Beiträge von Lorelle

    Oh, ich verstehe das auch. Ich lese nur eben anders, mir ist es wichtig, dass ein Spannungsbogen erhalten bleibt.

    Ich breche ganz, ganz selten ab (das Buch könnte ja auf den letzten 50 Seiten doch noch gut werden;)), aber ich fange bei weitem nicht jedes Buch an. Tatsächlich sortiere ich viel über den Klappentext und darin enthaltene Schlüsselwörter aus.

    (Und ärgere mich außerordentlich, wenn der Klappentext nicht zum Inhalt passt, was gar nicht selten ist :fetch)

    Die Frage nach Osbornes geistigen Fähigekeiten bleibt weiter offen, sein schlechtes Abschneiden an der Uni dafür weiter Thema. Vor allem die damit verbundene finanzielle Situation.


    SiCollier schrieb zu einem früheren Abschnitt:

    „Ich neige zu der Einschätzung, daß er überschätzt wurde. In einem meiner Weihnachtsfilme will eine, die zuhause für ihr Schauspielern hochgelobt wurde und die beste weit und breit war, in New York Karriere machen. Doch dort gibt es lauter solche, die zuhause die beste waren, was dann alles relativiert. So ähnlich kommt mir das hier auch vor.“

    Ich schließe mich jetzt an, wäre aber auch nicht überrascht, wenn im Zusammenhang mit seiner heimlichen Eheschließung später noch weitere Gründe genannt werden.


    Die endlich angereiste Cynthia finde ich in ihrer ungewöhnlich frechen Art vorläufig sehr sympathisch. Allerdings kommt sie mit dieser Art auch nur durch, ohne massiv Anstoß zu erregen, weil sie ausnehmend hübsch ist. Und ich bin sehr gespannt, was es da für eine Vorgeschichte mit Mr. Preston gab. Jedenfalls scheint Molly eine Verbündete gefunden zu haben, vor allem gegen Mrs. Gibson.

    Etwas irritiert hat mich in diesem Abschnitt, wie Osborne Hamley auf Cynthia reagiert. Hat er aus „Notwendigkeit“, sprich wegen einer Schwangerschaft, geheiratet? (Eine rein rhetorische Frage, bitte nicht spoilern!)

    Mr. Hamley ist so ein Typ Mann mit rauher Schale und weichem Kern.

    Und man darf auch nicht vergessen, dass er "ungebildet" ist, jedenfalls im Vergleich zu dem, was bei seiner gesellschaftlichen Stellung an Bildung erwartet wird. Das wird ja mehrfach angesprochen.

    Mit der Bildung an der Uni kamen nebenbei auch die Manieren der entsprechenden Gesellschaftsschicht, das fehlt ihm.

    Ich habe beim Lesen den Gedanken gehabt, dass er als ein Kuriosum dargestellt wird: ein Großgrundbesitzer mit dem Benehmen eines einfachen Bauern.

    Ich denke eher, dass man es einfach auch oft gar nicht genau wusste...

    In dem Sinne von: ein Landarzt konnte vielleicht noch feststellen, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Das Warum dürfte ohne heutige Untersuchungsmöglichkeiten aber fast immer im Dunkeln geblieben sein. (Nur, um ein beliebiges Beispiel zu nennen. Im Text wird nichts erwähnt)

    Ich denke an irgendeine Art von Krebs bei Mrs. Hamley. Das wäre eine Erklärung für die zunehmende Schwäche. Andererseits wurden Opiate vermutlich damals verschrieben wie heutzutage Aspirin: Wenn man als Arzt nicht so Recht weiterwusste, aber der Patient offenkundig tatsächlich (schwer) krank war.

    Den Heiratsantrag zu Anfang des 10. Kapitels fand ich einen Brüller. Wie die Autorin die beiden „Liebenden“ mit ihrer jeweiligen Motivation für die Hochzeit darstellt – herrlich brutal.

    „Unterdessen gedieh die Liebesgeschichte zwischen dem reifen Paar in leidlichem Maße, einem Maß, das beiden so am liebsten war, obwohl es jüngeren Leuten vermutlich langweilig und prosaisch vorgekommen wäre.“

    Molly reagiert auf die Neuigkeit wie erwartet, es trifft sie hart, aber bei den Hamleys findet sie Trost und Ablenkung, gleichzeitig wird aber dort auch versucht, ihr die Sichtweise und Motivation ihres Vaters zu vermitteln. Nach Mollys Umzug zu den Schwestern Browning ergeben sich dort ähnliche Gespräche, was für mich verdeutlicht, dass diese Art der Eheschließung damals an der Tagesordnung war, was jeder verstand, der die jugendliche Romantik überwunden hatte. Ich bewundere Mollys Bemühungen, ihre Einstellung zu der Angelegenheit zu verändern.

    Es wird schnell deutlich, dass Molly ihre Stiefmutter richtig – also nicht positiv – einschätzt. Die (zukünftige) Mrs Gibson ist offenbar keine gute Wirtschafterin, ich rechne damit, dass das in der Ehe noch zum Thema werden wird. Außerdem darf man die Frau wohl als selbstsüchtiges Biest bezeichnen. ;)

    Immerhin hat sie es im Griff, Molly vorteilhaft einzukleiden, zumindest davon versteht die Dame etwas.

    Bei den Renovierungsarbeiten im Haus des Doktors bin ich unschlüssig, ob Molly nicht ganz allgemein einfach etwas gegen Änderungen in ihrem Elternhaus hat. Persönlich finde ich grüne Vorhänge zu zartgelben Wänden nicht gerade den Inbegriff an Scheußlichkeit. Spätestens als die Stiefmutter Mollys Zimmer renovieren lässt, ohne überhaupt auf Mollys Wünsche zu hören, wird aber der Charakter der Dame deutlich. Im gelesenen Abschnitt gab es dafür viele Beispiele, aber dieses fand ich sehr krass. Ein anderes Beispiel ist, dass ihr Mollys Bekanntschaft mit Lady Harriet nicht passt – da ist jemand eifersüchtig... :grin

    Mollys Intuition scheint trotz ihres gesellschaftlich abgeschiedenen Aufwachsens gut zu funktionieren. Mr. Preston ist ihr von Anfang an unsympathisch, mir beim Lesen gleich mit. Die Andeutungen in den anderen Kommentare lassen erwarten, dass der Mann noch öfter im Verlauf des Romans auftreten wird.

    Zum Schluss des Abschnitts erweckt die neue Mrs. Gibson erstmalig im Bekanntenkreis des Doktors Argwohn durch ihr Benehmen.

    Irgendwie fange ich an, mich etwas einsam zu fühlen. Mir gefällt das Buch nämlich durch und durch, es ist bisher genau das, was ich erwartet habe.

    Norden und Süden kenne ich noch nicht, aber den Humor der Autorin finde ich schon vergleichbar mit Jane Austen.


    Und eine Liebesgeschichte? Habe ich bisher absolut nicht gelesen, noch interpretiere ich Roger als Freund, der Molly in einer schweren Zeit beisteht. Ich habe bisher keine Hinweise gelesen, dass sich da mehr entwickelt.

    Obwohl es in der Natur des Romans liegt, dass es das irgendwann tun wird.


    Oder meinst du nicht Molly und Roger? :gruebel

    Eine schöne Szene, in der Mr. Gibson entdeckt, dass seine inzwischen fast siebzehnjährige Tochter ein Ziel der Begierde des Auszubildenden ist.

    Gleichzeitig erschreckend, dass das Hausmädchen für die Botendienste gleich die Stellung verliert. Obwohl – aus Sicht des Vaters verständlich und er vermittelt immerhin Bethia eine neue, ordentliche Stelle. So gesehen können gekündigte Angestellte heutzutage von so einem Service nur träumen...

    In Kapitel sechs ist von Mollys „fast sahnefarbenen Teint“ die Rede. Das Schönheitsideal war für die Haut fraglos deutlich gesünder als die Solarienbräune der 80er-Jahre, aber zu einem sahnefarbenen Teint auch noch weiße Kleider – unter heutigen Vorstellungen eher hässlich. Und wenn ich darüber nachdenken, tragen die Frauen in den Romanverfilmungen aus dieser Zeit auch nie weiße Kleider. Die Verfilmung von „Frauen und Töchter“ kenne ich allerdings noch nicht.

    Beim Besuch der Familie Hamley wird Molly zum ersten Mal mit der Idee konfrontiert, ihr Vater könnte wieder heiraten. Der Besuch bei den Hamleys wird auf Wunsch von Mollys Vater verlängert, weil er Molly nicht allein mit seinen Auszubildenden im Haus lassen möchte. Da nun aber der Ferienbesuch der beiden Hamley-Söhne aus der Universität ansteht, ergeben sich im Haushalt der Hamleys ganz ähnliche Probleme. Diese Diskussionen fand ich ziemlich lustig.

    Nicht ganz klar geworden bin ich mir bisher, ob der Erstgeborene seine „Genialität“ aufgrund seiner Stellung als Erstgeborener von seiner Umwelt angedichtet bekommt oder ob er tatsächlich ein so guter Schüler ist, der nun einfach in der Prüfung Pech hatte. Jedenfalls stürzt die misslungene Prüfung den ganzen Haushalt in tiefe Trauer, die nicht nur in der vertanen Chance auf ein Stipendium begründet ist. Eine tolle Beschreibung, wieviel Druck mit der Stellung als Erstgeborener verbunden ist!

    Schließlich wandelt Mollys Vater auf Freiersfüßen, wobei diese poetische Beschreibung die Szene im Buch nicht annähernd trifft. Es ist eher eine Kosten-Nutzen-Rechnung, weil im Herrenhaus der Cumnors die ehemalige Erzieherin zu Gast ist, die alters- und rangmäßig als Ehefrau in Frage kommt.

    Ich habe auch schon gestern angefangen und den ersten Abschnitt nun fertig gelesen.


    Bisher bin ich ziemlich begeistert. Das Buch ist, wie erhofft, ein guter Griff und trifft meinen Lesegeschmack sehr genau :freude


    Geschmunzelt habe ich zuerst über den Namen "Mrs. Goodenough" (die armeFrau!), laut gelacht habe ich bei der Erzieherin namens "Miss Eyre".


    Mir gefällt die Beschreibung der Vater-Tochter-Beziehung, einerseits ist der Arzt sicherlich vollkommen ein Mensch seiner Zeit (Molly soll um Himmels willen bloß nicht zu viel lernen), andererseits ist er ein äußerst fürsorglicher Vater, was zu der Zeit sicherlich nicht alltäglich war.

    Ganz herrlich auch die Beschreibung, wie der Vater plötzlich entdeckt, dass seine fast siebzehnjährige Tochter nun das Ziel männlicher Begehrlichkeiten wird.:lache


    Übrigens habe ich gerade einen Eintrag bei '"Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches" gemacht. Beim Abtippen ist mir erst aufgefallen, dass Frau Gaskell eine Vorliebe für lange Sätze hatte. Beim Lesen habe ich das nicht einmal bemerkt. Was dafür spricht, dass mir das Buch gut gefällt.

    Fangen wir an mit der alten Formel aus Kindertagen: Es war einmal ein Land, und in dem Land war eine Grafschaft, und in der Grafschaft war eine Stadt, und in der Stadt war ein Haus, und in dem Haus war ein Zimmer, und in dem Zimmer stand ein Bett, und in diesem Bett lag hellwach ein kleines Mädchen. Es wäre gar zu gern aufgestanden, traute sich aber nicht, denn es fürchtete sich vor der unsichtbaren Macht im angrenzenden Zimmer, einer gewissen Betty, deren Schlummer nicht gestört werden durfte, ehe es nicht sechs Uhr schlug, wo sie "zuverlässig wie ein Uhrwerk" von selbst aufwachte und von da an bald allen Frieden aus dem Haus vertrieb.

    Mir hat dieser Krimi gut gefallen - nach dem in meinen Augen katastrophalen "Am Ende war die Tat" ist Frau George in den folgenden Büchern zum Glück wieder zu alter Form zurückgekehrt, welches sie beherrscht (und ich als Leserin liebe). Ich stimme €nigma in der Beurteilung zu, finde aber diesen Roman was die Vielzahl der Personen angeht, deren Beziehung untereinander, gesellschaftskritische Aspekte usw. nicht anders, als die anderen Krimis der Autorin. Das mag man oder man mag es nicht. ;)

    Persönlich mag ich auch die unblutigen Krimis.