Beiträge von Joan Weng

    Wenn ich mich richtig erinnere, kommt "Feine Leute" von der Chronologie her vorher. Ich hatte die Bücher damals jedenfalls "falsch herum" gelesen und hätte mir manche Verwirrung erspart, wenn ich sie in der richtigen Reihenfolge gelesen hätte. Viel Spaß damit! :wave

    Also die Handlungschronologie geht "Feine Leute", "Das Café unter den Linden", "Noble Gesellschaft" und dann "Die Frauen vom Savignyplatz". Erschienen ist aber "Noble Gesellschaft" vor dem Café ;)

    Ich hatte das auch nur ein einziges Mal, da sind wir in eine "gute Gegend" gezogen - weil mein Mann da seine Assistentszeit abgeleistet hat und wir ja ein Neugeborenes hatten, wir also bereit waren mehr zu zahlen, wenn er im Notfall schnell daheim sein konnte - und da war es echt extrem. War ein ziemlicher Kulturschock, wir kamen ja aus dem grünen Tübingen und ich werd nie vergessen, unsere Tübinger -Vermieterin fragte uns bei der Besichtigung, ob wir eine Katze hätten, was wir so halbverschämt zugaben, worauf sie total enthusiastisch wurde und meinte, wir sollten mindestens 2 Katzen halten, die Gegend sei ideal ;) Aber Vormieterzeugnis brauchten wir auch nie.

    Das verstehe ich auch nicht. Bei Vickys Eltern zahlen sie schließlich auch Miete. Die hätten sie besser in eine andere Mietwohnung gesteckt.

    Ich denke, die hätten sie schwer gekriegt - ohne Gehaltsnachweis und Arbeitsvertrag des Gatten und ohne Empfehlung des vorherigen Vermieters (brauchte man damals wirklich noch bei allem was über ein mies möbliertes Zimmer rausging). Sie hätten vermutlich in Pankow oder Wedding was gekriegt, aber das wäre halt der komplette soziale Abstieg gewesen und auch für die Kinder vom Umgang sicher ein Problem.

    Ich find's gerade nicht, aber als wir vor vier Jahre Wohnung gesucht haben, hab ich lamentiert, weil der eine Vermieter so freche Fragen zu meinen Fähigkeiten am Klavier gestellt hat und da hat mir ein befreundeter Jurist eine Auflistung der 1930 für eine Mietwohnung der Mittelklasse notwendigen Unterlagen geschickt. Neben Empfehlung des Vorvermieters, Heiratsurkunde, Meldebescheinigung - wie bekam man die, wenn man noch keine Wohnung hat? -Geburtsurkunde der Kinder, Abeitsvertrag und Gehaltsbuch musste man auch das Parteibuch und die Konfession offen legen. Ich war dann ganz still...

    Nein warum denn? Ist ja auch jeder mit Erfahrungen gesegnet, die nicht immer angenehm waren. Da wird man misstrauisch. Aber er hat schon seinen Charme, mich würden allerdings die Karottenhaare abschrecken.

    Das ist für mich als Autor auch immer sehr interessant an den Leserunden, weil unterschiedliche Leser natürlich auch unterschiedlich lesen - bei lovelybooks hatte ich einen sehr lieben Leser, der immer wieder betonte, wie schön er es fände, dass Willi und Vicky versuchen würden, einander trotz der Trennung mit Achtung zu behandeln. Er hatte wohl gerade selbst eine Trennung hinter sich.


    Die Karottenhaare sind - entre nous - ein Überbleibsel des Ur-Willi Genzers, den hatte meinen Mann an der Uni als Dozent ;)

    Ja, man muss aber vielleicht dazu sagen, dass "Anstalt" damals ein völlig neutrales Wort war - Schulen hießen im Amtsdeutschen auch "Lehranstalten" - und die Schaffung als solche war schon mal ein riesen Schritt in die richtige Richtung, bis dahin wurden die Kleinkinder werktätiger Mütter halt entweder zur mütterlichen Arbeit mitgenommen (wenn sie wie Vicky in einem häuslichen Betrieb arbeiteten), wo sie dann weitgehend unbeaufsichtig waren, zu Verwandten aufs Land geschickte (wie bei Lisbeths Freundin) oder halt, das allerdings eher im proletarischen Rahmen, einfach auf die Straße geschickt, wo die älteren Kinder und Geschwister nach ihnen schauen sollten. Das Kindermädchen oder die ausschließlich nach ihren Kindern sehende Mutter, war ein Privileg der Oberschicht.


    Sehr süß zu dem Thema, mein Großer geht in einen Waldkindergarten - einer dieser Kindergärten, wo die Kinder die ganze Zeit an der frischen Luft sind und nur einen Bauwagen zum Aufwärmen und Unterstellen haben - und als ich meiner Oma (93) glückstrahlend erzählt hab, dass wir so einen begehrten Platz ergattert haben, streicht sie mir tröstend übers Haar und meint: "Macht doch nix, bei deinem Onkel Ulli im Kindergarten, da hatten sie nur eine ausgebombte Fabrikhalle zum Unterstellen und guck, aus dem ist auch was geworden."...

    Eine Fortsetzung im Sinne von "Rückkehr zu den Frauen vom Svignyplatz" ist nicht geplant, aber 2020 gibt es einen Roman aus dem Theatermillieu, der sich personell wieder überschneidet und zu Weihnachten gibt es einen kleinen Adventskrimi mit Bambi in der Hauptrolle, da tritt Familie Genzer auch auf ;)