David Brin: Sternenflut

  • Aufwertung durch die B-Note


    Ferne Zukunft – die Menschen bereisen das Universum, und sie haben Schimpansen und Delphine „geliftet“, womit keine kosmetischen Operationen gemeint sind, sondern genetische Verbesserungen hin zu dem, was bewußte Daseinsformen ausmacht: in erster Linie verbale Kommunikationsfähigkeit und Intellekt. Das Raumschiff „Streaker“ stellt ein Experiment dar, weil es von Delphinen kommandiert wird, aus denen die Besatzung auch hauptsächlich besteht. Einige Menschen sind außerdem dabei. Und ein Schimpanse. Doch bereits auf ihrer ersten Mission gerät die „Streaker“ in Schwierigkeiten, weil sie eine Milliarden Jahre alte Raumschiffflotte entdeckt. Nicht nur die Menschen vermuten hier das Geheimnis der sogenannten „Progenitoren“, jener sagenumwobenen Rasse, die möglicherweise das „Liften“ aller anderen galaktischen Rassen initiiert hat. Eine Jagd beginnt, und die „Streaker“ strandet auf einem seltsamen, metallischen Wasserplaneten, während über ihr, im All, sämtliche anderen „vernunftbegabten“ Rassen der Galaxis waffenmächtig um die heiße Beute streiten.


    Schön an dieser Geschichte ist ihr Bemühen um Verständnis für Andersartigkeit und um Toleranz. Die Schwierigkeiten der Delphine, sich vom „großen Wal-Traum“ zu lösen und „menschliche“ Paradigmen zu verinnerlichen, stehen stellvertretend für soziale und kulturelle Unterschiede, die heutzutage gerne im Rahmen sogenannter „Integration“ geschliffen werden. Das Buch ist insofern kultur- und auch technikkritisch. Es ist nichtsdestoweniger ein waschechter Science-Fiction-Roman, der allerdings leider etwas seltsam erzählt ist, an seiner Protagonistenflut schwer zu knabbern hat und sich nur zäh entwickelt, um dann ein bißchen unbefriedigend zu enden. Der Ideenreichtum rettet das Buch, sozusagen über die B-Note.

  • Hallo, Doc.


    Die Episode endet durchaus (also die Handlung um die Jagd auf die "Streaker"), aber es bleiben sehr viele Fragen ungeklärt. Offensichtlich, aber das habe ich erst heute morgen gelesen, gibt es eine Fortsetzung; "Sternenflut" scheint der zweite von drei Bänden zu sein. Das wird weder im Klappentext, noch irgendwo im Buch erwähnt - und sowas finde ich sehr, sehr ärgerlich. :fetch

  • Sternenflut ist tatsächlich der zweite Teil des Uplift Zyklus, aber auch der bekannteste.


    Teil 1 trägt den Titel Sonnentaucher, Teil 3 heißt Entwicklungskrieg.



    Ich hab Sternenflut vor einigen Jahren gelesen und mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die anderen beiden Teile sind jedoch nur noch schwer zu bekommen und meist entsprechend teuer.

  • @ Alle:


    Nicht ganz.....


    *Sternenflut* gilt zwar als Teil des älteren Brin'schen Uplift-Zyklus, aber es gibt über die allgemeine Konstellation "Uplift" hinaus keine thematische Zuordnung zu *Sonnentaucher* und *Entwicklungskrieg*.


    *Sternenflut* hat tatsächlich ein offenes Ende - aber.....


    Am Ende von *Sternenflut* teilt sich die Handlung in zwei mögliche Erzählstränge - das Raumschiff "Streaker" und ihr Rettungsboot (beide mit gemischten Besatzungen) entkommen unabhängig voneinander von dem Planeten, auf dem sie Zuflucht gesucht hatten.


    Die Heimreise der "Streaker" zur Erde setzt sich in einem Zyklus von 6 Bänden fort:
    - Sternenriff (1995)
    - Fremder der fünf Galaxien (1995)
    - Das Ufer der Unendlichkeit (1996)
    - Die Botschaft der Delphine (1996)
    - Ring der Sonnen (1998)
    - Am Grenzpunkt der Ewigkeit (1998)


    *Sternenflut* (1983) ist also der "siebte" (eigentlich erste) Band des jüngeren Uplift-Zyklus.



    Den zweiten Erzählstrang (Schicksal der Besatzung des Rettungsbootes der "Streaker") hat Brin m.W. bis jetzt noch nicht fortgesetzt - kann aber natürlich noch kommen..... :write

  • Wenn ich micht recht entsinne, besteht der Uplift Zyklus aber auch im Original nur aus 6 Büchern. Wenn es im Deutschen mehr sind, dann vermute ich mal, dass hier der Verlag wieder eine Teilung vorgenommen hat.


    Hier ist eine Übersicht über die Werke Brins.

  • Es gibt 9 Stück???
    Oh Mann, ich werde arm.
    Ich habe Sternenflut im Urlaub gelesen (der Grund warum ich nie im Pool war). Science-Fiction ist ja normalerweise nicht mein Ding, aber dieses Buch hat mich gefesselt. Am Ende konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Idee mit dem Liften und geliftet werden ist ein interessantes Weltbild.
    Allerdings hat mich das abrupte Ende auch ein wenig gewundert, wobei ich jetzt ja die Erklärung habe. Vor allem über die Progenitoren würde ich gerne mehr erfahren.

  • Ich fand das Buch hoch interessant, und es hat mir wesentlich besser gefallen als Klassiker wie "Dune" oder "Hyperion". Was mir an Sternenflut besonders gefallen hat, ist, dass die alte Sehnsucht nach den Sternen im Hintergrund spürbar war, dieser Fortschrittsgeist und die Orientiertheit nach der Zukunft.


    Auch hat der Autor versucht, den "Fins" soetwas wie eine Rassenidentität, eine eigene Kultur zu geben, die im Hintergrund mitspielt. Und ich finde, es ist ihm auch gelungen.


    Ich muss dazu aber sagen, dass mich offene Enden in Büchern nicht allzu sehr stören, und ich mir im Gegenteil ganz gerne ausmale. wie es denn weitergehen könnte. Die Protagonistenflut, und da gebe ich meinen Vorpostern recht, ist allerdings ein Minuspunkt. Es ist vor allem im ersten Drittel recht schwer, sich zurechtzufinden. Eindeutig ein Buch, das darum bettelt, ein zweites Mal gelesen zu werden.