Beiträge von Lorelle

    "Oh, das hat uns ein kleiner Vogel erzählt", verkündete Miss Browning. Molly kannte diesen kleinen Vogel seit ihrer Kindheit, hatte ihn immer gehasst und hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.


    :rofl


    Den kenne ich auch! Der ist in Dörfern extrem weit verbreitet und überhaupt nicht vom Aussterben bedroht. :grin

    Mr. Kirkpatrick, Cynthias Onkel und Mrs. Gibsons Schwager aus erster Ehe, kommt zu Besuch – und versteht sich gut mit Mr. Gibson, von seiner mittlerweile erwachsenen Nichte ist er begeistert. Als er sie später nach London einlädt, lehnt Cynthia zunächst ab, weil die entsprechende Garderobe fehlt. Die Szene scheint hauptsächlich gedacht, um auf Cynthias verschwundenes Geld hinzuweisen. Für Leserinnen steht natürlich sofort der Verdacht im Raum, dass Mr. Preston sie erpresst. Mr. Gibson hilft mit Geld aus, Cynthia wird eingekleidet und reist nach London. Vorher erfährt sie aber noch, dass nun auch Osborne von ihrer „geheimen“ Verabredung mit Roger weiß.

    Der Squire lebt mit den Arbeiten auf dem Land weiter auf, Osborne jedoch schwächelt. Es bleibt unklar, ob er körperlich krank oder psychisch angeschlagen ist – was in seiner Situation nur zu verständlich wäre.

    Mrs. Gibson schließt sich in letzter Minute Cynthias Reise an. Sie ist zwar nicht eingeladen, aber wen stört das schon;)

    Molly genießt die freien Tage in vollen Zügen mit ihrem Vater. Nach Cynthias Rückkehr wird für Molly immer offensichtlicher, dass es eine Geschichte gibt, unter der Cynthia leidet.

    Es entsteht erstes Gerede in Hollingford über Molly und Mr. Preston. Eines Tages stolpert Molly fast über die Wahrheit (Hurra! Auf Seite 603 von 848 gibt’s ENDLICH die Erklärung!), bei einem Spaziergang trifft sie auf Cynthia und Mr. Preston. Der beruft sich auf ein vor Jahren gegebenes Verlobungsversprechen von Cynthia und erpresst sie mit damals von ihr geschriebenen Briefen. Cynthia erklärt Molly später noch, dass sie sich damals 23 Pfund von Mr. Preston geliehen habe, der nun aber unter Berufung auf das aus seiner Sicht bestehende Verlöbnis, die Rücknahme des Geldes verweigert.

    Schließlich trifft sich Molly mit Mr. Preston, um die Angelegenheit zu regeln. Scheinbar ohne jeden Erfolg. Doch Molly kündigt ihm zum Schluss an, sein Verhalten Lady Harriett zu erzählen, was ihn tiefer beeindruckt, als er zugibt. Und dann kommt auch noch Mr. Sheepshanks des Weges und trifft die beiden.

    Am Ende dieses Abschnitts reist Cynthia noch einmal nach London, nachdem sie zumindest die Briefe von Mr. Preston zurück hat. Molly verspricht nun auch noch zu versuchen, das Geld zu übergeben. Osborne Hamley kommt zu Besuch, und trifft Molly allein an. Diese ist erschrocken, weil er auch auf sie sehr krank wirkt.

    So seriös, wie Wikipedia sein kann. :grin

    Ich habe direkt die Information vermisst, WARUM das Buch heute frei verkäuflich ist. Da entsteht der Eindruck, das Buch sei immer noch nicht legal zu erwerben, was aber nicht stimmt.

    Zitat aus dem Urteil von 1971 (heute vor 48 Jahren :))

    Das Oberlandesgericht als letzte Tatsacheninstanz hat festgestellt, bei Gründgens handle es sich um eine Person der Zeitgeschichte und die Erinnerung des Publikums an ihn sei noch lebendig. Aufgrund dieser Feststellungen sind das Oberlandesgericht und der Bundesgerichtshof davon ausgegangen, daß der Schutz des Achtungsanspruchs des verstorbenen Gründgens im sozialen Raum noch fortdauere. Hierbei hat der Bundesgerichtshof zutreffend berücksichtigt, daß das Schutzbedürfnis - und entsprechend die Schutzverpflichtung - in dem Maße schwindet, in dem die Erinnerung an den Verstorbenen verblaßt und im Laufe der Zeit auch das Interesse an der Nichtverfälschung des Lebensbildes abnimmt.


    Anfang 1981 war die Erinnerung an Gründgens, der 1963 verstarb, "verblasst" genug.


    (Was mich jetzt daran erinnert, dass der "Mephisto" vermutlich ähnlich lange im Regal steht wie der "Untertan")

    Uff. Die Geschichte ist ja hammerhart. Ich brauchte ein paar Seiten, um mich einzulesen, aber dann war ich drin in der Geschichte. Gleich zu Beginn die Beschreibung der väterlichen Prügelstrafe hat echte Zweifel geweckt, ob ich dieses Buch wirklich lesen möchte. Aber um die Figur des Diederich nachzuvollziehen, war diese Episode wohl notwendig. Zumal noch einige im ähnlichen Schema folgen. Ganz nach dem Motto: Nach oben buckeln, nach unten treten.

    Sehr unsympathisch fand ich auch die Beschreibungen der Burschenschaft. Da bin ich doch ganz froh, an einer uncoolen Uni studiert zu haben, die erst NACH den Studentenrevolten gegründet wurde, und an der Verbindungsmitgliedschaften bis heute definitiv nicht zum guten Ton gehören...

    Aber auch an einer anderen Uni wäre Frauen bis heute der Zugang zu den Verbindungen verwehrt. Womit auch ein Bezug zur Emanzipationsdebatte weiter oben hergestellt ist. (Wobei ich an einer Verbindungsmitgliedschaft keinerlei Interesse hätte. An einer gleichen Bezahlung für gleiche Arbeit allerdings schon ;))

    Diederichs Umgang mit Agnes fand ich anfangs noch zum Lächeln - der arme Junge weiß gar nicht, WIE er um eine Frau werben soll und Gefühle verbietet er sich sowieso. Die Episode am Ende des Abschnitts ist allerdings gar nicht mehr zum Lächeln. Was für ein mieser Schuft Diederich ist... Ein Beispiel mehr dafür, dass diese Doppelmoral auch in Deutschland vor gar nicht soooo langer Zeit üblich war.

    Jetz bin ich wirklich gespannt, wie es mit Diederich weitergeht.

    Das ist für mich der erste Roman seit langer Zeit, dessen "Held" mir durch und durch unsympathisch ist, den ich aber trotzdem weiterlesen möchte.

    Falls jemand von euch den Abschnitt schon zu Ende gelesen hat, kann der/diejenige kurz hier schreiben, mit welchem Ereignis er endet? Danke!

    Agnes Vater besucht Diederich und bemüht sich einigermaßen freundlich, Diederich zur Ehe mit seiner Tochter zu überreden. Diederichs Aussage

    "Wenn Sie es durchaus hören wollen: Mein moralisches Empfinden verbietet mir, ein Mädchen zu heiraten, das mir ihre Reinheit nicht mit in die Ehe bringt."

    macht Vater Göppel die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens klar. Dann folgen noch ca. zwei Seiten in denen Diederich sein Verhalten vor sich selbst rechtfertigt.

    Vermutlich bin ich die Falsche, um die Frage zu beantworten. :grin

    Mir hat das Buch von Anfang an gut gefallen, aus meiner Sicht gibt es also nichts, was Fahrt aufnehmen müsste.

    Dann bin ich mit dem Lesen auch deutlich weiter als mit dem Schreiben - ich muss gerade sehr aufpassen, um nicht versehentlich zu spoilern. ;)

    Ich wollte unbedingt wissen, was es mit Mr. Preston auf sich hat, bei der Frage bin ich in diesem Abschnitt immer noch nicht weiter...

    Mr. Preston ist nun Verwalter auf dem Landsitz Cumnor Towers und damit räumlich wesentlich näher an der Familie Gibson.

    Eine erste Begegnung zwischen Mr. Preston und dem Squire verläuft nicht gerade angenehm, Roger verhindert ein Eskalieren der Auseinandersetzung, aber damit ist klar, dass Mr. Preston in seiner neuen Nachbarschaft nicht als netter Mensch wahrgenommen wird. Von mir als Leserin ja auch nicht, aber ich lauere weiter auf eine Erklärung.

    „Es ist nicht anzunehmen, dass eine Begegnung, wie sie Mr. Preston soeben mit Roger Hamley gehabt hatte, die Achtung steigerte, die die beiden jungen Männer in Zukunft füreinander hegten.“

    Als langfristige Konsequenz aus der Begegnung beschließen Roger und der Squire, die Arbeiten zum Trockenlegen des Landes – die wegen Osbornes Schulden aus Geldmangel eingestellt werden mussten – wieder aufzunehmen. Der Squire lebt dadurch wieder ein bißchen auf. Ich mag diese Figur.

    Es wird klar gesagt, dass Cynthia „nicht ein Tausendstel der Zuneigung Roger empfand wie dieser für sie“. Keine Überraschung...

    Für Roger kündigt sich eine zweijährige Forschungsreise an, die Mitglieder der Familie Gibson gehen aus ganz unterschiedlichen Gründen unterschiedlich mit dieser Information um. Mr. Gibson ist besorgt, weil er bei Osborne eine schwere Krankheit vermutet, auch wenn ein anderer Arzt ihm widerspricht. Cynthia verlobt sich mit Roger, allerdings will er sie nicht an dieses Versprechen binden, weil er lange fortbleiben wird. Es soll also eine „heimliches“ Eheversprechen sein, keinesfalls aber eine offizielle Verlobung, von dem aber viel zu viele Leute wissen, um es lange unter der Decke halten zu können ;-)

    Es folgt eine ernsthafte Auseinandersetzung der Eheleute Gibson. Mr. Gibson nimmt seine ärztliche Schweigepflicht offensichtlich ernst. So ernst, dass er seine Vermeidungstaktik aufgibt und gegenüber seiner Frau offen Missbilligung äußert, als er herausfindet, dass sie ein Gespräch über den Gesundheitszustand von Osborne Hamley belauscht hat. Und daraus folgerte, dass dieser bald sterben wird und Roger Hamley Erbe wird. Da sind die Leser klar im Informationsvorsprung gegenüber der berechnenden Mrs. Gibson.

    Der ehemalige Azubi Mr. Coxe kommt zu Besuch, nun selbst Erbe eines ansehnlichen Vermögens. Er nimmt ernsthafte Bemühungen um Molly auf – die schlichtweg kein Interesse an ihm hat. Ich habe bei diesem Abschnitt wieder fürchterlich gelacht – da hat Mr. Gibson nun Mrs. Gibson am Hals, die als Anstandsdame für die Tugend seiner Tochter fungieren sollte. Und Mollys Tugend war durch Mr. Coxe gar nicht in Gefahr.

    Cynthia jedoch flirtet mit ihm, was ihn hoffen lässt – vergeblich. Irgendwie wird Cynthia ja immer mehr als lockeres Mädchen hingestellt, was mir leid tut. Mit heutigen Maßstäben ist das Mädchen extrem harmlos. Aber im Vergleich zu der vollkommenen Molly kann sie nur verlieren.

    Zum einen das und außerdem vermute ich, dass sie durch ihre pubertierende Tochter ihre eigene Attraktivität auf Männer in Konkurrenz sieht.

    Ja, das sehe ich auch so. Deshalb kommt Cynthia ja erst nach der Hochzeit zurück nach England. Mrs Gibson hält ihre eigene Tochter aus genau diesem Grund als Brautjungfer ungeeignet. 8|

    :thumbup:Interessant! Die Empfehlungen für mich waren:

    - Wein und Haschisch von Charles Baudelaire

    - Der Reisende von Ulrich Alexander Boschwitz

    - Rennboot von Renata Adler

    Meine auch. Die Seite macht Spaß, aber die vorgeschlagenen Buchtitel sind offenbar sehr begrenzt.

    Ein Schelm, wer böses dabei denkt...;)

    Fortschritt gab es immer schon, nur die konservativen Geister haben immer den "guten alten Zeiten" nachgetrauert.

    Dazu fällt mir ein Spruch meiner längst verstorbenen Oma ein: "Wenn dir Leute etwas von der guten alten Zeit erzählen, haben die wohl vergessen, wie schön es ist, warmes Wasser aus einem Wasserhahn in der Wohnung zu bekommen." :grin

    Dazu habe ich erst kürzlich einen ganz interessanten Artikel gelesen. Anlässlich der 100 Jahre Frauenwahlrecht ging es allgemein um den Stand der Emanzipation. Da äußerte sich eine Hebamme (?), die in den achtziger Jahren auf die "wir brauchen keine Männer"-Schiene geraten ist. Heute bezieht sie Grundsicherung, weil die eigene Rente minimal ist. Und plädiert dafür, dass eine Ehe immer noch eine gute Altersvorsorge ist - weil der Stand der Emanzipation durch die Einkommensunterschiede einfach nicht so weit ist. Ich glaube, die hat ein Buch darüber geschrieben.

    Leider kann ich mich nicht an alle Einzelheiten erinnern, aber der Artikel stand sicher nicht nur hier in Zeitung, vielleicht kann und mag noch jemand ergänzen.


    Ich dachte beim Lesen noch, dass man manches auch anders sehen kann, dass die Argumente aber gerade für Frauen mit niedrigem Einkommen auch nicht von der Hand zu weisen sind. Und ich rede gerade von einem Artikel aus 2019;)

    Mich hat die Geschichte immer weiter in den Bann gezogen. Bin gerade an der Stelle angelangt, wo die Vorgeschichte mit Mr. Preston erklärt wird, worauf ich nun seit einigen hundert Seiten gelauert habe. :lesend

    Mr. Preston ist ja nun wahrlich auch kein Sympathieträger, aber als literarisches Gegengewicht doch wichtig. So sehe ich das auch mit Mrs. Gibson.

    Wären alle Figuren so durch und durch edel, hilfreich und gut wie Molly, fände ich es totlangweilig - so verschieden sind die Geschmäcker.

    Besonders gut hat mir Kap. 26 (Ein Wohltätigkeitsball) gefallen.


    Anders als Jane Austen beschreibt Gaskell Begebenheiten, die offenbar in der Zeit, als ihr Roman erschien, bereits in Vergessenheit geraten waren. (Bsp. Eine Sänfte wird von Raum zu Raum getragen.) Der Auftritt der Herzogin ohne Diamanten weist besonders komische Elemente auf.

    Mir hat das Abendessen noch einen kleinen Tick besser gefallen. ;)

    Das Abendessen mit dem französischen Lied über französische Ehefrauen, die man(n) besser nicht heiraten sollte, hat mir in der Beschreibung unglaublich gut gefallen. Was für eine peinliche, zum Lesen witzige Situation :lache


    Noch immer lauere ich auf die Vorgeschichte um Mr. Preston, zu der in diesem Abschnitt immer noch keine Erklärung kam...

    Endlich wird die Geschichte zu Osbornes Hochzeit erklärt und auch die Figur des Osborne wird näher beleuchtet. Darauf hatte ich schon eine ganze Weile gewartet „Für einen ordentlichen Beruf war er so geeignet wie ein Rasiermesser zum Holzhacken.“ Offenbar ist Osborne generell ungeeignet, Geld zu verdienen, wie mit den Gedichten deutlich wird.

    Mir fiel dabei eine Reportage über die verstorbene Lady Diana ein, in der es hieß, dass es noch in den 80er-Jahren in der englischen Oberschicht völlig normal war, Töchter auf teure Schulen zu schicken, sie allerdings keiner beruflichen Ausbildung auszusetzen. Das wurde selbst vor so relativ kurzer Zeit noch als vollkommen überflüssig angesehen. Irgendwie fiel mir diese Szene wieder ein, als ich den Abschnitt las – Osbornes Situation als Erstgeborener scheint mir sehr vergleichbar. Allerdings frage ich mich auch, was in seinem Kopf vorgeht und nicht im Buch steht. Dass er sich mit einer französischen Ehefrau niederen Standes in eine unmögliche Situation manövriert muss ihm doch klar gewesen sein?!


    Mitleid habe ich mit Squire Hamley. Ich denke, er trauert tief um seine Frau, ihm fehlt der Ausgleich und im Moment wachsen ihm die Sorgen (Söhne und Finanzen) einfach über den Kopf. Daher sein seltsames Verhalten. Bleibt abzuwarten, ob er aus diesem seelischen Tief wieder herausfindet - ich wünsche es mir.