Beiträge von dschaenna

    Ich bin über eine Autoren-Aktion auf Carsten Sebastian Henn aufmerksam geworden und habe mir dann mal Blut & Barolo besorgt, da ich vom Klappentext her und der Beschreibung (Hund, Wein, Italien) eigentlich alles ganz ansprechend fand.


    Leider hat das nur dazu gereicht, das Buch mir mehr oder weniger Elan zu lesen, denn die Hundeperspektive bzw. die absolute Betonung, dass es ja ein Hund ist, der gerade erzählt/erlebt/leidet, war mir irgendwann zu viel. Auch die andauernden "Hinweise" auf die Hunderassen fand ich störend, auch wenn ich danach dann mal gegoogelt habe, was denn genau ein Windspiel ist ;-)


    Der Schreibstil (bis auf die eben erwähnten Punkte) an sich ist aber sehr flüssig und gut zu lesen, die Schauplätze wechseln immer wieder ab, aber man ist dennoch nicht überfordert, wie das ja bei manch anderem Buch der Fall ist. Vielleicht war mir die ganze Geschichte aber auch doch einfach nur zu weit hergeholt oder einen Tick zu unrealistisch - denn auch wenn es natürlich notwendig ist, dass die Hunde in dem Kriminalfall, den sie ja lösen sollen, menschliche Züge annehmen, um überhaupt die Geschichte beschreiben zu können, so war es mir doch am Ende einfach zu viel und zu "menschlich" (wobei die Geschichte aber eben denke ich als "normaler" Krimi auch ganz gut funktioniert hätte...).

    DER INHALT (kopiert aus der Kurzbeschreibung):


    Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer hat der Haute Cuisine abgeschworen und betreibt in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpaschtéit serviert. Doch dann bricht eines Tages ein renommierter Pariser Gastro-Kritiker tot in seinem Restaurant zusammen – und plötzlich steht Kieffer unter Mordverdacht. Als dann noch sein alter Lehrmeister spurlos verschwindet, beschließt der Luxemburger, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen; sie führen ihn bis nach Paris und Genf. Dabei stößt er auf eine mysteriöse, außergewöhnlich schmackhafte Frucht, auf gewissenlose Lebensmittelkonzerne und egomanische Fernsehköche. Immer tiefer taucht Kieffer in die von Konkurrenzkampf und Qualitätsdruck beherrschte Gourmetszene ein – und erkennt, was auf dem Spiel steht.


    ISBN 978-3-462-04287-0



    DER AUTOR (aus dem Buch):


    Tom Hillenbrand, geb. 1972, studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei SPIEGEL ONLINE. Der begeisterte Hobbykoch und Foodie verliebte sich während eines mehrmonatigen Luxemburger EU-Praktikums in das Großherzogtum. Er lebt in München. "Teufelsfrucht" ist sein erster Roman.


    MEINE MEINUNG:


    Mehr sollte man an Inhalt auch nicht wissen, um den Krimi - ja, man kommt wirklich zwischendurch immer mal wieder davon ab, es wirklich für einen Krimi zu halten, aber nach dem Ende bin ich doch überzeugt, die Lösung eines Kriminalfalls miterlebt zu haben - wirklich noch genießen zu können. Was man auch während des Lesens genießen kann, sind die zahlreichen Gerichte und Zutaten, die Tom Hillenbrand mit einfließen lässt und die einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.


    Besonders detailliert und liebevoll fand ich die Beschreibung der Stadt Luxembourg - ob nun realistisch oder nicht, kann ich nicht beurteilen, aber auf jeden Fall möchte ich nun sehr gerne dort hin reisen und nicht nur die zahlreichen Gerichte, sondern auch die Stadt kennenlernen. Aber durch eben genau solche detaillierten Beschreibungen rückt die tatsächliche Geschichte "Warum musste der Kritiker sterben?" in den Hintergrund. Ich finde das aber nicht weiter schlimm, denn man hat bei Hillenbrands bilderreicher Sprache nie das Gefühl, dass etwas auf der Strecke bleibt und etwas an Entwicklung verlorengeht, nur weil es gerade eben um Essen und nicht um "klassische" Krimikost geht.


    Leider fand ich das Ende etwas abrupt, ich hätte noch gerne weitergeschmökert. Am Ende des Buches (schade - ich hätte es schon am Anfang gebraucht, dann hätte ich es auch nutzen können, so habe ich es erst zu spät gesehen) ist eine Aufzählung der verwendeten kulinarischen Fachbegriffe. Toll wären auch noch ein oder zwei Rezepte gewesen, zumindest von den häufigst erwähnten Lieblingsgerichten von Xavier. Wenn diese zwei bis drei Punkte nicht gewesen wären, hätte das Buch auf jeden Fall eine Höchstwertung verdient gehabt!

    Nach der Leseprobe habe ich mir voller Vorfreude das Buch bestellt und mich wirklich geärgert, dass ich in der Woche kein Glück mit der Verlosung hatte.... jetzt denke ich mir aber, hätte ich einfach mal gewartet, bis die ersten Rezensionen hier aufgetaucht wären - aber im Detail:


    Der Beginn des Buches ist wirklich packend, interessant geschrieben und macht Spaß und Lust auf mehr. Leider hört das aber sehr schnell auf und es wird einfach nur noch wirr, kompliziert und durcheinander.


    Ich muss jetzt - ich habe es knapp bis zur Hälfte des Buches geschafft - sagen, dass es noch nicht besser geworden ist, und ich dem Buch auch keine weitere Chance geben werde. Selbst an einem "ich-bin-fit-Tag" kann ich keine zwei Seiten auf einmal lesen, ohne vor Fremdwörtern, neuen Personen, seltsamen Zusammenhängen und wirren Dialogen alles noch mal lesen zu müssen, um wenigstens ansatzweise alles zu verstehen und auch einordnen zu können.


    Wenn Oscar Caplan einfach die Hälfte seiner Erzählstränge (vor allem dieser Prinzen-König-"Quatsch" hätte getrost weggelassen werden können!) verarbeitet hätte, wäre vielleicht wirklich ein Buch rausgekommen, bei dem man sagt, "Wow, das lese ich gerne!". So ist es eben nur ein "Wow, so etwas lese ich bestimmt nicht mehr und schon gar nicht weiter..."


    Meinen Respekt auch an alle, die das Buch bis zum Ende geschafft haben - aber da lese ich dann jetzt doch lieber ein anderes, besseres Buch :zwinker

    Und falls du die noch nicht kennst:
    Die Krimis um Kommissar Dühnfort von Inge Löhnig - alle bisherigen drei sind wirklich toll!


    Und - habe ich gerade gelesen - aber nicht ganz sooo toll wie eben Inge Löhnig: Tegernseer Seilschaften von Jörg Steinleitner.


    Viel Spaß dabei :wave

    Worum geht es?
    Anne Loop als gebürtige Rheinländerin lässt sich aus familiären Gründen an den Tegernsee versetzen und ist dort dann Mitglied der dreiköpfigen Polizeistation.
    Der Klappentext lautet:
    "Sie ist ledig, schön - und ehrgeizig. Anne Loop ermittelt am Tegernsee.
    Ein Bauer wird erhängt im Wald aufgefunden. Polizeihauptmeisterin Anne Loop, neu am Tegernsee, glaubt nicht an Selbstmord. Sie vermutet, dass Ferdinand Fichtner vor seinem Tod ein Doppelleben führte, in dem geheime Geschäfte und erotische Verwicklungen eine Rolle spielten. Was wissen Fichtners Stammtischbrüder? Verheimlichen sie etwas? Und gibt es eine Verbindung zum Tod des Milliardärs, der eines Tages leblos in seinem Swimmingpool treibt? Anne Loop macht sich auf die Spurensuche, und was sie entdeckt, ist so manchem ein Dorn im Auge..." (ISBN 9783492257879)



    Wer ist der Autor? (Auszug aus dem Buch)
    Jörg Steinleitner, geboren 1971 im Allgäu, studierte Jura, Germanistik und Geschichte in München sowie Augsburg und absolvierte die Journalistenschule in Krems/Wien. 2002 ließ er sich nach Stationen in Peking und Paris als Rechtsanwalt in München nieder. Er veröffentlichte mehrere Bücher und schreibt unter anderem für den Focus und das Süddeutsche Zeitung Magazin. Steinleitner, dessen Familie ursprünglich vom Tegernsee stammt, lebt und arbeitet in München sowie im Bayerischen Oberland.



    Das sage ich nach dem Lesen des Buchs:
    Jörg Steinleitner hat einen kurzweiligen Krimi geschrieben, der sich zwar gern in die Reihe von Kluftinger oder Dühnfort stellen will, meiner Meinung nach dort aber (noch) nicht ganz hinpasst. Anne Loop meistert zwar mit Bravour Kind, die mehr-oder-weniger-Familie mit ihrem Freund Bernhard und nebenbei auch noch ihren Vollzeit-Job, aber die ständigen Vergleiche, dass sie ja aussieht wie Angeline Jolie, haben dem Buch einfach nur Glaubwürdigkeit genommen. Ich habe zwar nicht gezählt, wie oft dieser Vergleich bedient wird, aber gefühlt auf jeder fünften Seite...
    Die "Dorfpolizisten" werden auch als genau solche dargestellt - eben ein bisschen Feuerwehr hier, ein bisschen Stammtisch-Wirtshaus-Getue da, und bloß nicht gegen die eigenen Leut ermitteln! Natürlich gibt es dieses Geklüngel bestimmt, aber es hat für mich auch hier einfach ein bisschen an Ernst gemangelt.


    Das soll aber nicht heißen, dass ich mich schlecht unterhalten gefühlt habe - im Gegenteil. Es ist eben ein relativ seichter Krimi, mit ein oder zwei Schleifen um die Handlung herum, man erfährt privates und auch ein bisschen was von der Tegernseer Umgebung.
    Die Möglichkeit, hier noch einige Bücher folgen zu lassen, gibt es eindeutig; und diese eignen sich sicherlich ebenso gut wie "Tegernseer Seilschaften" für einen kalten und verregneten Samstag auf dem Sofa.
    Deswegen 7 von 10 Punkten :lupe

    Hallo zusammen... ich habe das Buch schon gelesen, aber fand das Thema hier doch ziemlich interessant :-)


    Ich glaube auch, dass vor allem durch das immer wieder "drüber reden" in der Leserunde doch auch viel mehr Aspekte aufkommen, als wenn man ein Buch nur selbst liest.


    Zum Beispiel die Ungereimtheiten (Warum findet Assad die Tasche und wieso ist die nicht schon vor 5 Jahren aufgetaucht?): Klar habe ich das auch festgestellt, aber mir eben nicht weiter Gedanken darüber gemacht. Weil ich eben auch mit keinem darüber geredet habe, und dann war das auch schon wieder aus-den-Augen, aus-dem-Sinn....


    Ich denke, das ist so ziemlich der Unterschied, warum die Rezensionen alle viel besser ausfallen als eure Meinungen hier, aber das finde ich eigentlich gut, weil dann jemand, dem das Buch unbekannt ist, bei den Rezensionen eben für sich selbst abwägen kann!

    ...ich bin gerade selbst am Lesen (aber mehr als zwei Seiten habe ich noch nicht) - über die Such-Funktion habe ich das hier aber noch nicht gefunden.


    Ist da auch jemand gerade dabei? Die Amazon-Rezensionen fand ich jetzt nicht ganz so aussagekräftig bzw. die waren fand ich teilweise fast so lang wie das ganze Heftchen ;-)

    danke ihr zwei :-]
    Dann werde ich wohl wirklich erst einmal eine Pause machen und den ersten Teil lesen - weil es eben wirklich so ist, Spannung hat sich bei mir noch nicht wirklich aufgebaut (und auch zwischen den beiden nicht, also aus meiner Sicht eben ohne den ersten Teil)


    Und dann hoffe ich, dass ich mich dann nach der Lektüre von beiden Büchern in der richtigen Reihenfolge in die Reihe derer, die total begeistert sind, einreihen kann :grin

    Ich habe nun (ohne den ersten Teil zu kennen) mit "Alle sieben Wellen" begonnen und ich bin irgendwie noch nicht so wirklich überzeugt, dass mir das Buch gefällt, aber hier ist die Meinung ja (fast) einhellig :wow


    Der Stil an sich ist ja ok - aber irgendwie finde ich, dass es ziemlich auf "Seitenhäscherei" herausläuft, wenn vor jeder Mini-Nachricht "3 Minuten später" etc. steht. Das geht mir mittlerweile fast schon so arg auf die Nerven, dass ich überlege, das Buch abzubrechen.
    Oder es wandert jetzt erst einmal auf den "später-weiterlesen-Stapel".


    Was fasziniert euch denn so an dem Schreibstil - oder ist es nicht der Stil sondern die Geschichte (und ich müsste über den Stil eben hinwegsehen..)?

    Wir haben in der Schule "The Cement Garden" gelesen - das ist tatsächlich ein Buch, das ich auch nach der Schule dann nochmals gelesen habe.
    Und durch die Reclam-Ausgabe auch ein ganz günstiger Lesespaß...


    Es ist aber schon etwas "blutrünstiger" aber Agatha Christie ist ja auch nicht grad die seichteste Unterhaltung, von daher ist er da bestimmt nicht so zart besaitet :grin

    ich habe nur Ausschnitte gelesen aus der Vergolderin, fand die aber toll - was mich bisher bei historischen Romanen aber abgeschreckt hat waren die "seltsamen" und daher schlecht für mich zu merkenden Namen (hatte ich hier nicht den Eindruck) und die für heutige Verhältnisse eben oft gestelzt wirkende Sprache.


    Daher meine Frage an die, die das Buch schon gelesen haben: Wie ist das denn hier? Handelt es sich um ein Buch, das auch für Einsteiger in die historischen Romane gut geeignet ist, oder muss man sich schon auf sehr viel einlassen wollen um in den vollen Lesegenuss zu kommen?
    Danke schon vorab für eure Antworten :-)

    Salvador ist eine Quasselstrippe; er arbeitet seit mehr als 30 Jahren am Flughafen und sammelt dort den Müll ein.


    Das Buch - aus der Sicht geschrieben, als ob man selbst am Flughafen ist und von Salvador zugetextet wird (mit "ihm reden" kann man nicht sagen, denn seine Gesprächspartner kommen fast nie bis garnicht zu Wort) - ist unterhaltsam und man merkt mit jeder Episode, die Salvador erzählt und mit der er wieder einen Teil seines Lebens preis gibt, dass er mit der Welt um sich und an sich zufrieden ist.


    Nach der Hälfte des Buches aber wurde es zunehmend anstrengend, sich auf das Geplapper von Salvador einzulassen und die Botschaften zwischen den Zeilen seiner Geschichten zu lesen. Die kurzen Episoden würden sich gut als Kolumne im Wochenendteil einer Zeitung machen, aber als Buch und alle hintereinander weg sind sie mir doch einfach zu belanglos, zu unzusammenhängend und zu schnörkellos.


    Klar - Salvador hat nicht viel Zeit, da seine "Gesprächs"partner ja immer auf dem Weg zum Flugzeug sind oder auch ihrer Arbeit nachgehen müssen, aber ich habe doch irgendwie eine zusammenhängende Geschichte mit einem Spannungsbogen und etwas mehr Tiefgang vermisst.


    Als Fazit also "nett für Zwischendurch" - aber ich bin froh, dass ich das Buch nicht gekauft, sondern "nur" ausgeliehen habe...

    Der Beginn von Roger Rosenblatts "An jedem neuen Morgen" ist verdammt deprimierend und aufrüttelnd zugleich: Amy - seine Tochter und selbst Mutter von drei Kleinkindern - stirbt aufgrund einer Herzanomalie plötzlich und unerwartet.


    Die Großeltern Rosenblatt - Boppo und Ginny - ziehen daraufhin zu ihrem Schwiegersohn und den Enkeln und genau diese alltäglichen Szenen beschreibt dann der Roman. Man merkt, dass Rosenblatt selbst ein Journalist mit jahrelanger Erfahrung ist, denn ich habe selten so viele belanglose (weil alltägliche) Szenen-Aneinanderreihungen gelesen wie in diesem Buch.


    Aber komischerweise ist sein Schreibstil und die Episodenvermischung von "Damals, als Amy klein war" über "Heute, wie wir den Tag meistern" doch fesselnd und beklemmend unterhaltsam. Es kommt einem ein bisschen so vor, als ob Boppo direkt vor einem sitzt und einfach drauf los erzählt - was ihm eben so einfällt, sei es der Disneylandbesuch oder die radschlagende Tochter am Flughafen.


    Anstrengend fand ich aber die teilweise seitenlangen Aufzählungen von Namen; alles Personen, die Rosenblatt und seiner Familie über die schwierige Zeit nach Amys Tod hinweggeholfen haben, aber irgendwann habe ich mich dabei ertappt, dass ich die Namen einfach nur überlesen habe und mich nicht weiter darum gekümmert habe, wer nun einen Blumenstrauß geschickt oder wer auf die Idee, Amy eine Bank zu widmen, gekommen ist. Das war dann doch etwas schade und hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen.


    Das Buch ist eine ganz persönliche Aufarbeitung der Ereignisse und nimmt einen deshalb schon mit. Ich hatte aber doch auf mehr "allgemeingültige" oder ins philosophisch gehende Aussagen erwartet; das Buch kratzt hier aber immer nur an der Oberfläche - schade! (Aber ich kann mir denken, für die persönliche bzw. familiäre Bewältigung der Situation war es mehr als hilfreich, das alles aufzuschreiben)

    Jakob Hein - mir bisher gänzlich unbekannt - hat ein sehr philosophisches und zum Nachdenken anregendes Buch geschrieben, denn es gibt verdammt viele Sätze darin, über die ich beim Lesen nicht nur gestolpert, sondern dann in der S-Bahn sitzend und aus dem Fenster schauend Kilometer-lang noch in Gedanken hatte (ein Beispiel dafür ist z.B. " Man hätte meinen können, dass sich die Laternen ihrer Sinnlosigkeit zunehmend bewusst wurden, denn sie funzelten nur noch trüb daher, kaum dass sie die Straßen erleuchteten, auf denen sich zu dieser Zeit der Nacht nur noch ein Volk herumtrieb, das passenderweise lichtscheu gekannt wird."; Seite 99).


    Aber trotz dieser immer wieder aufblitzenden Rohdiamanten-Sätze konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Die Idee, Boris Moser und seine Agentur der verworfenen Ideen als Ausgangspunkt zu nehmen, fand ich angenehm und seltsam zugleich, wobei mir dann aber erst nach einigen Seiten klar wurde, dass ich mich nun in dem von Boris geschriebenen Romananfang befinde, den er der unbekannten und schönen Rebecca, die er zuerst am Telefon und dann in seinem Laden hat, vorliest.


    Mir scheint es, als ob es Jakob Hein ein bisschen so geht wie dem Alten, dem Maulwurf, der sagt, "Nur das Ende meiner Geschichte kann ich nicht sehen" (S. 160). Deswegen hat mich das Ende des Romananfangs und auch das Ende des Buchs etwas ratlos zurückgelassen. Gern hätte ich doch noch mehr davon gelesen!


    Aber die Geschichte des Maulwurfs über die Suche Heiners nach dem Sinn des Lebens fand ich toll, einfach nur toll. Ich glaube, wenn Jakob Hein mehr davon und in "einfacherer" Art und Weise (also ohne die zwei vorgeschalteten Geschichten um Boris und den Maulwurf) geschrieben hätte - oder noch schreiben wird - werde ich das mit Genuss lesen! Genau diese paar Seiten mitten im Buch sind fantastisch und man kann dann wirklich einfach nur froh sein, zu leben!

    Aufgrund der überall zu lesenden Lobeshymnen auf Nele Neuhaus und ihre Romanreihe um Oliver Bodenstein und Pia Kirchhoff habe ich mir zuerst Teil 1 und nach dessen Lektüre aber auch schnell die folgenden drei Bänder gekauft.


    "Schneewittchen muss sterben" als Band Nr. 4 ist aber definitiv nicht mein Favorit aus der Krimireihe, die schnell zu verschlingen ist und die einfach und klar (zumindest vom sprachlichen her) geschrieben ist. Man merkt im Vergleich zu den ersten zwei Büchern auf jeden Fall, dass Nele Neuhaus an ihren Büchern gewachsen ist - die komplexeren Erzählstrukturen und die massive Verschachtelung von Hintergrundwissen, Geschehnissen in der Gegenwart und in der Vergangenheit verdeutlichen das oft bis ins Exzessive.


    Genau das macht aber das Buch wiederum etwas unglaubwürdig. Hat man bei den bisherigen Büchern (Nr. 3 lasse ich mal heraus, das geht schon in die Richtung von "Schneewittchen") noch das Gefühl, dass sich dies tatsächlich so und nicht anders zugetragen haben kann und muss, so kommt einem nun doch immer mal wieder der Gedanke, dass es doch ein bisschen dick aufgetragen ist, was so alles einem Menschen innerhalb von 14 Tagen passieren kann. Natürlich - das Böse kennt keine Grenzen, und selbst hinter der tollsten Fassade kann sich der absolute Abschaum verbergen - aber es wirkt alles zu sehr konstruiert und aufgesetzt.


    Die Betonung der privaten Geschehnisse in diesem Band haben ihn dicker werden lassen als seine Vorgänger, und ich bin gespannt, wie dies in den folgenden Romanen weitergeführt wird. Es ist aber schön zu lesen, dass sich die Figuren weiterentwickeln.


    "Schneewittchen muss sterben" ist ein absolut kurzweiliges Buch und es hat viel Spaß gemacht, es zu lesen, ich freue mich aber mehr auf das nächste Buch von Nele Neuhaus und hoffe, dass hier nicht mehr allzu viele Gehirnwindungen überstrapaziert werden müssen, um die Geschichte realistisch erscheinen zu lassen.