Tyll - Daniel Kehlmann

  • Tyll

    Autor: Daniel Kehlmann

    Gesprochen von: Ulrich Noethen

    Spieldauer: 11 Std. 15 Min.

    ungekürztes Hörbuch

    Veröffentlicht:09.10.2017

    Argon Verlag

    ASIN: B0769YGGFX

    Link zur Hörprobe bei audible: klick


    Über den Inhalt:

    Tyll Ulenspiegel – Vagant und Schausteller, Entertainer und Provokateur – wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts in einem Dorf geboren, in dem sein Vater, ein Müller, als Magier und Welterforscher schon bald mit der Kirche in Konflikt gerät. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das vom Dreißigjährigen Krieg verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen: Gelehrten, Ärzten, Henkern und Jongleuren, einem exilierten Königspaar, und nicht zuletzt einem Weltweisen, dessen größtes Geheimnis darin besteht, dass er seine aufsehenerregenden Versuchsergebnisse erschwindelt und erfunden hat. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und um wen sollte es sich entfalten, wenn nicht um Tyll, jenen rätselhaften Gaukler, der eines


    Über den Autor:

    Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, lebt in Berlin. Sein Werk wurde u. a. mit dem WELT-Literaturpreis, dem Per-Olov-Enquist-Preis, dem Kleist-Preis und dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. Sein Roman Die Vermessung der Welt wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit und fürs Kino verfilmt. Zuletzt erschien die Erzählung Du hättest gehen sollen.


    Über den Sprecher:

    Ulrich Noethen gehört zu den vielseitigsten und beliebtesten Schauspielern Deutschlands. Sein warmes, dunkles Timbre lässt eine intime und eindrückliche Stimmung entstehen. Für seine Lesung von Friedrich Anis Roman Nackter Mann, der brennt erhielt er den Deutschen Hörbuchpreis 2017.


    Meine Meinung:

    Was für ein seltsames Hörbuch. Sprachlich ist es herausragend und großartig mit dem nötigen leicht ironischen Unterton gelesen von Ulrich Noethen. Ich bezweifle allerdings, dass ich das Buch beim Lesen ebenso genossen hätte.


    Teilweise fantastisch, düster, nachdenklich, zynisch und auch witzig erzählt Daniel Kehlmann hier in mehreren Episoden vom 30jährigen Krieg, verknüpft durch Tyll Ulenspiegel, der immer auftaucht und gebeten oder ungebeten Ratschläge erteilt, beisteht und zerstört, eben den Spiegel vorhält. Dabei ist er eigentlich nur eine Randfigur, was ich schade finde. Ich hätte gerne mehr von ihm gelesen.

    Man hätte das Buch beispielsweise auch "Die Winterkönigin" nennen können, denn Elisabeth Stuart, die Frau des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, spielt eine große Rolle in der Geschichte.


    Zeitweise hat die Erzählung mich genervt, auch gelangweilt, dann wieder fasziniert und regelrecht gefangen genommen. Es war manchmal ein bisschen ein Kleinkrieg zwischen uns (passend zum Thema) und dann wieder echte "Lese-Liebe" für Kehlmanns Text, seine Worte. Das schafft nicht jeder.

    Ich habe mich manchmal gefragt, was er denn jetzt schon wieder andeuten möchte oder von mir will. Das Buch hat mich ständig zum Nachdenken angeregt, auch oder gerade weil ich das nicht immer wollte.

    Habe ich alles verstanden? Ich denke nicht. Mag ich es? Ich bin nicht sicher. Würde ich mich trotzdem irgendwann noch einmal darauf einlassen? Ja!

    9 Punkte

  • Daniel Kehlmann hat mich mit „Die Vermessung der Welt“ absolut begeistert. Nachdem ich das Buch beendet hatte, dauerte es eine lange Zeit, bis mich ein Buch wieder so einfangen, so mitreißen konnte. Alles, was danach von ihm kam, hat mich ebenfalls nicht wirklich erreichen können. Ich wusste ja, dass er es noch besser kann. Und „Tyll“ nun? Tyll ist ein eigenartiger Roman; wieder hat sich Kehlmann eine bekannte Persönlichkeit, Tyll Ulenspiegel, ausgesucht und ihn zur Hauptfigur seiner Geschichte gemacht. Eigentlich hat er nur den Namen dieser historisch bekannten Person genommen und in eine anderen Zeit gesetzt und eigentlich ist es keine Geschichte; es sind viele kleine einzelne Geschichten, Sequenzen aus den Leben verschiedenster Menschen zur Zeit des 30 jährigen Krieges. Einziges Bindeglied ist Tyll, der mal hier mal dort auftaucht und immer wieder anders wahrgenommen wird – je nachdem in welcher Situation er in das Leben der Menschen tritt. Tyll selbst bleibt nebulös. Seine Kindheit wird noch beschrieben, doch dann springt er sozusagen von Szene zu Szene, sein Innenleben, seine Gedanken, bleiben unsichtbar. Sein Leben lässt sich teilweise wie ein Puzzle zusammensetzen, wenn man die Begebenheiten zurückverfolgt, von denen berichtet wird.


    Es ist, als sei dieses Buch nicht am Stück geschrieben worden, als sei das Manuskript immer mal wieder zur Hand genommen und ergänzt worden. Manche Episoden ziehen sich zäh dahin, von anderen hätte ich gern viel mehr gelesen. Teilweise finden sich großartige, wortgewaltige Schilderungen, wunderbar melancholisch stimmende Szenen und dann wieder ermüdende detailverliebte Berichte, die wie aus einem Geschichtsbuch entnommen wirken. Einmal gleitet er sogar ins Reich der Märchen ab und ich wollte es ihm übel nehmen, doch ich konnte es einfach nicht, weil ich gerade an dieser Stelle bemerkt habe, wie sehr er mit seinen Figuren aber auch mit dem Leser experimentiert. Was wird mir von diesem Buch in Erinnerung bleiben? Es ist nun schon einige Zeit vergangen, seit ich die letzte Seite gelesen habe und das Buch traurig aber auch erleichtert weg gelegt habe – es hat mich zeitweise gequält, gelangweilt , mitgerissen, gefangen genommen mit einzelnen Bildern, die ich immer noch vor Augen habe. Ich würde es nicht noch einmal lesen wollen, aber ich weiß, dass ich einen außergewöhnlichen Roman gelesen habe, dessen eindrucksvolle Szenen mir noch eine lange Zeit im Kopf herumgeistern werden. 8 Eulenpünktchen von mir dafür.