Ich gestehe, es hat ein wenig gedauert bis ich verstanden habe, dass Juno und Jupiter Analogien sind. Die Göttin der Geburt, der Ehe und der Fürsorge pflegt Jupiter, den größten Planeten in unserem Sonnensystem, beide gleichgesetzt mit Zeus und Hera. Nachdem der Groschen aber gefallen war, fand ich es großartig. Leider gibt es im Buch keine weiteren Bezüge dazu, das hätte mir sehr gefallen.
Ich fand das Buch interessant. Nicht herausragend, dafür lässt es etwa nach der Hälfte dann doch zu stark nach.
Jupiter bleibt als Nebenfigur wirklich sehr blass und am Rande, eine richtige Rolle spielt er nie so wirklich.
Aber Juno empfand ich als komplexe Figur. Zerbrechlich und stark, mutig und ängstlich, traurig und positiv zugleich. Eine Kombination, die mich zwischenzeitlich immer wieder berührt hat.
Es wird schnell deutlich: wirklich etwas zu sagen hat sich das Paar schon lange nicht mehr. Es ist aber ein Abhängigkeitsverhältnis entstanden. Warum Juno in diesem verharrt, wird nicht deutlich. Vielleicht, um sich nicht dem eigenen Leben stellen zu müssen? Um sich nicht fragen zu müssen, was sie sich vom Leben erhofft? Wie ihre Ziele aussehen, ihre Träume, ihre Hoffnungen? Man darf als Leser an dieser Stelle sehr viel und ganz wunderbar spekulieren.
Der Love-Scammer Benu stellt dagegen einen Ausbruch aus ihrem Leben dar, wenn auch nur virtuell und in sicherer Distanz. Aus Junos Wissen über Love-Scammer und ihrer Fantasie entstehen Gespräche, die mitunter eine sehr große Traurigkeit bei Juno offenbaren, die sehr verletzlich zeigt und die sie schnell wieder unter beißendem Spott zu verbergen sucht. Benu bietet sich da einfach an: er ist physisch weit genug weg um eine reale Gefahr darzustellen, aber virtuell real genug um ein wenig aus dem gewohnten Leben auszubrechen.
Wobei ich die Idee, die Love-Scammer mit ihren eigenen Waffen zu schlagen urkomisch finde. Die Chat-Nachrichten bringen eine gewisse Komik in die Geschichte.
Und dann kommt meine Kritik: ab der Mitte geht der Geschichte für mein Empfinden einfach die Luft aus. Die Handlung tritt auf der Stelle, Junos Verhalten beginnt dann sogar ein wenig mich zu nerven, weil sich unheimlich viel ums Altern dreht. Gleichzeitig ist ihr die Gesellschaft, die so sehr auf das Äußere achtet, gar nicht so wichtig. Ja, wie denn nun? Von der zweiten Hälfte des Buches wird mir in einer Woche vermutlich nicht mehr viel im Gedächtnis bleiben. Leider, denn den Anfang fand ich wirklich gut. Wenn man es ganz nüchtern betrachtet, ist am Ende überhaupt nichts passiert.
Einige tolle Momente, einige tolle Sätze, aber aus den Socken geholt hat mich die Geschichte leider nicht.