Thomas Christos – 1965 – Der erste Fall für Thomas Engel
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Verlag: Blanvalet Verlag; Auflage: Originalausgabe (2. März 2020)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3764507195
ISBN-13: 978-3764507190
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ASIN/ISBN: 3764507195 |
Über den Autor
Thomas Christos ist das Pseudonym des Drehbuchautors Christos Yiannopoulos. 1964 kam er als Sohn griechischer Gastarbeiter nach Deutschland. Er studierte Germanistik und Pädagogik in Düsseldorf und schrieb bereits mit 24 Jahren sein erstes Drehbuch, das auch verfilmt wurde. Danach war er hauptsächlich Drehbuchautor für das Fernsehen und wirkte an vielen erfolgreichen Produktionen mit. Unter anderem wurde er für seinen Film »Schräge Vögel« für den Adolf-Grimme-Preis nominiert. Er lebt zurzeit in Düsseldorf.
Zum Inhalt:
Nichts ist je vergessen – ein grausamer Leichenfund in einer Ruine bei Düsseldorf führt die Ermittler zurück in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte ...
Düsseldorf, 1965: Für den jungen Kommissar Thomas Engel ist die Stadt am Rhein der verheißungsvolle Beginn eines neues Lebens. Als er zum ersten Mal ein Konzert der Rolling Stones sieht, gibt es für ihn kein Weg zurück, die Provinz liegt weit hinter ihm. Er stürzt sich in das Leben und in seine Arbeit, die ihm gleich einen spannenden Fall beschert. Ein junges Mädchen wird in der Ruine Kaiserswerth tot aufgefunden. Engel versteht nicht, dass seine Kollegen nicht gleich die Spur verfolgen, die geradewegs in die dunklen 1930er Jahre führt. Versucht man etwas vor ihm zu verheimlichen, und warum will niemand sehen, was so offensichtlich auf der Hand liegt?
Beginn einer Reihe um den jungen Kommissar Thomas Engel.
Meine Eindrücke:
Protagonist der Geschichte ist der junge Thomas Engel. Sohn eines „Dorfpolizisten“ wächst er am Niederrhein auf und erhält die Möglichkeit eine Polizeilaufbahn in Düsseldorf zu starten.
Hier startet er unter der Obhut eines Freundes der Familie seine Laufbahn und bleibt seinem biederem Elternhaus treu. Kein laute Musik, kein Rauchen, immer im Anzug. Das ändert sich, nachdem er ein junges Mädchen aus einem Heim kennenlernt. Die dann eintretenden Metamorphose zum Rebellen, sowohl im Verhalten als auch Aussehen innerhalb kürzester Zeit, eigentlich wörtlich über Nacht /nach Besuch eines Rolling-Stones-Konzertes!), ist dann aber schon ziemlich überzogen.
Aus diesem Rebellentum entwickelt sich dann ein Charakter, der in Richtung „Übermensch“ geht und damit weiter dazu beiträgt, den Charakter zu überzeichnen.
Generell kann man festhalten, dass die handelnden Personen sehr einfach gehalten und dargestellt werden. Tiefe oder Ecken und Kanten vermisst man an allen Ecken. Liegt es vielleicht an der Vorgeschichte des Autors, der ja aus dem Kinderbuchgenre kommt und bei der Darstellung seiner Figuren insgesamt doch eher sehr einfach und plakativ bleibt?
Sehr gut finde ich die grundlegende Storyline. Ein Verbrechen zu NS-Zeiten, die Verwicklung der Polizei in Gräueltaten während des zweiten Weltkriegs in Osteuropa. Es zeigt, wie schnell man vom Mitläufer zum Täter wird und wie schwer es ist, diese Vergangenheit zu bewältigen.
Hier verwebt Christos im Buch die braune Vergangenheit seiner Figuren in die Welt er 60er und zeigt auf, dass dies alles noch nicht verarbeitet und vergessen ist. Verpasst wird die Chance, sich tiefer mit diesem Zwiespalt zu beschäftigen. Da es sich allerdings um einen Krimi handelt, mag dies an dieser Stelle nicht verwundern. Verpasst wurde aber die Chance, dem ein oder anderen Charakter mehr Tiefe zu geben. Gleichwohl zeigt er ein Kapitel der deutschen Geschichte auf, mit all seinen Nachwirkungen, dass sicherlich zum Nachdenken anregt. Und das Verweben des NS-Falles mit dem aktuellen Geschehen im Buch finde ich insgesamt gut.
Was verstörend wirkt, ist, dass erst Thomas es ist, jetzt als „Rambo-Thomas“, diesen braunen Sumpf aufzudecken und den Moralapostel zu spielen. Die echte Polizeiarbeit, der Fall an sich, bleibt hierbei leider allzu oft liegen. Man bekommt den Eindruck, dass der Autor zu viele Geschichten gleichzeitig erzählen wollte und zu schnell. Da man mit Thomas Engel ja eine Reihe aufbauen will, hätte man ihm im ersten Teil mehr Zeit geben können um sich neu zu finden. So bleibt leider ein Protagonist zurück, der für mich als nicht gelungen gilt.
Mein Fazit:
Ein Krimi der aufgrund seiner geschichtlichen Retrospektive nicht uninteressant ist. Die Figuren bleiben allerdings etwas blass und man erfährt nicht wirklich etwas über die klassische Polizeiarbeit aus der Zeit der 60er Jahre.
Das Buch ist nette Unterhaltung für Zwischendurch, bietet aber noch einiges an Luft nach oben, daher von mir 6 von 10 Eulenpunkten




