Beiträge von engi

    Wer hat hier wirklich etwas auf dem Kerbholz?

    Es sollte ein Neuanfang für die Familie Chamberlain werden in Neuseeland, ein besserer Job, eine Beförderung und ein noch besseres Leben. Doch bevor für Vater John der Ernst des Lebens wieder beginnen sollte, wollte er mit der Familie die Insel noch ein wenig erkunden, sich einfach nur treiben lassen. Was ihn jedoch dazu bewegte, mitten in der Nacht, statt ein Hotelzimmer zu nehmen, die Weiterfahrt bei Regen und in unwirtlicher Umgebung zu forcieren, kann im besten Fall lediglich als Sturheit abgetan werden. Eine Sturheit, die er, seine Frau und das Baby in seinem Bettchen im Fußraum mit dem Leben bezahlen. Verletzt, ausgekühlt, durchnässt und vollkommen verängstigt überleben seine Söhne Maurice und Tommy sowie Tochter Katherine. Maurice, der Älteste des Trios, ist dank eines gebrochenen Beins nicht mehr mobil, der kleine Tommy vollkommen apathisch und so hängt es an Katherine Hilfe zu suchen, damit die Drei überleben. Kurz vor knapp stellt sich Rettung ein, aber kommen sie hiermit womöglich vom Regen in die berühmte Traufe?

    Nur ein Neuseeland-Native wie der Autor Carl Dixon kann sich so gekonnt in diese Materie hineinversetzen, wie er es mit seinem Roman „Kerbholz“ getan hat. Er schafft es den Leser mitzunehmen in eine für die viele von uns Europäern unbekannte Welt mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Dort ist nicht mal eben Hilfe an jeder Ecke anzutreffen, vom Internet in der Einöde ganz zu schweigen. Doch Carl übermittelt uns mit seinem Roman so viel mehr. Er gibt jedem der Charaktere eine eigene Stimme und zeigt auf, wie unterschiedlich die Wahrnehmung des Einzelnen ist und wie unterschiedlich jeder von ihnen mit der gegebenen Situation umgeht. Auch zu Hause, im fernen England, setzt besonders die Schwester der Mutter alle Hebel in Bewegung, die Familie zu finden und weigert sich zu glauben, dass alles zu spät sein könnte.

    Ein großartiges Buch, das die Abgründe der Menschheit beleuchtet aber nie ganz ohne Hoffnung bleibt. Mich hat dieser Roman derart fasziniert, dass es mir schwerfiel, es zu Seite zu legen. Ach, machen wir uns nichts vor, ich habe ihn tatsächlich in einem Rutsch ausgelesen 😉. Dafür gibt es von mir absolut verdiente fünf von fünf Sternen und natürlich eine uneingeschränkte Empfehlung, nicht nur für Neuseelandfans. Ich muss das Buch nun erstmal sacken lassen …


    ASIN/ISBN: 3959881568

    Puh … was für ein Werk die Autorin Rabea Edel hier geschaffen hat. Die vielen positiven Rezensionen bestätigen durchaus ihr Talent dafür, eine komplexe Familiengeschichte ins richtige Licht zu setzen. Dennoch kam ich leider mit diesem recht eigenwilligen Schreibstil nicht so ganz zurecht, der Lesefluss wollte sich einfach nicht wirklich einstellen.

    Die Story, die sich rund um die Frauen Rina, Selma, Martha und Raisa dreht, geht um das Schweigen derselben, denen es schwerfällt, die Vergangenheit geprägt von Krieg, Missbrauch und verlassen worden zu sein, zu brechen. Sie leiden alle unter dieser Stille, dem Schweigen, das sich durch alle Generationen zieht und dennoch können sie schlecht aus ihrer Haut. Nach und nach kommen jedoch Geheimnisse an die Oberfläche, die verarbeitet gehören, um weiterzuleben. Auf immer wieder wechselnden Zeitebenen bringt Rabea Edel diese ihren Lesern nah, schafft aber gleichzeitig oft Zusammenhänge, die manchmal schwer nachzuvollziehen sind.

    Wer ein komplexes Romangerüst sucht, das in die Tiefe geht und dem Leser die uneingeschränkte Aufmerksamkeit abverlangt, ist hier bestens bedient. Ich konnte mich nicht ganz mit der Story identifizieren und vergebe hier deshalb für mich diesmal nur drei von fünf Sternen: Für Literaturbegeisterte, die gerne auch mal neben dem Mainstream unterwegs sind, spreche ich aber gerne eine Leseempfehlung aus.

    Ein ganz besonderer Besuch in der Torstraße 94 in Berlin ...

    Was muss das für ein wunderbares Gefühl für Andreas Ulrich gewesen sein, als ihm das „Hausbuch“ der Torstraße 94 in die Hände fiel, zumal er ja selbst einige Jahre seines Lebens dort leben durfte. Zu DDR-Zeiten war es üblich, nein sogar Pflicht, dass sich dort die Bewohner und sogar Besucher mit Angaben zu Name und Beruf eintrugen. Anhand dieses Hausbuchs kreiert der Autor und Journalist nun verteilt auf viele kurze Kapitel einen Rückblick in die damalige Zeit, ihre Bewohner und deren Eigenheiten. Mit viel journalistischem Spürvermögen gepaart mit gesunder Neugier gelingt es ihm zwar nicht alle jedoch viele der Ehemaligen aufzuspüren und sich deren Geschichten erzählen zu lassen. Neben den spannenden Rückblicken schmücken auch interessante Bilder das Buch und machen es so zu einem kurzweiligen Lesezeitvertreib, auch wenn man selbst das Haus noch nie gesehen, geschweige dann betreten hat. Dank meiner eigenen Erfahrungen zum Thema Familienforschung kann ich mir gut vorstellen, wie viel Spaß die „Jagd“ nach den Geschichten gemacht haben muss, und auch die Freude über das Zusammenführen der einzelnen Puzzlesteinchen ist deutlich spürbar. Von mir bekommt das Buch begeisterte vier Sterne verbunden mit einer Empfehlung an alle diejenigen, deren Neugier auf Vergangenes ungebrochen ist.


    ASIN/ISBN: 3814802772

    Auch ich bin fertig mit diesem letzten Abschnitt und klappe das Buch sehr befriedigt zu. Alles fügt sich zum Guten ohne kitschig zu wirken.


    Ich bin gespannt, wie es mit Lehmann und Kleinschmidt neben Renate weitergehen wird und ob sie etwas aus ihrem Verhalten gelernt haben. Ich fand es klasse, wie Renate Lehmann gegenüber auftrat und ihm die Chance gab, einen Neustart zwischen ihnen beiden zu wagen.

    Wenn alles klappt, wie ich es mir wünsche, wird es noch einen 3. und 4. Band geben, der 4. Band hat dann tatsächlich die Sturmflut von 1962 zum Thema.

    Oh, das wäre toll, das ist ja mein Geburtsjahr. Mein Onkel Volker war damals Soldat bei der Bundeswehr und deswegen natürlich im Dauereinsatz. Unsere Familie wurde GsD vor Schaden bewahrt ...

    Ich habe heute beim Mittagessen die Hafenschwester noch empfohlen... Mal sehen, ob ich noch ein paar Leser für dich gewinnen konnte


    Die Hafenschwester Trilogie habe ich auch schon oft empfohlen, sie ist aber auch zu schön ... und als ich hier gegen Ende nun wieder Matthias' Großonkel, dem Kapitän, und dessen Sohn in Japan las, war ich schon fast wieder mittendrin und die Erinnerung kam wieder zu Tage :)

    Es ist schwierig, das kindgerecht zu machen. Fredi hat es seinem Sohn Wolfgang, Matthias' älterem Bruder, in Hafenschwester 3 kindgerecht erklärt, aber es war trotzdem schwierig. Eine Leserin meinte damals, ob das nicht zu hart war. Wie man es macht, es bleibt schwierig.

    Ja, das stelle ich mir auch sehr, sehr schwierig vor ... und dann blieb ja auch immer die Sorge, dass unbedarfte Kindermünder ein wenig zu viel ausplaudern könnten ... wird in der ehemaligen DDR ähnlich gewesen sein ...

    Das wird im nächsten Band noch richtig hart für Matthias, falls ihr den Klappentext von Band zwei schon mal gelesen hat.

    Noch nicht, aber so hole ich nun nach nachdem ich mit dem ersten Band durch bin :)

    Das sind auch Kindheitserinnerungen von mir. Diese Sträuße gab es immer bei Karstadt und auch in anderen Bonbonläden und wurden zu besonderen Anlässen verschenkt.

    Oh wie schön ... dann haben wir ja was gemeinsam :)

    Portemonnaie sage ich bis heute.

    Ja, ich auch ... mein schwäbischer Mann sagt Geldbeutel ;)

    Ade kommt ja von Adieu, da in Teilen Baden - Württembergs viel französische Wörter umgewandelt oder eingedeutsch wurden so auch dieses. Wir sagten auch immer Trottoir, nicht Gehsteig und Plafond nicht Decke usw.

    Das war nicht nur in Ba-Wü so sondern z. B. auch in Berlin ... aber schmunzeln muss ich manchmal über die Aussprechweise der Schwaben, wenn sie aus dem Souterain z.B. ein "Suddroi" machen. Ich wusste anfangs gar nicht, was gemeint war ;)

    Ach, und Melanie, ohne es zu wissen, hast du mir eine wunderschöne Kindheitserinnerung beschert mit deinem Blumenstrauß aus Pfefferminzbonbons.


    Es gab damals auch solche mit eingewickelten Schokobohnen ... auch mit weißer Krause etc. Wenn wir so einen damals mal von Oma geschenkt bekamen, haben wir uns riesig gefreut. Irgendwie man man früher doch ein wenig bescheidener ...

    Habt ihr alle nicht aufhören können zu lesen ?

    So sieht es aus ... ;) ... eigentlich wollte ich bei dem schönen Wetter heute draußen sein, aber nun liege ich angeschlagen auf der Couch ... menno 😥

    Ich würde ihr wünschen, dass sie mit dem besonders schwierigen Fall einen Durchbrich erzielen kann und der Mann vielleicht doch zurück in ein halbwegs geordnetes Leben finden kann.

    Das wäre wirklich wunderbar und ich finde, sie hat das auch total souverän gelöst mit ihm ... bin gespannt, ob er sich nun an die Regeln halten wird.

    Das Kapitel mit dem Fußballspiel hat mich zum Schmunzeln gebracht. Die Begegnung mit Lehmann war klasse.

    Da sieht man mal wieder was für ein Kotzbrocken der Typ ist. Aber wie sie schon im Stillen vermutet, er wird sie ordentlich schlecht gemacht haben vor seinem Sohn. Tief im Inneren muss Lehmann ein sehr verunsichterter Mensch sein, der seine Unsicherheit mit seinem arroganten Verhalten zu überspielen sucht.

    Schön finde ichauch die eingebaute Begegnung mit „uns Uwe“.

    Jaaaaaaaaaaa ... die fand ich auch schön. Mein Mann fragt mich immer, wo ich mich buchmäßig gerade befinde und als ich ihm vom HSV im Jahr 1958 erzählte, tippte er sofort auf Uwe Seeler :)

    Ich bin übrigens in Hamburg geboren, damals im Jahr 1962 ... meine Eltern konnten mit viel, viel Glück eine Wohnung Am Schulterblatt ergattern ... damals sah es dort noch ganz anders aus als heute.


    Wir sind allerdings leider weggezogen, als ich fünf Jahre alt war. Mein Vater konnte sich eine Stelle bei Bosch in Stuttgart sichern, was für uns eine große finanzielle Verbesserung barg. Ich bin also mehr oder weniger in Ba-Wü aufgewachsen, habe dann viele Jahre in den USA gelebt und lebe nun seit fast 20 Jahren wieder in Ba-Wü und habe meine damalige Sandkastenliebe geheiratet.


    Nach Hamburg fahren wir beide gerne und ich habe auch die "Sprache" nicht verlernt. Des Schwäbischen wurde ich nie mächtig ;)

    Ich erinnere mich, wenn meine Mutter manchmal erzählt hat, dass sie nach der Hochzeit 1962 mit der Arbeit aufgehört hat, obwohl diese ihr großen Spaß gemacht hat.

    Auch meine Eltern heiraten im Jahr 1962 - ich war schon unterwegs ;)

    Meine Mutter war damals Stewardess bei der Deutschen Bahn. Das war etwas Besonderes, genau wie die Stewardess der Lüfte. Aber da es sich eben um eine Reisetätigkeit handelte, war das mit der Familie einfach nicht unter den Hut zu bringen.

    Auf meine Frage nach dem Warum hieß es: das machte man damals einfach so, auch wenn (noch) keine Kinder da waren. Wenn die Frau damals weiter gearbeitet hat, war das ein Zeichen dafür, dass der Mann nicht genug für beide verdient hat.

    Ja, leider, so wurde geredet ... genauso wie es auch immer auf die Frau zurückfiel, wenn der Mann nicht geschniegelt und gebügelt das Haus verließ. Als ob er nicht selbst groß wäre ... ;)

    Ich denke auch nicht, dass das damals von meinem Vater ausging, denn als sie in den 70er Jahren (als mein Bruder und ich zur Schule gingen) wieder Teilzeit arbeiten ging, war das für ihn völlig OK. Ich hatte außerdem immer das Gefühl, die beiden würden eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe führen.

    Ja, so war es bei uns auch ... meine Mutter fing in den 70er Jahre auch wieder an zu arbeiten. Vor ihrer Stewardessentätigkeit verbrachte sie 3 Jahre (2 Jahre in England und 1 Jahr in Spanien) im Ausland und konnte so als Fremdsprachenkorrespondentin wieder ins Berufsleben einsteigen. Mein Vater hat sie damals sehr unterstützt dabei!

    Dieser Abschnitt hat mich sehr begeistert, liebe Melanie. Gut gefallen hat mir gleich zu Anfang die Beobachtungen des Onkels, wenn es um das Verhalten von Männern und Frauen geht. Wo Männer zusammenhalten ist es unter Frauen oft ein hinterhältiges Hauen und Stechen ... schade eigentlich ...


    Tja, und der vermeintlichen Selbstmord Jahnkes, von dem Renate nicht überzeugt ist, kommt mit Familie Studt ein ganz neuer Personenkreis mit ins Spiel. "Was für eine sympathische Familie" dachte ich sofort beim "Kennenlernen". Von dieser Familie werden wir sicher noch mehr lesen.


    Eine persönliche Anekdote kam mir in den Sinn, als ich von dem neu gegründeten Verein der Akademikerinnen las. Mein ehemaliger Chef - ein sehr von sich eingenommener reicher Geschäftsmann - ist seit Jahren Mitlglied bei Rotary, ein Club, der lange Zeit Männer vorbehalten war. Vor wenigen Jahren stellte sich nun die Frage ob auch Frauen zugelassen werden sollten. Mein Chef war schlichtweg empört und fand das vollkommen undenkbar. Leider musste er sich jedoch zähneknirschend der Mehrheit beugen, die dem Anliegen entsprachen ;)


    Hervorheben möchte ich an dieser Stelle, wie sehr ich deinen bildhaften Schreibstil schätze ... den Guggelhupf konnte sogar ich durch die Seiten riechen :)

    Emilia ist die Tochter von Richard und Paula aus "Im Lautlosen" und "Die Stimmlosen", Professor Fritz Ellerweg, ihr Nenn-Onkel, ist auch aus der Reihe. In Mohlenberg 4 treten sie auch alle auf. Aber es kommen noch mehr Verbindungen, auch zur Hafenschwester.


    Ah, danke, mir kam das auch alles so bekannt vor ... ich habe ja auch die Hafenschwester Reihe und Im Lautlose und Die Stimmlosen gelesen. Ich mag das ja immer, wenn andere Bücher mit eingebunden werden :)


    Und ich habe Spaß, Gäste aus anderen Reihen, die mir lieb sind, einzubauen.

    Als Vielleser kann ich mich leider nicht immer an alle Bücher und Charaktere aus den gelesenen Büchern erinnern ... schade eigentlich ...

    Mein Vater war zu Kriegsende 12 Jahre alt und er hat das auch sehr intensiv beschrieben.

    Mein Vater war erst 8 Jahre alt und sagt immer, er empfand das gar nicht als so schlimm ... er erinnert sich intensiv, dass er mit seinen Freunden viel in den Ruinen gespielt hat. Immer mal wieder haben sie auch Munition gefunden, die noch scharf war. Heute meint, es grenze an ein Wunder, dass unter den Kinder nicht viel mehr passiert ist damals.

    Mir ist schlecht geworden bei dem Gedanken, dass die Pfleger untereinander darüber sprechen, ob es besser gewesen wäre, wenn der Erzengel auch abgeholt worden wäre.

    Oh Gott ja, da bin ich auch drüber gestolpert!


    Ich mag deinen Schreibstil generell, Melanie. Ich finde, du triffst sehr gut die Grenze, wie viel Information in einem Roman vermittelt werden kann, ohne dass es auf Kosten der Geschichte geht.

    Dem schließe ich mich vorbehaltlos an!