Beiträge von engi

    Die Geheimnisse der Vergangenheit verlangen nach Aufklärung ...

    Nach dem Tod der Großmutter Änne stellt sich ihre Enkelin Laura die Frage, welcher Mensch sich hinter der Verstorbenen wirklich verborgen hat. Warum hat sie ihr Leben lang um ihre Vergangenheit in Schlesien solch ein Geheimnis gemacht? Laura, schwanger und dadurch mit viel Zeit an der Hand, will auf Ännes Spuren wandeln und unternimmt eine Reise nach Polen – ehemals Schlesien – wo ihre Familie einst zu Hause war. Was war damals geschehen und was werden Lauras Nachforschungen zu Tage führen? Schnell merkt die junge Frau, dass die spärlichen Erzählungen ihrer Großmutter nicht mit dem übereinstimmen, was sie in alten Unterlagen gefunden hat. Die Spurensuche vor Ort ist nicht einfach, doch ich als Leserin habe das Glück mit der Autorin in einem zweiten Zeitstrang direkt in die Vergangenheit springen zu dürfen. Was sich allerdings dort vor mir entfaltet, nimmt mir mehr als einmal beim Lesen den Atem ... Mit „Die Verlorene“ hat mich die sympathische Autorin Miriam Georg endgültig von ihrem Schreibtalent überzeugt. Sie präsentiert mir als Leserin einen Roman, der sich langsam, aber sicher in seiner tragischen Dramatik so steigert, dass ich das Gefühl hatte, die Seiten blättern sich wie von selbst um. Er entwickelte ein wahre Sogwirkung! Mit seinem unerwarteten und sehr emotionalen Ende konnte mich das Buch schlussendlich komplett überzeugen und begeistern. Hierfür vergebe ich sehr gerne mit fünf Sternen die absolute Bestnote und wünsche dem Buch eine große Leserschaft und ebenso viel Erfolg. Immer wenn man glaubt, nun hat man wirklich alle Geschichten rund um den Zweiten Weltkrieg und sein Grauen gehört, kommt eine großartige Autorin wie Miriam Georg daher und überzeugt einen vom Gegenteil … Chapeau!!!

    Ein flotter Rückwärtssalto in die 70er Jahre ...

    Ich freue mich ja immer Bücher lese zu dürfen, die nahe an meinem eigenen Wohnort liegen und zu denen ich dadurch eine Beziehung habe. So habe ich es genossen, mit den Zwillingen Leonard und Susanne ein wenig durch Tübingen zu spazieren, obwohl ich die Umstände eher als – nun suche ich nach einem Wort – eigennützig bezeichnen würde. Eigennützig nicht von mir aber von dem Vater, der seinen Zwillingen quasi auf dem Totenbett das Versprechen abnimmt, dass Leo Jura studieren wird und Susanne die Belange der familieneigenen Schneiderei durch eine kaufmännische Ausbildung im Griff behalten soll. Dabei haben die Beiden ihre eigenen Ambitionen! Doch als die Existenz der Schneiderei in Gefahr gerät, trauen sich weder Leo noch Sanne der Mutter damit entgegenzutreten. Als dann aber auch noch ihrer beider Liebesleben eine Eigendynamik entwickelt, der sie sich schwer entziehen können, merken sie, dass es so nicht mehr weitergehen kann …

    Das charmante Autorinnenduo Andrea Bottlinger und Claudia Hornung, das sich hinter dem Pseudonym Katharina Oswald verbirgt, entführt mich in die 1970er Jahre und führt mir mal wieder vor Augen, dass sich in den letzten fünfzig Jahren doch so einiges getan hat. Längst sind heute die Rollenbilder von Mann und Frau in keinem solch rigiden Schema mehr angesiedelt und auch die gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung wird heute nicht mehr strafrechtlich verfolgt und Gott sei Dank weitestgehend akzeptiert. Die Autorinnen schaffen es spielend die damalige Atmosphäre der 70er einzufangen, eine Zeit, in der ich selbst Kind war und noch herrliche Erinnerungen daran habe.

    Susanne und Leonard könnten damals genauso existiert haben wie im Buch dargestellt und machen richtig Lust auf mehr … mehr zu erfahren, wie es mit der Schneiderei und natürlich vor allem mit den Zwillingen weitergehen wird. Authentische Darstellungen, Charaktere, die man schnell liebgewinn und natürlich viel Lokalkolorit verschafften mir viele vergnügliche Lesestunden. Liebe Andrea, liebe Claudia … schon heute freue ich mich auf den Folgeband rund um Leo und Sanne in Tübingen. Ich vergebe sehr gerne glitzernde vier Sterne verbunden mit einer Leseempfehlung an alle, die sich einfach mal lesenderweise fallen lassen möchten.

    Die Fäden des Schicksals verwoben zu einer berührenden Geschichte ...

    Dass Mechtild Borrmann zu einer meiner absoluten Lieblingsautorinnen gehört, ist denen, die mich kennen inzwischen bekannt. Dass sie mich aber auch mit ihrem neuen Buch „Lebensbande“ wieder absolut in den Bann ziehen konnte, möchte ich in dieser Rezension nachdrücklich vermerken.

    Das Buch handelt von drei Frauen, die das Schicksal zusammenbringt und selbst der Tod nicht wirklich trennen kann. Ich lerne Lene kennen, die junge Frau, die ausgerechnet in den Zeiten der „braunen Brut“ ein Kind zur Welt bringt, das ein wenig anders ist als andere Kinder und um dessen Leben und Schicksal sie verbissen kämpfen muss. Nora, die unfreiwillig ein Verbrechen begeht und davon ein Leben lang verfolgt wird und schließlich Lotte, die nie die Hoffnung aufgibt, trotz schwerster Bedingungen an die Liebe ihres Lebens zu glauben.

    Mit viel Feingefühl ohne aber jemals gefühlsduselig zu werden vermittelt mir die Autorin eine Geschichte, die zu Tränen rührt. Geschickt spinnt sie ein Netz aus Geheimnissen, die mich als Leserin immer wieder ins Grübeln brachten. Als ich glaubte für mich eines der Rätsel gelöst zu haben, taten sich neue Spuren auf und es war doch alles wieder ganz anders. Was aber durch den Roman erhalten bleibt ist das Leid, dass diese drei Frauen während und nach dem Krieg ertragen mussten und das für uns heute schwer vorstellbar ist. Für mich entwickelte das Buch einen wahren Lesesog, dem ich mich am Schluss gar nicht entziehen konnte. Sehr, sehr gerne vergebe ich hier mit fünf Sternen die wohlverdiente absolute Bestnote und freue mich heute schon auf weitere Lektüre aus Mechtild Borrmanns Feder.

    Mich störte am Buchcover, dass die beiden Frauen sich ähneln und für mich ein wenig statisch, wie Schaufensterpuppen, wirken. Jetzt kann ich, mit dem Wissen der geteilten Identität, es ein bisschen anders deuten.

    Ja, das finde ich auch ein wenig unglücklich ... für mich sehen die beiden aus wie eine junge Königin Elizabeth und ihre Schwester Margaret ... das denke ich jedes Mal, wenn ich mir das Cover anschaue und das passt ja so gar nicht ...

    Also eigentlich beruht 80% der Geschichte auf der Dummheit der Protagonistin Nora nicht gleich nach Workuta einen Anwalt aufzusuchen. Die Tat, die sie ja tatsächlich begangen hat war 1961 verjährt. Da hätte sie noch vor dem 13. August aus dem Osten nach Hause zurückkehren können.

    Für dich, der sich damit auskennt, macht das natürlich Sinn ... aber es eben auch immer schwer Entscheidungen anderer zu beurteilen, finde ich ...

    Besonders berührt mich Leos Werdegang, der ein guter Arbeiter auf dem Hof und später ein ebenso guter Gärtner wird. Immer wieder denke ich mir da verbittert, dass die elenden Nazis Menschen wie ihn als nicht lebenswert erachteten. Da kocht mir das Blut in den Adern!

    Ja, da sprachen wir ja schon in vorherigen Abschnitten drüber ... auch mich hat Leos Werdegang berührt und ich bewundere ihn, für alles was er selbst auf die Beine gestellt hat!

    Und dann, kurz bevor die Freiheit für sie naht, erkrankt Lotte an Tuberkulose. Hier hat mir gefallen, dass sie Nora ermutigt, unter ihrem Namen die Heimreise anzutreten und ihr größter Wunsch ist, dass Ferdinand erfahren soll, dass sie ihn nie verlassen hat. So traurig!

    Ja, das ist wirklich traurig ... GsD hat sie aber nie erfahren, dass Ferdinand gar nicht mehr am Leben war.

    Was mir hier auch gefallen hat ist, dass Mutter Maria Gertens sich letztlich doch eingestehen muss, dass Joop ein feiner Kerl ist. Und dass die beiden 1949 heiraten, nach so vielen Jahren, das freut mich ganz besonders.

    Ja, diese Hochzeit habe ich auch zelebriert und mich sehr für die Beiden gefreut!

    So schön fand ich Gustavs Worte: „Lotte hat Dir ihre Schuhe überlassen, damit Du durchs Leben gehen kannst“

    Das hat mir doch tatsächlich ein paar Tränen in die Augen getrieben 😢 ... ein Ausspruch, der Gänsehaut verursacht ...

    Wenn ich diese Klarsicht doch auch immer bei unseren Krimileserunden hätte... :lache

    🤣🤣

    Mir fiel noch "zurückgeblieben" ein. Auch kein besseres Wort.


    Einigen wir uns am Besten darauf, dass Leo einfach ein bisschen langsamer in manchen Dingen ist als andere, aber ein ganz famoser Kerl (ich oute mich als Leo-Fan, der hat mir gut gefallen als Protagonist!).

    Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ginge vielleicht auch ... aber egal, wie man es verpackt, wirklich nett hört es sich nie an.


    Ich bin übrigens auch ein absoluter Leo Fan und finde es toll, wie positiv er sich entwickelt!

    Es ist halt auch einfacher und vor allem ungefährlicher, mitzulaufen und den Kopf unten zu halten, damit man nicht auffällt. Sich zu engagieren erfordert Courage, die hat nicht jeder angesichts möglicher Konsequenzen.

    Man sagt ja, der Mensch wächst mit seinen Aufgaben, aber die Courage hätte ich vermutlich nicht aufgebracht ...

    Ich finde es bewundernswert, was Nora für den Jungen tut. Den Tod des Arztes hat sie nicht geplant, für mich war das sogar schon eine Art Notwehr.

    Ich sehe es auch eher als Notwehr an ... sie war ja auch überzeugt, dass er noch lebte als sie floh.

    Da stimme ich Rumpelstilzchen zu. Früher war das Sozialgefüge ja noch so, dass Kinder oft bei Nachbarn etc. unterkamen. Das war auf Gegenseitigkeit, dafür ist man in anderen Dingen eingesprungen, wenn bei den anderen der Schuh drückte. Ich kenne das auch noch so, dass wir "woanders" waren, wenn meine Mutter z.B. Arzttermine hatte und dafür unsere Nachbarskinder dann wieder bei uns waren. Oder meine Mutter machte die Einkäufe für die Nachbarin mit. Eine Hand wäscht die andere, das war damals noch viel selbstverständlicher als heute.

    Wobei ich auch sagen muss, dass wir schon in sehr jungen Jahren mal alleine gelassen wurden und uns das Versprechen abgenommen wurde brav zu sein. Eigentlich hat das auch gut funktioniert, meine Schwester und ich waren als kleine Mädchen wirklich sehr brav und hätten uns nie getraut was Verbotenes zu tun ... das kam dann erst später, aber dann richtig 🤣🤣

    An dieser Stelle muss ich gleich was beichten: Da meine Mama seit Kurzem bei uns wohnt und ich mich um ihre Pflege kümmere, komme ich zurzeit sehr wenig zum Lesen. Daher habe ich mir zum E-Book auch noch das Hörbuch gegönnt, damit ich trotzdem weiterkomme. Allerdings habe ich das Buch dann so gehört, dass ich jetzt bereits durch bin... Es tut mir leid, dass ich dadurch in der Leserunde nicht so wie gewohnt teilnehme und ich bin gerade froh, dass ich ja mit meinem eigenen Buch dabei bin. Ich werde aber gerne den einen und anderen Gedanken von euch kommentieren und weiter mitlesen, wie ihr das Buch empfindet.

    Oh, du musst dich in keinster Weise entschuldigen, das mit deiner Mutter hat doch auf jeden Fall Vorrang, schön, dass sie dich hat!


    Bei mir kommt es auch immer mal wieder vor, dass ich mich nicht jeden Tag aktiv an der Runde beteiligen kann. Dann steige ich später wieder ein und ich denke, dass da jeder Verständnis für hat ...


    :knuddel:knuddel

    Sie bringt immer das Wichtigste mit wenigen klaren reduzierten Worten auf den Punkt. Ihre Bücher sind ja immer eher dünn zu nennen. Aber das Gewicht, die Aussagen in ihren dafür umso dicker und schwerer.

    Besser hätte ich es nicht ausdrücken können ... fast ein wenig spröde, aber ich liebe das!

    Ich lese auch sehr gerne, wenn ich nicht schlafen kann. :) Da ich jedoch zurzeit neben dem Job noch meine Mutter pflege, bin ich so k.o., dass ich im Stehen schlafen würde. Ich bin dann jeweils froh, wenn ich es schaffe, ein paar Seiten zu lesen. Allerdings bei so einem tollen Buch gelingt das um einiges leichter. :-]


    Ich drücke die Daumen, dass du heute Nacht besser schlafen kannst. :daumendrueck

    Danke, hat geklappt, sorry für die späte Rückmeldung :)

    Schön, dass Du jetzt zu uns gefunden hast. Willkommen zurück ;)


    Auch wenn ich bereits das Buch beendet habe, interessiert mich jede Leserunde zeitlich unbefristet. Insbes. wenn Du jetzt dabei bist, wird es noch mal interessanter im Austausch.


    Dem kann ich vollumfänglich zustimmen ... bin auch schon fertig, habe aber noch lange nicht alle meine Kommentare gepostet und auch noch keine Rezi fertig. Aber so viel sei schon mal gesagt ... es wird die Bestnote mit fünf Sternen, ich mag deinen Schreibstil einfach unheimlich! 🤗💐

    Friedrich der Große, ein mächtiger Herrscher seiner Zeit !

    Mit ihrem neuesten Werk „Sieben Jahre“ hat die bekannte Autorin historischer Romane wohl ihr Meisterwerk geschaffen. Mit seinen über 800 Seiten, die in einem beeindruckenden Hardcover mit wunderschönem Farbschnitt verpackt wurden, eignet es sich nicht direkt als leichte Bettlektüre, aber das will Tanja Kinkel ja auch nicht erreichen. Sie widmet diesen biografischen Roman Friedrich dem II. und dem Siebenjährigen Krieg. Auf wirklich beeindruckende Weise macht sie ihre Leserschaft mit dem preußischen Krieg aber auch Friedrichs Familie und der Dienerschaft bekannt. Das Buch vermischt historische Fakten mit fiktiven Elementen, um ein Panorama von Krieg, Politik, Liebe und Verrat zu zeichnen.

    Der junge Friedrich und seine Geschwister sind geprägt durch die strenge, ja oft gnadenlose Erziehung ihres Vaters, dem Soldatenkönig, und tun sich manchmal schwer damit, Nähe zu zeigen oder gar Schwächen einzugestehen. Doch Friedrichs Zorn richtig sich nicht nur gegen den Vater, sondern vor allem auch gegen seine Erzfeindin Maria Theresia von Österreich, gegen die er einen erbitternden Krieg führt. Wie immer, kann es auch in diesem Krieg nicht nur Gewinner geben …

    Gut gefallen haben mir bei diesem Roman, dass man als Leser die Möglichkeit bekommt, das Geschehen aus völlig unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu dürfen. Hier kommen die Geschwister, mal mehr und mal weniger zu Wort aber auch dem Dienstpersonal wird eine Stimme gegeben.

    Vor Jahren habe ich die modernere Dokumentation "Friedrich – Ein deutscher König", in der Anna und Katharina Thalbach die Hauptrollen spielen, gesehen und schnell war mir beim Lesen dieses Buchs viel wieder präsent. Ich hatte Bilder im Kopf und das Kopfkino wollte gar nicht mehr aufhören! Wer die Dokumentation noch nicht kennt, dem sei hiermit vor oder nach dem Genuss des Romans ans Herz gelegt!

    Mit einer Authentizität, die wohl ihresgleichen sucht, schaffte Tanja Kinkel bei mir trotz der Opulenz ihres Werks eine Nähe und sogar Wärme zu den verschiedenen Charakteren, an die ich so gar nicht geglaubt hatte. Die Recherchearbeiten zu „Sieben Jahre“ müssen immens gewesen sein und hierfür spreche ich gerne meine Bewunderung aus. Dennoch möchte ich anmerken, dass man schon ein gewisser Geschichtsfan sein sollte, um dieses Buch genießen zu können.

    Trotz ein paar Längen, die wohl bei diesem Umfang fast unumgänglich sind, hat mich dieses Buch berührt und beeindruckt, wofür ich gerne strahlende vier von fünf Sternen vergeben möchte. Traut euch ran an diesen prachtvollen Wälzer und taucht ein in die Geschichte, die bei mir viele Wissenslücken schließen konnte.

    Ich glaube, wenn ich könnte, ich möchte - also nicht arbeiten müsste - würde ich auch da sitzen und das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich kann euch da also sehr gut nachfühlen.

    Ich konnte letzte Nacht leider nicht gut schlafen, da kam mir das Buch gerade recht ... tagsüber habe ich arbeitsbedingt leider auch eher wenig Lesezeit ;)