Beiträge von KarinS

    Gewundert hat ich mich, daß Daniel alles so hinbekommen und immer genügend Geld hat. Aber irgendwo im Text stand, daß er noch Geld von seinem Vater übrig habe und das, was er so braucht, sich verdient hat. Dennoch - Pferd kaufen, Möbel kaufen, Material kaufen - aber sonst würde die Geschichte nicht funktionieren. ;-)

    Er brauchte ja bei den Amisch bis dahin gar kein Geld. Er hat gearbeitet und wurde in Naturalien entlohnt. Außer dem Fingerhut hat er dort nichts gekauft. Und sein Vater hat ihm schon viel mitgegeben, weil klar war, dass er nicht mehr heim kommt.

    Zitat

    Übrigens tauchte auf S. 251 dann der Begriff auf, auf den ich gewartet habe: Kleiekotzer. :grin Ich denke, um den kommt man nicht herum, wenn die Funktionsweise einer Mühle erklärt wird. Aus dem Büchlein „Mühle und Kleiekotzer“ ist mir der Begriff bekannt; darin wird auch die Funktionsweise einer Mühle recht anschaulich in Text und Zeichnung beschrieben.

    Ja, der Kleiekotzer musst ins Buch. :grin

    Leider aber hat er gesagt, dass er bereits getauft ist.

    Das bezog sich aber auf die Taufe bei den Amisch. Da wird man nur als Erwachsener getauft (meistens zwischen 16 und 20 Jahren), wenn man sich entscheidet, der Gemeinde anzugehören. Kinder sind nicht amisch, erst wenn sie sich taufen lassen. Da Daniel schon 22 ist, wäre es für Amisch seltsam, wenn der da noch nicht getauft wäre.

    Ist schon seltsam, dass ihm das auffällt. Er ist ein Müllerssohn, da sollte man eigentlich auch annehmen, dass dort Reinlichkeit sein sollte.

    Inwieweit Müller reinlich waren, weiß ich nicht. Aber Daniel war zwei Jahre bei den Soldaten und die haben sich bestimmt nicht jeden Tag gewaschen.

    Nein danke, ich auch nicht.


    Die Reinlichkeit der Amisch war ebenfalls religiös begründet. Man geht sorgsam mit Gottes Gaben um, dazu gehört auch der eigene Körper, den man gut behandelt. Daher rührt auch der Anspruch, den Boden, den man besitzt, so gut zu bearbeiten, dass er reiche Ernte trägt. Essen wird nicht weggeworfen, nichts wird verschwendet. Das, was man heute unter "Achtsamkeit" versteht, leben die Amisch schon lange.

    Mich beeindruckt in diesem Abschnitt einmal mehr der Zusammenhalt der Gemeinschaft. Sei es in der Familie oder allgemein unter der ganzen Gemeinde. Alle helfen, als Sarah stirbt. Die Familie ist nicht alleine, alle kümmern sich untereinander.

    Das hat mich auch bei der Recherche beeindruckt. Es wird alles getan, damit die Familie in Ruhe Abschied nehmen und trauern kann und sich um nichts kümmern muss.

    S

    Interessant fand ich auch die Stelle, als beschrieben wurde, dass Verlobte sich schon auch mal gemeinsam ins Bett legen dürfen..............und es danach auch sein kann, dass es mit der Heirat "pressiert".:lache

    Überhaupt hat mich manches an dem gesprochenen Dialekt an das Schwäbische erinnert.........

    Das wird von manchen sehr konservativen Amisch auch heute noch praktiziert. Das nennt sich "Bundling". Früher (so im 18. Jahrhundert) war das in den USA wohl ziemlich verbreitet. Da wurden die Verlobten jeder in einen Sack eingenäht, wo nur der Kopf rausguckte, damit nichts passiert. In dem Filn "The Patriot" von Mel Gibson, wird es auch erwähnt.

    Der Dialekt ist pfälzisch und das Pennsylvania Dutch der Amish klingt wohl immer noch so.


    Ich hatte für 2020 drei Wochen Recherche in Pennsylvania geplant, wir hatten auch eine Woche auf einer Amisch Fram gebucht. Leider kam kam Corona dazwischen. :cry

    Gleich auf S. 89 habe ich etwas gestutzt, nämlich über die Seitenverteilung beim Gottesdienst. Ich kenne es von meiner Kindheit her genau anders herum: die Frauen links, die Männer rechts. Außer Familien, da gab es schon etliche, die gemeinsam in der Bank waren. Selbst heute noch, da sich diese Dinge verwischt haben, gehe ich, wenn ich in eine Kirche komme, automatisch auf die rechte Seite. Alte Gewohnheit eben.


    Daß Daniel „der Hintern weh tat“ ob des langen Gottesdienstes, kann ich mir vorstellen. Ich kenne einen Amisch-Gottesdienst auch nur aus Büchern oder wenn in einem Film eine entsprechende Szene vorkam, aber wenn ich das recht im Kopf behalten habe, dauert der so um die zwei Stunden. (Das ist, wenn ich es richtig erinnere, bei den Orthodoxen nicht viel anders.)

    Ich kenne die sitzordnung auch so ( Männer rechts, Frauen links) , bin aber bei Bernd Längins Buch auf die andere sitzordnung gestoßen und auf einer Web-Site über Amisch in USA auch (Quelle: https://amishamerica.com/atten…sh-church-as-an-outsider/)


    Zitat

    The wooden-bench seating was arranged in three sections. The men sat (by age) on the left side, and the women (also by age) on the right – both groups facing each other. The two center rows where these sections met were the seats of honor, using folding or other portable chairs. This is where local and visiting ministers were seated.

    Der Amisch Gottesdienst dauer 3-4 Stunden. Da braucht man richtig Sitzfleisch.


    Zitat

    Was mich den ganzen Abschnitt lang gewundert hat ist, daß weder Rebekka noch Daniel sich an die erste Begegnung erinnern konnten. Anscheinend haben sie da noch keinen großen Eindruck aufeinander gemacht.


    Welche erste Begegnung? Rebekka sieht ihn das erste Mal bei der Gemeeh. Sie treffen sich erst später.

    Zitat

    Bezüglich der Mühle: die steht doch auf dem Grund der Familie Lehmann. Ist der dann nicht der Pachtherr, weshalb muß noch jemand anders gefragt werden ? Vgl. S. 137, zumindest
    habe ich das so verstanden.

    Die Lehmanns habe das Land auch gepachtet, es ghört ihnen nicht.

    Das glaube ich! Direkt vor diesem Buch habe ich ein Buch mit dem interessanten Titel "Anlage, Einrichtung und Betrieb der Sägewerke", Erstauflage 1901, gelesen, weil ich eigentlich nur wissen wollte, wie damals ein Sägewerk von außen aussah. Unversehens habe ich mich so festgelesen, daß ich es ganz auslas. Mein Respekt vor den Altvorderen ist ins nahezu Unermeßliche gewachsen.

    Ich habe die "Kleine Mühlenkunde" gelesen. Eigentlich sehr verständlich geschrieben, trotzdem hatte ich so manches Mal ??? in den Augen. Letzten Juli hatte ich das Glück, im Urlaub die Mühle in Tutting besichtigen zu dürfen - eigentlich waren ja alle Museen geschlossen. Netterweise hat die Stadtverwaltung uns aufgeschlossen und wir durften so lange drin bleiben, wie wir wollten. Da standen Geräte, von denen ich noch nie gehört hatte.

    Ich habe noch nicht alle Beiträge nachgelesen und weiß deshalb nicht, ob das Thema Homosexualität bei den Amischen schon angesprochen wurde.

    Blieb in diesem Fall quasi nur "die Flucht"? Oder eine Heirat die eh nicht gut gehen kann?

    1815 war Homosexualität überall tabu.

    Bei den Amisch gilt es auch heute noch als Sünde und wird nicht toleriert, da sie die Bibel wörtlich auslegen und darin wird es als widernatürlich bezeichnet.

    Das ist mir auch aufgefallen............und dann hat er ja auch die Frau des Bischofs mit einer Walküre aus der Nibelungensage verglichen.

    Er scheint also schon belesen zu sein.

    Oder waren diese "Geschichten" damals im Volk wirklich weit verbreitet?

    Beide Sagen waren in ganz Europa bis nach Spanien verbreitet. Und da er Soldat war, ist er auch mit anderen Nationalitäten in Berührung gekommen. Die nassauische Armee hat erst mit Napoleon gekämpft ( vor Andreas' Zeit) , ab 1813 mit den Engländern, bei Waterloo auf waren sie in der englisch-niederländischen Armee.

    Außerdem waren Müller keine ungebildeten Leute. Die mussten sich mit Gesetzen (Mühlenrecht) auskennen, mit Statik, mit Mechanik. Eine Mühle ist ein kompliziertes Gebildete aus Rädern, Kraftübertragung usw. Seit ich mich für die Recherche damit beschäftigt habe, habe ich großen Respekt vor den damaligen Müllern.

    Ich kann mir das nicht vorstellen, dass er damit durchkommt. Die Entschuldigungen für Fehler sind zwar auch abgesprochen, aber man muss in eine solche Rolle doch auch hineinwachsen.

    Da muss man bedenken, dass sich das Leben der anderen Bauern um diese Zeit gar nicht sehr von dem der Täuferischen Bauern unterschieden haben. Es gab strenge kirchliche und gesellschaftliche Regeln, an die man sich zu halten hatten. Der gößte Unterschied sind die Glaubensrituale.