„Hoffnung eines neuen Tages“ ist ein historischer Roman von Elisabeth Büchle, der 2014 bei Lübbe als Hardcover erschienen ist. Dies ist der dritte und abschließende Teil der Meindorff-Saga. Auch hier gilt: man kann das Buch auch lesen und verstehen, ohne die Vorgänger gelesen zu haben, aber besser ist es, die Serie komplett in der richtigen Reihenfolge zu genießen.
Der Klappentext trifft diesmal zu:
Während der Erste Weltkrieg seinen unheilvollen Lauf nimmt, versucht die junge Demy in Berlin weiter unermüdlich, sich und ihre Schützlinge durch die schwere Zeit zu bringen. Als sie unter der Last zusammenbricht, steht ihr Philippe Meindorff unverhofft zur Seite. Doch dann erhält die Familie eine niederschmetternde Nachricht, die alles erneut ins Wanken bringt ... Anki und Robert geraten in Petrograd in die Unruhen der Februarrevolution und müssen mit den vier Fürstenkindern fliehen. Bei dem fast aussichtslosen Versuch, nach Berlin zu entkommen, wird die Schicksals- gemeinschaft auseinandergerissen. Wird das nahe Kriegsende alle wieder zusammenführen? Der dritte und letzte Teil der großen Meindorff -Saga.
Wer den van Campens und den Meindorffs noch nicht verfallen war, den wird es diesmal erwischen. Elisabeth Büchle beschreibt in ihrem unvergleichlichen Stil den Fortgang dieser Familiensaga. Wieder werden die Protagonisten nicht geschont und der Leser kann nur hoffen, das es zu einem glücklichen Ende führen wird. Wieder sind die Figuren liebevoll und mit viel Sorgfalt gezeichnet, der Handlungsfaden ist verwickelt und doch findet die Autorin Gelegenheit, das ein oder andere Thema in die Handlung zu integrieren. Auch dieser dritte Teil hält zumindest das Niveau seiner Vorgänger, vielleicht sogar ein wenig mehr. Für mich zählt die Meindorff-Saga zu den besten Büchern, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Wer diese Bücher nicht liest, verpasst etwas!
Beiträge von wampy
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„Der letzte Paladin“ ist ein historischer Roman von Richard Dübell, der 2013 bei Lübbe als Hardcover erschienen ist. Das Buchcover zeigt einen Tisch oder einen Altar in einer Burg oder einer Kirche und ist sehr dunkel gehalten.
Richard Dübell gibt in diesem Buch seine Interpretation des Rolandliedes.
Die Mauren werden von König Karl im Jahr 777 auf dem Reichstag in Paderborn erwartet. Dort soll auch die Zahl der Paladine von neun auf zwölf aufgestockt werden. Dazu werden Roland, der Neffe des Königs, und Remi, Rolands bester Freund, gehören.
Der Autor hat erneut einen spannenden historischen Roman geschrieben, der sich an das Rolandslied anlehnt. Doch er beschreibt die Zeitverhältnisse umfassender und tiefgründiger. Dabei stehen der Reichstag in Paderborn und der fränkische Kriegszug gegen die Mauren im Mittelpunkt. Diese historischen Ereignisse sind eingebettet in eine Dreiecksgeschichte. Zwei Männer kämpfen um Amiras Liebe: Roland, der von Karl zu ihrem Bräutigam bestimmt wurde, und Afdza Asdaq, ein Maure.
Die Protagonisten wurden umfassend charakterisiert. Roland ist jung, ungestüm und intelligent. Im Kampf ist er immer für eine Überraschung gut. Afdza umgibt die Aura des Geheimnisvollen. Amira muss sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden. Das ist insofern schwierig, da sie zwar Afdza liebt, Roland ihr aber auch nicht gleichgültig ist. Allen ist gemeinsam, dass sie sowohl mit ihren Stärken als auch Schwächen dargestellt werden.
Der Roman wird auch der historischen Person des Königs gerecht. Es wird deutlich, dass man sich in einer Zeit des Umbruchs befindet. Die alten Riten verblassen, die Hinwendung zum Papsttum bestimmt zunehmend die Entscheidungen.
Die Handlung zeugt von exakter Recherche des Autors. Das zeigt sich bei der Beschreibung der Schlachten und der politischen Ränkespiele, aber auch bei der Darstellung der unterschiedlichen Strategie und Hierarchien im maurischen und fränkischen Heer.
Eine besondere Würze erhält die Geschichte dadurch, dass immer wieder auf Ereignisse der Vergangenheit angespielt wird, die bis in die Gegenwart nachwirken. Die Verwandtschaftsverhältnisse sind nicht leicht zu durchschauen, geben aber der Handlung immer neue Impulse. Gewollt verwendet der Autor Motive aus der griechischen Sagenwelt, sei es das trojanische Pferd oder ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis. Auch nutzt er die Möglichkeit, Geschehnisse in den Familien in aufeinanderfolgenden Generationen in gleicher Art und Weise auftreten zu lassen.
Freundschaft, Liebe, Eifersucht, Machtgier, Hass, Intrige – all das gibt der Handlung ihren Reiz.
Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Eine beigefügte Karte, die Übersetzung der historischen Namen der Orte in ihre heutigen und die Erklärung historischer Titel unterstützen das Lesevergnügen. Ein umfangreiches Nachwort legt die wichtigsten Zusammenhänge dar.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. 95/100 -
„Friesisch Blau“ ist ein historischer Roman von Lothar Englert, der 2013 im Leda Verlag als Taschenbuch erschienen ist. Auf 480 Seiten wird die Geschichte des Kaufmanns Wibolt Flaskoper aus Emden erzählt, der im ausgehenden 12. Jahrhundert im Tuchhandel unterwegs ist. Er ist ehrgeizig und hat auch politische Pläne. Da er von den großen Londoner Kaufleuten nicht für voll genommen wird, nimmt er die Tucherzeugung in die eigenen Hände. Eine Schafseuche bringt ihn in große Bedrängnis und er lässt sich auf einen unehrenvollen Handel ein. Er sagt die Lieferung großer Mengen besten Tuches zu, ohne dies wirklich leisten zu können. Im Folgenden unternimmt Wibolt Flaskoper alles, um seine Kaufmannsehre zu behalten. Dafür verdingt er sich sogar als Gotlandfahrer.
Die bildhafte und humorvolle Sprache des Autors hat mir sehr gut gefallen, Auch sind die Figuren präzise und liebevoll gezeichnet und ihr Handeln bleibt nachvollziehbar. Geschickt baut der Autor Erklärungen in die Handlungen ein, wie zum Beispiel im Gespräch mit den Gotlandfahrern, als diese Wibolt die Funktionsweise des Fernhandels erläutern. Auf den Fernreisen selber findet sich für Wibolt die Gelegenheit, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Wunderbar seine Ausführungen zu Freunden und Feinden mit dem Fazit, dass man sich auf Feinde besser verlassen kann. Insgesamt wächst Wibolt dem Leser immer mehr ans Herz und man hofft inständig, dass er einen Weg finden möge, seine Probleme zu lösen. Ich kann diesen Roman allen empfehlen, die eine ruhige Geschichte ohne umfangreiche Actionszenen mögen.
meine Wertung: 85/100 -
„Die Tochter der Sündenheilerin“ ist ein historischer Roman von Melanie Metzenthin, der 2014 bei Piper als Taschenbuch erschienen ist. Der Roman spielt Mitte des 13. Jahrhunderts auf und um Schloss Birkenfeld in Unterfranken. Es ist der dritte und wohl auch letzte Band aus der Sündenheilerin-Serie. Ich habe die Vorgängerbücher nicht gelesen und hatte keinerlei Verständnisprobleme.
Die Sündenheilerin Lena lebt mit ihrem Mann Philipp und ihren drei Kindern nun schon seit mehr als 20 Jahren auf Burg Birkenfels. Eberhard von Regenstein, Sohn ihres größten Feindes, hält um die Hand ihrer Tochter Antonia an, wird aber abgewiesen, da Antonia sich in den verarmten Ritter Stephan von Cattenstedt verguckt hat. Diese Abweisung führt zu auch gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Familien. Lena erhäht dabei Unterstützung von den ägyptischen Verwandten Karim, Sachmet und Donatus, die Burg Birkenfels einen Besuch abstatten.Melanie Metzenthin erzählt die verwickelte Geschichte leicht und humorvoll. Die Charaktere sind komplex mit vielen Schattierungen gestaltet. Eindrucksvoll ist vor allem die Figur Stephan von Cattenstedt, der als traumatisierter Veteran der Kreuzzüge nach seinem Weg sucht. Im Fokus der Geschichte steht vor allem die Entwicklung dieser Figuren. Stephan erfährt Unterstützung vor allem von Karim und Antonia, die wie ihre Mutter ein Talent als Sündenheilerin entwickelt. Die Geschichte ist mit vielen Einfällen der Autorin gespickt wie zum Beispiel: Eine Gruppe der Regensteiner überfällt eine Siedlung, wird aber überwältigt und kann tatsächlich nur das nackte Leben retten – sie werden unbekleidet zurückgeschickt. So ganz nebenbei spinnt die Autorin ein umfangreiches Beziehungsgeflecht, in dem starke Frauen eine tragende Rolle spielen. Der Mix aus ruhigen Szenen, psychologischen Betrachtungen und Action ist gelungen. Die abwechslungsreiche Geschichte mit vielen Aufs und Abs hat mich voll gefangen genommen. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt allen Lesern empfehlen, die an historischen Romanen interessiert sind.
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„Totensteige“ ist ein Kriminalroman von Christine Lehmann, der 2012 bei Argument als Taschenbuch erschienen ist. Es ist der aktuelle Fall für die Journalistin Lisa Nerz, die sich nun mit Grenzwissenschaften auseinander setzen muss.
Es beginnt mit einem locked-room-mystery auf einer Forschungsanlage für parapsychologische Effekte. Mit überschäumender Freude wird Lisa Nerz ins Rennen geschickt, muss mit extremen Situationen zurechtkommen, schlägt sich aber mit der Unterstützung ihres befreundeten Anwalts tapfer. Die Autorin brennt ein Feuerwerk an Ideen und sprachlichen Kreationen ab. Dabei gerät der eigentliche Fall zur Nebensache und es tun sich große Themen auf. Zum Ende kommt die Geschichte dann doch ein wenig enttäuschend zu ihrem Ende.Edit: Titel und Autorin im Threadtitel eingefügt. LG JaneDoe
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„Das Lächeln der toten Augen“ ist ein Frieslandkrimi von Ulrich Hefner, der 2009 bei LEDA als Taschenbuch erschienen ist. Kommissar Trevisan von der Wilhelmshavener Kriminalpolizei wird mit den Ermittlungen im Fall eines erhängt aufgefundenen Jugendlichen betraut. Als kurze Zeit später ein Freund des Jugendlichen unter mysteriösen Umständen zu Tode kommt, ist klar, das es um mehr als eine Familientragödie geht. Als dann auch noch seine Tochter Paula entführt wird, wird Trevisan von den Ermittlungen entbunden. Doch das hindert Trevisan nicht daran, sich weiter um den Fall und um die Suche nach seiner Tochter zu kümmern.
Das Buch ist im Drehbuchstil geschrieben, d. h. Viele kurze Kapitel mit vielen Dialogen und häufig wechselnden Schauplätzen. Die Sprache ist klar, einfach und leicht verständlich. Die Spannung steigt fortwährend und man fiebert mit dem Kommissar mit, gerade auch weil er seine Ecken und Kanten hat. In regelmäßigen Abständen sind gut beschriebene Actionelemente eingefügt, die für zusätzliche Dramatik sorgen. An diesen Stellen wird der Krimi zum Thriller, und das im positiven Sinne. Dieser Trevisan enthältmehr Thrillerelemente als seine Vorgängerbände. Mir persönlich gefallen die ruhigen Stellen besser, weil es mehr Friesland und mehr Trevisan ist. Insgesamt hat mir der lesenswerte Krimi gut gefallen.
Meine Wertung 85/100 -
„Quadriga“ ist ein Roman von Thilo Scheurer, der 2013 im Bookspot Verlag als Hardcover erschienen ist. Der Roman spielt zur Zeit der napoleonischen Kriege zwischen Frankfurt und Paris. Hauptpersonen sind zwei preußische Agenten, ein russischer Soldat, eine französische Generalsfamilie sowie ein Biest. Dieses Biest hatte als französischer Soldat auf dem Rückzug aus Russland in Berlin die Schwester eines der beiden Agenten vergewaltigt und psychisch zerstört zurückgelassen.
In seinem Roman befasst sich der Autor mit der Frage von Schuld und Sühne. Er unternimmt dies an Hand mehrerer Episoden, in denen problematische Vorfälle beschrieben werden. Zur Beleuchtung der Frage von Schuld und Sühne scheinen mir die Beispiele gut gewählt zu sein, allein gelingt es dem Autor nicht, diese im Rahmen einer zusammenhängenden Geschichte zu stellen. Auch die titelgebende Quadriga taucht nur am Rande auf. Durch die vielen kleinen Geschichten bleibt die Charakterisierung meist oberflächlich. In einigen Szenen blitzt das erzählerische Talent des Autors auf, doch insgesamt fehlt die Bindung.Edit: Titel und Autor im Threadtitel eingefügt. LG JaneDoe
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„Das Geheimnis der Maurin“ ist ein historischer Roman von Lea Korte, der 2012 im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen ist. Das Buchcover gibt der Hauptfigur ein Gesicht. Ebenfalls enthalten ist ein umfangreiches Personenregister mit historischen Anmerkungen sowie eine kurze Zusammenfassung des Vorgängerbuches. Einige Übersichtskarten zeigen die Ausbreitung des christlichen Einflussgebietes und runden die gute Ausstattung des Buches ab.
Der Roman erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren (1491 – 1502) und spielt in Andalusien. Es ist die Fortsetzung des Romans „Die Maurin“. Für das Verständnis ist es nicht notwendig, diesen gelesen zu haben.
Die islamische Hochkultur trifft auf das aufkommende Christentum der spanischen Königsfamilie, die mit kirchlicher Unterstützung an Einfluß zu gewinnen sucht. Zahra, die Hauptakteurin, ist Oberhaupt einer maurischen Familie mit christlichem und jüdischem Einschlag. Sie steht unter dem Druck der anwachsenden Streitigkeiten zwischen Mauren und Christen. Ihr christlicher Mann Jaime ist für die spanische Königsfamilie tätig. Eine ihrer Töchter ist mit einem angehenden jüdischen Arzt verbandelt. Auf diese Konstellation baut Lea Korte eine emotionsreiche und faszinierende Erzählung auf. Die Hauptcharaktere sind vielschichtig gezeichnet und entwickeln sich weiter. Auffallend ist die hohe Anzahl an Kampfszenen, derer es in dieser Häufung nicht bedurft hätte. Die Stärken des Buches liegen in den ruhigen Momenten, wenn die Reaktionen und Verhaltensweisen der Menschen reflektiert werden. Es ist erschütternd zu sehen, wie eine intakte Familie unter dem Einfluss äußerer Umstände zu zerbrechen droht. Die dort auftretenden Mechanismen thematisiert die Autorin sehr gut. Für mich ist Jaime eher die zentrale Figur des Buches geworden, weil er aktiver als Zahra für den Fortbestand der Familie kämpft.
Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die nicht nur an einer spannenden und aufrührenden Geschichte interessiert sind sondern dabei auch noch ein bisschen Geschichte lernen wollen.
Meine Wertung 85/100 -
„Eine brillante Masche“ ist ein Roman von Jan Zweyer, der 2014 im GRAFIT Verlag als Taschenbuch erschienen ist. Auf 221 Seiten betrachtet der Autor die Geschichte des Johann Bos, eines erfolgreichen Hochstaplers und Betrügers in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Als Quellen dienten dem Autor vor allen Berichte in Tageszeitungen. In seiner Nachbemerkung äußert sich der Autor wie folgt:
„Zusammenfassend gilt: Eine brillante Masche ist ein fiktionaler Roman. Das Gerüst allerdings, auf das sich meine Schilderung stützt, entspricht den Tatsachen.“
Der Autor beschreibt in einem humorigen Stil Szenen aus dem Prozess ins Arnsberg und Szenen sowohl aus dem privaten als auch dem „beruflichen“ Leben des Johann Bos. Es wird eine nahezu unglaubliche Geschichte erzählt, wie sich der Betrüger Johann Bos die Leichtgläubigkeit von Verwandten internierter Personen ausnutzt. Dabei kommt ihm die zerstörte Struktur des Polizeiapparates sehr zu Gute. Diese Geschichte hat mich voll gefangen genommen und ich habe mit dem Betrüger mitgefiebert. Besonders gefallen haben mir die Dialoge des Angeklagten mit dem Richter – einfach umwerfend. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen (90/100 Punkte).Edit: Titel und Autor im Threadtitel eingefügt. LGH JaneDoe
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„Der Hexenschöffe“ ist ein historischer Roman von Petra Schier, der 2014 im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen ist.
Der Untertitel „Eine wahre Geschichte aus dunkler Zeit“ weist treffend auf den Inhalt hin. Er spielt im Jahr 1636, als die Stadt Rheinbach von einer zweiten Welle der Hexenverfolgung erreicht wird. Das Buchcover zeigt eine alltägliche Szene aus jener Zeit und hat keine besondere Verbindung zum Thema des Buches.
Hermann Löher lebt als Kaufmann mit seiner Familie mit acht Kindern in Rheinbach. Er ist schon sein etlichen Jahren Schöffe am örtlichen Gericht in Rheinbach. Vor fünf Jahren hat er die Urteile und die Folterungen gegen die angeklagten Hexen und Zauberer mitgetragen. Nun ist der Hexenkommissar Dr. Möden beauftragt, Hexen und Zauberer aus Rheinbach zu vertreiben. Löher gerät nun in einen Interessenkonflikt, da er weiß, dass in den Hexenprozessen vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgt werden, er sich aber auch bewußt ist, dass Möden von mächtigen Auftraggebern unterstützt wird. Vor fünf Jahren wurde ein widerspenstiger Schöffe selber als Zauberer verbrannt. Die Autorin schildert detailliert einige Folterpraktiken und auch die von den Hexenkommissaren eingesetzten Praktiken. Wie Löher auf der einen Seite von der Duldung des Unrechts fast zerrissen wird, er aber auf der anderen Seite aus Angst um seine Familie ebenfalls schwer leider wird unmissverständlich deutlich und man leidet mit Herrn Löher mit. Parallel werden auch Brauchtumselemente wie z. B. das Mailehen angesprochen und die Liebesgeschichte seines Sohnes Barthel mit Anna. Dies hilft bei der Verarbeitung des dunklen Inhalts ungemein.
Mir hat dieses Buch vor allem durch die schonungslose Darstellung der Gewalt und die Auswirkungen auf die Bevölkerung gefallen. Gerade auch die Motive der Hauptperson werden deutlich und nicht geschönt dargestellt. Es ist betrüblich, aber die von den Hexenkommissaren eingesetzten Praktiken werden wohl auch heute funktionieren. Dieses Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ich kann es allen Lesern mit Interesse an dieses Zeitalter nur uneingeschränkt empfehlen – eventuell sollte man die Folterszenen aber überspringen. -
„Brombeerblut“ ist ein historischer Roman von Cornelia Briend, der 2014 im KNAUR Verlag als eBook erschienen ist.
Ceara, die Tochter eines irischen Stammesfürsten, ist als Ziehtochter in der Normandie aufgewachsen. Sie wird nach Irland zurückgeholt, um durch ihre Heirat mit einem anderen Stammesfürsten den Zusammenhalt dieser Stämme zu festigen. Dies ist der Ausgangspunkt der Geschichte, die im 10. Jahrhundert spielt. Es gelingt der Autorin hervorragend, die Geschichte voranzutreiben und dabei viele Informationen über die Bewohner, ihre Gebräuche und ihr Rechtssystem zu vermitteln. Als Ceara nach einem Überfall schwer verletzt flieht, wird sie zum Heiler Finn gebracht, dessen Stamm mit Cearas Leuten im Streit liegt. Dieser Finn ist für mich die eigentliche Hauptperson des Buches. Er versucht zusammen mit Cearas Halbbruder Niall, die Streitigkeiten beizulegen. Im Folgenden gibt es für jeden etwas: Liebesbeziehungen, Eifersucht, Kampfszenen, Helden und Verräter, undurchsichtige Verwicklungen, aber auch ruhige Momente wie die dritte Halbzeit eines Ballspiels zwischen verfeindeten Verbündeten. Nach einem etwas zaghaften Beginn hat mich die Geschichte voll und ganz gefangen genommen. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die an irischer Geschichte dieser Zeit interessiert sind.Edit: Titel und Autorin im Threadtitel ergänzt. LG JaneDoe
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„Schwarzweiß“ ist ein Thriller von Antonia Fennek, der 2015 im Egmont LYX Verlag als Taschenbuch erschienen ist.
Dr Regina Bogner arbeitet als Ärztin in Hamburg im Maßregelvollzug. Ihr wird der neue Patient Niklas Rösch, der seine dunkelhäutige Nachbarin auf brutalste Art und Weise ermordet hat, zugewiesen. Dr Bogner hält ihn trotz anders lautender Einweisungsdiagnose für einen Psychopathen. Besorgniserregend für die Ärztin ist es, das Rösch offenbar Details aus ihrer afrikanischen Phase kennt, als sie mit ihrem ermordeten Mann in einem Krankenhaus in einem Bürgerkriegsgebiet tätig war. Dann gelingt Rösch die Flucht und Dr Bogner und ihre Tochter geraten in Gefahr.
Dieser Roman lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits schreibt die Autorin in einer wundervollen Sprache und schafft es auch, nach brutalen Szenen Momente der Ruhe einzustreuen. Die Darstellung des Maßregelvollzugs ist vorbildlich gelungen und auch die Krankheitsbilder sind anschaulich beschrieben. Der Aufbau der Spannungen zwischen der Ärztin und ihrem Patienten wird glaubhaft erklärt und doch wollte bei mir kein Mitfiebern aufkommen. Irgendwie blieb mir die Protagonistin fremd und wirkte künstlich. In der zweiten Hälfte des Buches häuften sich dann auch noch unappetitliche und auch unnötige Gewaltszenen. Die blasse Ärztin brauchte zur Weiterentwicklung der Geschichte die Unterstützung eines Kollegen und eines afrikanischen Helfers. Da fehlte mir was. -
„Das Labyrinth der Geister“ ist ein Kriminalroman von Tony Hillerman, der 1989 als Taschenbuch im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen ist.
In seinem dritten Fall ermittelt der Navajopolizist Joe Leaphorn in mehreren alten Fällen, um nicht auf diverse Pfadfindergruppen aufpassen zu müssen. Da ist zum ersten der Mord an einem alten Indianer und einer jungen Frau, der während einer religiösen Zeremonie stattfand. Dann gibt es noch den verschwundenen Hubschrauber nebst Piloten nach einem Raubüberfall und dann noch einen Raser, der Joe Leaphorn in der Wüste abgehängt hat und dabei ist auch noch ein gerade festgenommener Übeltäter entwischt. Die Fälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, doch Joe Leaphorn macht sich mit Beharrlichkeit und dem Wissen um die Navajokultur auf die Suche. Die Spannung wächst unaufhörlich, selbst wenn religiöse Zeremonien der Indianer beschrieben werden. Das Ganze gipfelt in einen grandiosen Showdown, der leider etwas überzeichnet wirkt.
Fazit: Neben einem spannenden Kriminalfall wird auch viel Wissenswertes über die Indianerkultur der Navajos geboten. Natürlich spielt diese bei der Auflösung eine wesentliche Rolle.Edit: Titel und Autor im Threadtitel ergänzt. LG JaneDoe
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„Skarabäus und Schmetterling“ ist ein Roman von Elisabeth Büchle, der 2015 im Gerth Medien Verlag als Hardcover erschienen ist. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Im ersten Teil fährt die junge Sarah mit ihrer Ziehmutter Lady Alison Cliford nach Ägypten zu den Ausgrabungsstätten des Archäologen Howard Carter, der zu dieser Zeit auch die Grabstätte Tutanchamuns findet. Im zweiten Teil im Jahr 2011begleiten wir die junge Rahel auf ihren Abenteuern in Berlin, England und Ägypten.
Inhaltsbeschreibung aus Amazon:
Die junge Sarah reist im Jahr 1922 nach Ägypten, wo sie die aufsehenerregenden Ausgrabungsstätten des Archäologen Howard Carter besucht. Doch Sarah scheint Missgeschicke und Unfälle anzuziehen ... Oder steckt jemand dahinter, der ihr schaden will? Aber warum? Als Howard Carter dann tatsächlich die Grabanlage des Pharao Tutanchamun findet, gerät Sarah in höchste Gefahr ... 90 Jahre später in Berlin: Immer wieder tauchen Tutanchamun-Artefakte auf dem Schwarzmarkt auf. Auch Rahel, die als Praktikantin im Berliner "Neuen Museum" arbeitet, gerät unter Verdacht. Bald wird sie von Europol verfolgt und flieht in Begleitung des Historikers Daniel und seiner Frau Emma nach Kairo, um herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist ... Ein packender Roman, der in die Welt der Pharaonen entführt.
Meine Meinung:
Die Figuren sind liebevoll und facettenreich beschrieben, aber auch etwas einseitig positiv gestaltet. Die Selbstfindung der jungen Sarah wird von der Autorin eindrucksvoll beschrieben. Das Geschehen wird durch eine eine allerdings sehr vorhersehbare Liebesgeschichte gewürzt. Bei den Abenteuerelementen gelingt es der Autorin sehr gut Spannung aufzubauen und diese auch zu halten. Im zweiten Teil wirkt einiges wie eine Neuauflage des ersten Teils nur versetzt in die Neuzeit. Die Abenteuerelemente werden durch Krimielemente ersetzt. Aber gerade an diesen Stellen geht die Spannung aus meiner Sicht verloren. Dies liegt zum einen an der Häufigkeit der Überfälle und zum anderen schlicht am Fehlen von Graucharakteren. So ist die Auswahl der möglichen Übeltäter doch sehr überschaubar. Im Gegensatz dazu sind die Guten so massiv mit positiven Eigenschaften belegt, das es mir zu viel des Guten wurde. Das Gottvertrauen, der Mut, die Liebe, das Vertrauen in die Freunde, der Glaube und die Fähigkeit zur Vergebung ... – es wurde mir zu viel.
Fazit:
Auf der Positivseite stehen die schöne Sprache und die liebevolle Schilderung der Protagonisten. Die Geschichte im ersten Teil hat mich gefangengenommen. Auf der Negativseite erscheinen die doch etwas einseitigen Charaktere und die nicht gelungene Krimihandlung im deutlich schwächeren zweiten Teil. Bei der Abwägung dieser Punkte kamen bei mir 70/100 bzw. 3 von 5 Sternen heraus. -
„Das Gebot der Rache“ ist ein Roman von John Niven, der 2014 als gekürzte Lesung durch Gerd Köster bei Random House Audio erschienen ist.
Der gebürtige Schotte Donald Miller ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ihn hat es nach Kanada verschlagen, wo er an der Universität seine Frau Sammy kennengelernt hat. Gemeinsam mit ihrem Sohn Walt leben sie auf einem großen Anwesen in der kanadischen Provinz. Seine wohlhabende Frau ermöglicht Donald ein sorgenfreies Leben als Hausmann und gelegendlichem Artikelschreiber. Gemächlich führt uns der Autor in Donald Leben ein. Er wechselt dabei zwischen Episoden aus der Jetztzeit und Geschichten, die aus seiner Zeit als Schüler und junger Erwachsener spielen. Dann findet Donald den Kadaver ihres Hundes und erste dunkle Wölkchen tauchen am Horizont auf. Dabei bleibt es aber auch bis zur Mitte des Hörbuches. Dann bricht auf einmal bei einem aufkommenden Unwetter die heile Welt zusammen und Donald Miller muss verzweifelt um sein Leben und das Leben seines Sohnes kämpfen.
Selten habe ich in einem Buch zwei so unterschiedliche Teile vorgefunden. Nach einem extrem ruhigen und beschaulichem ersten Teil, in dem eine kanadische Familienidylle gezeichnet wird, geht es dann ohne Übergang in ein blutiges Thrillerszenario über – und der Autor beherrscht beide Schilderungen. Der Autor thematisiert die Rache. Er schildert glaubhaft und realistisch die Auswirkungen, die ein schweres Verbrechen auf Angehörige des Opfers, aber auch an der Tat beteiligte haben kann. Keiner ist ohne Schaden davongekommen und dann kommt es in der kanadischen Provinz zur Explosion.
Mich hat an diesem Buch die gelungene Mischung zwischen ruhigen, fast langweilig wirkendem Auftakt und dem furiosen Aktionsspektakel im zweiten Teil beeindruckt. Im zweiten Teil fließt vielleicht ein wenig Blut zu viel und es wird auch sehr brutal, so dass das Buch nichts für Zartbesaitete ist. Wer mit der Gewalt zurechtkommt wird ein spannendes und pachendes Hörbuch erleben. Meine Wertung für das Buch 85 von 100 Punkte bzw. vier von fünf Sternen.
Gerd Köster wird als Vorleser beiden Szenarien in bemerkenswerter Weise gerecht. Er kommt einer Idealbesetzung sehr nahe. Für ihn gibt es fünf Sterne. -
„Polt muss weinen“ ist ein Roman von Alfred Komarek, der 2000 im Diogenes Verlag als Taschenbuch erschienen ist. Auf gerade einmal184 Seiten hat es der Gendamerieinspektor Simon Polt im Weinviertel an der Grenze Österreichs zu Tschechien mit einem unklaren Todesfall zu tun. Albert Hahn, ein allseits unbeliebter Zeitgenosse, ist in seinem Weinkeller durch Gärgas umgekommen. Fast widerstrebend nimmt der Dorfpolizist die Ermittlungen in dem Dorf auf, in dem er eigentlich jeden kennt und mit vielen mehr als nur bekannt ist.
Dieser Roman lebt von der Atmosphäre und nicht von der Spannung. Simon Polt, der Dorfgendarm, ist ein Teil der Gemeinde und so geht er auch diese Untersuchung an. Er spricht mit den Leuten und trinkt einen Wein mit ihnen. Ruhig, aber auch beharrlich sammelt er Informationen und zieht dann seine Schlüsse daraus. Über dem Dorf und seinen Bewohnern liegt eine traurige, leicht melancholische Grundstimmung. Wer kann, der verläßt das Dorf Richtung Großstadt. Es ist eine wunderbare Milieustudie, die uns der Autor an alltäglichen Szenen in eindrucksvoller Intensität nahe bringt.
Wer einen bluttriefenden Thriller mag, wird mit diesem Buch nicht bedient, wer aber einen ruhigen atmosphärisch dichten Roman mag, der kommt voll auf seine Kosten. Mich hat das Buch völlig gefangen genommen und ich werde mir weitere Episoden um diesen sympathischen Gendarmen zulegen. Es gibt 90/100 Punkte oder fünf von fünf Sternen und eine klare Leseempfehlung. -
Bevor ich das Buch gelesen habe war es in einigen Rezensionen hoch gelobt worden und es hatte hohe Bewertungen erhalten. Nachdem ich das Buch gelesen habe, verstehe ich diese guten Bewertungen nicht. Das Buch ist in weiten Teilen völlig unlogisch, die Hauptfigur wird lange Zeit von Zufällen getrieben und eine Bindung zur Hauptfigur ist bei mir in keiner Form entstanden. Dabei schreibt Herr Boyd stilistisch durchaus ansprechend. Schade!
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Klappentext:
Es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Die Geschwister Jakob und Bärbel Selzer, Bergmannskinder aus dem Schwarzwald, hat es ins Rheintal verschlagen. Sie müssen ihren Weg im Leben finden. Jakob verlässt das kleine Dorf Odelshofen und zieht in den Krieg. Endlose Märsche und zermürbende Gefechte führen ihn immer weiter weg von seiner geliebten Elisabeth. Wird er sie je wieder sehen? Oder wird die hübsche Magdalena sein Herz erobern? Elisabeth versucht indessen, mit ihrer Mutter den elterlichen Hof zu bewirtschaften. Doch immer wieder werden ihr Steine in den Weg gelegt. Als ihre Mutter als Hexe beschimpft wird, spitzt sich die Lage zu. Das Straßburger Findelhaus hat inzwischen Zuwachs bekommen. Die Arbeit mit den Kindern führt Bärbel und Sebastian an ihre Grenzen. Stück für Stück lernen sie, auch in der größten Not auf Gottes Hilfe zu vertrauen. Da bedroht eine Seuche das Leben der Hausbewohner. Werden sie auch diese Prüfung bestehen?Eigene Meinung:
„Im Feuer des Lebens“ von Heidrun Hurst ist der zweite Band einer Trilogie über die Bergmannskinder Bärbel und Jakob. Er führt uns zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges und schließt nahtlos an den ersten Band „Die Kinder des Bergmanns“ an. Jakob musste sich für zehn Jahre als Soldat für die katholischen Truppen verpflichten, um den Strand zu vermeiden. Ihn begleiten wir die nächsten Jahre als Soldat, während seine Schwester Bärbel mit ihrem Mann Sebastian, einem Pfarrer, ein Findelheim in Straßburg unterhält. Die dritte Hauptperson des Buches ist Elisabeth, die Verlobte Jakobs, die allein mit ihrer Mutter auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe Straßburgs lebt.
Der zweite Band ist auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut verständlich, doch nach der Lektüre des ersten Buches kann man die Entwicklung der einzelnen Charaktere besser verstehen.Durch die bildhafte Sprache erscheinen die einzelnen Szenen wie in einem Film abzulaufen. Auch die Auswahl der Szenen ist der Autorin gut gelungen. Obwohl Jakob als Söldner unterwegs ist, kommt das Buch fast ohne Schilderung von Kampfhandlungen aus. Stattdessen werden Episoden aus dem täglichen Leben der Soldaten geschildert. Diese sind geprägt von Wetterunbilden, Hunger, Krankheiten und Verletzungen, aber auch von dem Zusammengehörigkeitsgefühl einer kleinen Soldateneinheiten. Es werden Ängste und Wünsche der Soldaten geschildert, die fast zu einer Familie zusammenwachsen.
Auch Jakobs Schwester Bärbel erlebt keine sorgenfreie Zeit mit ihrem Mann und dem Findelhaus. Auch Bärbel und Sebastian müssen hart für den Unterhalt des Hauses und der Kinder kämpfen. Dies wird eindringlich und mitreißend an Hand einer Schlüsselepisoden geschildert.
Noch schwerer hat es Jakobs Verlobte Elisabeth getroffen. Sie muss sich alleine mit ihrer Mutter um den Hof kümmern. Durch Jakobs Mordtat wird sie vom Rest des Dorfes geschnitten und nicht unterstützt. Mit eisernem Willen gelingt es ihr vorerst ein Auskommen zu finden. Doch die Autorin fordert im weiteren Verlauf noch viel von Elisabeth, die sich als sehr starke Persönlichkeit erweist und auch erweisen muss.
Trost und Stärke findet Elisabeth in vereinzelten Briefen Jakobs.
Als zusätzliche Hauptfigur wird die Apothekerstochter Magdalena eingeführt, die auch ein schweres Schicksal mit sich trägt und als Heilerin im Tross unterwegs ist. Auch sie ist eine starke Frau, die sich auch noch in Jakob verliebt.Die Stärke des Buches liegt in der wunderbaren Beschreibung und Ausgestaltung der einzelnen meist recht alltäglichen Szenen, die ein klares Bild der damaligen Lebenssituation geben. Man spürt die Sorgen und Nöte der Beteiligten und fiebert unwillkürlich mit ihnen mit. Manchmal hofft man auf eine Besserung der Lage, aber es kommen immer wieder neue Probleme und Schicksalsschläge. Und am Ende des Buches ist man unglaublich auf die Fortsetzung gespannt, die leider noch etwas auf sich warten läßt.
Ich kann dieses Buch allen vorbehaltlos empfehlen, die nicht auf eine Schlachtenbeschreibung aus sind. Spannung, Liebe, komplexe Charaktere und fesselnde Figuren – was will man mehr! -
„Im Feuer des Lebens“ von Heidrun Hurst ist der zweite Band einer Trilogie über die Bergmannskinder Bärbel und Jakob. Er führt uns zurück in die Zeit des 30-jährigen Krieges und schließt nahtlos an den ersten Band „Die Kinder des Bergmanns“ an. Jakob mußte sich für zehn Jahre als Soldat für die katholischen Truppen verpflichten, um den Strand zu vermeiden. Ihn begleiten wir die nächsten Jahre als Soldat, während seine Schwester Bärbel mit ihrem Mann Sebastian, einem Pfarrer, ein Findelheim in Straßburg unterhält. Die dritte Hauptperson des Buches ist Elisabeth, die Verlobte Jakobs, die allein mit ihrer Mutter auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe Straßburgs lebt.
Der zweite Band ist auch ohne Kenntnis des ersten Bandes gut verständlich, doch nach der Lektüre des ersten Buches kann man die Entwicklung der einzelnen Charaktere besser verstehen.Durch die bildhafte Sprache erscheinen die einzelnen Szenen wie in einem Film abzulaufen. Auch die Auswahl der Szenen ist der Autorin gut gelungen. Obwohl Jakob als Söldner unterwegs ist, kommt das Buch fast ohne Schilderung von Kampfhandlungen aus. Stattdessen werden Episoden aus dem täglichen Leben der Soldaten geschildert. Diese sind geprägt von Wetterunbilden, Hunger, Krankheiten und Verletzungen, aber auch von dem Zusammengehörigkeitsgefühl einer kleinen Soldateneinheiten. Es werden Ängste und Wünsche der Soldaten geschildert, die fast zu einer Familie zusammenwachsen.
Auch Jakobs Schwester Bärbel erlebt keine sorgenfreie Zeit mit ihrem Mann und dem Findelhaus. Auch Bärbel und Sebastian müssen hart für den Unterhalt des Hauses und der Kinder kämpfen. Dies wird eindringlich und mitreißend an Hand einer Schlüsselepisoden geschildert.
Noch schwerer hat es Jakobs Verlobte Elisabeth getroffen. Sie muss sich alleine mit ihrer Mutter um den Hof kümmern. Durch Jakobs Mordtat wird sie vom Rest des Dorfes geschnitten und nicht unterstützt. Mit eisernem Willen gelingt es ihr vorerst ein Auskommen zu finden. Doch die Autorin fordert im weiteren Verlauf noch viel von Elisabeth, die sich als sehr starke Persönlichkeit erweist und auch erweisen muss.
Trost und Stärke findet Elisabeth in vereinzelten Briefen Jakobs.
Als zusätzliche Hauptfigur wird die Apothekerstochter Magdalena eingeführt, die auch ein schweres Schicksal mit sich trägt und als Heilerin im Tross unterwegs ist. Auch sie ist eine starke Frau, die sich auch noch in Jakob verliebt.Die Stärke des Buches liegt in der wunderbaren Beschreibung und Ausgestaltung der einzelnen meist recht alltäglichen Szenen, die ein klares Bild der damaligen Lebenssituation geben. Man spürt die Sorgen und Nöte der Beteiligten und fiebert unwillkürlich mit ihnen mit. Manchmal hofft man auf eine Besserung der Lage, aber es kommem immer wieder neue Probleme und Schicksalsschläge. Und am Ende des Buches ist man unglaublich auf die Fortsetzung gespannt, die leider noch etwas auf sich warten läßt.
Ich kann dieses Buch allen vorbehaltlos empfehlen, die nicht auf eine Schlachtenbeschreibung aus sind. Spannung, Liebe, komplexe Charaktere und fesselnde Figuren – was will man mehr! -
„Die Kinder des Bergmanns“ von Heidrun Hurst ist als Taschenbuch 2013 bei Media Kern erschienen. Dies ist der erste Band der Trilogie um die Bergmannskinder Jakob und Bärbel Selzer. Die Geschichte beginnt 1606 in einem kleinen Bergmannsdorf bei Freiburg mit der Geburt Jakobs, bei der seine Mutter ums Leben kommt. Zwei Jahre später wird seine Halbschwester Barbara geboren, die alle nur Bärbel nennen. Nach dem Tod ihrer Eltern müssen Jakob und Bärbel ihr Elternhaus verlassen, da es für eine andere Bergmannsfamilie gebraucht wird. Der elfjährige Jakob und seine kleine Schwester machen sich notgedrungen auf, Verwandte in der Gegend zwischen Freiburg und Straßburg zu suchen. Dort werden sie getrennt, Jakob arbeitet als Knecht auf einem Bauernhof und Bärbel wird als Magd bei einer Kaufmannsfamilie untergebracht.
Die Autorin Heidrun Hurst zeichnet den Lebensweg der beiden Bergmannskinder an alltäglichen Episoden nach. Dabei sind Jakob und Bärbel „einfach normale“ Menschen. Sie sind weder besonders intelligent oder stark oder schön. Sie müssen in einer schwierigen Welt auf sich allein gestellt ihren Platz finden. Dabei lernen sie Menschen kennen, die sie dabei unterstützen, aber auch solche, die sie ausnützen wollen. Jakob und Bärbel passen sich an diese Gegebenheiten an und versuchen das Beste aus ihrer Situation zu machen. Dadurch werden die beiden jungen Menschen zu Sympathieträgern, denen man auch den ein oder anderen Fehler nachsieht. Man fiebert mit ihnen mit und hofft, dass alles gut wird. Doch auf diesem Weg kommt es immer wieder zu Rückschlägen, die sie verkraften müssen. Wie sie das tun und die Schilderung, welche Hoffnungen und Wünsche sich dabei erfüllen oder auch nicht – das ist es, was dieses Buch so besonders macht. Dabei verzichtet die Autorin vollständig auf bewertende Äußerungen, es wird einfach glaubhaft erzählt,
wie es gewesen sein könnte.