Ich habe mich sehr auf "Elli gibt den Löffel ab" gefreut und nun das Buch endlich (nachdem es schon ewig zuhause lag) gelesen. Leider war meine Freude nicht von soooo langer Dauer, denn im Laufe des Buchs sind mir doch so einige Dinge mehr als sauer aufgestoßen (und das lag nicht an einem zu hohen Limoncello-Konsum...).
Elli wird als rüstige 60jährige Videotheksbesitzerin geschildert, die in ihrem täglichen Trott meist "ihrem Josef" nachtrauert und sich mit dem dezimierten Freundeskreis abfinden muss. Aus ihrem Alltag wird sie durch einen Brief (zwischen dem von der Bank und lauter Reklameschreiben) gerissen, der sie nach Capri "beordert".
Der fahrbare Untersatz ist leider nicht mehr ganz Langstreckentauglich, so dass sie auf der Fahrt nach Neapel Bekanntschaft schließt mit Heinz und seinem Chihuahua. Bis sie jedoch auf Capri ist und mit der angekündigten Erbschaft Frieden schließen kann, stellen sich noch einige (ihr selbst zu verdankende!) Probleme in den Weg und auch ihre Schwester, die dann mitmischt, trägt nicht viel Unterstützendes bei. Aber - irgendwann wird alles gut - natürlich ist das Ende zwar nicht sofort vorhersehbar, zu verraten, dass es am Ende aber eben doch für alle einen Platz gibt, ist nicht wirklich überraschend 
Nun aber zur Kritik an dem sonst wirklich gut zu lesenden Buch: Elli wirkt auf mich nicht wie 60, sondern eher wie 90. "Kann ich das noch?" "Gehört sich das jetzt?" "Oh ich bin doch schon so alt" - all das sagt sie für mich laufend und immer zwischen den Zeilen. Selbst ihre ältere Schwester Doro (hier ging mir deutlich auf die Nerven, dass sie im Wechsel Doro und dann wieder Dorothea genannt wird, nicht nur in Anreden sondern auch in beschreibenden Passagen) scheint mir jünger und lebhafter zu sein als Elli Altbacken. Und das vermiest einem schon sehr den Lesegenuss...
Die Story an sich ist jetzt auch nicht deeeeeer Hammer, aber grundsolide und für gute Unterhaltung schon in Ordnung.
Die Capri-Beschreibungen sind (vor allem, wenn man schon einmal dort war und weiß, wo die Damen und Herren im Buch gerade wandeln) wirklich der Wahnsinn und machen verdammt viel Lust auf Urlaub - immer in der Hoffnung, dass bitte weder Elli noch eine andere verquere Natur aus ihrem Buch auftaucht. Denn eigentlich gibt es in dem Buch niemanden "Normales" - selbst Doros Tochter Anja wird immer und immer wieder auf ihre Figur-Komplexe reduziert und gewinnt somit keinen Blumentopf an Sympathie.
Für mich wirkte das Buch eher (ohne nun jemandem hier zu nahe treten zu wohllen) Zielgruppenmäßig an (Früh-)Rentnerinnen gerichtet, die sich irgendwann denken, ob sie denn nicht auch was verpasst haben im Leben, und die sich auch einreden, zu alt zu sein, nichts mehr ändern zu können... Wirklich im Lebenstehende 60jährige, die ich durchaus täglich um mich habe, werden wohl auch bei der Naivität und Umständlichkeit von Elli die Stirn runzeln.
Alles in allem birgt das Buch aber ein paar Stunden solide Unterhaltung, und wenn man sämtliche Klischees beiseite lässt, wird aus dem mittelmäßigen Buch doch noch ein gutes.