Auch ich bin wunderbar reingerutscht in dieses Buch, das in den 50er Jahren im Nachkriegsdeutschland spielt. Ich fühlte mich direkt zurückversetzt in diese Zeit, atmosphärisch sehr gelungen.
Obwohl ich schon einige Bücher gelesen habe, die in den 50er Jahre spielen, bin ich doch immer wieder überrascht, wie schwer Frauen es damals noch hatten in gehobeneren Berufen anerkannt zu werden. Klasse, dass Renate sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt ohne unprofessionell zu wirken. "Nehmen Sie es leicht, auch wenn es schwer scheint" war da genau der richtige Spruch!
Man merkt dem Roman an, dass du, liebe Melanie, vom medizinischen Fach bist. Ich glaube nicht, dass man das ohne Vorkenntnisse sonst alles so gut hätte rüber bringen können. Es ist als ob du als Fliege an der Wand im Krankenhaus dabei bist.
Neben Renate gibt es auch noch ein paar andere sympathische Charaktere. Dazu zähle ich auf jeden Fall ihren Onkel Heinrich und den guten Karlsson. Weniger sympathisch kommen Dr. Kleinschmidt und Dr. Lehmann rüber, gönnerhaft und arrogant. Auch Norbert und Jutta sind nicht so wirklich meins. Sie sind wirklich Gefangene ihrer selbst. Norbert kommt mit klugen Frauen nicht klar und Jutta, ja ich weiß nicht so genau, glaubt sie wirklich was sie da erzählt?
Bei manchen Begriffen musste ich schlucken, "Landwirtschaftliche Irrenkolonie" und "Irrenpfleger" ist schon heftig. Sehr gut gefallen hat mir dagegen der "Wortdurchfall", das hatte ich wirklich noch nie gehört