Die Zeit der Kraniche - Ulrike Renk

  • ich war eben so gefesselt von den 3 Bänden. Selten hab ich einer Geschichte so mitggefühlt. Wie erging es Freddy nachdem sie mit Rudolph ihr Leben teilen wollte? Sind sie zusammen geblieben?

    Was ist aus ihren Kindern geworden?

    Wie alt würde Freddy? Man hat soviel über ihr Leben erfahren dürfen, dass es nur logisch ist zu erfahren wie ihr Leben weiterverlaufen ist.

    Liebe Ulrike Denk, können Sie etwas davon preisgeben???? Mich lässt das Schicksal dieser Frau einfach nicht mehr los.

    Sie hat Rudolph geheiratet. Allerdings ist Rudolph dann schon bald an einem Herzinfarkt gestorben. Freddy wurde über achtzig.
    Gebbi lebt bei Hamburg, war Lehrer - ist natürlich nun im Ruhestand. Eine Schwester lebt in Schweden, die andere in der Nähe von Potsdam.
    Ich hoffe, euch reichen diese Antworten - die Leute leben ja noch. ;-)

  • Abschied von Freddy und Gut Mansfeld


    Mitten im Zweiten Weltkrieg lebt Frederike „Freddy“ mit ihrer Familie auf Gut Mansfeld in Ostpreußen. Bis auf einige Einschränkungen konnte ihnen der Krieg nicht viel anhaben, doch nun stehen die Russen fast vor der Tür und die Alliierten nehmen Deutschland immer mehr von der anderen Seite ein. Als ihr Ehemann Gebhard und seine Mutter verhaftet werden, bekommt Freddy zum ersten Mal hautnah die Auswirkungen des Krieges zu spüren. Verzweifelt versucht sie, ihren Mann aus den Händen der Nazis zu befreien, doch es gelingt ihr nicht. Allein mit den Kindern muss sie sich dem Alltag auf dem Gut stellen, wo immer mehr Fremde auf Befehl Unterschlupf finden und wo ein Nazioffizier Teile ihres Besitzes beschlagnahmt. Immer mehr rationiert und eingeschränkt versucht Freddy, die Familie zusammenzuhalten. Aber dann ist auch sie gezwungen, alles zurückzulassen und mit ihren Kindern vor den Russen zu fliehen, um nicht selbst verhaftet zu werden. Freddy muss für sich und die Kinder ein völlig neues Leben aufbauen…


    Ulrike Renk hat mit ihrem Buch „Die Zeit der Kraniche“ den letzten Teil ihrer Ostpreußen-Trilogie vorgelegt, der die Geschichte um Freddy und ihre Familie abrundet. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit auf das Gut Mansfeld, um sich unsichtbar innerhalb von Freddys Familie und ihren Gutsleuten zu bewegen und sie bei ihren Gedanken und Gefühlen zu belauschen. Gleichzeitig erhält der Leser einen guten Einblick darüber, was die Menschen im damaligen Krieg alles zu ertragen hatten und mit welchen Einschränkungen sie leben mussten. Denunziation und Falschaussagen waren an der Tagesordnung, man wusste nie, wer Freund und wer Feind ist und was oftmals auch einfach nur aus Neid geschah. Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten, und die Autorin hat sehr gute Hintergrundrecherche betrieben, um dem Leser ein ausgebombtes Berlin sehr bildhaft zu präsentieren ebenso wie die Zustände in einem Gefängniskrankenhaus oder aber auch die Trecks der Gefangenen aus den Konzentrationslagern sowie das rüpelhafte und zerstörerische Verhalten der Soldaten verschiedener Ländern, die mit ihren Gefangenen nicht gerade zimperlich umgehen. Die drückende und düstere Stimmung wird sehr gut transportiert, so dass der Leser sich annähernd gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen kann.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und liebevoll ausgearbeitet, sie wirken aufgrund ihrer Eigenschaften individuell und authentisch. Der Leser kann sich gut mit ihnen identifizieren und sich als Teil der Gutsfamilie fühlen. Freddy ist eine mutige und energische Frau, die alles Menschenmögliche versucht, ihre Familie zu beschützen, aber auch die Gutsleute und ihr anvertraute politische Gefangene. Sie behandelt alle gleich gut, ist hilfsbereit und mit Empathie gesegnet. Freddy musste sich schon durch manch schlimmen Schicksalsschlag kämpfen, doch ließ sie sich dadurch nie entmutigen, sondern wurde dadurch nur noch stärker. Aber auch sie ist irgendwann mal mutlos und verzweifelt, kann aber mit der Unterstützung von vielen Freunden und Verwandten rechnen, was mehr als Geld bedeutet. Lore ist die Köchin des Gutes und der Geist des Hauses, sie zaubert aus langweiligen Resten noch etwas Besonderes und bleibt immer warmherzig und loyal. Auch die weiteren Protagonisten wie Gebhard, Caspar oder auch Thea geben der Handlung zusätzlichen Input und Spannung.


    „Die Zeit der Kraniche“ ist der krönende Abschluss um die Frederike von Mansfeld und ihre Familie in Ostpreußen. Die Trilogie sollte der Reihe nach gelesen werden, um alle Zusammenhänge und die familiären Verbindungen zu verstehen und nachvollziehen zu können. Der Abschied von Freddy fällt nicht leicht, sind sie doch während der Lektüre zu engen Freunden geworden. Eine Leseempfehlung für ein Stück Zeitgeschichte!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)

  • "Die Zeit der Kraniche" ist der 3. Teil aus der Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Das Buch setzt direkt nach dem 2. Band ein, so dass man einen fließenden Übergang in der Geschichte rund um Frederike und ihrer Familie lesen kann.


    Die Autorin vermittelt einem sehr lebhaft, wie schrecklich der Krieg für alle Beteiligten gewesen sein muss. Einerseits die Nazis, anderseits Menschen wie Gebhard und Frederike, die einfach in allem immer sehr menschlich handeln und sich den Nazis so fern halten, wie sie nur können. Jahre geprägt von Angst, Leid, Verletzungen, Sorgen nicht nur um die Familien und die Gutsangestellten, sondern auch um das Gut - mit allem, was dazu gehört, habe ich hier als Leserin begleitet. Im Hintergrund immer die Frage, ob man das Gut verlassen muss, um auf diesem Weg Leben zu retten..


    Ich habe die komplette Ostpreußen-Saga in einem Rutsch durchgelesen und konnte die liebgewonnen Figuren so auf einem langen Lebensweg begleiten. Die Autorin geht in den Nachwörtern der Bücher auch immer auf alles ein, was wahr ist und wo sie fiktiv in die Geschichte eingegriffen hat. Gerade das Nachwort macht diese Reihe so authentisch. "Die Zeit der Kraniche" ist der gelungene Abschluß einer sehr schwer erträglichen Zeit. So schlimm die Zeit auch war, fühlte man sich doch durch die Autorin an die Hand genommen und erfreut sich am Schluß, dass das Leben weitergeht und sich sogar ein versöhnliches Ende anbahnt - auch wenn man die Figuren immer noch nicht verlassen mag, sondern gerne noch ein weiteres Buch, vielleicht mit einem Zeitsprung von 10 Jahren, lesen würde.


    Hier vergebe ich mehr als gerne 10 von 10 Sternen.