Die Hummerfrauen von Beatrix Gerstberger

  • ASIN/ISBN: B0DKTP7WDR


    Frauen, die ihren Mann stehen – ein absoluter Lesegenuss

    Worum es geht:
    Ann war mal eine Professorin, doch dann hat es sie, zusammen mit ihrer großen Liebe, nach Maine verschlagen. Die Liebe ist gegangen, doch Ann ist geblieben und wurde Hummerfischerin. Einzig ein blauer Hummer namens Mr. Darcy ist ihr nun ihr Wegbegleiter. Julie ist nach einem Unfall nicht mehr dieselbe. Ihr Kopf funktioniert nicht mehr so, wie es vor dem Unfall mal war. Da geht sie nach Maine und auch sie wird Hummerfischerin, was eigentlich eine Domäne der Männer ist. Mina kam schon als Kind in den Sommerferien immer nach Eagle Island. Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag in der Familie gibt es für sie nur einen Ort, an dem sie sich Zuhause fühlt und das ist Eagle Island. Denn nur hier ist das Leben frei und irgendwie unbeschwert.

    Mein Fazit:
    Mich hat die Story von der ersten Seite an sofort gepackt. Hier wird die Geschichte von unterschiedlichen Frauen in unterschiedlichem Alter erzählt, die irgendwie eine richtige Sogwirkung auf mich entwickelt hat, weil sie so spannend in interessant ist. Dabei wird die Geschichte in unterschiedlichen Zeiten erzählt, was jedoch gar kein Problem darstellt, da man immer genau weiß, in welcher Zeit man gerade ist. Ich habe Mina, Ann und Julie gleich in mein Herz geschlossen. Die Menschen in Maine bilden eine wundervolle Einheit, stehen füreinander ein, wenn es nötig ist. Ich habe beim Lesen die Boote vor meinem Auge sehen können und fühlte mich, als wäre ich selber am Meer. Ein wundervolles Buch, das einem im Gedächtnis bleibt. Ich hätte gerne noch viel mehr gelesen. Für mich eins der schönsten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe.

    Von mir gibt es für diese tolle Sommerlektüre eine klare Leseempfehlung und volle 5 Sterne. *****


    Produktinformation

    • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
    • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 26. Juni 2025
    • Auflage ‏ : ‎ 4.
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423284765
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423284769
  • Hummer, die einzigartigen Schätze von Maine ...

    Fast war ich ein wenig traurig die drei Frauen und das wunderbare Maine schon wieder verlassen zu müssen. Es war nach „Beeren pflücken“ für mich tatsächlich schon der zweite Ausflug in diese Region. Diesmal treffe ich auf drei starke Hummerfrauen, die jede für sich ihr eigenes Schicksal zu tragen hat.

    Mit diesem Buch mache ich es mir zur Aufgabe, die drei Frauen ein wenig näher kennenzulernen. Die älteste im Trio ist Ann, die in ihrem „ersten Leben“ Professorin war, sich dann aber entschloss alles hinter sich zu lassen und zusammen mit ihrer großen Liebe nach Maine zu ziehen. Die Liebe übersteht das Abenteuer nicht, doch Ann bleibt in Maine und wird Hummerfischerin. Ihr einziger treuer Wegbegleiter ist nun ein ungewöhnlicher blauer Hummer namens Mr. Darcy. Die Mittlere“ ist Julie, die nach einem schweren, beinahe tödlichen Unfall nicht mehr sie selbst ist. Ihr Kopf folgt einfach nicht mehr ihrem Herzen, oder ist es umgekehrt? Auch sie verschlägt es nach Maine, wo sie die Hummerfischerei kennen und lieben lernt und somit wieder einen Platz in ihrem Leben erobert. Das Küken Mina kennt die Insel schon von Kindesbeinen an. Jeden Sommer verbrachte die Familie dort, bis ein mysteriöses Ereignis dem Ganzen einen Strich durch die Richtung macht. Seit jenem letzten dort verbrachten Sommer ist nichts mehr so wie es war. Diesem Geheimnis möchte Mina auf den Grund gehen und kommt, nicht lange nach ihrer Ankunft – wie soll es anders sein – auch zur Hummerfischerei. Eagle Island scheint einfach eine magische Anziehungskraft auszuüben!

    Mir schien es beim Lesen dieses Romans, als blätterte ich nicht nur die Seiten des Buches, sondern auch die Seiten im Leben von Ann, Julie und Mina um. Schnell war ich versunken in dieser Geschichte um die drei starken Frauen, die das Schicksal auf so wunderbare Weise zusammengebracht hatte. Die wort- und bildgewaltige Sprache ließ mich die Rauheit der Natur, den Duft des Meeres und die Schroffheit der Menschen erleben, als wäre ich live dabei. Ich habe mit ihnen gelitten, gelacht und geliebt und bin nach wie vor ganz verzaubert von diesem wunderbaren Buch. Für mich ist dieser Debutroman von Beatrix Gerstenberger ein absolutes Highlight, das von mir selbstverständlich mit fünf Sternen die absolute Bestnote erhält. Ich habe „Die Hummerfrauen“ inzwischen schon im Freundeskreis weitergeben und wünsche dem Buch und der Autorin viel, viel Erfolg damit. Ich freue mich ausgesprochen, diesen Roman entdeckt zu haben und würde es immer weiterempfehlen!

  • Beatrix Gerstberger: Die Hummerfrauen. Roman, München 2025, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-28476-9, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 393 Seiten, Format: 13,8 x 3,44 x 21,5 cm, Buch: EUR 22,00, Kindle: EUR 16,99, auch als Hörbuch lieferbar.


    „Ab und zu dachte Ann […], dass sich all dies zerbrechlich anfühlte. Als hielte das gewohnte Leben nur kurz die Luft an um jeden Einzelnen von ihnen in dieser Wohlfühlblase in Sicherheit zu wiegen und dann wieder auszuspucken.“ (Seite 201)


    Hier gibt’s viele Personen und drei Zeitebenen (2018, 2000 und 1982). Ich musste erst einmal ein paar Notizen machen, um mich in der Geschichte zurechtzufinden. Das hat sich aber gelohnt!


    Seattle, 2018: Mina Gray, Mitte 40, erhält überraschend einen Anruf aus Stone Harbor/Maine: Eine Freundin, bei der sie vor Jahren eine Weile gewohnt hat, ist verstorben. Nun soll sie zur Beerdigung kommen

    Mina fürchtet sich davor, mit ihrer Vergangenheit konfrontiert zu werden – und trotzdem reisen die beiden nach Maine.


    Was ist im Sommer 1982 passiert?


    Bis 1982 war es für die Familie Gray aus Philadelphia ein festes Ritual: Den Sommerurlaub verbrachten sie bei den Hummerfischern auf Eagle Island/Maine. Die Grays – der Jurist Richard, seine Frau „ich-war-mal-Vorstandssekretärin“ Judith und die Kinder Christopher (geb. 1970) und Mina (Jahrgang 1972).


    Die Kinder kennen es gar nicht anders. In der Hummerfischer-Familie Jones finden sie sowas wie Wahlverwandte. Von früh bis spät sind die Gray-Kinder mit dem beiden Jones-Söhnen Jack und Sam auf der Insel unterwegs.


    Und dann, im Sommer 1982, muss irgendwas Schreckliches passiert sein, von dem Mina nichts mitgekriegt hat. Die Grays reisen Hals über Kopf ab und kehren nie wieder nach Maine zurück. Es wird auch nie darüber gesprochen. Christopher ist seitdem völlig neben der Spur und kriegt sein Leben nicht auf die Reihe. Mit 30 kommt er bei einem Verkehrsunfall ums Leben.


    Zurück an den Ort der glücklichen Kindheit


    Stone Harbor/Eagle Island, 2000: Mina, die mit 28 Jahren noch immer bei ihren Eltern lebt, flüchtet vor Judiths theatralischer Trauer nach Stone Harbor, an den Ort, an dem sie zuletzt als Familie glücklich waren. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten.


    Durch Zufall landet Mina als Feriengast bei Ann Pretchett, 72, einer Hummerfischerin mit eigenem Boot – und bleibt. Ann ist rau, introvertiert und ein bisschen exzentrisch. So hält sie zum Beispiel einen blauen Hummer als Haustier. Sie hat ihn gefangen, seine Farbe hat ihr gefallen, also hat sie ihn behalten. Er heißt jetzt Mr. Darcy und wohnt in einem Aquarium in ihrer Küche.


    Ann ist keine Einheimische. Sie hatte vor Jahrzehnten mal ein vollkommen anderes Leben, ist in Maine hängengeblieben,


    Inzwischen haben sich die Leute an Ann und ihre Tätigkeit gewöhnt. Sie hat jetzt sogar eine Kollegin: Julie Barker (54). Auch sie hatte mal eine vielversprechende Karriere in einem gänzlich anderen Bereich und kam erst nach Maine und zum Hummerfischen, nachdem sie aufgrund eines schweren Unfalls ihren ursprünglichen Beruf nicht mehr ausüben konnte.


    Unter dem Schutz der Außenseiterinnen


    Die beiden ungleichen Außenseiterinnen – die zurückhaltende Ann und die laute, umtriebige Julie - sind befreundet. Beide akzeptieren, dass Mina Gray um ihren Bruder trauert und unbedingt herausfinden will, was 1982 auf Eagle Island passiert ist – auch wenn sie die Beschäftigung mit der Vergangenheit nicht unbedingt begrüßen. Sie haben gelernt, dass es manchmal leichter ist, neu anzufangen, sich quasi zu häuten wie die Hummer. Aber gut, wenn es Mina bei der Trauerbewältigung hilft, dann soll sie eben nachforschen!


    Kein Anspruch auf Erklärungen


    Wenn jemand mehr über die Ereignisse von damals weiß, dann ist das Sam Jones, Minas Kumpel von damals. Auch Sam ist nicht begeistert vom Herumwühlen in der Vergangenheit.


    Dafür ist er umso begeisterter von der jetzt erwachsenen Mina. Ann und Julie sehen das mit Sorge. Ist ja schön, dass die beiden jungen Leute Gefallen aneinander finden, doch ihre Lebenspläne passen überhaupt nicht zueinander. Hoffentlich bahnt sich hier nicht die nächste Katastrophe an …!


    Im rauen und harten Leben der Hummerfischer ist der Tod allgegenwärtig. Sentimentalität findet wenig Raum. Und es gibt eine Menge ungeschriebener Gesetze: Dinge, die man nicht tut, sagt oder auch nur denkt. Wenn man diese Regeln befolgt, wird man vielleicht irgendwann von den Einheimischen akzeptiert. Und dann hat man Freunde fürs Leben.


    Kultur-Clash, durchaus komisch


    Ann, Julie und Mina tun sich mit diesem Hummerfischer-Kodex schwer. Sie sind eben von außen in eine enge, traditionsreiche Gemeinschaft hineingeraten. Dieser „Kultur-Clash“ ist mitunter durchaus komisch. Wenn sich zum Beispiel die schandmäulige Julie mit der spießigen Bibliothekarin Linda anlegt, statt sich brav von ihr belehren zu lassen. Und auch Julies Beziehung zu den Eheleuten Cooper hat ihre Momente. 😉


    In ihrer bildhaften Sprache erzählt uns die Autorin sehr mitreißend von berührenden Schicksalen. In erster Linie geht es natürlich um die drei Frauen, die an die Küste ziehen, weil sie sich von der Kraft des Meeres auf unterschiedliche Weise Heilung ihrer seelischen Wunden versprechen. Manchmal genügt ja schon Ablenkung durch harte Arbeit. Aber es geht auch um die Menschen, die in ihrer kleinen Welt wohnen bleiben, weil sie sich kein anderes Leben vorstellen können oder weil sie es aus Traditions- und Pflichtbewusstsein nicht wagen, ihre eigenen Vorstellungen zu verwirklichen.


    Nicht jeder findet, was er sucht


    Alle haben hier nachvollziehbare Gründe für ihr Tun. Nur für Minas egozentrische Mutter Judith konnte ich wenig Mitgefühl aufbringen.

    Es ist in diesem Buch eben wie im richtigen Leben: Nicht jeder kann das finden, was er braucht und was er sucht. Weitermachen muss man trotzdem.


    Die Autorin


    Beatrix Gerstberger, geboren 1964, ist freie Autorin für ›Brigitte‹, ›Stern‹ und ›Geo‹. Sie schrieb den SPIEGEL-Bestseller ›Keine Zeit zum Abschiednehmen‹ über den frühen Tod ihres Partners und die Geschichten von weiteren jungen Witwen vor 20 Jahren, als sie für sechs Monate in einem Hummerfischerdorf in Maine lebte. Viele Jahre später kehrte sie an diesen Ort zurück, fuhr mit Hummerfischerinnen hinaus aufs Meer und sprach mit ihnen über das Leben, über Verluste, Trauer und das Weitermachen. Daraus entstand die Idee für diesen Roman. Beatrix Gerstberger lebt in Hamburg.


    ASIN/ISBN: 3423284765

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Drei Frauen, drei unterschiedliche Leben. Ann lebt seit geraumer Zeit alleine in Stone Harbour, nachdem sie von ihrer Lebensgefährtin verlassen wurde. Julie hat nach ihrem schweren Autounfall hier ein neues Leben begonnen und Mina hat es hierher gezogen, weil sie hofft etwas von den unbeschwerten Sommern ihrer Kindheit wiederzufinden nachdem ihr Bruder ums Leben kam.


    Die drei Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein und doch sind sie sich auch ähnlich. Jede kämpft mir sich und ihrem Platz im Leben. Während es bei Ann und Julie mehr darum geht, ob es das jetzt schon gewesen ist, hat Mina ihren Platz noch gar nicht gefunden.


    Mir hat dieses leise eher unspektakuläre Buch gut gefallen. Ich konnte mir das Dorf mit seiner Gemeinschaft gut vorstellen und mich auch gut in die drei Frauen hineinversetzen. In Rückblenden lernen wir auch Judith, Minas Mutter, in den Kinderzeiten Minas kennen. Sie war mir eher unsympathisch und auch das Verhalten Mina gegenüber in der Gegenwart ist nicht besser als damals.


    Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist schön zu lesen, schnörkellos und rau, wie das Leben an Maines Küste.


    9 von 10 Punkte

  • Hummer


    Drei Frauen, die alle mit ihren Schicksalen hadern. Was sie verbindet, ist das Fischen von Hummern.

    Ann ist über 70 und hat vieles erlebt. Doch eine Frau, die am Strand abgespült wurde ist für sie und die Mitfünfzigerin Julie etwas komplett Neues. Sie nehmen die junge Frau, Mina, bei Ann auf und bringen ihnen die Hummerfischerei näher. Dabei lernen die drei sich immer mehr kennen…

    Ich habe mich direkt in die Story eingefunden. Es war für mich sehr spannend, wie sich die einzelnen Geschichten entwickelten. Dabei spielen Vergangenheit und Gegenwart zusammen, um ein Mosaik zu vervollständigen. Dabei gewinnen die einzelnen Geschichten an Tiefe. Gefühle nehmen eine genauso große Rolle wie Geheimnisse und Altlasten. Ich habe das Buch mit seiner leisen, ruhigen Erzählweise sehr gemocht, auch wenn nicht immer alles in Tiefe besprochen wurde. Fünf Sterne.