Beiträge von Bookworld91

    Gefühle


    Wenn deine Karriere an einem Tiefpunkt ist, ist eine Auszeit keine schlechte Idee. So auch bei Ballerina Allie in „Variation“.


    Allie verletzt sich bei einer Aufführung und soll pausieren. Im Sommerhaus ihrer Familie wird sie mit vielen Geheimnissen konfrontiert. Eine Person, die eng mit einigen Geheimnissen verbunden ist, tritt in Form ihres besten Freundes Hudson Elliot auf den Plan. Und dann sucht Hudsons Nichte ihre leibliche Mutter.

    Ich habe vergangenen Sommer mit großem Vergnügen Alles, was ich dir geben kann von Rebecca Yarros gelesen. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an ihren neuen Roman. Dieser startet mit ordentlich Spannung und Wumms, als Hudson Allie und ihre Schwester rettet. Nicht nur, das erste Geheimnisse angedeutet werden, es werden auch angespannte Familienbeziehungen angedeutet, wenn auch nicht ausgesprochen. Das ist prinzipiell ein guter Spannungsfaktor, kann allerdings auch negative Auswirkungen haben. Je weiter die Story voranschreitet, desto mehr Geheimnisse werden aufgedeckt, auch wenn eins über das ganze Buch präsent ist: fehlende Kommunikation. Allie schweigt lieber über ihre Probleme und Elliott zeigt wenig Interesse daran, seine Gefühle zu zeigen. Das ist aus meiner Sicht ein großes Manko für die Story, denn die unausgesprochenen Geheimnisse ziehen den Roman unnötig in die Länge.

    Abgesehen vom Schweigen ist die Story echt süß und romantisch. Die beiden nähern sich gemächlich an, werden teils zurück geworfen, um am Ende ihr Schweigen zu überwinden. Dazu passt der Schreibstil von Rebecca Yarros, der intensiv und gefühlvoll ist. Sei es Verzweiflung, Frust oder verliebt sein- die ganze Palette ist dabei. Ich vergebe insgesamt vier Sterne.

    Zwei Welten


    Eine Journalistin verliebt in einen Hollywoodstar? Das birgt einiges an Brisanz. Vor allem, wenn die beiden ein tiefes Geheimnis verbindet wie in „Und plötzlich ist es wunderbar“…

    Edie ist Journalistin für ein Online Magazin und hat sich von Schauspieler Elliot aufgrund der Entfernung Amerika- London getrennt. Doch dieser möchte sie nicht gehen lassen. So entwickelt sich die Beziehung der beiden zwischen Fettnäpfchen und unterhaltsamen Episoden. Von der Schikane auf Edies Arbeit über die Hochzeit von Elliots Bruder ist viel dabei. Manchmal sind die Situationen so klischeehaft oder überspitzt, dass es mir schwer fiel, weiter zu hören, allerdings überwiegt für mich der sehr unterhaltsame Teil. Dieser wird durch den lockeren, lustigen Schreibstil unterstützt.

    Die Beziehung der beiden hingegen ist problematisch, um es gelinde auszudrücken, und keiner der Protagonisten hat Interesse, daran zu arbeiten. Viele Kindereien und mangelnde Kommunikation sind an der Tagesordnung, was bei mir zu Augenrolllen führte. Dabei hat die Beziehung durchaus Potential (Überraschungen, sich mit den Gepflogenheiten des Partners auseinandersetzen etc.). Das fehlt mir persönlich ein wenig.

    Insgesamt gebe ich mit zugekniffenen Augen vier Sterne und freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

    Reise



    Was, wenn ein nahestehender Mensch verschwindet? Von einer Reise nicht zurückkehrt? Damit hat Anne in „Sunbirds“ zu kämpfen.


    Annes Sohn Torran ist vor einigen Jahren verschwunden. Nun sucht sie gemeinsam mit ihrer Nichte, Journalistin Esther, nach dem Vermissten. Dabei erlangen die Frauen stets neue Erkenntnisse…

    Ich finde den Roman sehr ansprechend. Eher ruhig und einfühlsam wird die Reise von Anne und Esther geschildert. Die Überlegungen der beiden Frauen regen dabei zum nachdenken an und holen den Leser ab, an der beschwerlichen und intensiven Reise teilzunehmen. Dabei lernt man einiges, zum Beispiel über Sonnenvögel oder das Leben in den Bergen Indiens. Spannend finde ich auch, dass auf Schicksale eingegangen wird und Torrans Verschwinden nur exemplarisch ist. Der Schreibstil passt perfekt, das es bildhaft und beschreibend ist, ähnlich wie ein Reisetagebuch. Super gemacht!

    Musik


    Musik ist sehr ausdrucksstark. Sei es Klassik wie Mozart oder Beethoven, Schlager wie Vicky Leandros oder Roberto Blanko oder gar Rap wie Bushido oder Usher. Wie viel Musik für das Leben eines jungen Mädchens bedeutet, zeigt „Durch das raue zu den Sternen“.

    Arkadia passt nicht zu ihren Altersgenossen. Sie ist musisch talentiert und möchte im Knabenchor singen. Unterstützung hat sie keine zu erwarten, ehe eine Musikerin ihr Talent erkennt und sie im Knabenchor unterbringt…

    Ich fand das Buch sehr berührend. Arkadias Situation am Rand der Gemeinschaft wird bildhaft dargestellt (ziehen an Haaren, Spott, Skepsis). Auch ihre Freundschaft zu einer alten Frau und das Zusammenleben mit ihrem Vater werden tiefgründig beschrieben. Der Schreibstil ist dabei ruhig und unaufgeregt, was zum Thema passt. Allerdings stockt die Story und es wird zwischendurch langatmig, zum Beispiel durch lange Sätze. Dadurch geht der Lesefluss teils verloren. Es erinnert mich quasi an ein Lied mit zu vielen Akkorden. Da die Thematik jedoch so wichtig ist, gebe ich vier Sterne.

    Episoden


    Eine Krankenschwester im besetzten Norwegen des zweiten Weltkriegs, die russisch spricht. Eine Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, die in einem Lager in Norwegen arbeiten muss. Und eine junge Frau, die sich mit einem deutschen Soldaten anbandelt. Diese drei Freundinnen sind Protagonistinnen in Trude Teiges „Wir sehen uns wieder am Meer."


    Der Roman ist der dritte und letzte Teil von Trude Teiges Reihe über Juni Bjerkes Großmutter Tekla und ihre Geschichte, wobei sich dieses Buch Teklas Freundinnen und ihren Geschichten widmet. Birgit ist Krankenschwester, die in einem Krankenhaus auf dem Land ihren Dienst antritt. Schnell trifft sie die Ukrainerin Nadia, die in einer misslichen Lage ist. Allerdings ist auch Birgits Lage wenig besser- sie liebt einen russischen Soldaten…

    Ich finde das Buch an und für sich klasse. Birgit und Nadia sind starke Frauen, die ihren Weg versuchen, zu gehen. An ihnen wird exemplarisch gezeigt, welche Hürden es zum Ende des zweiten Weltkrieges und danach gab. So wird Nadia von der Familie des Vaters ihres Sohnes abgelehnt, weil sie Ukrainerin ist. Birgit hingegen arbeitet für die Amerikaner in Russland, wird jedoch als Spitzel abgestempelt und sogar inhaftiert, weil sie ihre Liebe aus Russland sucht, der sie hintergangen hat. Teige wählt eine gefühlvolle und authentische Sprache, um dies zu übermitteln.

    Allerdings geht ein Stück dieser Authentizität in der Übersetzung verloren. Benutzte Teige im Norwegischen Original noch deutsche und russische Ausdrücke für die Muttersprache der Soldaten, ist das in der deutschen Übersetzung nicht zu 100% umgesetzt. Dadurch kommt es zu einem ganz anderen Verständnis. Auch einige damals typischen norwegischen Floskeln, die im Original eingestreut sind, fehlen mir. So entsteht statt einem Bindeglied durch Birgit als Übersetzerin eine leichte Aneinanderreihung der einzelnen Episoden. Das ist sehr schade. So vergebe ich vier Sterne.

    Nervensache


    Egal wann man unterwegs ist- Staus kommen immer wieder vor. Vor allem in der Sommerhitze können die Nerven blank liegen. Doch was, wenn es im Stau zu einen Mord kommt? Darum geht es in „Der Stau“ von Jo Furness.

    Belinda „Billy“ Kidd ist eine Polizistin kurz vor dem Ruhestand. Als sie von einem sechsmonatiger Urlaub zurück kehrt, entsteht ein Stau- der stundenlang anzudauern droht. Während des Wartens entdeckt Billy eine Leiche alleine in einem Auto. Schnell steht fest, dass der Mann umgebracht wurde. Doch wer ist der Mörder?

    Mir hat die Locked Car Idee gut gefallen. Die Verkehrssituation ist nervenaufreibend und alltäglich zugleich, doch ein Mord bringt zusätzlich Brisanz rein. Fourness gelingt es, den Grad zwischen Ermittlungen und spürbarer Spannung darzustellen. Viele Schlüsselbegriffe, die immer wieder auftauchen (von früheren Inhaftierten über Verkehrsdelikte) verknüpfen die kurzen Kapitel und das meiste lässt sich gut lesen. Allerdings zieht sich die Handlung zwischendurch ordentlich und die Vielzahl der Charaktere (einige leider auch unwichtig, wie später klar wird) macht es schwer, den Ermittlungen zu folgen. Dadurch habe ich den Eindruck, das alles ein wenig konstruiert wirkt. Insgesamt gebe ich Dreieinhalb Sterne, wobei ich auf vier aufrunde.

    Verbesserungsbedürftig


    Wie lebt es sich als Außenseiter in einer Gesellschaft voller Zwänge? Das beschreibt Ocean Vuong in „Der Kaiser der Freude“.

    Hai ist queer und hat eine vietnamesische Mutter. Um durch den Tag zu kommen, nimmt er Pillen. Direkt zu Beginn des Romans möchte er sein Leben beenden. Dann ist da Grazina, seine Retterin. Sie hat den Holocaust überlebt und hat mit ihren Erinnerungen zu kämpfen. Hai wird ihr Pfleger und kommt bei ihr unter. Zudem beginnt er, inmitten anderer Außenseiter in einem Diner zu arbeiten.

    Vuong spricht in seinem Buch wichtige Themen an. Posttraumatische Belastungsstörungen gehören genauso dazu wie Drogen, Depression, Armut, fehlende Zugehörigkeit, mangelndes Selbstvertrauen, abwesende Eltern oder unterlassene Hilfe. All diese Themen in ein Buch zu packen ist eine Herausforderung, die Vuong nur bedingt gelungen ist. Die Themen werden allesamt in schöner, lyrischer Sprache angeschnitten, jedoch nicht vertieft. Das zeigt sich besonders in den Charakteren, denen die Tiefe fehlt. Wir erfahren von den Problemen als solches, nicht aber, wie es den Charakteren damit geht. Es mangelt an Ecken und Kanten, an dem gewissen Etwas- sowohl bei den Charakteren, als auch in der Spannung. Das ist nämlich ein weiteres Problem: auch wenn die Themen wichtig sind, zieht sich die Handlung hin und zwischendurch wird es anstrengend, dem Geschehen aufmerksam zu folgen.

    Die Story hat Potenzial, die Themen sind wichtig und die Sprache ansprechend- allerdings fehlen die Details bei Charakteren und Spannung. Daher gebe ich schweren Herzens drei Sterne.

    Mysteriös


    Was hat sich im Surf House ereignet? Und wie weit ist man bereit zu gehen, um einen Unfall zu verdecken? Darum geht es in Lucy Clarks Surfhouse.

    Nach einem gescheiterten Job als Model macht sich Bea in Marokko auf den Weg ins Abenteuer. Bei einem Überfall verliert sie ihre gesamten Wertsachen- und landet im mysteriösen Surf House. Dort soll ein Gast einst verschwunden sein. Doch was ist wahres dran?


    Ich bin sehr gut durch das Buch durchgekommen. Clarkes Schreibstil hat mich quasi abgeholt und mitgenommen. Die authentischen Beschreibungen, die alltagsnahe Sprache sowie die gerade Story machen das Buch für mich zum Lesevergnügen. So hatte ich auch ohne Ortskenntnisse den Eindruck, dort zu sein.

    Allerdings bin ich mit den Charakteren nur bedingt warm geworden. Bea ist verzweifelt und naiv, etwas dümmlich, Ich hätte mehr von ihr erwartet, muss ich gestehen. Direkt nach den Überfall wendet sie sich an den erstbesten Fremden, nur um sich im Surf House erneut an einem Fremden mit unklaren Absichten zu halten. Das ist ein weiterer Kritikpunkt: die Nebencharaktere. Wer steht wie zu wem? Und wer hat welches Ziel? Sie scheinen sehr einfach gezeichnet und dennoch schwer greifbar. Warum zum Beispiel gibt Aiden Bea einen Vorschuss und ermittelt dann selber? Warum bleibt der Täter vor Ort? Da ist vieles unklar.

    Da es dennoch ein spannender, unterhaltsamer Krimi ist gebe ich vier Sterne.

    Super spannend


    Das Eigenheim brennt ab. Für die junge Mutter Gina, ihre beiden Kinder und Ehemann Matt ist das ein gewaltiger Schock. Gottseidank dürfen sie im Haus von Freundin Annie wohnen. Doch was ist das Geheimnis um Haushälterin Mary?

    Samantha Hayes gelingt es schon im ersten Kapitel, mich abzuholen. Viele Geheimnisse reihen sich aneinander, vom Brand über den Todesfall einer weiteren Freundin bis hin zu den Verhalten von Mary, das immer merkwürdiger wird. Dabei gibt es regelmäßig neue Entwicklungen, die den Spannungsbogen hoch halten.

    Durch den abwechslungsreichen, flüssigen Schreibstil kann ich mir die Story vor Augen führen und habe den Eindruck, alles direkt mitzuerleben. Es wird nie langweilig oder monoton, was mir persönlich sehr gut gefällt. Die handelnden Personen sind alle aus Ginas Umfeld, sodass ich nie Probleme habe, mich zu fragen, wer das ist. Daher habe ich an dem Thriller gar nichts auszusetzen und gebe fünf Sterne.



    ASIN/ISBN: 342322133X

    EDIT: ISBN13 gegen ISBN 10 ausgetauscht, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    Visionen


    Schon immer bestimmten Prognosen und Visionen unser modernes Leben. Doch wie viel Wahrheitsgehalt soll man Wahrsagerei zurechnen?

    Cherry befindet sich in einem Flugzeug auf einem Innerlandsflug, als sie aufsteht und ihren Mitreisenden den Tod nebst Ursache vorhersagt. Viele tuen es ab- ehe die ersten Prognosen zutreffen….

    Ich muss zugeben, dass dieses Buch für mich weit unter dem Potenzial blieb. Ich hätte es absolut gefeiert, einige wenige Prognosen zu erfahren und abgehandelt zu bekommen, doch stattdessen erstellt Cherry zahlreiche Visionen. Das zieht sich aus meiner Sicht unnötig in die Länge. Auch die Rückblenden über Cherrys Vergangenheit, die immer wieder eingestreut werden, konnten kaum zusätzliche Spannung halten. Das für mich am besten umgesetzte waren die Zweifel, nachdem die ersten Prognosen zutrafen, was für mich absolut verständlich war. Die Sprache im Thriller war zwar okay, konnte mich aber auch nur bedingt abholen. Wer bereit ist, sich durch ein Dickicht an Visionen zu arbeiten, ist hiermit gut beraten. Ich persönlich gebe für die Idee und einzelne Highlights sowie eine akzeptable Sprache drei Sterne.

    Ruhig


    Am Meer spielt sich das Leben anders ab als in der Stadt, das ist klar. Doch wie groß sind die Kontraste? Das wird in „Halbinsel“ veranschaulicht.

    Während sie auf einer Tagung reden soll, bricht Linn zusammen. Burn out. Ihre Mutter Annett holt sie zu sich ans Meer- und erfährt einiges, womit sie nicht gerechnet hat…

    Ich finde den Roman gelungen. Durch die beiden Generationen werden verschiedene Sichtweisen offenbart: Mutter Annett lebt am Meer, mag Fisch und nutzt das Auto für größere Strecken, Tochter Linn ist Klimaaktivistin und an Nachhaltigkeit interessiert. Durch die angespannte Situation zwischen den beiden (wenig gemeinsame Unternehmungen, Unwissenheit, geringfügige Kommunikation) entsteht ein spannungsgefüge, das ich spüren kann. Untermalt wird die angespannte Situation von der Natur, vor allem dem Meer, das mit seinen Gezeiten ein gutes Sinnbild für die Beziehung darlegt: Verlust, Loslassen und Wiederkehr sind zentrale Themen im Leben von Linn und Annett. Immerhin starb der Vater beziehungsweise Partner plötzlich während Linns Kindheit- ein Thema, dass es für die beiden noch zu verarbeiten gilt.

    Ich finde, dass der Roman ruhig und sanft wichtige Themen behandelt. Gewiss hätte etwas mehr Härte für die wicht Themen oder Kommunikation zwischen den Frauen zur Spannung beigetragen, aber ich finde, dass gerade dieses leise, ruhige gut passt. Vier Sterne für diesen Roman.

    Zwischen damals und heute


    Ein abgeschiedener Ort steckt häufig voller Geheimnisse. Welches Geheimnis birgt ein sizilianisches Dorf, dass wie ausgestorben ist? Darum geht es in „Der dunkle Sommer“.

    Architektin Tilda kauft für 1€ ein altes Haus in einem sizilianischen Bergdorf. Sie möchte aus ihren alten Leben in Deutschland fliehen, daher erscheint es ihr perfekt. Doch bald wird sie mit Geheimnissen konfrontiert, die sie mehr betreffen als gedacht…

    Ich finde Vera Bucks neuen Thriller sehr interessant. Gewiss, es dauert ein wenig, ehe die Story Fahrt aufnimmt, doch spätestens, als Tilda und ihr Bruder in der Kirche eingesperrt werden, bin ich gefesselt. Mir stellen sich eine Menge Fragen. Was ist in der Kirche beziehungsweise im Dorf passiert? Was hat überhaupt zu Tildas Flucht geführt? Und welche Geheimnisse haben der alte Mann und seine Pflegerin? All diese Fragen beantwortet Buck auf zwei Zeitebenen: zwischen den 80ern, als Franca, die heute ihren Vater pflegt, erwachsen wird, und der Gegenwart, mit Journalist Enzo, der ein Buch über die Geschichte des Dorfes schreiben möchte, sowie Tilda, die mehr über ihr neues zuhause erfahren möchte. Die Story wird abenteuerlich und spannend dargestellt, wobei langsam Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart entstehen. Durch Plottwists und neue Ansätze bleibt es stets spannend, auch wenn einiges absehbar ist.

    Für mich fehlt der ganz große Knall- quasi das die alten Geheimnisse an die Öffentlichkeit geraten und weitere Menschen zur Verantwortung gezogen werden. Oder was aus den Entführungsopfern wurde, deren Stimmen auf den MP3 Player sind. Das hätte den Roman für mich perfekt abgerundet. So gebe ich den spannenden und interessanten Thriller vier Sterne und freue mich auf das nächste Buch von Buck.

    Nicht nur schwarz und weiß


    Was ist die Geschichte hinter Kriminalfällen? Und ist der Ablauf eines Kriminalfalles immer wie es scheint? Damit beschäftigt sich „Dunkle Momente“.

    Die Protagonistin des Romans ist Strafverteidigerin Eva Herbergen, die zu Beginn ihre Zulassung zurück gibt. Aus diesem Anlass schaut sie zurück auf die außergewöhnlichsten Fälle.

    Die Fälle scheinen vorerst relativ klar, doch je mehr ich lese, kommen Fragen auf. Ist es Mord oder Todschlag? Handlung im Affekt? Eingeschränkte Handlungsfähigkeit? Diese Fälle laden zum hinterfragen und nachdenken an. Ich beginne mich zu fragen, wo die Grenzen des Rechtsstaates sind. Viele Schattierungen zeigen sich erst im Verlauf der Fälle.

    Die Fälle werden meist reflektiert- sachlich und sehr authentisch geschildert. Da Autorin Elisa Hoven selbst Strafverteidigerin ist, kann sie mir in ihren Roman das passende Hintergrundwissen mitgeben. Dadurch lässt sich das Buch insgesamt gut lesen, auch wenn man Zeit zum nachdenken braucht. Was mich allerdings stört ist, dass einige Fälle in die Länge gezogen werden und so den Reiz verlieren. Insgesamt gebe ich vier Sterne.

    Lebensgeschichten


    Mit zunehmenden Alter denken die Menschen mehr an erlebtes. Sie versuchen, sich an Sachen zu erinnern, doch die Erinnerungen vermischen sich. So geht es auch Margrit in „Flusslinien“.

    Margrit ist 102 Jahre alt und lebt in einer Seniorenresidenz. Während sie auf ihren Tod wartet, verbringt sie ihre Tage im römischen Garten in Hamburg oder mit Besuchen von ihrer Enkelin Luzie. Begleitet werden die beiden im Alltag von Fahrer Arthur, der eigentlich Kunstsprachen entwickeln möchte. Und während ihre Oma versucht, sich an die Gestalterin des Gartens zu erinnern, möchte Luzie einiges verdrängen….

    Mir gefällt der Roman sehr gut. Margrits Erinnerungen sind interessant zu lesen und durch den Garten sind die Auswirkungen noch sichtbar. Auch Luzie ist eine sehr spannende Figur mit Ecken und Kanten. Nicht immer kann ich die Entscheidungen nachvollziehen. Ich verstehe zum Beispiel, warum Luzie ihrer Großmutter das Tattoo sticht, aber muss das bei alter Haut wirklich sein?

    Für wen ich wenig Verständnis habe ist Arthur. Er entwickelt zwar eine Kunstsprache, aber seine Kunden können diese besser anwenden und verhöhnen ihn? Wie passt das? Fragen wie diese stellen sich mir immer wieder zu Arthurs Person.

    Der Schreibstil ist langsam und entspannt. Wie in einem echten Fluss plätschert das Buch vor sich hin und regt zum Nachdenken an. Was bleibt? Welche Erinnerung gehört wozu? Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass ich glücklich bin? Diese und andere Fragen stellen sich beim lesen. Dabei ist das Buch angenehm zu lesen und lässt sich flüssig lesen. Spannung fehlt weitestgehend, aber das ist okay. Ich gebe vier Sterne, weil ich nicht immer alles nachvollziehen kann und mich Arthurs Geschichte leicht nervt.

    Konstrukte


    Ein Ferienlager ist für Teenager oft etwas abenteuerliches. Lagerfeuer, Schatzsuche, Küsse oder Partys ganz fernab der Eltern haben ihren Reiz. Doch was wenn ein Teenager verschwindet? Und es bereits Jahre zuvor einen ähnlichen Fall mit dem älteren Bruder gab? Das ist die Situation in „Gott des Waldes“.


    Die wohlhabende Familie Van Laar veranstaltet jedes Jahr ein Ferienlager für Teenager gut betuchter Eltern. Fünfzehn Jahre nachdem Sohn Bear aus einem solchen Lager verschwand, ist nun auch Tochter Barbara weg. Während der Suche kommen Geheimnisse ans Licht, mit denen niemand gerechnet hat…

    Ich finde den Thriller unglaublich spannend. Gewiss, der Anfang ist zäh und es gibt viele Charaktere, sodass ein Überblick schwerfällt, aber das Ende war sehr unerwartet und spannend. Auch die einzelnen Geschichten und Schicksale haben sich entwickelt, sodass immer wieder neue Konstrukte entstanden. Besonders interessiert hat mich persönlich das Schicksal von Alice, der Mutter der vermissten Kinder, sowie das von TJs Vorfahren. Aber auch das andere Personal sowie die Betreuer machen spannende Entwicklungsschritte. Der Schreibstil kann je nach Person variieren, ist jedoch stets flüssig zu lesen und verständlich. Der eine oder andere Cliffhanger sorgt für zusätzliche Spannung im Roman.

    Abgerundet wird der Roman durch die imposante Landschaft des Reservats. Weitläufig, mitten in der Natur und nahe Wald und Fluss ist es auch ein idealer Ort zur Erholung oder um zu sich zu finden. Ich gewinne den Eindruck, direkt vor Ort zu sein und kann mir alles gut vorstellen.

    Ich bin weitestgehend zufrieden und gebe den Roman fünf Sterne, auch wenn es dauert, ehe die Handlung Fahrt aufnimmt.

    Varianten


    Wenn man die Chance hat, eine Biografie über eine Berühmtheit zu schreiben, ist das etwas besonderes. Aber was, wenn man erst einen Konkurrenten ausschalten muss, den man viel zu gern mag? Das ist Thema in Emily Henrys Great big beautiful life.


    Alice ist Journalistin und möchte gerne als Autorin durchstarten. Als sie die sagenumwobene Margret St. Ives trifft, hofft sie auf den Durchbruch- wäre da nicht Hayden, Pulitzer Preis Gewinner und ihr Konkurrent. Nach und nach erfahren die beiden jeweils mehr über die geheimnisvolle Dame aus der skandalträchtigen Familie. Doch ist wirklich alles wie es scheint?

    Bisher kannte ich von Emily Henry nur ihre unterhaltsamen YA Romane. Hier wagt sich die Autorin auf neues Terrain zwischen Familiensaga und Liebesroman. Der Einstieg fiel mir persönlich etwas schwerer als in ihre anderen Werke, da es sich erst zog und ich mich damit schwer tat, die Situation korrekt einzuordnen. Früh beginnt es immer wieder zwischen Hayden und Alice zu knistern, jedes mal weißt er sie zurück- und immer wieder kommen dabei neue Erkenntnisse raus.

    Auch die Interviews mit Margret fangen schleppend an. Im Laufe des Romans zeichnen sich zwei Versionen der Geschichte ab- die von Margret und die offizielle der anderen. Doch die beiden Interviewer müssen erst mit einem Konstrukt aus Lügen und konstruierten Wahrheiten umgehen. Interessant finde ich dabei die alten Familiengeheimnisse, die weitreichender sind als erst angenommen. Bis die erreicht sind, dauert es verständlicherweise etwas. Der Weg dahin ist zwischenzeitlich zäh.

    So kommt Alice erst nach und nach erst hinter Haydens Problem, das keineswegs sie ist, sondern seine Unfähigkeit, Gefühle zuzulassen. Diese liegt teils tief in seiner Vergangenheit verankert und es ist für Alice ein Prozess, dies zu erkennen und dann auch damit umzugehen. Nicht immer gelingt ihr das und manchmal hätte ich die beiden gerne mal fest geschüttelt. So viel Sturheit ist echt ein Drama.

    Die Sprache wiederum ist typisch Emily Henry. Wortwitze, unterhaltsame Situationen und Streitereien auf hohen Niveau haben mich abgeholt. Nicht zu vergessen der eine oder andere Plottwist am Ende. Das hat für mich den mauen Anfang etwas wettgemacht. So gebe ich vier Sterne und freue mich auf ihr nächstes Buch.

    Magic Inge


    Viele Orte beeinflussen uns nachhaltig. Mit zunehmendem Alter kommt das Bedürfnis, an einige Orte zurückzukehren. So auch bei Inge in „Das Licht in den Wellen“.




    Als junge Dame ist Inge von Föhr nach Amerika ausgewandert. Inzwischen lebt sie wieder auf Föhr, kehrt jedoch mit ihrer Ur- Enkelin Swantje nach Amerika zurück. Dort hat sie einiges erlebt…


    Inges Geschichte beinhaltet eine Stelle in der Küche eines Delis, ein eigenes Restaurant und eine strenge, aber herzliche Lehrerin. Sie übernimmt ein Restaurant in einem Segelclub und gewinnt so einflussreiche Kontakte, zum Beispiel mit Präsident Kennedy. Dennoch hat sie mit Vorurteilen und Sehnsüchten zu kämpfen, die sie schlussendlich zurück nach Föhr führen.


    Ich finde die Geschichte sehr spannend. Viele Gefühle von Inge kann ich nachvollziehen und die Beschreibungen ermöglichen es mir, ein Bild vor Augen zu bekommen. Dadurch kann ich der Handlung folgen. Allerdings konnte ich irgendwann ahnen was passiert. Spätestens mit Inges Hochzeit war mir klar, was noch kommt. Einziger Twist ist, als David sich von ihr abwendet. Aus Eifersucht? Aus Angst, seine Machenschaften könnten auffallen? Die Fragen bleiben wohl offen und die Handlung plätschert weiter dahin. So gebe ich den leichten Roman vier Sterne und empfehle ihn als Lektüre für zwischendurch weiter.

    Kraft der Natur


    Ein Haus am Wasser, rundherum die Berge. Dieses Cover spricht mich nicht nur wegen der farblichen Gestaltung (meine Lieblingsfarbe ist lila) an, sondern auch wegen der Landschaft.


    Gro und ihr Mann Niklas haben lange Zeit in Stavanger gelebt. Nach seinen Tod kann Gro weder in der Stadt bleiben noch ihrer Arbeit auf den Ölplattformen nachgehen. Sie zieht sich in ein Haus am Fjord zurück, widmet sich der Natur- bevor eines nachts ein Gewitter für überraschenden Besuch sorgt…


    Ich habe selber ein halbes Jahr zum studieren in Norwegen gelebt. Stavanger, die ursprüngliche Heimat von Protagonistin Gro, war damals mein Zuhause auf Zeit. Entsprechend war mein Interesse spätestens dann geweckt als ich von der Stadt im Buch las. Aber auch die Grundstory machte mich neugierig.

    In Norwegen ist es nicht ganz unüblich, sich für eine Zeit in die Natur zurückzuziehen. Viele Norweger besitzen eine „Hytte“, oft aus Holz, am Wasser oder in den Bergen. Doch dauerhaft in der Natur zu leben, wie Gro es tut, ist selbst bei den naturverbundenen Norwegern eine Seltenheit. Das wird unter anderem dann deutlich, wenn Gro zum einkaufen in die Stadt fährt oder sich mal ein Schiff zu ihr verirrt. Durch detaillierte Beschreibungen von Gesprächen und Problemen in der Abgeschiedenheit gelingt es Strohmeyer, dieses Gefühl an die Leser zu übermitteln. Aber nicht nur diese Situationen werden authentisch dargestellt. Auch Gros Kontakt zur Natur und den Tieren wird gefühlvoll geschildert. Eine Robbe hat dabei ebenso eine wichtige Position wie ein Vogel, den Gro pflegt.

    Zusätzliche Spannung wird eher zufällig aufgebaut. Der Sturm bringt einen Schiffbrüchigen, Tagebücher werfen ebenso Fragen auf wie das Gespräch mit der Schwiegermutter und Suizide werden als Unfall getarnt. Ich finde das Buch absolut gelungen, selbst wenn mancher Leser Gros Geschichte als zäh empfinden könnte- für mich ist die detaillierte Beschreibung von Gros Leben in der Natur perfekt und passt zu Norwegen. Ich gebe fünf Sterne.

    Gardasee Flair


    Eine Leiche im Wasser erweckt die Aufmerksamkeit von Journalistin Gianna. Was ein altes Geheimnis rund um den früheren US Präsidenten Churchill damit zu tun hat, wird in „Was am Ufer lauert“ behandelt.

    Der Krimi spielt am italienischen Gardasee, was schon ziemlich früh durch die landschaftlichen Beschreibungen der Orte deutlich wird. Die Uferpromenade wird ebenso beschrieben wie die Klippen und Berge, die Aussicht wird zusätzlich bei einem Fallschirmsprung in Worte gefasst, was es mir sehr gut vor Augen führt.

    Die Handlung an und für sich baut sich erst langsam auf. Zwar findet Gianna die Leiche, aber für lange Zeit stehen eher familiäre Beziehungen und das mysteriöse Geheimnis von Churchill, was leider nicht besonders spannend eingeführt wird, im Vordergrund. Dadurch wirkt die Geschichte langweilig und zäh. Erst zum Ende wird es aufregend und der Leser mit einen spannenden Schluss zumindest etwas versöhnt. Auch die Sprache ist trotz italienischen Einwürfen eher mittelmäßig- nicht schlecht, aber nicht so spannend wie man sie bei einem Krimi erwarten würde. Insgesamt wirkt es wie ein leichter Urlaubsroman für zwischendurch. Es ist durchaus interessant, aber nun mal kein spannender Krimi. Daher gebe ich vier Sterne.

    Leide flach


    In amerikanischen Colleges spielt Sport eine große Rolle. Man identifiziert sich mit der Mannschaft, zeigt Stolz und schaut sich Spiele an. So auch in „Mismatch“, wo Sportjournalisin Joyce auf Basketballer Austin trifft.


    Austin hat großes Talent. Nicht nur Joyce fragt sich, warum der eingebildete Sportler im die Kleinstadt gezogen ist. Doch Austin hat ein Geheimnis, was ihn unnahbar macht…


    Ich finde die Geschichte soweit okay. Der Grundgedanke hat wenig Neues, erst mit der Zeit wird ein wenig Spannung aufgebaut. Auch die Sprache ist in diesem Roman eher mittelmäßig. Mir fiel es daher schwer, eine enge Bindung zu den Protagonisten aufzubauen, obwohl manche Szenen wirklich unterhaltsam sind und ich vor allem Austins Großmutter sehr gerne mag. Insgesamt ist es eine akzeptable Story für zwischendurch, bleibt aber flach. Für mich drei Sterne.