Beiträge von Maarten

    Ich bin verwirrt, wie kann es sein, dass hier noch nichts steht?!

    Ich bin noch nicht durch diesen Teil durch, aber sind wir nicht genau hier am dramatischen Höhepunkt dieses Romans?

    Ich versuch mal ein paar Punkte zu nennen:
    Clemens Auftritt an einem Freitag vor den Augen von Marie und Peter Kautz, davor Nadine Penner, danach Detlef Einzick.

    Hier kommt so viel zusammen. Und die Stelle hat mich tatsächlich überrascht, obwohl man sie eigentlich von Anfang an hätte kommen sehen können.
    Was schön ist.

    Ich habe nochmal nachgelesen, hier 2 Links zum Einstieg in den Hintergrund (auch die Kommentare lohnen sich):

    https://taz.de/Ausladung-der-K…in-Lisa-Eckhart/!5706011/

    https://taz.de/Lisa-Eckhart-ueber-Cancel-Culture/!5725928/


    In dieser Szene funktioniert für mich, was z.B. vorher beim Zwerg im Park und Clemens Auftritt für mich weniger gut funktioniert hat: Diese Geschichte um Clemens und Marie verschmilzt für mich an dieser Stelle sehr gut mit dem zweiten Thema dieses Romans, grob: 'Was darf man sagen/Was ist erlaubt/Wer entscheidet was erlaubt ist'.
    Diese Szene kann von vielen Seiten beleuchtet werden, es gibt vieles darin zu entdecken. Sie provoziert, kommentiert, lässt gleichzeitig viel offen.

    Auf der persönlichen Ebene von Marie und Clemens können beide jetzt ihre 'wiedergewonnene Freiheit' auskosten. Die zumindest derzeit recht schal daherkommt.
    Zudem muss Marie feststellen, dass sie in Clemens nicht nur ihren Liebhaber und Ehemann verliert, sondern eben auch ihren mit riesigem Abstand besten Freund. Sie ist sich nicht mal sicher, ob sie überhaupt schon einen anderen Freund im Leben gehabt hat...

    Hmm, würde nicht gerade dann ein weiterer wichtiger Teil einer Beziehung folgen?

    Wenn sie nun schon mit "voneinander lernen" fertig sind und "auf eigenen Beinen" stehen?

    Wobei ich diese beiden Bezeichnungen nicht als Sinn einer Beziehung sehe..............zumindest nicht als Aufgabe, die man erfüllt und danach trennt man sich.:/

    So habe ich es auch nicht gemeint. Marie konstatiert, dass sie sich nicht mehr lieben. Es könnte dann andere wichtige Gründe geben, diese Beziehung weiterzuführen.

    Hier ist das nicht der Fall, Liebe steht hier im Mittelpunkt der Beziehung.

    In diesem Teil werden andere Beziehungen in Relation zu Marie und Clemens gezeigt. Teddys toxische Beziehung zu Diana, die nach der "2 Monate kein Sex"-Regel womöglich bereits am Hochzeitstag getrennt hätte sein müssen. Teddy klammert sich dennoch daran.

    Und die von Leonard und Luise Benedickt. Luise deren Name sich mit Maries Namen zu Marieluise Benedickt ergänzt. Wodurch nicht nur Luise, sondern auch Marie wie eine jüngere Version der lebenslustigen Marieluise aus Metting wirkt.


    Aus dem Metting-Roman begegnen wir Nadine Frontzecki, die ich bisher als Sebastian Fitzek sehe, aber bei der ich das Gefühl habe, dass sich ähnlich wie bei anderen "Metting"-Schriftstellern, noch eine zweite reale Person darin verbirgt. Vermutlich eine Autorin. Jemand eine Idee?

    Glenda Brombach, das Rückgrat von Kunst und Kultur, stirbt. Sie siechte ja schon dahin, wird aber angefahren von einem Taxi, das sie selbst gerufen hat. Was vermutlich Clemens noch Probleme bereiten wird.


    Clemens geht auf das beste Midlifekrisenalter zu und begegnet einer "doppelt so jungen" Frau wie Marie in Relation zu seinem eigenen Alter. Mit schwarzer Katze am Freitag den 13.

    Beim 1000. Freitag in Paolo kommt's entsprechend dicke: Alles Schöne hat irgendwann ein Ende.

    Ich kannte mal ein Pärchen, die sprachen von einem anderen Pärchen, das 2 Wochen keinen Sex hatte. "Dann ist doch sowieso alles schon vorbei. Die haben schon Schluss, wissen es nur nicht."

    Ich hatte ja am Anfang dieser Leserunde das Beispiel Nigel Hitchcock gebracht, er hatte im Alter, in dem Marie konstatiert, dass Clemens und sie sich nicht mehr lieben, noch keine erste ernsthafte Beziehung. Und ist aus dem trubeligen London auf die Isle of sky gezogen, wo man die Partner, die in Frage kommen, vermutlich an einer Hand abzählen kann (mindestens 3 Schafe mitgezählt). Er würde eine Beziehung, wie sie Marie und Clemens haben, sicher nicht beenden.
    Alt werden ist nicht schön, das macht die Alternative aber nicht unbedingt attraktiver. Und ähnlich kann man das für eine Beziehung sehen.

    Für Marie und Clemens hingegen gibt es nicht wirklich einen Grund an dieser Beziehung weiter festzuhalten: Sie haben voneinander gelernt, was sie voneinander lernen konnten und können diesbezüglich jetzt auf eigenen Beinen stehen. Die Kinder sind aus dem Haus (vermute ich, bin mir gerade nicht sicher, ob's irgendwo stand). Und 2 Monate kein Sex ist bei diesem Paar wirklich eine Aussage. Es ist die typische Rollenteilung der beiden, dass es Marie ist, die es nicht nur erkennt, sondern auch ausspricht. Marie war jung, als diese Beziehung begann, sie hat ihr halbes Leben mit Clemens verbracht und es war eine gute Zeit. Aber es stellt sich für sie und auch für Clemens die Frage, ob es nicht möglich ist, ein weiteres Mal eine so gute Zeit zu erleben (wie sie viele Menschen nicht einmal in ihrem Leben in dieser Länge erleben). Da sie wie Magneten auf das andere Geschlecht wirken (was auch den meisten Menschen nicht gegönnt ist), scheint es möglich. Aber es kann auch mit einem Border Terrier im Park enden...

    Diese Auseinandersetzung hat Clemens tatsächlich fair nach Argumenten gewonnen ohne sich über die Protestierende lustig zu machen. Sie hatte einfach das falsche Beispiel für ihre Empörung gewählt. Schließlich ist Eddie Murphy selber ein begnadeter Imitator und muss somit hinnehmen, dass er selber nachgemacht wird.
    ...
    Könnte mir aber vorstellen, dass die parodierten Prominenten nicht alles so lustig finden, was ihnen mit ihrer nachgemachten Stimme als Wesenszug unterstellt wird.

    Mittlerweile habe ich auch den Auftritt gelesen.

    Ja, kann sein, dass die parodierten Prominenten nicht mögen, was ihnen mit ihrer nachgemachten Stimme unterstellt wird. Müssen sie aber auch nicht. Und darum geht es hier beim Vorwurf von Rassismus ja auch nicht.

    Clements imitiert - wie ich es verstehe - Stimme, Phrasierung, Satzmelodie, nicht Aussehen, Mimik, Gestik. Dabei wird der deutsche Synchronsprecher imitiert, der wiederum versucht Eddie Murphies Stimme, Phrasierung, Satzmelodie möglichst stimmig ins Deutsche zu übertragen. Es ist dabei nicht der Mensch Eddie Murphie, der imitiert wird, sondern eine Rolle die er spielt. Die wiederum davon geprägt ist, was der Schauspieler Eddie Murphie in den 80er/90er Jahren an Rollen bekommen konnte. Und die wiederum entsprachen häufig Klischees.

    Mittlerweile sind wir doch wieder ein ganzes Stück weiter, die heutigen Rollen von schwarzen Schauspielern sind zum Glück längst nicht mehr so klischeebeladen wie damals, die Besetzungen sind tatsächlich vielfältiger geworden.

    Gleichzeitig bildet die Wiedererkennbarkeit das Fundament für einen Parodisten. Die Vorlage dazu muss klar erkennbar sein, insbesondere, wenn nicht mit Optik/Gestik nachgeholfen wird. Clemens ist angewiesen auf sehr charakteristische Vorbilder. Und Eddie Murphie ist nicht nur wiedererkennbar, sondern er fügt noch ein artistisches Element hinzu mit seiner Sprachgeschwindigkeit.
    Er passt sehr gut in Clemens Konzept.

    Aber dass die beiden in großer Harmonie ihre Leben teilen, das, dachte ich jedenfalls, wäre unzweifelhaft.

    Ist es, definitiv. Aber das muss ja nicht gefallen, es ist ja immer auch eine Frage der Identifikationsfigur...

    Ich erinnere mich sehr gut an diese arge Diskrepanz der Wahrnehmung von Männern und Frauen im Kontext Kindererziehung (zumindest so im Bereich 2005-2010, wo ich die meisten Erfahrungen sammeln konnte):

    Wenn ich mein U3-Kind zur Kita brachte, zum Elternabend/Elternsprechtag etc. ging, dann war ich der coole, moderne Mann. Brachte meine Marie ihr U3-Kind zur Kita, dann war sie die Rabenmutter, ein Kind so früh wegen der Arbeit in die Kita zu stecken, statt zuhause zu bleiben.

    Andersherum natürlich auch:
    Als ich beim ersten Kind 3 Monate frei nahm und danach nur halbtags arbeitete, meinte mein damaliger Hauptkunde zu mir: Ich habe gehört, sie ziehen sich aufs Altenteil zurück?
    Meine Marie hingegen arbeitete nach dem ersten Kind noch Vollzeit, was wiederum ihren Ruf als Rabenmutter festigte.


    Es steht eigentlich klar im Text, aber vielleicht nicht klar genug:

    Zitat

    Und angesichts der Tatsache, dass er immerhin gleich zwei Jobs ausfüllte, davon einen, der mit intensiver Reisetätigkeit verbunden war, war es meistens okay für sie, dass sie so ungefähr fünf bis fünfundzwanzig Prozent mehr Last mit den Mädchen hatte, die zum Glück auch ziemlich pflegeleicht waren

    Marie betrachtet die fünf bis fünfundzwanzig Prozent hier mit dem rosaroten Blick einer sehr gut laufenden Beziehung, an einem grauen Herbsttag betrachtet, wird sie das noch anders sehen...

    Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Clemens noch Software entwickelt (es sei denn, es ist ihm wichtig, aber mir scheint es nur zu sein, weil er nicht Nein sagen kann). Marie wird genug verdienen, ums ausgleichen zu können. Clemens versucht für alle gleichzeitig da zu sein, er vergisst aber hier die richtigen Prioritäten zu setzen. Und setzt damit Marie unter einen Druck, dem sie nicht wirklich ausweichen kann.

    Ja, es ist eine sehr harmonische Beziehung auf Augenhöhe.
    Aber die Alltagsbelastung wird mehr von Marie getragen, da gibt es keinen Zweifel...
    Vielleicht hätte es geholfen, dass plastischer darzustellen...

    Zitat

    "Mein Großvater hieß Adolf", erklärte Marie trocken, wobei sie den Blick erwiderte. "Aber das heißt nicht, dass er in seiner Freizeit Genozide veranstaltet hätte." Sie griff nach Clemens' Oberschenkel und drückte ihn sanft...

    Hallelujah sister Mary, you never get a second chance to make a first impression... :grin

    Hier prallen offensichtlich Welten aufeinander, die wenig Berührpunkte haben, außer eben Kinder in der gleichen Kita. Das wäre dann schonmal geklärt.


    Mittlerweile sind Clemens und Marie wirklich ein sehr eingespieltes Team. Wenn ich an den Anfang dieses Romans zurückgehe:

    Clemens war der zwar gutaussehende, aber durchaus stoffelige Programmierer, der Wert darauf legte Systementwickler genannt zu werden und richtigstellte, dass eine SMS nicht verschickt werden kann, sondern höchstens eine SM.
    Ich kann mir gut vorstellen, was aus ihm geworden, wäre, wenn er Marie nicht kennengelernt hätte:
    Er wäre von Jahr zu Jahr verschrobener geworden bei der Softwareentwicklung für Filialen, die ein halbes Jahr später geschlossen werden.
    Marie ermöglicht ihm andere Wege zu gehen, gibt ihm auch mal den notwendigen sachten Tritt, um ihn auf die Bühne zu bringen, um das zu tun, wofür er tatsächlich brennt. Wobei dieses Talent für Parodie natürlich nicht nur Talent ist, sondern das Ergebnis von viel Übung in jungen Jahren sein wird, was vermutlich mit seinem Harmoniebedürfnis zusammenhängt oder besser gesagt mit einer ordentlichen Portion Konflikten und ihre Vermeidung. Die Imitation der Stimmen anderer ermöglicht ihm, im Falle eines Konflikts, jemand anderen sprechen zu lassen und den Konflikt humorvoll darzustellen, statt für sich selbst einstehen zu müssen. Konflikte sind für Marie bestenfalls Herausforderungen, aber ganz sicher nicht etwas, dem man aus dem Weg geht.

    Marie war am Anfang die haltlose junge Frau, die sozusagen vom Leben überfordert ist, ob der riesigen Auswahl an Möglichkeiten die es bietet. Die Entwicklung ohne Clemens? 10, vielleicht 15 OneNight-Stands pro Jahr verbunden mit einer Sinnsuche bei den Pfundis. Sie begegnet ja ihrer eigenen möglichen Zukunft im Park: Mitte 40 einsam einen trotzigen Hund hinter sich herschleppend. Eine zeitgemäßere Variante ihrer eigenen Mutter.
    Clemens ist für sie der Fels in der Brandung, gibt ihr Ziel, Richtung, Struktur. Sie ist es, für die er das Freitags-Ritual macht (auch wenn sie glaubt, es wäre sein Ding).


    Diese Beziehung ist wie eine sich selbst verstärkende chemische Reaktion im guten Sinne.


    Die beiden sind sich einig in ihrer Verachtung der anderen Kita-Mütter, die sich der Gruppendynamik hingeben und ihre sozialen Kontakte über ihre Kinder ausweiten. Würde mich mal interessieren, ob unser Traumpaar in letzter Konsequenz ihren Zwillingen den Kontakt mit Kindern aus nicht ganz so perfekten Konstellationen madig machen würde und sie von Gemeinschaftsunternehmungen fernhalten würden, weil sich Clemens und Marie nicht mit diesen Eltern abgeben wollen.

    Es sind Clemens und Marie die hier erfolgreich ihre sozialen Kontakte ausweiten, nicht weil die Kinder in die gleiche Kita gehen, sondern weil es passt. Alles andere wäre ohnehin lediglich eine Zweckfreundschaft.


    Befreunden sich die Freitags mit dem lesbischen Paar, weil sie sich auch von den anderen Müttern abgrenzen? Oder weil sie als etwas besonderes herausstechen? Oder weil sie sich gleichberechtigt für ihre Kinder und deren Unterbringung interessieren?

    Ich lese es so, dass offensichtlich sowohl Clemens und Marie, als auch das lesbische Paar, Außenseiter in dieser Gruppe sind. Sie können versuchen sich anzupassen und mitzuschwimmen oder zu sein, wie sie tatsächlich sind. Marie hat sich offensichtlich für das zweite entschieden. Das lesbische Paar, da beide gekommen sind, trotz der Vorkommnisse in anderen Kitas, offensichtlich ebenfalls.
    Wenn dann, wie es hier der Fall ist, Sympathie noch dazukommt: Wunderbar. Daraus kann sich tatsächlich Freundschaft entwickeln.


    Es war schon immer eine Gratwanderung, sich über andere lustig zu machen. Das lernt man schon auf dem Schulhof.

    Ich habe hier offensichtlich noch nicht weit genug gelesen, das scheint sich ja auf Clemens zu beziehen...

    Aber in welcher Rolle stellst Du Dir den schüchternen, intelligenten, harmoniebedürftigen, Nicht-Nein-Sagen-Könnenden Clemens auf dem Schulhof vor? Ich stelle ihn mir als das Opfer von solchen Aktionen der Schulhof-Alphas vor. In meiner Vorstellung entwickelt er sein parodistisches Talent als Verteidigungstaktik dagegen... Und ich kann mir ihn tatsächlich gar nicht auf der anderen Seite einer solchen Aktion vorstellen, mal sehen, was da kommt.

    Tante Li : Tatsächlich glaube ich, dass es bei Clemens sehr anders rüberkommt. Aber wenn Du wirklich einen Eindruck davon haben willst: Lass es sein gesungen von Peter Maffay und Udo Lindenberg (wobei in dieser Art nichts so schön war wie Gehestern aber das finde ich halt leider nicht... und sie auch ein bisschen in die Jahre gekommen sind...)


    Tom btw: Ich liebe das Glenda Brombach-Kapitel...


    "Angefahrene Schulkinder" :yikes

    Ich hoffe, dieses Programm bezieht sich auf Schulkinder, die von ihren Eltern in die Schule gefahren werden und nicht auf gezielt verletzte Kinder durch Extremisten :(

    Kennst Du nicht?

    Das war 'ne Truppe (hmm, gibt's die vielleicht noch? Gerade geschaut: Die gibt's tatsächlich noch...), die mit ihrer sehr speziellen Art von Humor alle möglichen Grenzen überschritten und dies auf eine Art auf der Bühne zelebrierten, die ich sehr mochte.
    'Tötet Onkel Dittmeyer' war vermutlich ihr bekanntestes Stück, aber sicher nicht ihr bestes.

    Hab gerade mal ein bisschen gesucht. Hier z.B. eine ihrer Versionen des deutschen Schlagers, sozusagen die Essenz des deutschen Schlagers:

    Ich habe überlegt, was Bollo bedeutet? Ist das eine Abkürzung? Wie kommt man auf diesen Namen?

    Unser Erster wurde während der Schwangerschaft von meiner Marie Bozo genannt. Es war bei uns ein Kosename für die Zeit der Schwangerschaft. Ich schätze, hier ist es ähnlich.

    Zu den übersetzten Stücken von Clemens:
    Es hat mich erinnert an eine Version von Yesterday von den Angefahrenen Schulkindern. Ich habe sie gerade gesucht, kann sie aber leider online nicht finden, das Album ist zwar auf Spotify, aber das Stück fehlt (ein Rechteproblem, vermute ich):
    Wunderbares feinfühliges Gitarrenintro, dann:
    "Gehestern... All mein Trubel schien so weit weg zu sein... Jetzt scheinen sie hier zu bleiben... Oh, ich glaube an gehestern."

    Ich habe auch mal bei einer Lesung als Intermezzo Wannabe von den Spice girls auf Deutsch gesehen. Was wirklich sehr sehr witzig ist.

    Schubi, ich kann mich auch sehr gut in diesen Roman fallen lassen.


    Allerdings habe ich jetzt weitergelesen und bin auch über die 'doppelte Hochzeit' gestolpert. Erst wunderte ich mich, dass sie so hintergründig erzählt wird, nur indirekt über das Verhalten der Eltern bei der Hochzeit. Und dann kommt später plötzlich der Antrag.

    Die Berechnungen bzgl. Alter und so hingegen wären mir nicht aufgefallen. Aber da hat Tante Li schon Recht, irgendwas stimmt da nicht. Vielleicht sollte es heißen, der Bruder ist mit 15 Jahren gestorben, statt vor 15 Jahren?

    Auch aufgefallen ist mir, dass Khaled und Marie zusammen der Feldmaus Tricks beibringen (sie ist da fast 9), ihre Mutter Khaled aber nicht kennt, als Marie 13 ist. Aber das ist vermutlich tatsächlich so, die Mutter scheint sich ja für Marie nicht sonderlich zu interessieren.


    Egal, ich bin gespannt wie's weitergeht.

    Wenigstens ein wenig Erotik - muss ja nicht in Schwülstigkeit ausarten - und ich brauche auch keinen Porno. Aber zumindest die erste Nacht hätte etwas mehr Innigkeit vertragen. Dass Marie mit Clemens' Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme zufrieden ist, liest sich in der Nachbetrachtung beim Joggen eben eher kühl.

    Es ist ja eben keine Beziehung, die auf den großartigen Sex in der ersten Nacht aufbaut.

    Ich hab tatsächlich an der Stelle gedacht, dass es ein gutes Beispiel dafür ist, dass 'show don't tell' eben nicht immer greift und es manchmal die bessere Wahl ist, eine Szene nur zu erzählen. Das verrät uns hier mehr über Marie, ihre Erfahrung mit Männern und ihre Beziehung zu Clemens, als die explizite Szene uns gesagt hätte. Oder sie hätte sehr lang werden müssen.

    Freitags Nachbarn schrammt bei mir schon nah am DejaVu vorbei:

    Ungefähr zur selben Zeit haben wir vor dem gleichen Haus gestanden und auf den Makler gewartet. Unsere Wohnung 3. Stock, Loggia vorne, Balkon hinten. Altbau, 4m hohe Decken. Unsere Treppenhausebene teilten wir mit einem netten älteren Herrn, der sein Geld mit Hehlerei verdiente. Was für ein paar ungewöhnlichere Erlebnisse sorgte.


    Das Haus stand auf der Grenze zwischen einem studentischen, alternativen Altbauviertel und einem Arbeiterviertel mit Nachkriegsbauten und einer stark türkisch geprägten Straße.

    Überspitzt gesagt: Auf der Grenze zwischen 'diesen Müttern' und Menschen, deren Leben von existentielleren Sorgen geprägt ist.

    Ich erinnere mich gerade, dass unter diesen Müttern, die ihre Kinder vor allem schützen wollten, einerseits ein 'Zu einem Kind darf niemals Nein gesagt werden'-Dogma gelebt wurde. ("Und dann hatte das Kind in der Badewanne plötzlich mein iPhone in der Hand. Und dann kannst Du ja nichts machen. Nichts...", erzählte uns ein benachbarter Vater eines Tages)
    Und gleichzeitig von diesen gleichen Art Mütter wegen des weitverbreiteten "Jedes Kind kann schlafen lernen"-Ratgebers ggfls. Kinder Stunden am Stück nachts schreiend im Bett liegen gelassen wurden...

    Wenn Marie und Clemens bei uns in der Nähe gewohnt hätten, wir hätten uns viel zu Erzählen gehabt und wären bestimmt gute Freunde geworden...

    Zitat

    "Jetzt erst recht", sagte Marie und meinte das auch so, und außerdem würde sie etwas unternehmen, aber was genau, das wusste sie noch nicht.

    Das Wichtigste hat sie bereits getan, indem sie zeigt, dass sie nicht wegschauen wird, sich einmischen wird.

    Ich selbst bin da ja so'n harmoniebedürftiger Clemens, der sich schwer tut mit der Konfrontation in einer solchen Situation. Bin aber was das angeht mit einer sehr energischen Marie verheiratet... :)

    (Und Peter Krause erinnert natürlich an Peter Kraus und kann mit seinem Sohn und Marie bestimmt eine hübsche Folkband gründen...)

    Und, ja, in "Landeier" war der Wechsel zu Pocahontas nur ein Spiel, das der Überbetonung der Hauptfigur dienen sollte, während Marie und Clemens in "Paolo" gleichberechtigt angelegt sein sollten.

    Das klappt bisher wunderbar, obwohl die beiden so unterschiedlich sind. Wodurch sie sich ja auch so wunderbar ergänzen.

    Ich muss mich gerade zügeln nicht zu viel Tempo zu machen, sonst bin ich durchs Buch durch, bevor diese Leserunde richtig gestartet ist...

    Ich habe darüber nachgedacht, ob ich sie drinlasse oder nicht, aber sie hat durchaus etwas mit Maries Fundament als Person zu tun.

    Das denke ich mir.
    Ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass sie ausgerechnet in diesem Moment, in dem ihr einiges andere durch den Kopf gehen wird, tatsächlich ausgerechnet über diese Zwergfigur nachdenkt.

    Don't worry about the girl friend thing...

    Ich hatte ja schon heimlich ein bisschen reingelesen und hatte beim Reinlesen mit mental halb geschlossenen Augen den Eindruck, dass es sich anders liest als ich es von Tom gewohnt bin, weiter weg von der jeweiligen Person, die die Perspektive hat. Was ja bisher immer der Ich-Erzähler war.

    Heute dann nochmal von vorne, bin durch die ersten beiden Kapitel mit offenen Augen. Und es ist alles da: Die feinen Nuancen, die Infos, die heimlich durch die Hintertür reinschlüpfen, Andeutungen, die sicher noch aufgelöst werden (Pumalady?), gleichzeitig aber schon charakterisieren. Schöne Details wie 'Freitag, morgens' an einem Samstagmorgen... Und ich fühle mich wieder ganz nah dran... :)

    Mich erinnerte das 1. Kapitel an ein Interview mit Nigel Hitchcock. Nigel Hitchchock ist einer dieser Musiker der weltberühmt ist, nur das ihn niemand kennt. Ein musikalisches Wunderkind. Er hat mit 16 Jahren Saxophon in Stripbars gespielt, weil er zu jung war, um etablierte Jobs im Studio zu bekommen. Gehörte dann aber zu den wenigen Saxophonisten, die für Aufnahmen in London und auch für Touren gebucht wurde. Mark Knopfler, Robbie Williams, Ray Charles, Jamiroquai, Shakatak, Rick Astley, Kate Bush, Sugarcubes um mal ein paar wenige rauszupicken, ist 'ne lange Liste...

    Jedenfalls.
    Es gibt dieses Format in dem Saxophonisten online interviewt werden und man live Fragen stellen kann.
    Eine Frage, die live gestellt wurde, war:
    Wenn Du selbst in die Zeit zurückgehen könntest und Dir selbst als junger beginnender Musiker einen Tipp geben könntest, was würdest Du sagen?

    Und er musste wirklich keine Millisekunde darüber nachdenken:

    What I would say to the young Nigel is: Don't worry about the girl friend thing.

    It'll all come good, but you'll have to wait until you're 44.

    I was 44 before I met my wife.

    And up to that point there were all the years of getting in the back of black taxis and they're saying to me:

    'Oh, you're a musician, playing the saxophone, ooooooooh, you must be hit by the girls.'

    And you go, hmmmmmmm... (er sackt im Interview dabei in sich zusammen..., aber mit einem Lächeln im Gesicht, jetzt wo es nicht mehr so ist...)


    Clemens und Marie ziehen beide wie Magneten das jeweils andere Geschlecht an, wissen aber beide nicht viel damit anzufangen. Bis sie sich begegnen. Es ist kein magischer Moment wegen der Jahrtausendwende oder wegen der Magie des Paolos. Es ist die Magie ihrer Begegnung, die ihnen einfach so wie aus dem Nichts vor die Füße fällt.

    Die Geschichte eines typischen Liebesroman ist mit diesem 1. Kapitel erzählt (Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht?).

    Im 2.Kapitel dann die nächste Premiere. Nicht nur keine Ich-Erzählung, sondern die Perspektive bei ihr. Bisher agieren Frauen in Toms Romanen im Hintergrund, häufig zum wohl des jeweiligen Ich-Erzählers. Hier wechselt aber tatsächlich mal die Perspektive zu ihr. (Nein, ich zähle Landeier da nicht mit. Das war rein aus dramaturgischen Gründen, behaupte ich... :)).

    Nur die 'Zwerg'-Passage habe ich tatsächlich als etwas konstruiert empfunden. Da hat jemand gerade die magische Begegnung seines Lebens und denkt dann an Mütter, die einen Zwerg haben entfernen lassen? Aber geschenkt...

    Bin gespannt, wie es weitergeht...