause, er zog von Ort zu Ort und machte sich einen Namen als Revolvermann.
Des Tötens überdrüssig beschließt er dann doch den Colt an den Nagel zu hängen und heim zu kehren.
Die Annäherung an seine Vater gestaltet sich schwierig, da dieser seinem Sohn das verschwendete Leben voller Gewalt und Blutvergießen vorhält. Seine große Liebe hat inzwischen einen anderen geheiratet und eine Familie gegründet.
Die Stadt wird inzwischen vom Landspekulanten McCurdy und seine Gunmen beherrscht. McCurdy versucht all das Land der Farmer aufzukaufen durch welches einst die Eisenbahn gebaut werden wird, und er schreckt - wie in Filmen dieser Art nicht unüblich - auch vor Gewaltanwendung nicht zurück, im Gegenteil zu dem angeheuerten Revolvermann Dave Turner.
Clayton wird sofort erkannt, doch trotz aller Einschüchterungen und Demütigungen weicht er nicht von seinem neugewählte Weg des Friedens ab.
Doch dann gehen McCurdys Männer eines Tages zu weit.....
In den auf der DVD enthaltenen Interviews erzählen die Macher des Films, das es ihr Bestreben war einen Film im Geiste der klassischen Western der 50er und 60er Jahre zu drehen.
Und das haben sie getan!
Das Auftreten von Regisseuren wie Sam Peckinpah und Arthur Penn und später der Einfluss des Italowesterns wird als eine große Zäsur in der Machart des amerikanischen Western gesehen. In meinen Augen beschleunigten diese Ereignisse allerdings nur eine Entwicklung, die bereits lange vorhanden war.
Denken wir an die Filme die Anthony Mann mit James Stewart gedreht hat, denken wir an "The fastest gun alive" mit Glenn Ford, oder auch "The Gunfighter " mit Gregory Peck. Der gebrochene, an sich selbst und seiner Vergangenheit verzweifelnder und diese wieder gut zu machen versuchende Westerncharakter entstand schon lang vor den Umbrüchen der späten 60er Jahre als Gegenstück des WildWeststrahlemanns.
Natürlich ist im vorliegenden Film klar, was passieren wird, selbst die Reihenfolge der Ereignisse folgt dieser uralten Formel. Der Weg des geläuterten Revolvermannes verläuft hier ebenso gradlinig wie vorhersehbar, durchgespielt in unzähligen Western der Vergangenheit. Der Begriff "Klassischer Western" impliziert hier selbstverständlich einen stereotypen Handlungsablauf, welcher einer Notwendigkeit folgt, die Abweichungen kaum duldet.
Den Machern - der eigenen Aussage nach selber große Fans des Genre - war dieses wohl bewusst, weshalb sie tatsächlich keinen Versuch machten diese Tatsache zu verschleiern.
Sie wollten ganz im Gegenteil eine Film machen, wie die mit denen sie aufgewachsen sind, ein Film der seine Vorgänger nicht verleugnet sondern als direkter Nachfolger als eigenständiges Werk gesehen werden kann. "Forsaken" ist sicherlich nicht der letzte Film dieser Art, aber er darf jetzt schon als ein Höhepunkt dieses in den letzten Jahren so geschundenen Genres angesehen werden.
Das Script verzichtet auf allen überflüssigen Firlefanz, der oft eingebracht wird um das zu entstehende Werk von allen vorher gedrehten abzuheben, was sich allerdings in fast allen Fällen als nachteilig erwiesen hat.
Diese ist eine einfache Geschichte, die gradlinig erzählt wird.
Was diese Script allerdings ausmacht sind die Worte, die dort für die Schauspieler niedergeschrieben wurden.
Es sind gute, starke Texte, die niemals ins banale abgleiten, die sich aber auch niemals in wortspielenden Extravaganzen verlieren.
Im Laufe der Filmgeschichte wurden prägnante Texte zu mehr oder weniger nichtssagenden "Taglines" reduziert, "coole Sprüche" deren Zitat dem Film ebenso viel Aufmerksamkeit bescherten wie zum Beispiel das Filmplakat. "Hasta la vista, baby" ist nur eines von vielen Beispielen.
Das hier vorliegende Drehbuch enthält viele zitierfähige, und des zitierens würdige, Sätze und Aussagen, die allerdings niemals aus dem Zusammenhang gerissen funktionieren, sie sind Teil des Dialogs der einzelnen Figuren.
Das im Drehbuch niedergeschriebene muß nun auch von jemandem rezitiert, gesprochen werden. Bestenfalls von jemandem, dem man das Gesagte auch abnimmt.
Brian Cox als Hauptantagonist macht seine Sache wirklich gut - immerhin ist er Brian Cox! - allerdings schafft er mit seiner stereotypen Figur nichts wirklich herausragendes. Auch Demi Moore erfüllt zwar die Erwartungen, wäre aber durchaus austauschbar gewesen, ja vielleicht wäre hier eine stärkere Darstellerin wünschenswert gewesen. Sei es drum...
Michael Wincott könnte man allein seiner Stimme wegen anheuern, und seine Darstellung des besonnenen Gunfighter "Gentleman" Dave Turner ist makellos!
Mag auch die Figur an sich alles andere als neu sein, so mach Wincotts Darstellung des ruhigen, sich gewählt ausdrückenden Killer zu etwas Einzigartigem, weil über die Masse ähnlicher Figuren aufgrund seiner Schauspielkunst Herausragendem.
Zum ersten Mal stehen hier Vater - Donald - und Sohn - Kiefer - wirklich zusammen spielend vor der Kamera Bisher haben wir eine soliden, aber nicht herausragenden Film...
Es ist vor Allem das Zusammenspiel von Vater und Sohn Sutherland, welches diesen Film zu einem modernen Klassiker macht.
Nur ihre Szenen alleine sind dazu angetan, einem erwachsenen Mann die Tränen in die Augen zu treiben!
Dieser Film nimmt sich die Zeit, seine Figuren zu entwickeln - was immer das Risiko birgt der Langeweile anheim zu fallen. Es sind die Darsteller, die das in diesem Fall verhindern, geführt von einer selbstsicheren Regie.
(Eine Anspielung auf Clint Eastwoods "Unforgiven" ist ein schöner Bonus....)
Hier zeigt es sich wieder einmal, das es oft besser ist etwas simples gut zu machen, als es durch eine zu gewollte Abweichnung interessant und von anderen Werken abgegrenzt zu gestalten.
Der Western wurde schon oft totgesagt, oft unter dem Eindruck solche Werke, die versuchten etwas zu reparieren was garnicht kaputt war.
Es ist nun gewiss: Der klassische Western ist nicht tot, er war nur ne Weile nicht da!