Nordwasser - Ian McGuire

  • Titel: Nordwasser
    Autor:
    Ian McGuire

    erschienen: 13. Februar 2018

    Seiten: 302 Seiten

    Verlag: mareverlag

    Sprache: Deutsch

    Originalsprache: Englisch


    Kurzbeschreibung:

    Henry Drax kennt kein Gewissen. Er ist Harpunierer auf der Volunteer, einem Walfangschiff, das von England Kurs auf die arktischen Gewässer der Baffinbucht nimmt. Ebenfalls an Bord ist Patrick Sumner, ein Arzt von zweifelhaftem Ruf, der glaubt, schon alles gesehen zu haben - nicht ahnend, dass seine größte Prüfung noch bevorsteht, nachdem er Drax einer ungeheuerlichen Tat überführt hat. Während sich der Konflikt zwischen den beiden Männern zuspitzt, wird auch der eigentliche Sinn der verhängnisvollen Expedition zunehmend klar. Die erschütternde Schönheit und Einsamkeit des Nordpolarmeers bilden die Kulisse für Ian McGuires dramatischen Roman um Gut und Böse, eine in ihrer philosophischen und psychologischen Dimension zeitlose Geschichte über die tiefsten Abgründe des menschlichen Herzens.


    Über den Autor:

    Ian McGuire, 1964 geboren, aufgewachsen in Hull, East Yorkshire, studierte an den Universitäten Manchester und Sussex und promovierte an der University of Virginia. 'Nordwasser', sein zweiter Roman, war ein New York Times- Bestseller und nominiert für den Man Booker Prize 2016. Ian McGuire lebt mit seiner Familie in Manchester.


    Meine Meinung:

    Dies ist das erste Buch, das ich von Ian McGuire gelesen habe, und ich bin sehr angetan von dieser Lektüre.

    Das Buch war die passende Gegenlektüre an Weihnachten, ganz das Gegenteil von zuckersüßen Romanen mit unausweichlichem Happy End.

    In diesem Walfänger-Roman geht es hart zur Sache. Sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Der Umgangston ist rau, derb, McGuire geizt auch nicht mit Schimpfwörtern. Genauso stelle ich mir die Sprache Mitte des 19. Jahrhunderts auf den großen Schiffen und in den Häfen dieser Welt vor.

    Auch das Überleben auf der „Volunteer“ wird bis in alle Grenzen des Menschlichen geschildert. Das ist nichts für zarte Gemüter. Ob so viel Gewalt beschrieben werden muss, sei dahingestellt. Ich finde es in diesem Roman passend. In Teilen hat mich der Roman an „The Revenant“ erinnert.

    „Nordwasser“ ist ein Abenteuerroman durch und durch. Alle Figuren haben irgendwie Dreck am Stecken, sonst hätten sie sich kaum auf eine solche Mission begeben, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.

    Sprachlich empfinde ich den Roman als abwechslungsreich. Die derbe Sprache, die sich vor allem in den Dialogen zeigt, wird abgelöst durch wunderschöne Naturbeschreibungen. Das hat mir sehr gefallen.

    „Sehet den Menschen.“ Dieses biblische Zitat hat der Autor als ersten Satz gewählt. Im Grunde fasst es den Roman in wenigen Worten zusammen. Sehet, wozu Menschen fähig sind. Leset, was vom Menschen übrig bleibt, wenn ihm alles genommen wird. Ich habe das sehr gerne getan.


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    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin