Beiträge von Lorelle

    Insgesamt kommt es mir aber bei den Jane-Austen-Eulen schon oft so vor, dass nur Bücher mit "einem gewissen Niveau" also echte Klassiker usw. hier gut beurteilt werden und das reine Unterhaltungslektüre hier

    bei vielen einfach schlecht wegkommt. Und das finde ich auch schade.

    Das habe ich sowohl bei "Tom Jones" als auch "Septimus Harding" anders erlebt. Bei diesen beiden Klassikern gingen die Meinungen in den Leserunden weit auseinander.

    Ich selbst lese sehr gerne auch Unterhaltungslektüre. Nur fand ich "Miss Bennet" eben nicht unterhaltsam. Was soll man da tun?

    Faraday Ich habe für einen kurzen erschrockenen Moment überlegt, ob du mich meinst, was mir sehr leid täte.

    Ich habe das bei diesem Buch auch nicht so erlebt.

    Okay, ich fand das Buch wirklich nicht gut und habe mich in den einzelnen Leseabschnitten schon gefragt, ob alle die gleiche Geschichte lesen. :grin

    Ein Stück weit verstehe ich deinen Frust, mir ging es in der Leserunde von Tom Jones eine Weile so. Soweit ich mich erinnere, fanden alle außer mir das Buch anfangs furchtbar und die negativen Kommentare in den Abschnitten haben mir so den Spaß verdorben, dass ich das Buch eine Weile unterbrochen habe. Zum Ende des auch nicht gerade dünnen Buches wurde das ausgeglichener...

    Letztlich finde ich so unterschiedliche Meinungen in einer Leserunde deutlich interessanter, als wenn alle alles gut (oder schlecht) finden...

    Was würdest du dir ganz konkret anders wünschen?

    War da nicht mal was mit alten Scherz-Ausgaben? Gekürzt? Irgendwas klingelt ganz weit hinten in meinem Hirn - ich weiß nur nicht mehr, was. :gruebel


    Ich hab nämlich im Bücherschrank eine 1970-er Ausgabe von Mord nach Mass gefunden. Ist allerdings miniklein gedruckt.... :yikes

    Ja, das stimmt mit der Kürzung der Scherz-Ausgaben. Da fehlen immer mal wieder Absätze.

    Ich kaufe mir für die Leserunden hier inzwischen die (ungekürzten) Ausgaben aus dem Atlantik-Verlag, obwohl ich fast alle AC-Krimis von Scherz habe. Lesen kann man die alten Ausgaben aber auch. Bei den neuen wurde auch die Sprache modernisiert, was nun auch nicht jedem gefällt.

    In "Bertram's Hotel" wurde plötzlich der Kümmelkuchen zu Mohnkuchen.

    Solltest du also sehr pingelig sein, musst du die Originalversion lesen. :lache

    Ich lege für die Leserunde die alte Ausgabe in Reichweite und blättere hinn und wieder nach.

    Über die Autorin:

    Janice Hadlow, geboren 1957 in London, hat am King's College Geschichte studiert und über zwanzig Jahre lang für die BBC gearbeitet. Dort hat sie wesentlich dazu beigetragen, historische Themen populär zu machen, unter anderem mit der Serie „A History of Britain“. Ihr Romandebüt „Miss Bennet“ wurde von Presse und Leser*innen begeistert aufgenommen. Janice Hadlow hat zwei Söhne und lebt mit ihrem Mann in Edinburgh.


    Über das Buch:

    Das Buch ist wie ein klassisches Drama in fünf Teile gegliedert. Der erste Teil fasst die Geschichte aus „Stolz und Vorurteil“ zusammen, nur eben aus Marys Sicht. So ist zu erfahren, dass Mary in ihrer Kindheit leidet – sehr leidet. Da ist die Mutter, die kein Hehl daraus macht, dass diese Tochter nicht hübsch genug ist, der Vater, der sie trotz aller Bemühungen und ihrer Intelligenz ignoriert und die vier Schwestern, die entweder viel hübscher (Jane und Elizabeth) oder viel lebhafter (Kitty und Lydia) sind.

    Teil 2 beginnt zwei Jahre nach der Heirat von Jane und Elizabeth mit dem Tod von Mr Bennet. Kitty hat inzwischen einen Geistlichen geheiratet. Durch mittlerweile vier verheiratete Töchter – zwei davon sehr wohlsituiert und mit genügend Platz - bleibt die finanzielle Katastrophe für Mrs Bennet und die verbleibende Tochter Mary aus. Während Mrs Bennet sich bei Jane und Mr Bingley dauerhaft einrichtet, leidet Mary unter den Sticheleien von Miss Bingley, der nach wie vor unverheirateten Schwester des Hausherrn. Sie reist weiter zu Elizabeth, wo sie sich aber schnell wie das fünfte Rad am Wagen fühlt. Sie besucht anschließend Charlotte, mittlerweile Herrin von Longbourn und ihren Mann Mr. Collins. Dieser hat inzwischen festgestellt, dass er mit seinem erfüllten Wunsch nach einer Ehefrau allein auch nicht glücklich ist, da Charlotte ihn emotional auf Abstand hält. Die wissbegierige Mary nutzt die Bibliothek, trifft des öfteren auf den Hausherrn und die beiden fachsimpeln dort. Dies missfällt Charlotte, die nun beginnt, um ihre Ehe zu kämpfen, dafür aber Mary zur Abreise auffordert.

    In Teil 3 erreicht Mary die Familie ihres Onkels in London und erlebt zum ersten Mal ein entspanntes und harmonisches Familienleben. In dieser Zeit lernt sie den intelligenten, aber zurückhaltenden Anwalt Tom Hayward und später dessen Freund, den finanziell unabhängigen Erben Will Ryder kennen, der sein Einkommen seiner Tante verdankt – ausgerechnet Mrs. Catherine de Bourgh, in der Familie Bennet wahrlich keine Unbekannte.

    Die Gardiners mit Mary und Mr. Hayward beschließen, eine Reise in den Lake District zu unternehmen, auf den Spuren ds von ihnen verehrten Dichters William Wordsworth. Nach kurzer Zeit treffen unangekündigt Mr. Ryder, Miss Bingley und das Ehepaar Hurst ein und schließen sich der Gruppe an. Bei einer Wanderung auf den Berg Scafell, dem dramatischen Höhepunkt, kommt es zum Konflikt. Mr. Hayward reist überstürzt ab. Die Gardiners mit Mary folgen einige Zeit später.

    Im 4.Teil leidet Mary unter der Entfremdung von Mr. Hayward, wobei die Konventionen der Zeit ihr es verbieten, den ersten Schritt zu unternehmn. Während Mr. Hayward sich fern hält, macht Mr. Ryder aus seinem Interesse an Mary keinerlei Geheimnis mehr. Er macht ihr am Ende des Teils ein unmoralisches Angebot.

    Im letzten Teil schließlich macht Mr. Ryder ihr den erwarteten Heiratsantrag, den Mary jedoch ablehnt, weil sie ihn nicht liebt. Nach langem Warten sprechen sich Mary und Mr. Hayward aus, die Geschichte findet ihr glückliches Ende.


    Meine Meinung:

    Die ersten beiden Teile wird wieder und wieder darauf hingewiesen, dass das Leben für unverheiratete Frauen dieser Zeit kein Zuckerschlecken war. Durch die ständigen Winke mit dem Zaunpfahl empfand ich die Geschichte als sehr holperig und nicht gut zu lesen. Erst in London bei Familie Gardiner wird das Leben für Mary erträglicher – und damit auch das Lesen der Geschichte.

    Miss Bingley spielt in diesem Buch eine durchaus wichtige Rolle. Während sie auch in der Original-Geschichte von Jane Austen den „bösen“ Part innehatte, wird sie hier zur um sich beißenden Hyäne. Was ich nicht stimmig fand, den eine stolze, reiche, standesbewusste Frau wie Miss Bingley würde sich nach meiner Ansicht niemals derart erniedrigen. Infolgedessess fand ich die ganze Geschichte ab dem Zeitpunkt des Eintreffens der zweiten Gruppe im Lake District wieder sehr holperig.

    In Teil 4 und 5 wird dann – für mich gefühlt unendlich – Marys Liebeskummer beschrieben. Ich hatte nun zunehmend das Gefühl, eine viktorianische Schmonzette zu lesen. Was nicht mein Geschmack ist, aber auch nicht schlimm wäre – wenn ich nicht auch das Gefühl gehabt hätte, dass dies von der Autorin gar nicht beabsichtigt war.

    Selbst die Aussprache der Liebenden fand ich nicht romantisch, sondern in der hier beschriebenen Form unstimmig und albern. Immerhin gibt es hier noch eine unerwartete Wendung um die Tochter von Lady Catherine de Bourgh, die ich wirklich originell, witzig und sehr unterhaltsam fand.

    Die Charaktere finde ich in dieser Adaption auch nicht besonders gut gezeichnet. Mrs. Hill, die Hausdame auf Longbourne und Mrs Gardiner sind freundliche Menschen und Mary sehr zugetan. Unterscheidungen in der Charakteristik der beiden habe ich allerdings nicht gefunden.

    Jane und Lizzy bleiben in meinen Augen oberflächlich und seltsam farblos.

    Die Entwicklung des Mr. Collins von der Witzfigur bei Jane Austen zum bemühten, aber sehr unglücklichen Ehemann fand ich nachvollziehbar und richtig gut beschrieben. Von solchen Ideen hätte ich mir sehr viel mehr in diesem Buch gewünscht.

    Letztlich fand ich das Buch mit 700 Seiten viel zu lang, weniger Seiten hätten der Geschichte gut getan und so manche Länge wäre nicht gar so lang geworden.


    Fazit:

    Für ein gutes Buch reicht es nicht, einen wunderschönen Klassiker der Literatur als Aufhänger zu nehmen. Ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und bin regelrecht stolz, dass ich es bis zum Ende durchgehalten habe. Ohne Leserunde wäre dies wahrscheinlich nicht der Fall gewesen.


    ASIN/ISBN: 3442493129

    Ich bin fertig.

    Es mag noch zur Geschichte passen, dass Mrs Bennet wegen des abgelehnten Heiratsantrags beleidigt ist. Aber hier fehlen mir die Erwähnungen tröstender Briefe von Jane und Lizzy, die schließlich in vergleichbaren Situationen steckten.

    Ausgesprochen gut gefallen hat mir die Idee der Autorin mit der Entwicklung um Miss Anne de Bourgh. Das war Mal eine Wendung, wie sie tatsächlich aus der Feder von Jane Austen stammen könnte. Darüber habe ich wirklich sehr gelacht.

    Dieses Hochgefühl wurde aber durch die Anspielung auf die Schrift von Virginia Woolf "Ein Zimmer für sich allein" gleich wieder zerstört. Mary Bennet als Emanze/Sufragette/ Frauenrechtlerin? Ernsthaft?! Das konnte ich überhaupt nicht einordnen bis zum Auftritt Tom Hayward. Irgendwie musste die Autorin ja begründen, warum ihre Heldin sich zuerst erklärt.

    Ich fand die Art und Weise schlicht grauenhaft, natürlich immer im direkten Vergleich zu Jane Austen. Was auch auf den Brief von Miss Bingley zutrifft. Ein Schmarrn, bei dem sich meiner Meinung nach Jane Austen eher im Grabe umdrehen würde, als solche Szenen zu schreiben.

    Miss Bingley war auch im Original eine Zicke, keine Frage. Die verbalen Spitzen fand ich soweit auch glaubhaft. Aber ich finde es nach wie vor mehr als unglaubwürdig, dass sich eine stolze Frau ihrer Gesellschaftsschicht derart erniedrigen würde, weder das Aufdrängen im Lake District, noch der Brief noch das angedeutete unverheiratete Zusammenleben mit Mr Ryder passt.

    In meiner Taschenbuchausgabe sind ja (wie bei englischen Büchern üblich) auf den ersten Seiten verschiedene Zitate von Pressekritikern und anderen Autoren aufgeführt. Unter anderem äußert sich Jo Baker, die Autorin von Longbourn mit "It's difficult not to race through those final pages" - bezeichnend, dass gerade sie nichts besseres zu diesem Buch zu sagen hat. Vielleicht schwingt da die Eifersucht mit, weil sie es nicht besser verstanden hat, den Charakteren von Pride&Prejudice gerecht zu werden als die Konkurrentin. :/

    In der deutschen Ausgabe steht im Innenumschlag ein Zitat der The Sun zum Buch: "Eine wunderbar warme und tröstliche Lektüre". Da frage ich mich ernsthaft, ob die Kritikerin die erste Hälfte des Buches gelesen hat.


    Ich danke dir für deine Antwort. Tatsächlich fühle ich mich etwas besser, wenn ich weiß, dass ich nicht die einzige aus der Runde bin, die dieses Buch nicht toll findet.

    Inhaltlich habe ich nichts mehr hinzuzufügen. Leider habe ich einen zunehmenden Widerwillen, das Buch in die Hand zu nehmen und weiter zu lesen...:(

    Inzwischen geht es mir wie SiCollier , die Geschichte zieht sich gefühlt wie Kaugummi und ich finde es weder ergreifend noch in irgendeiner Form interessant. In der ersten Hälfte des Buches war die Geschichte dauer-deprimierend, nun verkommt sie zu einer viktorianischen Schmonzette. Was zwar nicht mein Geschmack ist, aber natürlich auch in Ordnung wäre - wenn ich nicht den Verdacht hätte, dass das gar nicht die Absicht der Autorin war.


    Ich habe heute lange überlegt, ob ich das so hier schreibe. Es ist ja schön, wenn es der großen Mehrheit der Leserunden -Teilnehmerinnen gut gefällt. Aber ich hoffe, es ist auch ok, dass es mir nicht so geht.

    Zum Glück nur noch 60 Seiten zu lesen, die schaffe ich nun auch noch.

    Ich fand diese ganze Sache mit dem Hinterherreisen der zweiten Gruppe komplett unglaubwürdig. Das passt einfach nicht.

    Mr Ryder wurde ja oft genug als spontan beschrieben, der auch noch jeder Laune nachgibt. Aber die wohlerzogene Muss Bingley und die Hursts würden sich nie so aufdrängen.


    Es wurde doch beschrieben, dass Mary Mr Ryder und Mr Hayward bei einem ernsten Gespräch beobachtet. Ich tippe darauf, dass Ryder erklärt hat, dass er Mary einen Antrag machen möchte und Hayward entweder seinem Freund nicht in die Suppe spucken möchte oder meint, Ryder sei der "bessere" Mann oder etwas in der Richtung.

    Ich kann schon verstehen, was Mary in den beiden Männern sieht.

    Mit etwas mehr Lebenserfahrung als Mary ist ziemlich offensichtlich, dass Mr Hayward der auf lange Sicht verlässlichere ist.

    Aber mit Mr Ryder wäre Marys Mutter vermutlich auch stärker zu beeindrucken.