Der Abend des Adlers - Frank S. Becker

  • Kurzbeschreibung


    Ein packender historischer Roman aus der Zeit Kaiser Valerians
    Das Römische Reich um 260 nach Christus. Feinde plündern die Grenzprovinzen, Kaiser kämpfen um die Macht. Der junge Römer Flavius wächst auf dem Gut seines Onkels in der Nähe von Trier auf. Als er erfährt, dass seine Eltern verschollen sind, macht er sich auf, sie zu suchen. Die gefährliche Reise und die Suche nach einem Tempelportal, das vor den Barbaren versteckt wurde, reißen ihn in einen Strudel von Ereignissen, die ihn über Rom, Palmyra und Babylon bis nach Persien führen. Doch als Flavius sich am Ziel glaubt und der Liebe seines Lebens begegnet, stellt ihn das Schicksal vor die größte Herausforderung. In einer bildhaften Sprache und vor der farbigen Kulisse einer antiken Welt wird eine Zeit lebendig, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat.


    Eigene Meinung:


    Wieder ein Buch, welches mich mit einer gespaltenen Meinung zurücklässt. Frank Becker erzählt eine Geschichte im krisengeschüttelten römischen Reich. Während im Norden die Germanen das Reich bedrohen und im Osten die Perser, liefern sich im Reich verschiedenste Herrscher Kämpfe um die Macht.


    In dieser Zeit kämpft Flavius mit seinem eigenen Schicksal, welches ihn auf eine lange Reise durch die verschiedensten Gefilde des Imperiums verschlägt. Dabei gelingt es Becker die Situation in den verschiedenen Teilen des Reiches im 3. Jh. gut darzustellen. Vor allem die soziale und wirtschaftliche Situation wird dabei sehr gut sichtbar.
    Weniger gut gelingt ihm dies bei der politischen Geschichte, wobei diese in diesem Roman keine Hauptrolle spielt. Jedoch werden oft Andeutungen und Vergleiche zu historischen Ereignissen gezogen, die nicht näher erklärt werden. Insgesamt bleibt die Darstellung der politischen Geschichte recht kryptisch und erscheint mir oft ideelos in die Handlung eingebaut.


    Der Schreibstil konnte mich anfangs nicht überzeugen. Vor allem unnötige deutsche Bezeichnungen für lateinische Ausdrücke wie beispielsweise Bürgermeister haben mich gestört. Gerade auf den ungefähr ersten 150 Seiten werden am Ende eines Abschnittes unheilsverkündende Formulierungen wie beispielsweise „ Seine fatalen Folgen sollten sich erst später zeigen.“ etc inflationär gebraucht, was der Spannung nicht wirklich dienend war. Diese Wendungen kommen zwar auch gegen Ende noch vor, dann aber in viel geringerer Zahl.
    Dann haben mich auch die Dialoge oft gestört, da sie für meinen Geschmack zu modern geklungen haben.


    Trotz all der Kritikpunkte konnte mich das Buch – nachdem die ersten 100 Seiten überwunden waren – aber fesseln und ich konnte es gegen Ende nicht mehr aus der Hand legen.


    Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

  • Vielen Dank für die ausführliche Rezension!


    Zitat

    Original von taciturus
    Weniger gut gelingt ihm dies bei der politischen Geschichte, wobei diese in diesem Roman keine Hauptrolle spielt. Jedoch werden oft Andeutungen und Vergleiche zu historischen Ereignissen gezogen, die nicht näher erklärt werden. Insgesamt bleibt die Darstellung der politischen Geschichte recht kryptisch und erscheint mir oft ideelos in die Handlung eingebaut.


    Irgenwie scheint es, als ob entweder die Geschichte oder aber die Romanhandlung immer zu kurz kommt bei diesen historischen Romane... Kann das sein? :gruebel
    Allerdings ist es mir lieber wenn letzteres zutrifft. Die geschichtlichen Ereignisse sind mir wichtiger als eine ausgefeilte Handlung.


    Ich glaube, knapp 23 Euro sind mir dann doch zuviel Geld für dieses Buch. Ich werde schauen, ob ich es gebraucht oder aus der Bibliothek bekommen.

  • Ich hab deine Antwort leider erst jetzt entdeckt. Generell stört es mich bei einem historischen Roman nicht sehr, wenn man die politische Geschichte nicht immer hautnah miterlebt, weil es doch auch ziemlich unrealistisch wäre, dass eine bestimmte Person immer und überall live dabei gewesen wäre, wenn Weltgeschichte geschrieben wurde.


    Bei diesem Buch bezieht sich meine Kritik eher darauf, dass z.B. am Ende eines Unterkapitels in einem Absatz dann kurz die politische Geschichte reingeschrieben wurde. Da aber die politische Geschichte in diesem Buch an sich keine überwiegende Rolle spielt, ist dieser Mangel meiner Meinung nach leicht verkraftbar.

  • "Der Abend des Adlers" ist sehr gut recherchiert und liefert sehr viel Hintergrundwissen. Ich hab mich über viele kleine Details gefreut.
    Gelegentlich hat mich die "Bildungsabsicht" von Frank S. Becker gestört, wenn er Figuren über Themen diskutieren lässt, die ihnen in ihrer Zeit selbstverständlich sein müssten. Insgesamt fehlte mir auch eine richtige Geschichte in diesem "Road Movie".
    Trotzdem ein lohnendes Buch, das ich wirklich gerne gelesen habe. :)

  • Meine Meinung:


    "Der Abend des Adlers" erzählt die Geschichte des jungen Flavius, den das Schicksal von Trier durch das Römische Reich und darüber hinaus führt. Zusammen mit ihm erhält der Leser Einblicke in das Leben der Römer und der mit ihnen verfeindeten Völker, lernt Riten und Religionen kennen und erfährt wie nebenbei viele weitere interessante historische Details aus dem 3. Jahrhundert nach Christus. Bei all den Abenteuern, die Flavius erlebt, fehlt jedoch ein wenig der rote Faden, manche Szenen wirken fast ein bisschen beliebig, und es drängt sich der Eindruck auf, als verliere sich Flavius' eigentliche Ziel in den vielen Ereignissen, die ihn von einem Ort zum nächsten führen. Apropos Ort: Es mag historisch authentisch sein, die damaligen Namen der Städte und Orte zu nennen und diese im Anhang den aktuellen Namen gegenüber zu stellen (Beispiel: Augusta Treverorum - Trier), doch hält es den Lesefluss auf, immer wieder nach hinten blättern zu müssen, um zu erfahren, wo sich der Protagonist oder eine Nebenfigur gerade befindet. Angesichts der zahlreichen Ortswechsel und zugunsten des besseren geographischen Überblicks hätte ich nichts gegen die Nennung der aktuellen Ortsnamen einzuwenden gehabt. Obwohl anfangs etwas hölzern, wuchsen mir die Figuren, allen voran Flavius und der etwas tolpatschige Gallier Olus, im Laufe der Geschichte ans Herz, so dass ich trotz der erwähnten Kritikpunkte Ausschau nach der Fortsetzung "Der Preis des Purpurs" halten werde.


    Ich schließe mich den 7 Punkten an.