Jörg
Mich würde interessieren, wie Du die politische Rahmenhandlung für die Romane um Philipp Gerber auswählen tust. Ist es Dein alleiniger Entscheid oder sind Diskussionen mit Verlag/Lektorat/Agent eingebunden?
Und andersherum gefragt, wieso sparst Du solch ein Festival der Geheimdienste wie den Aufstand von 1953 in der DDR aus?
Ich mache die Vorschläge. Mein Agent und der Verlag sagen dann, was sie davon halten bzw. ob sie einverstanden sind. Der Verlag, der mir einen Vorschuss auf das betreffende Buch zahlt, muss natürlich der Meinung sein. dass das Thema genügend Leute interessiert.
Für den Aufstand von 1953 ist Gerber zu spät zum BKA gekommen, der erste Roman "Die Akte Adenauer" spielt ja im Sommer 1953, also kurz danach. Natürlich hätte ich die Haupthandlung auch rund um den Aufstand vom 17. Juni legen können. Aber da es im ersten Band viel um Adenauer und die Bonner Politik geht, erschien mir eine Geschichte, die sich um die Bundestagswahlen dreht, passender.
Die politische Rahmenhandlung muss mich irgendwie anspringen. Bei "Die Akte Adenauer" war das die Affäre um den Technischen Dienst nicht zuletzt deshalb, weil hier die Amerikaner als glücklose Strippenzieher im Hintergrund agierten und ihre Verwicklung verwischen wollten. Das gab mir die Möglichkeit, Philipp Gerber in einen Gewissenskonflikt zu stürzen. Vertritt er noch die Sache der Amis, oder ist er schon mehr ein Deutscher? Ein guter Grundkonflikt für den ersten Band, der Gerbers Wechsel vom amerikanischen CIC zum deutschen BKA thematisiert.
Auch müssen die jeweiligen Hintergründe Stoff hergeben, um sowohl Philipp als auch Eva in Szene zu setzen, besondere Schlaglichter auf sie zu werfen. Die Geschichte um Evas Vater in Band 2 "Ein Präsident verschwindet". Die Verwicklung von Gerbers Ex-Vorgesetztem Anderson in die Affäre Nitribitt in Band 3 "Das Mädchen und der General". Oder Evas besondere Beziehng zu ihrem journalistischem Ziehvater Egon Bahr in Band 4 "Mauern und Lügen".