Beiträge von wampy

    Mir hat dieser Weihnachtskrimi sehr gefallen, weil er wunderbar atmosphärisch ist und Gryszinski so schön menschelt und auch Schwächen zeigen darf. Bei der Verfolgung im Wald auf Schneeschuhen hätte es ihn beinahe erwischt, aber ausgerechnet eine Schwangere rettet ihn. Schon echt heftig, sie alleine im Wald mitten im heftigen Winter zu verstecken. Es zeigt aber auch die gefühlte Bedrohung durch den Vater.

    Mit dem Lawinenabgang wird das Finale eingeläutet. Ein Engländer stirbt und der zweite wird nur mit viel Glück gerettet. Bei der Suche zeigt sich eine der Stärken einer Dorfgemeinschaft, während der Lehrer auch die negativen Seiten kennengelernt hat. Trotzdem ist sein Schweigen schwer verständlich. Mitzi handelt dann doch vernünftig und findet Hilfe und Unterschlupf natürlich bei der Wurmbrand.

    Die Auflösung fand ich gelungen und nachvollziehbar. So viel Happy End war mir dann doch ein bisschen viel, aber es ist ja auch Weihnachten.

    Toll finde ich den Umgang von Gryszinski mit seinem Sohn, passt so gar nicht zum üblichen Bild des preußischen Beamten, aber warum sollte es da nicht auch tolle Väter gegeben haben?

    Ist ja auch ein bayrischer Beamter. Häufig sind in modernen Krimis die Ermittler leider fast so gestört wie die Täter. Da tut so ein Normalo richtig gut.

    Nun haben wir noch einen weiteren Krampus, dieser sogar adliger Herkunft. Der Maximilian wirkt verliebt und irgendwie erscheint er mir zu weich, um den Täter geben zu dürfen.

    Immer mehr Motive und Geheimnisse kommen auf den Tisch. Der Lehrer ist Autor von anarchischen und pornografischen Blättern, die in Salzburg der Öffentlichkeit von Insidern zugänglich gemacht werden. Dann hat er eine nicht anwesende Schwester, was auch zu Fragen führt.

    Lene ist nun bei der Wurmbrand angestellt, wird aber weiter von Erscheinungen verfolgt. Die Brunner steht ja eigentlich fest auf ihren Beinen, aber mit der Lene macht sie eine Dämonenaustreibung, die sogar den Major hungrig bleiben lässt.

    Auch die jungen Frauen haben ihren Event, der natürlich eleganter und weniger derb daherkommt.

    Die Schmuggeleien erscheinen mir nicht so schlimm. Deshalb tippe ich als Mordmotiv eher auf Beziehungsprobleme., zumal ja jemand das Kostüm markiert haben muss.

    Der Übergang zwischen kirchlichen Bräuchen und Aberglauben ist fließend, aber beide Teile sind fest in der Bevölkerung verwurzelt.

    Neben van Gogh sind auch Skier noch unterschätzt, aber wenn man in die Zukunft blicken könnte ...

    Bisher herrscht eher Urlaubs- und Wohlfühlfeeling, aber mit dem Auffinden der Tatwaffe dürfte der Krimiteil Fahrt aufnehmen.

    Total cool! Das war mein Tolkien-Moment (auch wenn Mittelerde vielleicht geringfügig größer ist als Berghall). ;)

    Aber im Ernst, es zeigt natürlich einmal mehr, dass man als Autor der alleinige Herrscher über diese Welt ist, die man da aus Buchstaben baut.

    Allerdings finde ich es fast noch aufregender, wenn Figuren mit der Zeit so selbständig werden, dass man sie nicht mehr einfach in jede Richtung schubsen kann, man sie eben nicht mehr vollständig beherrscht. Dann schreiben sich zum Beispiel Dialoge viel flüssiger, weil es irgendwie klar ist, dass zum Beispiel Sophie nur so und nicht anders antworten würde. Sophie ist sowieso eine meiner Lieblingsfiguren, die über die Bände die größte Entwicklung hingelegt hat, was sich auch ganz natürlich ergeben hat. Im ersten Band ist sie ja einfach eine sehr belesene Frau, die mehr oder weniger in ihrer eigenen Welt lebt. Im zweiten Band wird sie zur Schriftstellerin, die gemeinsam mit Gryszinski den nächsten Mordfall löst. Das hat sich nicht konstruiert angefühlt, sondern entstand einfach von selbst.

    Die Einblicke in den Schaffensprozess regen auch mein Denken an. Sophie und die Wurmbrand sind eine wundervolle Ergänzung zum naturwissenschaftlich geprägten Gryszinski. Bei Tolkien bin ich nie über Seite 100 hinausgekommen - trotz fast jährlicher Versuche.

    Der Schreibstil gefällt mir von der ersten Seite an schon: sehr bildhaft und auch, wie die Personen genannt werden: „die Brunner“, „die Wurmbrand“ … das kenne ich aber auch so von meinen Großeltern, die auch vom Land kommen.

    Geht mir auch so! Bin ja ein Landei und am Niederrhein auf einem Bauernhof aufgewachsen.

    Den Prolog fand ich heftig, aber dann wurde es erstmal gemütlich mit vorweihnachtlichem Urlaub in den bayrischen Bergen. Wie der Major bin ich Protestant und habe viel über die katholisch geprägten Gebräuche gelernt.

    Amüsant und zugleich heftig fand ich das Verhör der Schmugglerin, die mir am Ende im auslaufendem Fett leid tat, aber es hatte auch seinen Humor.

    Das Personenregister hat mich zuerst erschreckt, aber zumeist sind es ja Nebenfiguren. Solche Register gibt es häufig bei historischen Romanen, oft mit dem Zusatz fiktiv oder real.

    Die Krampusfiguren haben für mich etwas von Karneval im Rheinland, der ja auch katholische Wurzeln hat.

    Mit dem Krampuslauf endet dann der Wohlfühlabschnitt. Der Angriff auf Sophie war schon erschreckend, aber das niemand bei den Tritten auf den am Boden liegenden Krampus eingegriffen hat... Erst als der Angreifer das Messer eingesetzt hat, wurde eingegriffen. Trotzdem blieb der Eindruck, dass es für die meisten Zuschauer und Beteiligten im Rahmen geblieben ist. Vielleicht etwas derbe, aber nicht wirklich schlimm. Dann wird der Prolog wiederholt und die Ermittlungen beginnen. Das rote Kreuz auf dem Kostüm des Toten spricht für Absicht und Mord. Der Major fordert seine beiden Assistenten zur Unterstützung an, bei deren Beschreibung ich herzhaft lachen musste. Der Eine halbseiden und der Andere unauffällig.

    Klar ist für mich, dass die Dorfbewohner weit mehr wissen als sie bisher erzählt haben. Auch die Familie des Toten schweigt und ich denke, dass sie die Geschichte ohne Staatsgewalt regeln wollen. Da droht ein weiteres Opfer!

    Fesselnd, aber auch plakativ


    Buchmeinung zu Roman Voosen & Kerstin Signe Danielsson – »Tode, die wir sterben«


    »Tode, die wir sterben« ist ein Kriminalroman von Roman Voosen & Kerstin Signe Danielsson, der 2024 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.


    Zum Autor:

    Kerstin Signe Danielsson, geboren 1983 in Växjö, verbrachte ihre Kindheit im tiefen småländischen Wald. Mit 19 ging sie nach Hamburg und studierte Geschichte und Germanistik. Nachdem sie unzählige Male zwischen Hamburg, Göteborg und Växjö hin- und hergezogen ist, lebt sie jetzt in Berg/Schweden. Sie arbeitet als Autorin und Lehrerin.

    Roman Voosen, 1973 in Rheinhausen geboren, wuchs im emsländischen Papenburg auf. In Bremen studierte er Kunstgeschichte und Germanistik. Er arbeitete als Rettungssanitäter, Ersatzteilsortierer, Altenpfleger, Barkeeper, Musikjournalist und Lehrer. Er lebt und arbeitet als Autor in Berg/Schweden. Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson sind seit 2013 miteinander verheiratet.

    Zum Inhalt:

    Bei einem Drive-by-Shooting im Malmöer Brennpunktviertel Hermodsdal wird ein Teenager erschossen. Die Polizeiführung geht von einem Fall von Jugendbandenkriminalität im Drogenmilieu aus. Kommissar Jon Nordh und die strafversetzte Undercover-Ermittlerin Svea Karhuu übernehmen den Fall.


    Meine Meinung:

    Auch in diesem Buch wird ein Schweden beschrieben, in dem ich nicht leben möchte. Drogenbanden, Ghettoisierung und unfassbare Brutalität bestimmen den Alltag vieler Jugendliche mit Migrationshintergrund und der Staat wirkt hilflos. Zwei milieufremde Ermittler mit persönlichen Problemen erhalten den Fall. Die junge Ermittlerin Svea Karhuu wirkt sympathisch und kompetent, hütet aber ein Geheimnis aus ihrem letzten Einsatz. Der frisch verwitwete Kriminalkommissar Jon Nordh ist hingegen total neben der Spur. Er wirkt mit seiner aktuellen Situation völlig überfordert und zeigt zudem einen eklatanten Mangel an Empathie. Trotzdem gelingt es Karhuu und Nordh ihre Zusammenarbeit ständig zu verbessern. Sie entwickeln Verständnis für ihren Partner und fassen Vertrauen ineinander.

    Der Schreibstil ist fesselnd mit vielen Perspektivwechseln und von kurzen Kapiteln geprägt. Die Handlung entwickelt sich in eine ungeahnte Richtung und die beiden Ermittler sind auf sich alleine gestellt. Es gibt einige überraschende Wendungen, einen soliden Showdown und eine vollständige und nachvollziehbare Auflösung. Manchmal wurde mir die überaus spannende Handlung aber schlicht zu plakativ. Karhuu lässt sich wiederholt von Jugendlichen austricksen und gerät in Lebensgefahr, die Polizisten haben eher Eigeninteressen als Lust auf eine vernünftige Zusammenarbeit und die Situation vieler Bewohner ist unglaublich deprimierend geschildert. Auch das wiederholte Selbstmitleid von Jon Nordh wird zu oft wiederholt. Trotzdem überwiegen insgesamt die positiven Aspekte, weil ich mich gut unterhalten habe. Eine Fortsetzung würde ich wohl lesen.


    Fazit:

    Dieser Kriminalroman hat mich dank des fesselnden Schreibstils und der verwickelten Handlung überzeugt, auch wenn er mir stellenweise in der Darstellung zu übertrieben war. Meine Bewertung sind vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D1DR1KCT

    Ein toller Kriminalroman, der ohne detaillierte Gewaltbeschreibung auskommt


    Buchmeinung zu Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock – »Das Dickicht«


    »Das Dickicht« ist ein Kriminalroman von Nikolas Kuhl & Stefan Sandrock, der 2024 bei Rowohlt erschienen ist.


    Zum Autor:

    Stefan Sandrock, geb. 1976 in Bilbao, arbeitet für den NDR und kuratiert Ausstellungen.

    Nikolas Kuhl, geb. 1986 in Münster, schreibt Drehbücher und ist Kopf der Musikband Giant Crow.


    Zum Inhalt:

    Der erfahrene Ermittler Juha Karhonen vom LKA Hamburg wird mit seinem jungen Kollegen Lucas Adisa zu einem Entführungsfall hinzugezogen, der ihn stark an seinen ersten Fall erinnert. Damals konnte das Entführungsopfer nur noch tot aufgefunden werden. Diesmal geht es gut aus, aber der alte Fall löst Beklemmungen aus. Zudem fallen jungen Ermittlern Ungereimtheiten in den Akten auf. Karhonen und Adisa starten mit einer Überprüfung.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich von Beginn an gefesselt. Der erfahrene Ermittler Juha Karhonen und sein jungen Kollegen Lucas Adisa wirken kompetent und sind sympathisch. Das Aufrollen des alten Falles reißt Wunden auf und belastet Juha Karhonen stark. Karhonen hat auch private Probleme und die Zusammenarbeit mit Lucas Adisa verbessert sich erst im Laufe der Ermittlungen.

    Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und gibt dadurch auch einen Einblick in das Gefühlsleben der beteiligten Personen. Karhonen und Adisa fassen spürbar Vertrauen zueinander und ihre Kommunikation ist von einer angenehmen Prise Humor geprägt, die den harten Hintergrund erträglicher gestalten. Die Figurenzeichnung, auch die der Nichtermittler, empfand ich als sehr gelungen. Das Beste ist aber der Plot, der sich langsam entwickelt und jede Menge überraschende Wendungen beinhaltet. Immer wieder müssen die Ermittlungsergebnisse neu bewertet werden und ich habe mich gefragt, was damals wirklich geschehen ist. Es ist jederzeit spannend und zum Abschluss gibt es einen soliden und passenden Showdown. Alle fragen werden vollständig und nachvollziehbar geklärt. Es zeigt sich, dass auch Täter Opfer sein können.

    Ich habe mich ausgezeichnet unterhalten gefühlt und erfreut festgestellt, dass es keine detaillierten und blutigen Gewaltbeschreibungen gegeben hat.


    Fazit:

    Mich hat dieser Titel in jeder Hinsicht begeistert und deshalb gebe ich die Höchstbewertung von fünf Sternen und 100 Punkten. Ich kann dieses Buch allen Krimifreunden wärmstens empfehlen.


    ASIN/ISBN: B0CZ85M86L

    Zwölf unterhaltsame Kurzgeschichten, die meist eine bekannte Miss Marple zeigen


    Buchmeinung zu Agatha Christie – »Miss Marple«


    »Miss Marple« ist ein Kriminalgeschichtensammlung, die 2024 bei Atlantik in der Übersetzung von Alexander Weber erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Marple: Twelve New Stories« und ist 2022 erschienen.


    Zum Inhalt:

    Mit Erzählungen von: Lucy Foley, Ruth Ware, Val McDermid, Leigh Bardugo, Naomi Alderman, Karen M. McManus, Kate Mosse, Alyssa Cole, Elly Griffiths, Natalie Haynes, Jean Kwok, Dreda Say Mitchell.


    Meine Meinung:

    Zwölf erfolgreiche und bekannte Autorinnen haben jeweils eine Kurzgeschichte um Miss Marple zum Buch beigesteuert. Die meisten Geschichten spielen im gewohnten Umfeld und lassen vorwiegend vom Original bekannte Figuren agieren. Einige wenige wagen den Sprung in ein neues Umfeld wie Alyssa Cole in Miss Marple erobert Manhattan. Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen, weil sie einfach anders ist und neue Facetten von Miss Marple offenbart. Meist jedoch ist es das gewohnte Muster mit einer häkelnden und Tee trinkenden Miss Marple, die gemeinsam mit einer alten Bekannten den Fall auf überraschende Weise aufklärt. Besonders stolz wirkte Miss Marple, wenn es ihr gelang einen Mord zu verhindern. Die sympathische Ermittlerin glänzt mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem analytischen Verstand und zeigt den Jüngeren gerne, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört und alles andere als eine hilflose alte Dame ist.

    Manche Geschichten haben mir besser gefallen als andere, aber dies ist natürlich Geschmackssache. Mein Hauptkritikpunkt ist eher, dass sich viele Geschichten ähneln. Vielleicht ist auch deshalb Miss Marple erobert Manhattan meine Lieblingsgeschichte.


    Fazit:

    Diese Sammlung von zwölf Kriminalerzählungen ist unterhaltsam, leidet aber darunter, dass sich nach meinem Empfinden die Geschichten zu sehr ähneln. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D8TS5YTH

    Eine Liebesgeschichte im Zeichen des Freiheit ermöglichenden Fahrrads


    Buchmeinung zu Hanna Caspian – »Im Takt der Freiheit«


    »Im Takt der Freiheit« ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2024 bei Knaur TB erschienen ist.


    Zum Autor:

    Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.


    Zum Inhalt:

    Im Dreikaiserjahr 1888 soll die 19-jährige Felicitas Louisburg nach dem Willen ihres schwerreichen Vaters verheiratet werden, aber spätestens nach der zufälligen Begegnung mit einem jungen Studenten, der ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut hat, hat Felicitas andere Pläne. Felicitas und ihre dunkelhäutige Zofe Minna entwickeln eigene Vorstellungen über ihre Zukunft. Gemeinsam ist ihnen, dass sie selbstbestimmt agieren wollen. Felicitas interessiert sich für Technik und andere unweibliche Themen. Die heimlichen Treffen mit Lorenz geben ihr einen Blick in eine andere Welt und Hoffnung auf Veränderungen.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch ist es wie so oft bei historischen Romanen. Eine sympathische modern anmutende junge Frau muss ihren Weg in einer männerdominierten Gesellschaft finden. Felicitas Louisburg ist Tochter eines schwerreichen Eisenbahnunternehmers und wurde im typischen Stil einer höheren Tochter erzogen. Ihr Interesse an Technik, Politik und Wirtschaft muss sie im Verborgenen ausleben. Viele der Figuren wirken glaubhaft und typisch für die damalige Zeit. Als Felicitas zufällig dem Studenten Lorenz begegnet lernt sie ein anderes Leben kennen. Lorenz hat ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut und diskutiert mit Felicitas auf einer Ebene. Zudem entwickelt sich bei den heimlichen Treffen eine zarte Liebesbeziehung. In einem zweiten Erzählstrang wird die Entwicklung der dunkelhäutigen Zofe Minna beschrieben, deren Träume sich von denen Felicitas grundlegend unterscheiden.

    Die Autorin zeichnet ein realistisches Bild der damaligen Gesellschaft und der Zwänge und den Möglichkeiten, die sich jungen Frauen boten. Als Felicitas von der geplanten Zwangsverlobung mit einem Adligen durch ihren Vater erfährt, setzt sie alle Hebel in Bewegung, um dies zu verhindern. Nun wird die Geschichte überaus lebendig und spannend. Der bildhafte Erzählstil hat mich nun nicht mehr losgelassen und ich habe mit Felicitas, Lorenz und Minna mitgefiebert und auf einen positiven Ausgang gehofft.


    Fazit:

    Ein sehr unterhaltsamer Roman, der romantische und historische Elemente gekonnt verknüpft. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3426659506

    Nach einem lebhaften Balltag war Zeit zum Ausruhen und Reflektieren. Felicitas war ja sogar bereit für eine Flucht in den Westen und damit den vollständigen Bruch mit ihrem Vater. Die Wandlung von Egidius ging dann in Minutenschnelle. Mir tat er sogar leid, denn seine Pläne sind völlig zerlegt worden und seine Welt ist zerbrochen. Allein Apollonia verdankt er, dass er sein Gesicht wahren konnte und halbwegs unbeschadet die Bühne verlassen konnte.

    Der Sieg der Frauen über das Patriarchat erscheint vollständig und muss wohl so sein. Einen gewaltigen Schritt hat Minna getan, die einer Zukunft mit Menkam abgesagt hat und nun ihre eigenen Ziele verfolgt. Diese Figur ist samt dem zugehörigen Thema eine enorme Bereicherung des Buches.

    Wie so oft frage ich mich nach der Lektüre eines historischen Romans, ob ich ein glaubhaftes Bild der damaligen Zeit erlebt habe. Diesmal glaube ich das schon und wundere mich gleichzeitig, welche Entwicklung die Frauenrechte seit dieser Zeit genommen haben. Gleichberechtigung ist es noch nicht, aber die Fortschritte sind immens.

    Egidius scheint auch heute noch in Form von Wirtschaftsbossen a la Musk lebendig zu sein. Ihre Macht ist enorm und sie wollen diese nutzen.

    Das war so ein genialer Abschnitt. Mir hat es sehr gefallen.

    Ein wenig, wie die damaligen Screwball Komödien, die ich so gerne gucke. Allen voran - die oberen Zehntausend, den ich immer wieder gucken kann.

    Das ging mir auch so. Wunderbare Ideen, über die man gerne liest. Allein der Kampf des Grafensohns mit dem Pfau erzeugt unglaubliche Bilder.

    Guter Vergleich. Inzwischen ist der Vater aber wirklich too much, oder? Kaum wird er des jungen Lorenz ansichtig und hört, wer er ist, schon droht er mit Tabula rasa. Der hält sich ja wirklich für einen unantastbaren Alleinherrscher. Spinnt der? Was sollen diese vehementen Drohungen. Reicht es nicht, der Tochter den Kontakt zu verbieten und meinethalben mal zu gucken, wie man den Lorenz und seinen Ruf schlecht machen kann. Aber gleich vernichten. Sicher gab - und gibt - es solche Menschen und Väter aber als so mächtig und brutal hatte ich den Vater eigentlich nicht auf dem Schirm. Verschlagen und für seine Zwecke ein paar Sachen organisieren. Aber so.

    Das Verhalten von Egidius erscheint mir nachvollziehbar. Lorenz gefährdet seine Pläne mit der Adelsheirat und auch den Ruf seiner Tochter mit der nächtlichen Eskapade. Fast schlimmer erscheint mir die erfolgreiche Bestechung des Wachtmeisters, weil sie so normal wirkt.

    Mit Tante Polly betritt eine moderne und sympathische Frau die Bühne. Auf ihr ruhen die Hoffnungen von Felicitas, die zudem reihenweise Sabotageakte auf dem Ball durchführen will. Ich bin sehr auf ihre Ideen gespannt.

    Der Graf scheint seinen Teil der Abmachung erfüllt zu haben und bittet um Bezahlung.

    Minna sieht in Menkam nicht ihren zukünftigen Mann, sondern nur jemanden, der ihr seinen Willen aufzwingen will. Trotz seiner schroffen Reaktion auf ihre Absage erzählt sie ihm von Pollys Angebot.

    Lukas ist von Polly in Augenschein genommen worden und hat den Test wohl bestanden.

    Egidius sieht sich fast am Ziel seiner Träume, aber ich befürchte für ihn ein böses Erwachen.

    Der lebhafte Schreibstil hat mir gut gefallen


    Buchmeinung zu Lotte R. Wöss – »Tod am Teufelstein«


    »Tod am Teufelstein« ist ein Kriminalroman von Lotte R. Wöss, der 2024 im dp Verlag erschienen ist. Dies ist der vierte Band um Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team vom LKA in Graz.


    Zum Autor:

    Lotte R. Wöss, geboren in Graz, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Diplomierten Krankenschwester. Sie arbeitete mehrere Jahre im Krankenhaus, zuerst in Graz, danach in Feldkirch und unterrichtete an der Krankenpflegeschule. Jahrelang trainierte sie die Kunstturngruppe des hiesigen Turnvereins, war auch als nationale Kampfrichterin tätig und arbeitete in der Praxis ihres Mannes. Sie hat zwei Töchter, einen Sohn, fünf Enkelkinder und lebt in Vorarlberg. Ihr Debütroman erschien 2015.


    Zum Inhalt:

    Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team vom LKA Graz ermitteln in einem verdächtigen Todesfall einer investigativen Journalistin. Als die Ermittlungen stocken, geht Wakolbinger undercover als Gast in die Kurklinik.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch hat mir der forsche und lebendige Schreibstil gut gefallen. Die Figurenzeichnung empfand ich als nicht so gelungen. Ärzte, Klinikpersonal und die reichen Gäste und deren Angehörige wurden reichlich klischeehaft geschildert. Die Ermittler selber wirkten engagiert und kompetent, wenn auch manchmal etwas zu emotional. Spannung war lange Zeit gering. Erst nach einem unprofessionellen Handeln des Chefinspektors stieg die Spannung rapide und es wurde sogar dramatisch. Ich habe mit den sympathischen Ermittlern mitgelitten. Am Ende steht ein nachvollziehbar und vollständig gelöster Fall. Gegen Ende war der Unterhaltungswert hoch, aber zwischenzeitlich war es schon mau. Positiv ist mir der atmosphärisch beschriebene Regionalbezug in Erinnerung geblieben.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman mit sympathischen Ermittlern, einem lebhaften Schreibstil und Schwächen in Figurenzeichnung und Handlung. Der Unterhaltungswert war okay und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D95X6T77

    Felicitas und Lorenz kommen sich näher und werden von einem Polizisten erwischt. Natürlich soll nur die Dirne mit aufs Revier, der junge Mann soll seiner Wege gehen. Dann geht es zu Egidius, dem all seine Träume zu platzen drohen. Seine Reaktion ist dementsprechend, aber für mich auch glaubhaft. Lorenz tut sein Möglichstes, wird aber mit Vernichtung des gesamten Lebenswerk seiner Familie bedroht. Kurzfristig empfindet Egidius einen Hauch Respekt für den jungen Mann. Die allzeit lauschende Felicitas ist nun aber sicher, dass Lorenz der Richtige ist. Fast ein klassischer Liebesroman.

    Minnie trifft sich weiterhin mit Menkam, der sein umfassendes Wissen mit ihr teilt. Menkam ist ein Revolutionär, aber für Minnie ist er auch jemand, der ihr keine Freiheiten gewähren wird.

    Elsa kauft Informationen und will sie nutzbringend einbringen. Sie kämpft um den Grafensohn, den wir ihr alle gönnen.

    Felicitas wendet sich in ihrer Not an Tante Apollonia, auf die ich sehr gespannt bin. Sie hat sich in der Männerdomäne durchgesetzt.

    Minnie und Boy Menkam treffen sich. Es wird deutlich, in welcher Ausnahmesituation sie sich befinden. Beide wurden ausgebeutet und sind auf die Milde ihrer Herrschaften angewiesen. Menkam wirkt sehr gebildet, ist aber auch extrem radikalisiert. Wäre heute wohl als potentieller Attentäter geführt.

    Felicitas trifft sich in der Dunkelheit allein mit einem fremden Mann an einem einsamen Ort, obwohl sie nicht einmal weiß, ob er da sein wird. Natürlich ist es in diesem Buch der freundliche junge Lorenz Schwerdtfeger und kein namenloser Fiesling. Aus Sicht von Eltern aber ein Horrorszenario.

    Fast noch mehr als das Fahrrad empfindet Felicitas Hosen als befreiendes Element.

    Lorenz findet Gefallen an Felicitas und umgekehrt ist es genauso. Beide wirken wie Personen aus der Moderne, insbesondere die gesamte Familie Schwerdtfeger.

    Das Gespräch bei der Bank zeigt einen gut vorbereiteten Industriellen, der aber wohl nicht erfolgreich sein wird. Schon damals gab es also die Konkurrenz von Verbrennern und Elektroautos. Felicitas und Lorenz Väter haben beide Visionen und streben nach deren Umsetzung.

    Die Adligen kommen weiter sehr schlecht weg in diesem Roman, aber ihr generelles Ansehen ist weiterhin hoch. Werner von Siemens wurde in den Adelsstand erhoben und für Egidius Louisburg ist das weitere Motivation.