Beiträge von Maarten

    Maarten :

    Gestatte mir eine Frage: Warum müssen wir bei Verkehrskonzepten nach Paris und Brüssel schauen, wenn in Deutschland bereits Verkehrskonzepte wie in Dresden, Erfurt oder Schwerin funktionieren, wo man nach der Wende schlicht und ergreifend S- und Stadtbahnen erhalten hat, die in Kombination mit Bussen bestens funktionieren?

    Den einzigen Verkehrspunkt, den ich zu gern von Paris übernehmen würde, wäre das Verbot dieser unsäglichen E-Scooter. Die Summe von Verkehrsunfällen insbesondere mit Fußgängern, das Hinwerfen der Geräte, wenn das Geld ausgeht (bei uns landen sie gern mal in der Förde) und der Akkuirrsinn sollten Gründe genug sein, sie aus dem Stadtbild zu verbannen.

    Es ist schon wieder ein Weilchen her, dass ich in Dresden und Erfurt war, in Schwerin war ich noch nicht, glaube ich. Vielleicht habe ich es falsch in Erinnerung, aber ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass es dort z.B. eine sichere Infrastruktur für Fahrradfahrer gab.
    Hab ich das falsch in Erinnerung?

    So oder so: Die innerstädtischen Verkehrskonzepte sind ja vorrangig getrieben durch die Lokalpolitik. Damit etwas geändert wird, braucht's eine längere Zeit Leidensdruck. Wenn's also in Dresden, Erfurt, Schwerin funktioniert, wird sich da auch nichts ändern.

    Das nennst Du bezahlbar? Wenn ich etwas schwereres transportieren muss (beispielsweise weil ich im Pottery Art Café die fertige Keramik abhole), habe ich jetzt schon ein Problem, nicht zu weit weg zu parken. Oder wenn die Katze zum Spezialisten in der Innenstadt muss - so ein Käfig kann ganz schön schwer werden. Mehr als 3€/h empfinde ich als Wucher. Und wenn ich noch mit dem Pendelbus fahren muss, sind 10€ deutlich zuviel. Da ist ja die Messe Düsseldorf teils günstiger.


    Und was ist mit den Anwohnern? Parkraumbewirtschaftung ist nichts anderes als Autofahrerabzocke. Und Besucher haben massive Probleme. Soll ja auch Leute geben, die mit kleinen Kindern die Verwandtschaft besuchen und mit denen dann nicht am späten Abend noch mit dem ÖPNV zu ihrem Auto fahren wollen.


    Ich glaube nicht, dass wir uns hier einig werden. Mich triggert "Verkehrsberuhigung".

    Etwas Schweres lässt Du Dir entweder liefern oder parkst da eben für 30 Minuten und zahlst 3,- Euro.
    Für Anwohner gibt es Anwohnerparken.
    Und natürlich kann man mit kleinen Kindern auch abends noch im ÖPNV fahren, jeder der kein Auto besitzt macht das.

    Dir scheint es wichtiger zu sein, dass Kinder abends *nicht* mit dem ÖPNV fahren müssen, als dass sie die Möglichkeit haben in der Stadt Fahrrad zu fahren? Tagsüber keinem Verkehrslärm ausgesetzt sind? Sich sicher in der Stadt bewegen können? Bist Du Dir sicher, dass die Kinder der Stadt und deren Eltern Deine Meinung teilen?
    Es ist für viele Menschen völlig normal abends mit Kindern den ÖPNV zu nutzen. Und wenn sie das nicht wollen, dann bezahlen sie eben für den Parkplatz in der Innenstadt etwas mehr als jetzt. Wo ist das Problem?


    Ist diese Belastung für die Stadtbewohner wirklich notwendig, damit Du ein kleines bisschen billiger wegkommst, wenn Du mal etwas Schweres aus der Stadt holen musst oder eine Katze zum Spezialisten bringen musst? In diesem gar nicht so häufigen Moment 6,- für die Stunde zahlst statt 2,50?
    Ich kann diese Sicht nicht nachvollziehen...

    Auch ich mal Fußgängerzonen in den Innenstädten. Trotzdem sollte es darum herum bezahlbare Parkhäuser oder Parkplätze geben. Und die fahrradfahrenden Schulkinder brauchen Fahrradwege, so wie es für Elterntaxis Einbahnstraßen als Drop off Spuren geben sollte (funktioniert in den USA prima).


    Die FDP treibt im Moment seltsame Blüten, aber was die Ampel ohne deren Einfluss so alles machen würde, ist mir auch suspekt. Die Ideen der Grünen brauchen einen Gegenpol.

    Ich habe viele Jahre als Sprecher einer Bürgerinitiative mit dem Ziel einer Verkehrsberuhigung fungiert (deswegen triggert mich dieser FDP-Vorschlag auch so...).
    Aus dieser Erfahrung heraus meine Einschätzung Deiner Haltung: Das funktioniert nicht. Es geht um massiv beschränkte Ressourcen, die da in der Innenstadt verteilt werden. Diese wurden vor 50/60 Jahren einfach mal alle komplett dem Autoverkehr überlassen und werden jetzt mühsam in einem elenden Kleinkampf diesem wieder entrungen.

    Im Einzelnen:
    'Trotzdem sollte es darum herum bezahlbare Parkhäuser oder Parkplätze geben'
    Es gibt keine Stadt in Deutschland, in der das nicht so ist. Es mag Tage geben, an denen Parkhäuser voll sind, weil etwas besonderes in der Stadt ist, das war aber schon immer so und wird immer so sein, es macht keinen Sinn sich beim Ausbau der Infrastruktur an Extreme zu orientieren.
    Und das ist auch in Städten wie Brüssel, Amsterdam, Paris usw. nicht anders. Es ist eben nur eine Kombination aus Parkhaus und eng getaktetem ÖPNV der einen dann in die Stadt bringt. Du hast dann die Wahl: 150,- Euro für 24 Stunden direkt in der Innenstadt oder 10,- für Deinen Parkplatz inklusive 15 Minuten ÖPNV in die Innenstadt. Oder häufig auch gratis, aber 20-30 Minuten per ÖPNV in die Innenstadt.

    'Und die fahrradfahrenden Schulkinder brauchen Fahrradwege'
    Ja, natürlich brauchen sie die und nicht nur die Schulkinder brauchen die, sondern die ganze Stadt braucht die. Genau die gibt es derzeit aber fast nirgends in Deutschland.
    Es gibt eben nicht alles gleichzeitig, die Politik muss sich entscheiden für was sie den Raum nutzen möchte, denn der ist massiv begrenzt und es finden entsprechende Verteilungskämpfe darum statt.
    In den Presseberichten die ich bisher gelesen habe, ist die FDP da sogar ehrlich (was mich wundert...): Mehr Parkplätze gibt es zu Lasten von Fußgängerzonen und Radwegen.
    Wenn ein solcher Vorschlag aufkommt, ist die Frage, wie man sich dazu positioniert. 'Ich will alles gleichzeitig' ist keine Position, sondern die Naivität eines kleinen Kindes.
    Du lügst Dir da in die eigene Tasche. Es bringt nichts hinterher zu sagen, man hätte trotzdem auch Fußgängerzonen und Radwege gewollt. Mehr Parkplätze bedeutet, weniger Fußgängerzonen, weniger Radwege, weniger Lebensqualität.

    'Elterntaxis'
    Natürlich gibt es Situationen in denen man ein Kind auch mal schnell mit dem Auto zur Schule fährt. Aber Elterntaxis als Infrastruktur einzuplanen ist natürlich nichts anderes als das Eingeständnis, in der Verkehrsplanung komplett versagt zu haben.

    Ich finde die Diskussion merkwürdig. Wenn man ein bisschen rumkommt, erlebt man sie ja, die viel bessere Lebensqualität in den Städten, die moderne Verkehrskonzepte wie eine autoarme Innenstadt umsetzen. Und man erlebt auch, dass es dort richtig brummt, im Gegensatz zu vielen deutschen Städten, die da einfach nicht voran kommen.

    Und auch die Argumente, die bei der Diskussion aufkommen, sind merkwürdig...


    Z.B. ist dann die Rede von alten Menschen, die ansonsten nicht mehr in die Innenstadt kommen können. Was natürlich völliger Unsinn ist. Bei autoarmen Innenstädten gibt es nach wie vor die Möglichkeit mit jedem Verkehrsmittel der Wahl in die Innenstadt zu kommen. Manche werden teurer (eben die Autos), andere günstiger. Und wer in der Lage ist ein Auto zu steuern, kann sich auch in eine Fahrradrikscha oder was auch immer setzen.

    Wenn ein Innenstadtkonzept tatsächlich für alle da sein will, dann muss es eben auch gewährleisten, dass Kinder mit dem Fahrrad zur Schule fahren können. Da ist noch sehr viel zu tun, bis das möglich ist. Aber das interessiert bei diesem Argument überhaupt nicht, denn wenn von 'alle' sollen berücksichtigt werden die Rede ist, sind mit 'alle' eben Autofahrer gemeint und keine Kinder mit Fahrrädern, ist doch viel zu gefährlich in der Stadt...


    Oder es ist die Rede vom sterbenden Einzelhandel in der Stadt. Ja, stimmt, der stirbt tatsächlich. Aber nicht in Städten die es schaffen sich attraktiv aufzustellen, indem sie autoarm werden. Einfach mal nach Brüssel, Barcelona, Den Haag, ach was irgendeine Stadt reisen, die in diesem Jahrtausend angekommen ist und durchschlendern. Die Ruhe und das Leben genießen...


    Oder es heißt, man würde auf dem Land wohnen, der ÖPNV ist schlecht und teuer und deswegen, ja genau deswegen, müsse man in jede Ecke jeder Stadt an jede beliebige Stelle fahren können, egal ob das sch... ist für die Menschen die dort wohnen, denn - ähm - das ist bequemer und billig soll's eben aber auch sein, sonst fährt man nicht mehr hin und kauft bei Amazon oder auf dem Land oder irgendwo anders ein, wo es billige und bequeme Parkplätze gibt. Und dann stirbt sie wieder die Stadt, weil niemand - niemand! - mehr hinfährt, also baut dort an jeder Ecke verdammt nochmal einen Gratis-Parkplatz hin.


    Es ist wirklich merkwürdig, dass es solange dauert bis Deutschland da weiter kommt. Der größte Teil der Bevölkerung wohnt in Städten, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die Lebensqualität dort aufzuwerten. Es ist aber tatsächlich für die Städte zu einer Notwendigkeit geworden.

    Und zum Glück hinkt selbst in Deutschland die ein oder andere Stadt ganz langsam in die richtige Richtung. Trotz FDP und wie sie alle heißen...

    Fahre ich mit dem Einzelticket nach Köln hin und zurück, bin ich bei 9,20€. Zu zweit schon 18,40€ (Preise in der App) und das Gruppenticket liegt bei über 21€. Dafür kann ich lange parken. Und wenn ich größere Einkäufe plane, parke ich in den Köln Arkaden für 3€ mit Tagesticket, oder fahre etwas weiter ins CentrO und parke umsonst.

    Also fahre ich nur nach Köln rein, wenn ich dort auf eine Veranstaltung will oder etwas ganz spezielles brauche. Aber der Einzelhandel hat mich verloren. In Bergisch Gladbach kaufe ich in der Stadt ein, aber da gibt's genug Parkhäuser und die erste Stunde ist für Kunden frei. Da käme ich nicht auf die Idee, den Bus zu nehmen inkl. Umsteigen. Teurer, dauert länger und die Busse sind voll und heiß.
    Ja, ich bin bequem. Aber wenn die Menschen sich ändern sollen, muss man sie abholen und nicht einschränken.

    Du hattest angeführt, dass man in den Städten wieder einfacher und preiswerter parken können sollte.
    Jetzt gerade erklärst Du aber, dass in der Stadt parken einfacher und günstiger ist, als mit dem ÖPNV dorthin zu fahren.
    Deine Anmerkung klingt für mich so, als müsste ÖPNV günstiger (edit: und einfacher) werden, insbesondere in Relation zum Parken. Die FDP schlägt es umgekehrt vor.

    'Menschen abholen' erfolgt über die attraktivere Aufenthaltsqualität. Die Bequemen, die einfach nur schnell ihren Einkauf erledigen wollen, gehen zunehmend an den Online-Handel verloren, die sind nicht die Zielgruppe für den Innenstadthandel (es sei denn, sie wohnen bereits dort).

    Wenn's um den Zusammenhang zwischen Umsatz und Verkehr in Innenstädten geht, ist die Studienlage eindeutig: Der Umsatz in Innenstädten korreliert maßgeblich mit der Aufenthaltsqualität der Umgebung und die wiederum mit dem Wegfall von Autoverkehr und der Schaffung von attraktiven Aufenthaltsflächen.

    Städte wie Brüssel, Barcelona, Paris, Kopenhagen, Amsterdam, Gent, Oslo, Helsinki usw. die diesen Weg gehen, profitieren davon.

    Biden hätte natürlich schon die letzten Jahre den Übergang auf Harris vorbereiten müssen, sehr ärgerlich, dass er dann doch am Amt geklebt hat.


    Bin ebenfalls gespannt, ob's jetzt Harris wird, es wäre dann die Wahl zwischen einer schwarzen Frau und jemandem, der die Eigenschaften 'alter, weißer Männer' sehr überzeugend verkörpert.

    Dem widerspreche ich jetzt mal. Natürlich kann man sich daran gewöhnen, so insgesamt gesehen. Aber ändert für mich nichts daran, dass ich es unlogisch finde, denn das Wort steht für mich für was anderes (ein Mensch, der diese Tätigkeit gerade in diesem Moment ausführt, wobei man über die Definition dieses Moments streiten könnte). Und nicht nur für mich, auch sprachlich, grammatikalisch oder wo auch immer da jetzt hingehört. Wie R. Bote ja schrieb (Danke, mir fiel das nicht ein und ich war zu faul um googeln), es handelt sich um ein Partizip. Ein Partizip, welches quasi "missbraucht" wird, um etwas anderes auszudrücken. Klar wandelt sich die Sprache und ich möchte nicht ausschließen, dass es zum "Normalfall" wird und so ein Partizip auch für was anderes steht. Aber für mich ist es, wie schon erwähnt, nicht einfach nur ungewohnt, sondern aus den genannten Gründen einfach unlogisch. Um nicht zu sagen - falsch. :grin

    Ja klar, es ist falsch und unlogisch. Deswegen zucke ich ja zusammen, wenn ich 'Liebe Nutzende' lese. Studierende und Radfahrende begegnet einem oft und wenn man es ein paar hundert Mal gehört hat, schleift es sich als 'Ausnahme' ein und hört sich dann immer weniger falsch an.

    Aber ja, ich verstehe sehr gut, was Du meinst und deswegen benutze ich ja auch immer noch Studenten und Radfahrer.

    Booklooker Nee, ich denke schon Deutsch, wenn ich Deutsch spreche oder schreibe. Ich wohne in Deutschland seit ich 4 bin, Deutsch ist also auch quasi meine Muttersprache, Zuhause haben wir aber immer Niederländisch gesprochen.

    Mein Niederländisch ist so, dass Niederländer mir immer sagen, für einen Deutschen würde ich wirklich exzellentes Niederländisch sprechen. Mir fehlt der jüngere Teil der Sprache und ich habe einen leichten Akzent. Ich kenne vor allem die Modefloskeln nicht, was mich altmodischer macht, als ich bin.

    Mit 16 war ich 3 Wochen in der Niederlande in Urlaub und als ich zurück kam, fiel es mir ganz schwer wieder ins Deutsche zu kommen, nicht weil ich die Sprache nicht konnte, sondern weil es wie eine Fremdsprache war, es fehlte plötzlich das vertraute Gefühl, das ich vorher hatte. Umgekehrt, wenn ich Niederländisch spreche, ist es wie ein Zuhause ankommen. Mein aktiver Wortschatz ist aber viel kleiner, ich suche ständig nach Worten. Bei diesem Suchen gehe ich aber dann nicht vom deutschen Wort aus, sondern suche nach dem passenden niederländischen Wort für das, was ich sagen möchte.


    Am besten fällt's mir auf, wenn ich im Kopf zähle oder rechne, das sind immer niederländische Zahlen. Es ist also eher dieses Zuhause fühlen in einer Sprache, die ich schlechter kann, als die, die ich hauptsächlich spreche. Was merkwürdig ist.


    Und das scheint mir auch etwas zu sein, was beim Gendern völlig unterschätzt wird, wie viel schwerer das mit jedem Jährchen ist, in dem man bereits was anderes gelernt hat.

    Aber ungewohnt hin oder her - mir widerstrebt die Formulierung, weil ich sie sprachlich unlogisch finde. Aber keine Ahnung, wie es deutschen Muttersprachlern geht.

    Ich bin auch kein deutscher Muttersprachler, aber spreche deutsch besser als meine Muttersprache... (auch wenn ich immer noch nicht deutsch denke). Du schreibst besseres Deutsch als der durchschnittliche deutsche Muttersprachler und Dein Gefühl trügt Dich nicht: Es fühlt sich - zumindest eine Zeit lang - falsch an.


    Letzten Endes ist es eine Sache der Gewöhnung, es schleift sich ein und Wörter bekommen eine neue Bedeutung. Studierende zB hat sich zumindest in meinem Kopf mittlerweile ganz gut durchgesetzt, Radfahrende geht auch schon in die Richtung.

    Ich selbst nutze noch weiterhin das generische Maskulinum, also Studenten und Radfahrer, weil es in meinem Kopf immer noch genau das umschreibt, was ich meine, eine nicht weiter kategorisierte Menge von Menschen die derzeit einem Studium nachgehen, aber nicht genau in diesem Moment vor ihren Büchern sitzen. Das war vor nicht allzu langer Zeit auch der Konsens an der Stelle und ist es mehrheitlich auch jetzt noch. Vermute ich.


    Diese Gewöhnung tritt natürlich nur ein, wenn man sich in einem entsprechenden Umfeld befindet. Deutschland driftet da derzeit auseinander...


    Edit:
    Um's vielleicht noch deutlicher zu machen:
    Studierende und Radfahrende habe ich mittlerweile so häufig gelesen, gehört, dass ich gut damit zurechtkomme.

    Letztens hingegen eine Mail:
    Liebe Nutzende...

    puuuh...

    ...oder eben unsichtbar, was uns dann zu Samenspendende und Menstruierende führt.


    Für mich sind das fürchterlich technische Wörter ohne jeden empathischen Inhalt.

    Gehwegende...


    Ich habe meine Schwierigkeiten mit diesem Weg. Es sind Wörter von denen ich vermute, dass sich niemand darin wohlfühlt. Ich verstehe aber auch die Probleme mit dem generischen Maskulinum, die in den letzten Jahren nur größer geworden sind.

    Hoffentlich ergibt sich irgendwann eine vernünftige Lösung.

    Ich hatte wegen Kind Nr. 3 schon auf 'Gefällt mir' geklickt. Hab's aber wieder gelöscht: Migräne ist ätzend, tut mir leid. Gute und schnelle Besserung!

    Die Dinge sichtbar machen, das ist das Anliegen.

    Nicht wirklich, oder? Die geschlechtergerechte Sprache will sprachlich gerecht den Geschlechtern gegenüber sein. Es werden keine Dinge sichtbar gemacht und auch keine anderen Kategorien, sondern es geht ausschließlich um die Kategorie Geschlecht. Und es geht dabei auch nicht um Genitalien (zum Glück), sondern um die mit dem Geschlecht verbundene soziale Rolle.

    Diese Geschlechtergerechtigkeit wird häufig versucht zu erreichen, indem alle Geschlechter gleichberechtigt genannt werden sollen, was ein schwieriges Unterfangen ist: -innen bleibt ein Anhängsel, der * wird dazwischengequetscht, die dominante Grundform verliert durch diese Betonung von Geschlechtern ihre Generik immer mehr und wird dadurch männlicher.

    Wir werden es hoffentlich irgendwann überwinden, die Geschlechtskategorie sichtbar machen zu wollen, schließlich machen wir das mit anderen Kategorien auch nicht. Was wir brauchen sind Begriffe, die diese Kategorie unsichtbar machen. Die gibt's zum Teil natürlich schon, z.B. Dein Ausweichen auf Team ist ja nichts anderes. Aber es ist völlig verkrampft beim Sprechen/Schreiben über eine Kategorie nachdenken zu müssen, die für das Gespräch überhaupt keine Rolle spielt, um deutlich machen zu können, dass sie für das Gespräch keine Rolle spielt.
    Aber da müssen wir wohl alle durch, bis sich eine Lösung etabliert.

    Breumel


    Die Wache zieht ihr Schwert, als sie die Leiche sieht.


    Sprache funktioniert anders, als Gendern es suggeriert.


    Aber mit dem Ziel stimme ich auch vollkommen überein.


    Edit:

    Und ich komme mittlerweile mit gegenderten Texten, solange es Pluralformen sind, sehr gut zurecht, solange die kurze Form, also zB Bauarbeiter*innen verwendet wird.

    Allerdings muss ich zugeben, dass ich in längeren Texten tatsächlich ausblende, ich lese es dann wieder ungegendert, mein Hirn erfasst nur noch Bauarbeiter was für mich inhaltlich auch gleichbedeutend ist oder ggfls kontextabhängig.

    Die Langform hingegen, Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter, mag ich gar nicht. Sie ist geschwätzig, lässt sich nicht ausblenden und schließt durch die Nennung von 2 Geschlechtern tatsächlich aus. Hier werden dann nicht binäre explizit nicht mehr mitgemeint.

    Ich hoffe einfach, es setzt sich irgendwann wieder ein generischer Begriff durch, den man verwenden kann, ohne sich in irgendeiner politisch-gesellschaftlichen Weise ins Rampenlicht stellen zu müssen. Im Moment scheint es den nicht mehr zu geben.

    Natürlich nicht! Aber in Deutschland habe ich das Gefühl, dass wir inzwischen relativ weit sind und der queerphobe Sumpf eher bei 16+x Prozent liegt. Und das "die Gesellschaft" gar nicht so spießig ist, wie mancher sie gerne darstellt. Auch die Gleichberechtigung und die Kinderrechte sind seit den 60ern deutlich weiterentwickelt worden.


    Alex Kompass ist für mich einfach nur durchschnittlich.

    Ich lasse mal weg, dass 16+x nicht gerade wenig sind und dieses x derzeit zu wachsen scheint und queerphob nur ein Aspekt ist.

    Derzeit gibt es in Teilen der Gesellschaft einen Konsens, dass es geächtet ist z.B. queerphob zu sein. Und da es gesellschaftlich geächtet ist, gibt es - wie immer, wenn es um Anstand geht - viele Möglichkeiten sich entsprechend zu markieren, regenbogenfarbene Accessoires, Sprachcodes, was auch immer. Die Nationalmannschaft hat sich entsprechend positioniert und bei einem Geldinstitut habe ich auch schon eine schwarze erhobene Faust auf einem Werbeplakat gesehen. Ob das nur eine äußerliche Markierung ist, wie z.B. im Buch Christoph Berninger sich als Pfarrer markiert oder nicht, ist zumindest erst mal unklar. Berninger ist ein Fall, in dem der Markierung mehr geglaubt wurde als dem eigenen Kind.


    Die Rehabilitation von Alan Turing hat bis 2017 auf sich warten lassen, es ist eine recht junge Entwicklung und mit dem derzeitigen Rechtsruck geht es auch in dieser Hinsicht zurück in die falsche Richtung.


    Alex ist jenseits von diesen gesellschaftlichen Ansprüchen, er ist tatsächlich, wie er ist, wir erleben - im Präsens - ungefiltert, was er denkt. Das ist eine ganz andere Qualität, als nur das Bild zu sehen, das jemand nach außen erwecken möchte.


    Edit: Und wir wissen, dass er bereits im Katapult gekellnert hat, als es Wörter wie queerphob noch lange nicht gab.

    Ich halte dagegen:
    Das meiste aus dieser Liste hat rein gar nichts mit moralischem Kompass zu tun. Sondern ist eine persönliche Entscheidung, wie man sein Leben leben möchte.

    - Um die Kinder kümmern: Es wird sehr deutlich im Buch angesprochen, dass Alex sich viel um seine Kinder gekümmert hat, sie aber jetzt in ein Alter gekommen sind, in dem sie sich ablösen. Er fühlt sich schlecht dabei, würde gerne mehr mit ihnen unternehmen, wie früher. Sobald herauskommt, dass sein Sohn schlecht in der Schule ist - zur Ablösung gehört auch, das eine Zeit lang mit sich selbst ausmachen zu müssen - büffelt er mit ihm zusammen alle Fächer in denen es Probleme gibt. Kinder müssen irgendwann lernen selbst zurecht zu kommen, das kann man nur begleiten, wenn sie noch zuhause wohnen. Es ist das richtige Alter, um diese Ablösung zu begleiten.


    - Alleinlassen in der Krise: Die Krise ist spannend, denn Alex und Plantikow, als 2 moralische Kompasse dieser Geschichte, sind gegensätzlicher Meinung. Alex erkennt - meiner Meinung nach zurecht - dass auch er ein Recht auf Krise und emotionales Handeln hat, er ist keine Maschine. Er erkennt aber auch das Plantikow Recht hat und er für seine Kinder und Tabea da sein muss. Moralisch stimmt beides gleichzeitig.