Paradies für alle habe ich im Mai diesen Jahres gelesen, es war mein erstes "Erwachsenen"-Buch der Autorin. Von Antonia Michaelis kannte ich bis dahin nur ihre Kinderbücher, die ich auch als Erwachsener gern gelesen habe und vor allem wegen ihres anschaulichen und bildhaften Schreibstils sehr mag. Diesen Stil fand ich teilweise auch in Paradies für alle wieder, außerdem noch überraschende Tiefe und Ernsthaftigkeit. Ich finde, es ist ein wirklich lesenswertes und nachdenklich machendes Buch, das einen dazu bringt, eigenes festgefahrenes Verhalten zu überdenken.
Einige Aktionen der neunjährigen Hauptfigur David waren sehr anrührend und oft auch verblüffend, allerdings fand ich ihn in seinem Verhalten und seinem Denken oft zu erwachsen für sein Alter und damit ein bisschen "unecht". Wenn ich ihn aber nicht nur als gewöhnlichen kleinen Jungen betrachte, sondern gleichzeitig als eine Art allgemeine Metapher oder Symbol für ein kindliches Weltbild, für die schlichte, unverbaute kindliche Sicht auf die Welt, von der wir uns als Erwachsene mit unserem oft viel zu komplizierten Denken eine Scheibe abschneiden können, dann funktioniert er als Charakter für mich sehr gut.
Was mir das Lesevergnügen aber echt verleidet hat, war die Figur der Lovis, Davids Mutter. Diese Figur, die im Buch einen beträchtlichen Platz einnimmt, fand ich einfach nur absolut nervig und unsympathisch, selbstgerecht, egoistisch und in ihren Gedanken immerzu nur um sich selbst kreiselnd. Für mich war das eine absolut schreckliche Person und ich war jedesmal froh, wenn ich diese Passagen hinter mir hatte, und es wieder um die Erlebnisse ihres Sohns ging, in den ich mich viel besser hineinversetzen konnte.
Alles in allem hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen und ich habe es als Bereicherung empfunden. Auch wenn David die Welt nicht wirklich verbessern und zum Paradies für alle machen konnte, so hat die Autorin ja vielleicht wenigstens den einen oder anderen Leser dazu anstiften können, es zu versuchen.