Melancholischer Roman
Wilder Honig, Roman von Caryl Lewis, EBook, Verlag Klett-Cotta
Ein Obstgarten, drei Frauen, elf Briefe.
Hannah trauert um ihren Mann John, ihr ganzes Leben hat sie auf dem walisischen Cottage Berllan Deg, verbracht. Für ihre Trauer hat die Frau die immer schon wortkarg war, keine Worte, ihre Schwester Sadie, die als junge Frau schon weggezogen ist, kommt, um ihr über die erste schwere Zeit zu helfen, die dritte im Bunde Meghan, eine junge Frau wollte eigentlich nicht lange bleiben, wird aber durch die Wetterverhältnisse am Gehen gehindert.
John war Imker und Schriftsteller, er hat Hannah elf Liebesbriefe hinterlassen, sein großes Geheimnis wird bekannt und das kann ihm Hannah anfangs nicht verzeihen. Die drei Frauen verbindet mehr als sie sich anfangs eingestehen, langsam gewöhnen sie sich aneinander und lange geheim gehaltene Worte und Gefühle kommen an die Oberfläche und werden ausgesprochen. Gemeinsam wagen die drei einen Neuanfang.
Das Buch teilt sich in 55 überschaubare Kapitel. Dazwischen immer wieder durch die kursive Schrift deutlich hervorgehoben, die Briefe die John für Hannah hinterlassen hat. Im auktorialen Schreibstil verfasst, dadurch gewinnt der Leser den Überblick über die gesamte Geschichte. Unglaublich, wie einfühlsam und voller Poesie die Autorin geschrieben hat, dazu kommt auch noch die bildhafte Beschreibung der Natur und auch den Figuren, zu jeder Zeit konnte ich mir das geschriebene vorstellen, es lief sozusagen parallel zur Lektüre ein Film in meinem Kopf ab.
Dieses Buch ist ein leises Buch ohne direkte Spannungsmomente, doch es ist eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Ich habe bewusst langsam gelesen, das Buch immer wieder sinken lassen um über das Gelesene nachzudenken. Von Beginn bis Ende hat es mich mitgenommen, hat die Geschichte mich fasziniert, gefesselt und davongetragen. Hoffnungsvolle, heilende Worte. Worte die Mut und Hoffnung schenken. Die Figuren erfahren hier Heilung auch durch die Kraft der Natur. Nebenbei habe ich auch einiges wissenswertes über Obstanbau und vor allem über Bienen gelernt. Das Verhalten der Bienen hat John in seinen Briefen an Hannah, immer wieder mit der Liebe zwischen den beiden in Verbindung gebracht.
Die Figuren sind authentisch und echt. Ihre Handlungen konnte ich verstehen, nachvollziehen. An Hannahs Stelle hätte ich auch an dem Verstorbenen gezweifelt. Ich finde es hätte sicher in einer so langjährigen Ehe Momente gegeben, um sich zu offenbaren, er war in meinen Augen feige. Er lässt Hannah mit den frappierenden Tatsachen zurück. Auch Sadie und Meghan haben sich weiterentwickelt, das macht sie menschlich. Mein Favorit war Jack, tüchtig fleißig auf ihn kann man sich verlassen.
Ein Roman mit Tiefgang der noch einige Zeit in mir nachhallen wird. Anfangs habe ich etwas gebraucht bis ich die Verhältnisse überblickt habe, auch mit der Art der Protagonistin Hannah, habe ich mich schwergetan. Das hat sich aber bald gebessert. Ich kann dieses Buch empfehlen, wer ruhige Bücher mag, die zum Nachdenken anregen sollte hier zugreifen.
Von mir 8 Punkte.
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ASIN/ISBN: 3608966897 |