Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder - Henrik Siebold

  • Produktinformation

    Broschiert: 352 Seiten

    Verlag: Aufbau Taschenbuch; Auflage: 1. (25. April 2018)

    ISBN-10: 3746633850

    ISBN-13: 978-3746633855



    Kurzbeschreibung


    Mordfälle scheinbar ohne Motiv.

    Eigentlich scheint der Fall klar. Ein junger Mann hat eine Frau auf einem Hamburger S-Bahnhof vor einen Zug gestoßen. Er leugnet jedoch, und plötzlich sind die Zeugen unsicher. Inspektor Kenjiro Takeda und seine Kollegin Claudia Harms müssen den siebzehnjährigen Simon wieder gehen lassen. Doch wo immer er auftaucht, passieren weitere Todesfälle. Claudia ist verzweifelt, weil es niemals sichere Beweise gibt, doch Takeda, ganz intuitiver Ermittler, hat eine andere Vermutung. Jemand benutzt Simon, um seine eigenen Taten zu verdecken.

    Inspektor Takeda, begnadeter Saxophonist und Jazzliebhaber, muss an seine Grenzen gehen – und noch ein Stück darüber hinaus.



    Autor


    Henrik Siebold ist Journalist und Buchautor. Er hat unter anderem für eine japanische Tageszeitung gearbeitet sowie mehrere Jahre in Tokio gelebt. Unter einem Pseudonym hat er mehrere Romane veröffentlicht.



    Meine Meinung


    Im dritten Fall muß der japanische Inspektor Kenjiro Takeda mit seiner deutschen Kollegin Claudia Harms einen Mordanschlag oder einem Unfall auf einem Bahnsteig nachgehen. Eine junge Frau stolperte, geriet unter einen einfahrenden Zug und starb an der Unfallstelle. Eine Schulklasse mit ihrem Lehrer war unter den wartenden Fahrgästen und ein Schüler, der genau hinter der Frau stand, scheint gedanklich ziemlich entrückt und lächelt nach dem Vorkommnis. Hat er eventuell nachgeholfen und wenn ja, weshalb? Die Videoaufzeichnungen sind nicht eindeutig, so daß Zweifel an seiner Schuld bestehen müssen, obwohl das Bauchgefühl etwas anderes sagt. Die Ermittlungen ergeben sehr schnell, daß es sich bei Simon Kallweit um den Sohn eines bekannten Politikers handelt, daß er ein Einzelgänger war und von seinen Mitschülern gemobbt, gefoltert und ausgegrenzt wurde. Wollte er durch diese Tat auf sich aufmerksam machen oder steckt eventuell ein Komplott dahinter, um seinem Vater zu schaden. Denn eine blütenreine Weste scheint der Politiker nicht zu haben. Ken und Claudia müssen sehr vielen Fragen nachgehen bevor es zu weiteren Todesfällen kommt, bei denen sich Simon verdächtig oft in der Nähe aufgehalten hat. Es scheint, daß die Ermittlungen nicht recht von der Stelle kommen. Es dauert sehr lange bis bei einem späteren Opfer ein entscheidender Hinweis gefunden wird, der sie in den Ermittlungen quasi nach vorne katapultiert, sie plötzlich in eine völlig andere Richtung lenkt und das Ganze am Ende schlüssig geklärt werden kann.


    Auch dieser vorliegende Fall liest sich wieder spannend, unterhaltsam und mit einer Prise Humor. Ken und Claudia kennen sich mittlerweile samt ihren Eigenheiten sehr gut und sie sind sympathisch, menschlich und authentisch beschrieben. Ihre Zusammenarbeit wird immer wieder durch Kens Vergleiche mit Japan aufgelockert - hier spürt man auf jeden Fall die Japankenntnisse des Autors. Dieses Mal erfährt der Leser beispielsweise welche Bedeutung das Thema Manga in Japan hat, einige Details zu dieser Szene und auch was es mit Hikikomori auf sich hat. Privat verstehen sich die beiden immer besser und chillen schon einmal gemeinsam. Wie bereits in den Vorgängerbänden betrachtet Ken die Personen oft mit einen anderen Blick und analysiert sie auf seine spezielle Art. Weiterhin raucht er immer noch seine Mild Seven und spielt begeistert Saxophon, dem Alkohol sind sie ab und an beide zugetan. Claudia hat sich etwas zum Positiven verändert, denn sie hat ihre sexuellen Aktivitäten eindeutig zurückgefahren.


    Für mich sind diese Krimis eindeutig eine gelungene Mischung der beiden Kulturen und bei einem weiteren Fall bin ich bestimmt wieder dabei!




  • Eine Frau stürzt vor die Bahn, ein Jugendlicher gesteht, sie geschubst zu haben – ein klarer Fall? Nein, denn der Jugendliche, Simon Kallweit, widerruft sein Geständnis und es gibt keine eindeutigen Beweise. Doch dann gibt es einen weiteren Mord und Simon ist wieder verdächtig.


    Bereits seit dem ersten Band faszinieren mich die Inspektor-Takeda-Romane. Das liegt zum einen daran, dass hier ein japanischer Inspektor für die deutsche Polizei ermittelt und nicht nur seine ganz eigene Art hat, sondern auch darüber nachdenkt, was an Deutschland besonders ist, wo die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sind, und immer wieder feststellt, dass er sich in Hamburg sehr wohl fühlt. Das liegt zum anderen aber auch daran, dass der Autor mit ganz besonderen Fällen punktet, die interessant und spannend sind und immer wieder überraschen (und erschrecken). Auch mit diesem dritten Band ist ihm das wieder exzellent gelungen.


    Takedas Kollegin ist Claudia Harms, die beiden passen eigentlich so gar nicht zusammen, aber sie haben sich immer mehr aneinander gewöhnt und achten und mögen sich mittlerweile. Claudia ist ein ganz anderer Typ als Takeda, robust und aufbrausend, im Privatleben einsam, aber ebenfalls eine gute Ermittlerin mit dem Herz am rechten Fleck. Meine eigene Beziehung zu Claudia ist übrigens ähnlich wie die Takedas, am Anfang hatte ich so meine Probleme mit ihr. Schön, dass es dem Autor gelungen ist, diese zu entfernen.


    Dieser dritte Band gefällt mir bisher am besten. Die Thematik ist hart, der Verdächtige problematisch. Dass Mangas und ihre, zum Teil abstrusen, Auswirkungen Einzug halten, ist passend, auch, weil Takeda sich damit natürlich gut auskennt. Mitraten kann man, allerdings nur eingeschränkt. Auf die Auflösung wäre ich niemals gekommen, sie ist erschreckend, aber nicht unlogisch. Es gibt ein paar sehr überraschende Wendungen, dadurch ist der Roman auf seine Art sehr spannend.


    Der dritte Band der Reihe ist der bisher beste, er bietet einen interessanten und erschreckenden Fall, lässt sich kaum aus der Hand legen und zeigt einmal mehr – mal augenzwinkernd, mal gesellschaftskritisch – ein paar „Wahrheiten“ über die Deutschen und die Japaner. Ich vergebe dieses Mal gerne die volle Punktzahl und empfehle die Reihe weiter.