Spätsommerfreundinnen - Andrea Russo

  • Im echten Leben heiße ich Andrea Russo. Bis vor einigen Jahren habe ich als Lehrerin in einer Förderschule gearbeitet. Jetzt konzentriere ich mich ganz aufs Schreiben. Dabei verwende ich mittlerweile auch das Pseudonym Anne Barns. Ich lebe mit Mann und Hund im Ruhrpott, habe eine wundervolle, schon erwachsene Tochter, liebe Kuchen und Torte - und verbringe meine Zeit am liebsten in der Küche, wenn ich nicht gerade ein Buch schreibe.


    • Taschenbuch: 320 Seiten
    • Verlag: MIRA Taschenbuch; Auflage: 1 (3. September 2018)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3956498488
    • ISBN-13: 978-3956498480


    Ein trauriger Anlass führen wieder in die Lüneburger Heide


    "Liebe ist der Entschluss, das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen." (Otto Flake)
    Endlich frei denkt sich Jette Florin, nach der Scheidung von Stefan, der sie viele Jahre mit einer Arbeitskollegin betrogen hat. Nun will sie erst Mal ihr Leben in vollen Zügen genießen. Nachdem Tochter Jule eröffnet zum Studieren nach Köln zu gehen, denkt Jette sogar über Veränderungen oder gar einen Neuanfang nach. Doch erst einmal möchte sie mit ihrer Freundin Eva ein paar Tage Wellness auf Sylt machen. Da bekommt sie unerwartet eine Nachricht aus ihrer alten Heimat von Thies Tod. Thies war für Jette früher eine Art Vaterfigur gewesen. Auch wenn sie ihn seit dem Umzug nach Oberhausen nicht mehr gesehen hat, geht Jette der Tod von ihm sehr nahe. Ursprünglich wollte sie früher in Thies Gasthaus eine Lehre als Köchin machen, ehe sie dann doch anders entschieden hatte. Kurzentschlossen möchte Jette wenigstens zu Thies Beerdigung und sich von ihm verabschieden, das ist sie ihm schuldig. Das Thies sie allerdings in seinem Testament bedacht hat, konnte Jette da noch nicht ahnen. Als sie ihrer Jugendfreundin Uta begegnet und kurz darauf ihrer ersten Liebe Jan kehren alte Erinnerungen und Gefühle wieder hoch Gefühle, die sie eigentlich schon längst vergessen hatte.


    Meine Meinung:
    Ein wunderschönes, malerisches Cover mit Heidekraut im Hintergrund, lässt mich erahnen wo, die Reise diesmal hingeht. Für mich ist es das zweite Buch der Autorin, die ich unter ihrem Pseudonym Anne Barns schätzen gelernt habe. Vor allem ihre Liebe für ihre Lokalkolorits die sie in ihren Büchern immer gut recherchiert und beschreibt. Aber auch die Liebe zum Kochen und Backen, die Anna Russo immer mit wunderschönen Rezepten im Buch gestaltet. Der Schreibstil ist sehr gut und in kurzen Kapiteln eingeteilt. Als Besonderheit der Autorin wartet am Ende Jettes Tipps und wieder ein Rezeptteil mit einigen Gerichten aus dem Buch auf den Leser. Die Geschichte hat mich sofort fasziniert, Jettes Art, aber auch die Einblicke in die Gegend der Lüneburger Heide brachten mich in schwärmen. Da ich die Lüneburger Heide schon kannte, kamen einige Bilder bei mir hoch. Durch den Roman habe ich direkt wieder Lust bekommen, diese Region zu besuchen. Doch der Roman ist nicht nur unterhaltsam und lustig, auch an Emotionen fehlt es dieser Geschichte nicht. Vor allem bei der Trauerfeier von Thies, habe ich so manche Träne vergossen. Gefallen hat mir der Spruch: "Wenn Gras über eine Sache gewachsen ist, kommt immer ein Kamel und frisst es wieder runter. " Die Charaktere haben mir allesamt gut gefallen, die burschikose, mitfühlende Art von Jettes Tochter Jule hat mich fasziniert, aber auch ihre Freundin Eva hat mir sehr gut gefallen und imponiert. Solch eine Freundin wünscht sich, glaube ich jede Frau, die mit einem durch dick und dünn geht. Jettes liebevolle, herzliche Art konnte mich auch von Anfang an überzeugen, lediglich ihre etwas ruppige, distanzierte Art gegen Jugendliebe Jan konnte ich nicht immer verstehen. Über Jan hätte ich gerne etwas mehr erfahren, das war mir an manchen Stellen ein bisschen zu wenig. Deshalb hat mich zwar das Ende nicht überrascht, aber es kam mir dann doch ein bisschen zu forsch. Da hätte ich noch ein wenig mehr erwartet. Trotz allem war es wieder eine wunderschöne Reise in die Heide, mit Herz, vielen Geheimnissen und jede Menge Liebe zum Detail. Darum von mir eine Empfehlung und 4 1/2 von 5 Sterne. :thumbup:



    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • "Spätsommerfreundinnen" geschrieben von Andrea Russo, die ich bisher nur unter ihrem Pseudonym Anne Barns kannte. Die Anne Barns Bücher haben mir sehr gut gefallen, so dass klar war - hier greife ich sofort zu und fühle mich garantiert wie unter einer warmen Decke.


    Ich mag den Schreibstil von Andrea Russo - er ist schön flüssig und man ist direkt auf Seite 1 im Buch eingetaucht und taucht auch erst auf der letzten Seite wieder auf. Frauenfreundschaften, Rezepte, sehr schön beschriebene Landschaften sind hier nur ein paar Schlagworte für einen wirklich unterhaltsamen Roman, bei dem es um Frauen im mittleren Alter geht. Die Frage ist: Wird die Protagonistin im alten Trott weitermachen oder wagt sie es, angetrieben durch äußere Umstände, einen kompletten Neuanfang in ihrem Leben zu durchlaufen?


    Der Weg mit allen Entscheidungen, eingebettet im Dorf ihrer Kindheit, sowie ihren früheren Freunden, macht diesen Roman so liebens- und lesenswert.


    Ich vergebe sehr gerne 10 von 10 Sternen und freue mich schon auf den nächsten Roman der Autorin.

  • Ein Testament bringt das Glück zurück


    Kurz vor ihrem 50. Geburtstag wird Jette von Ehemann Stefan geschieden, der sich bereits eine Neue geangelt hat. Sie lebt mit ihrer erwachsenen Tochter Julie zusammen in Oberhausen und arbeitet als Lehrerin. Während ihre Eltern ihre goldene Hochzeit auf einer Kreuzfahrt feiern wollen, hat Jette eigentlich einen Kurzurlaub mit Freundin Eva auf Sylt geplant. Doch alles kommt anders, als Jette einen Brief aus Lünzen bekommt, dem kleinen Ort in der Lüneburger Heide, wo sie ihre Kindheit verbracht hat, bevor sie mit der Familie ins Ruhrgebiet zog. In dem Brief wird Jette mitgeteilt, dass Thies, der die Ortsgaststätte in Lünzen betrieb, gestorben ist. In Jette erwachen Erinnerungen an alte Freunde und Nachmittage in Thies‘ Küche, um Butterkuchen und allerlei andere Köstlichkeiten zuzubereiten. In Absprache mit Freundin Eva fährt Jette nach Lünzen zur Thies‘ Beerdigung und läuft nicht nur ihrer alten Freundin Uta, sondern auch ihrer alten Jugendliebe Jan über den Weg, den sie nie so richtig vergessen konnte. Jan ist mittlerweile ein anerkannter Sternekoch, während Uta als Hausfrau nicht gerade zufrieden ist. Zu allem Überfluss erfährt Jette, dass Thies sie in seinem Testament bedacht hat, doch auch Uta und Jan erben. Freundin Eva und auch Tochter Julie reisen als Verstärkung an, um Jette zu unterstützen. Allerdings kann nur ein Wettstreit entscheiden, wer Thies Erbe antritt…


    Andrea Russo hat mit ihrem Buch „Spätsommerfreundinnen“ einen wunderschönen unterhaltsamen Roman vorgelegt über alte Lieben und Freundschaften, über schöne Erinnerungen, Gerüchte und leckere Köstlichkeiten. Der Schreibstil ist locker-flüssig und nimmt den Leser direkt mit an Jettes Seite, um mit ihr so einige Überraschungen zu erleben und dabei ihre Gefühls- und Gedankenwelt kennenzulernen, die der eigenen in manchen Dingen überraschenderweise so ähnlich ist. Das schweißt schnell zusammen und lässt Jette schon bald als alte Freundin erscheinen. Der Autorin gelingt es geradezu mühelos, Themen wie Wechseljahre, Scheidung, neue Lebensausrichtung, aber auch echte Freundschaften und gemeinschaftlichen Zusammenhalt in ihrer Geschichte unterzubringen. Besonders schön sind auch die eingestreuten Leckereien, die einem beim Lesen den Mund so richtig wässrig machen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so farbenfroh, dass der Leser sich alles wunderbar vorstellen kann und selbst wünscht, die Lüneburger Heide und das buddhistische Kloster zu besuchen, klingt es doch geradezu malerisch und heimelig nach einem Wohlfühlort. Mit einigen geschickten Wendungen und Überraschungsmomenten hält die Autorin den Geist des Lesers auf Trapp, gibt es doch Überlegungen mal in die eine, mal in die andere Richtung, die möglich wären und lassen die Spannung zur Auflösung steigen.


    Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und lassen beim Leser schnell das Gefühl aufkommen, die eine oder andere Person persönlich zu kennen. Durch ihre individuellen Eigenheiten wirken alle durchweg authentisch und sehr real. Jette ist eine patente Frau, die mitten im Leben steht. Sie ist freundlich, pragmatisch, träumt nach ihrer Scheidung aber doch noch insgeheim von einem neuen Glück. Sie liebt das Kochen und Backen und hätte früher sehr gern etwas in dieser Richtung gemacht. Aber dafür ist es doch nie zu spät, oder? Tochter Julie ist eine aufgeweckte junge Frau, die manche Dinge klarer sieht als ihre Mutter und ihr so eine große Hilfe ist, wenn es zu Entscheidungen kommt. Eva ist eine wunderbare Freundin, die genug Kaltschnäuzigkeit besitzt, Jettes Ehemann mit „Arschie“ dauerhaft einen neuen Namen zu geben. Sie ist flexibel und besitzt den nötigen Elan, um ihre Freundin gut zu beraten und sie bei allem zu unterstützen. Uta ist mit ihrem momentanen Leben nicht zufrieden. Sie hat sich alles etwas anders vorgestellt und hätte nun die große Chance, doch noch einmal etwas auf die Beine zu stellen. Ella ist die Schwester von Thies und wirkt manchmal wie die böse Hexe, dabei führt sie nur die Wünsche ihres Bruders aus und ist eigentlich ganz in Ordnung. Thies war ein Spaßvogel und ein Spieler, der einer guten Wette nicht wiederstehen konnte. Er ist der Strippenzieher im Hintergrund, der sich im Himmel das Fäustchen lacht, während sich die Dinge entwickeln. Jan ist ein netter Kerl, der schon viel erreicht hat, aber nun vielleicht den Jackpot knackt – in anderer Hinsicht, als sich vielleicht mancher denkt.


    „Spätsommerfreundinnen“ ist ein wunderschönes Wohlfühlbuch, das man von der ersten Seite an nicht mehr aus der Hand legen möchte, so sehr wird man Teil des Geschehens und der Gemeinschaft. Nach der letzten Seite mag man gar nicht Abschied nehmen und hofft darauf, alle liebgewonnenen Protagonisten bald wiederzulesen. Absolute Leseempfehlung für eine Lektüre, dass neben einer tollen Geschichte so viel Normalität aussendet – wie im richtigen Leben eben. Toll gemacht!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)