'Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg' - Seiten 001 - 088

  • Den ersten Abschnitt habe ich nun gelesen.


    Aus der Begegnung im ersten Kapitel habe ich geschlossen, „wer mit wem“, auch wenn auf der U4 ein anderer Name steht.


    Dann erfahren wir, was Rebekka im letzten Jahr „verbrochen“ hat. Ich hatte mich schon gefragt, was da wohl passiert ist. Schon hier zeigt sich, daß es auch bei den Ammannleit nicht nur eitel Sonnenschein ist, wie man an der Mutter Gideons sieht (die ihren Sohn eigentlich kennen müßte).


    Es folgt die Geschichte von Andreas = Daniel. Niebergall - bei dem fiel mir die Leserunde zuvor ein, in der es hießt, die k. u. k. Offiziere seien berüchtigt gewesen (das spielte zwar ein paar Jahrzehnte später, macht in dem Zusammenhang aber nichts). Anscheinend gab es solche „Berüchtigten“ auch in anderen Armeen. Es kommt, wie es kommen muß: Niebergall gerät an die Falsche und bezahlt dafür mit seinem Leben. Und da er ein Offizier war, sind die Umstände denn auch egal, Andreas muß fliehen.


    Die Begegnung mit mit Jakob bringt dann die Wende. Ob man mit überhaupt keinen Vorkenntnissen und einer kurzen „Einführung“ so schnell ein „Täufer“ werden kann, sei jetzt dahingestellt. Andreas/Daniel war verzweifelt und das war eine Rettungsmöglichkeit. Versuchen mußte er es (außerdem gäbe es sonst das Buch nicht...).


    S. 67; ich weiß nun nicht, wie verbreitet diese Mythen damals im Volk waren, aber anscheinend ist Andreas etwas belesen, wenn er Avalon kennt (bei mir kommt da in Gedanken automatisch immer „Die Nebel von...“ dazu bzw. davor...).


    Die Patzer, als er bei den Ammannleit ankommt, halten sich in Grenzen, ich bin gespannt, wie er sich weiter dort einfügen wird. Und vor allem, wie die erste (bzw. eigentlich zweite) Begegnung mit Rebekka sein wird. Irritierend fand ich nur, daß er sich so einfach als aus dem Waldeckschen kommend ausgeben konnte - man müßte doch an seiner Sprache merken, wo er herkommt. Damals war Dialekt doch viel mehr verbreitet als heute.


    Wie dem auch sei - er ist erst einmal angekommen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • . Irritierend fand ich nur, daß er sich so einfach als aus dem Waldeckschen kommend ausgeben konnte - man müßte doch an seiner Sprache merken, wo er herkommt. Damals war Dialekt doch viel mehr verbreitet als heute.


    Wie dem auch sei - er ist erst einmal angekommen.

    Er kommt aus dem Hessischen. Sein Heimator ist fiktiv, aber in der Nähe von Waldeck.


    Zitat

    ie Begegnung mit mit Jakob bringt dann die Wende. Ob man mit überhaupt keinen Vorkenntnissen und einer kurzen „Einführung“ so schnell ein „Täufer“
    werden kann, sei jetzt dahingestellt. Andreas/Daniel war verzweifelt und das war eine Rettungsmöglichkeit. Versuchen mußte er es (außerdem gäbe es sonst das Buch nicht...).

    Streng religiös waren sie damals fast alle, aber ja, ob das wirklich möglich gewesen wäre ...

    Es gab durch aus Unterschiede zwischen den Gemeinden. Z.B. gab in Hessen aus Amisch-Gemeinden, die sogar ein Klavier hatten. Deshalb der Rat an Daniel, sich zu Not auf andere Gebräuche herauszureden. Wer sollte es nachprüfen?

  • So, ich bin jetzt auch da. Das Wetter hatte mich einfach umgehauen und dann habe ich mich nicht mehr unters Dach getraut, wo mein Computer steht, denn dort waren über 30° C.

    Rebekka lebt in der Gemeinde, wo strenge Regeln herrschen. So vieles ist verboten. Das stellt sie auch gar nicht in Frage, aber so einen Blick auf das andere Leben erhaschen, das möchte sie wohl. Doch es geht schief und nun wird ihr das immer wieder vorgehalten.


    Andreas war sein Leben als Soldat eigentlich schon leid, doch dass es so endet, hatte er wohl nicht Gedacht. Da will sich sein Vorgesetzter an seiner Schwester vergreifen und es kommt zu dem Unfall. Er muss fliehen. Nun wird er als Mörder und als Deserteur verfolgt, der ihn zu diesem Rollentausch bringt. Ob das gutgehen kann? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man in der Gemeinde damit durchkommt.


    Vor vielen Jahren war ich in Pennsylvania in einer solchen Amish-Gemeinde und habe einiges über das Leben erfahren. Es war schon seltsam in diesen Ort zu kommen. Ich kam mir vor wie aus der Zeit gefallen. Die Handlungszeit im Buch liegt ja nun ein Stück weit zurück in der Vergangenheit. Aber in den achtziger Jahren war es noch eigenartiger, zu erleben, mit welch rückständigen Werkzeugen gearbeitet wurde, dass sie mit Pferd und Wagen unterwegs waren und auch die Kleidung war so altertümlich.

  • Bei Gideon sind sie wohl nicht ganz so streng....

    Mädchen und Frauen haben es immer schwerer als die Jungs. Bei denen wird öfter was entschuldigt, was ein Mädchen sich nie leisten dürfte. Es hat sich einiges geändert, aber teils ist das ja immer noch so.

    Ich kenne auch nur "Der einzige Zeuge" (ja , ich hab das Nachwort schon gelesen ) und die Linda Castillo Krimis.

    Einige der Bücher von Linda Castillo habe ich auch gelesen.

    Jetzt bin ich aber mal gespannt wie des Andreas / Daniel ergehen wird. Jakob hatte ja nicht viel Zeit ihn mit den Regeln bekannt zu machen. Da werden ihm sicher noch viele Fehler passieren.

    Ich kann mir das nicht vorstellen, dass er damit durchkommt. Die Entschuldigungen für Fehler sind zwar auch abgesprochen, aber man muss in eine solche Rolle doch auch hineinwachsen.

  • Denn wer sich gegen die Amisch entscheidet, verliert sein soziales Netzwerk aus Familie und Freunden und das starke Gefühl der Zugehörigkeit.

    Ist das dann wirklich eine Wahl?

    Das ist nicht unbedingt eine Wahl, also ist es schwer, sich anders zu entscheiden.

    Mein Ältester hat schon im zarten Alter von 7 oder 8 kund getan, dass er den katholischen Glauben "Unsinn" findet und keinen Religionsunterricht mehr bräuchte. (Er wollte auch keine Firmung und sagte, die meisten seiner Freunde würden das nur wegen der Geschenke noch machen.) Gefirmt wurde er nicht, habe ihn auch nicht versucht zu überreden oder "hinzuführen". Aber auf dem Religionsunterricht habe ich bestanden mit der Begründung, ich kann nur ablehnen, was ich auch kenne.

    Das Thema Religionsunterricht war kein Thema bei meinen Kindern, was aber daran lag, dass der Lehrer für Ethik nicht so toll war. Aber die Firmung wollten sie dann auch nicht. Meine Kinder sind jetzt 30. Die Tochter ist inzwischen aus der Kirche ausgetreten, mein Sohn hält zwar nicht viel von dem Verein, ist aber immer noch dabei.

    Generell habe ich so meine Probleme mit solche streng geregelten, abgeschotteten Gemeinschaften. Immerhin missionieren die Amish nicht, aber ich frage mich immer, warum man seine Mitglieder so vom Rest der Welt abschotten muss, wenn man doch so überzeugt von seiner Lebensweise ist? Wenn das doch alles so toll ist, müssten doch alle freiwillig dabei bleiben, auch wenn sie den Rest der Welt kennen?

    Es ist vielleicht weniger das Verhindern, das jemand aus der Gemeinde weggeht, als das Beschützen der Mitglieder. Denn ich glaube, dass sie draußen doch Anfeindungen ausgesetzt sind.

  • Ich kann mir das nicht vorstellen, dass er damit durchkommt. Die Entschuldigungen für Fehler sind zwar auch abgesprochen, aber man muss in eine solche Rolle doch auch hineinwachsen.

    Da muss man bedenken, dass sich das Leben der anderen Bauern um diese Zeit gar nicht sehr von dem der Täuferischen Bauern unterschieden haben. Es gab strenge kirchliche und gesellschaftliche Regeln, an die man sich zu halten hatten. Der gößte Unterschied sind die Glaubensrituale.

  • ich habe den ersten Abschnitt gestern schon gelesen und ihn quasi inhaliert.


    Am meisten hat mich die Geschichte um Andreas gefesselt.


    Über die Amischen weiß ich gar nichts. Daher bin ich froh, dass man mit Andreas zusammen in deren Leben geführt wird.


    Was ist das denn schon wieder? Der Typ baut Mist und die Frau muss es ausbaden?
    Alleine wäre Rebekka nie auf dem Jahrmarkt gegangen.


    Das Wort Ammanleit kannte ich auch nicht. Ihr habt schon so viel diskutiert, da komme ich gar nicht hinterher. :yikes


    Edit: Obwohl ich das Buch gerne lese, weiß ich gar nicht viel zu sagen :gruebel

  • Da muss man bedenken, dass sich das Leben der anderen Bauern um diese Zeit gar nicht sehr von dem der Täuferischen Bauern unterschieden haben. Es gab strenge kirchliche und gesellschaftliche Regeln, an die man sich zu halten hatten. Der gößte Unterschied sind die Glaubensrituale.

    Ich glaube, wenn man sich einigermaßen ruhig verhält, gut beobachtet und nachahmt, kommt man damit ganz gut zurecht. Schwierig wird es dann, wie wir erleben, wenn Gefühle und persönliche engere Beziehungen ins Spiel kommen.

  • Die Begegnung mit Jakob gibt Andreas eine Chance unter zu tauchen.

    Mal schauen, wie das so klappt..................als Heiratskandidat hätte er auf jeden Fall von Anfang an viele Chancen. ;-)


    Ich hoffe, dass Jakob im Laufe des Buches noch einmal auftauchen wird.

    Denn sein Schicksal würde mich sehr interessieren.


    Ich habe noch nicht alle Beiträge nachgelesen und weiß deshalb nicht, ob das Thema Homosexualität bei den Amischen schon angesprochen wurde.

    Blieb in diesem Fall quasi nur "die Flucht"? Oder eine Heirat die eh nicht gut gehen kann?

  • S. 67; ich weiß nun nicht, wie verbreitet diese Mythen damals im Volk waren, aber anscheinend ist Andreas etwas belesen, wenn er Avalon kennt (bei mir kommt da in Gedanken automatisch immer „Die Nebel von...“ dazu bzw. davor...).

    Das ist mir auch aufgefallen............und dann hat er ja auch die Frau des Bischofs mit einer Walküre aus der Nibelungensage verglichen.

    Er scheint also schon belesen zu sein.

    Oder waren diese "Geschichten" damals im Volk wirklich weit verbreitet?

  • Das ist mir auch aufgefallen............und dann hat er ja auch die Frau des Bischofs mit einer Walküre aus der Nibelungensage verglichen.

    Er scheint also schon belesen zu sein.

    Oder waren diese "Geschichten" damals im Volk wirklich weit verbreitet?

    Beide Sagen waren in ganz Europa bis nach Spanien verbreitet. Und da er Soldat war, ist er auch mit anderen Nationalitäten in Berührung gekommen. Die nassauische Armee hat erst mit Napoleon gekämpft ( vor Andreas' Zeit) , ab 1813 mit den Engländern, bei Waterloo auf waren sie in der englisch-niederländischen Armee.

    Außerdem waren Müller keine ungebildeten Leute. Die mussten sich mit Gesetzen (Mühlenrecht) auskennen, mit Statik, mit Mechanik. Eine Mühle ist ein kompliziertes Gebildete aus Rädern, Kraftübertragung usw. Seit ich mich für die Recherche damit beschäftigt habe, habe ich großen Respekt vor den damaligen Müllern.

  • Ich habe noch nicht alle Beiträge nachgelesen und weiß deshalb nicht, ob das Thema Homosexualität bei den Amischen schon angesprochen wurde.

    Blieb in diesem Fall quasi nur "die Flucht"? Oder eine Heirat die eh nicht gut gehen kann?

    1815 war Homosexualität überall tabu.

    Bei den Amisch gilt es auch heute noch als Sünde und wird nicht toleriert, da sie die Bibel wörtlich auslegen und darin wird es als widernatürlich bezeichnet.

  • chiclana Tut mit leid, aufrichtiges Beileid.

    Ich kann nachfühlen, wie es Dir geht; mir ist ein Gleiches während einer Leserunde im Advent 2013 passiert. Da bekam der Begriff "Schwarzes Loch" eine ganz neue Bedeutung. Viel Kraft für euch! :knuddel1

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Er kommt aus dem Hessischen. Sein Heimator ist fiktiv, aber in der Nähe von Waldeck.

    Ah, danke. Das habe ich dann irgendwie überlesen.



    Der gößte Unterschied sind die Glaubensrituale.

    Das dürfte sein größtes Problem sein. Obwohl mit etwas Geschick da ein weitgehend unauffälliges Anpassen möglich sein sollte. Problematischer wird es bei Liedern, deren Texten und Gebeten. Aber bisher hat er sich auch da ganz gut "geschlagen".


    Denn sein Schicksal würde mich sehr interessieren.

    Das wäre in der Tat interessant zu erfahren, wie es ihm im Weiteren ergangen ist. Ich kann mir eigentlich gar nicht so recht vorstellen, wie er sein Leben meistern will - von der "normalen" Welt weiß er doch nicht allzuviel. Und wenn er seinem Glauben treu bleibt, wird er überall sehr schnell auffallen und Probleme bekommen.


    Hm, falls der im Buch nicht mehr auftaucht, wäre das doch ein guter Ansatz für ein, wie man auf Neu-Deutsch sagt, Spin-off?! Da müßte KarinS "nur" noch den Verlag überzeugen. ;-)


    Seit ich mich für die Recherche damit beschäftigt habe, habe ich großen Respekt vor den damaligen Müllern.

    Das glaube ich! Direkt vor diesem Buch habe ich ein Buch mit dem interessanten Titel "Anlage, Einrichtung und Betrieb der Sägewerke", Erstauflage 1901, gelesen, weil ich eigentlich nur wissen wollte, wie damals ein Sägewerk von außen aussah. Unversehens habe ich mich so festgelesen, daß ich es ganz auslas. Mein Respekt vor den Altvorderen ist ins nahezu Unermeßliche gewachsen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")