Beiträge von Annuith

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    Original von €nigma


    Vermutlich waren es nur sehr wenige und gebildete Frauen wie z.B. Alienor d´Aquitaine, Christine de Pizan und Elizabeth I, die überhaupt die Überlegenheit des Mannes in Frage zu stellen wagten.


    Deshalb lese ich als Kontrastprogramm jetzt auch das "Buch der Gifte" :grin

    Ich war vom "Riemenschneider" eher enttäuscht. Zwar ist er sprachlich über weite Strecken ein Genuss, aber inhaltlich hat er meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Ich hatte vor allem gehofft, mehr über den Künstler Riemenschneider und seine innersten Beweggründe zu erfahren. Aber bei der Person, die mir im Buch begegnet, stehen die künstlerischen Ambitionen deutlich hinter dem Streben nach Wohlstand und gesellschaftlicher Anerkennung zurück. Diesen Zielen ordnet er sein gesamtes Leben unter – einschließlich seiner Entscheidungen, diverse Damen zu ehelichen, deren wesentliche Vorzüge sich in einer üppigen Mitgift erschöpfen.


    Besonders übel aufgestoßen ist mir in diesem Zusammenhang das Frauenbild, das der Autor zeichnet. Selbst wenn es sich bei den Ehefrauen (die außer der letzten stets nach einigen Jahren das Zeitliche segnen) um historische Personen handelt, die vielleicht tatsächlich so hypochondrisch, manipulierend, unbedarft-naiv, zickig-bösartig und oberflächlich-nervig waren, wie sie im Buch dargestellt werden – zumindest bei Magdalena (Riemenschneiders „Eva“) hatte der Autor jede dichterische Freiheit. Und was wird daraus? Eine ebenso liebenswerte wie bedauernswerte Gestalt, die ihrem „Herrn“ den Allerwertesten zum Abtritt trägt und trotz aller persönlichen Zurückweisung (als Ehefrau ist sie ihm nicht gut genug) glücklich über jeden Dienst ist, den sie ihm erweisen darf.


    Um die Sache noch schlimmer zu machen, folgt Riemenschneiders Tochter Katharina unverzagt diesem Vorbild und lässt sich von ihrem nichtsnutzigen Ehemann (Magdalenas verwöhntem Sohn) wie eine Flickenpuppe behandeln, die man nach Gutdünken in die Ecke werfen und wieder vorholen kann. Im gesamten Buch findet sich keine einzige Frauengestalt (und solche hat es sicher auch Ende des fünfzehnten, Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gegeben), die echte Stärke und Eigenständigkeit verkörpert.


    Enttäuschend fand ich außerdem, dass Riemenschneider selbst viel zu selten im Mittelpunkt der Handlung steht. Zwar beherrscht der Autor die hohe Kunst, virtuos mit vielen verschiedenen Handlungssträngen zu spielen, aber der "Titelheld" kommt dabei gelegentlich doch zu kurz, während andere Figuren für meinen Geschmack zu stark in den Vordergrund rücken.


    Die Schilderung beispielsweise, wie Götz von Berlichingen seine Hämorrhoiden behandeln lässt, ist zwar höchst amüsant, für den Fortgang der Handlung jedoch überflüssig und einen Bezug zum Titel kann ich darin schon gar nicht erkennen. Auch die Auftritte des Reformators Martin Luther wirken auf mich teilweise etwas an den Haaren herbeigezogen.


    Nichts gegen einen historischen Roman über die Zeit der Reformation und der Bauernkriege - und wenn das der Anspruch war, ist Röhrig ein sehr gutes Buch gelungen - aber dann sollte der Titel auch deutlich machen, was ich als Leserin zu erwarten habe.

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    Original von ottifanta
    Ich wußte garnicht, dass Tiziano Terzi auf Englisch schrieb. Durch seinen Namen und seine Herkunft dachte ich, er hätte seine Bücher auf Italienisch verfaßt.


    Uuups, das ist ein Missverständnis - ich stelle im Blog nicht nur Bücher vor, die ich selbst übersetzt habe!


    Natürlich schreibt Terzani auf Italienisch, und ich habe ihn nicht übersetzt, sondern nur gelesen und im Blog vorgestellt.

    Ich glaube kaum, dass es in der Belletristik Übersetzungen gibt, bei denen der Übersetzer inhaltlich etwas verändert. :nono


    Bei Sachbüchern ist das etwas anders. Da kann es in Absprache mit dem Verlag Änderungen am Original geben, beispielsweise wenn bestimmte Kapitel oder Passagen sich nicht auf die Verhältnisse eines anderen Landes übertragen lassen. Das sieht dann aber meist auch so aus, dass man die Originalaussagen stehen lässt und landesspezifische Ergänzungen oder Erklärungen anfügt. Wenn AdÜs dafür nicht ausreichen, wird ggf. ein Zusatzkapitel verfasst.


    Ob der Übersetzer das macht oder ein deutscher Autor damit beauftragt wird, entscheidet der Verlag. Bei ausreichender Sachkompetenz kann ein solcher Auftrag auch an den Übersetzer gehen (zumal wenn der Übersetzer gleichzeitig ein erfahrener Autor ist). In jedem Fall werden inhaltliche Änderungen/Ergänzung aber für den Leser deutlich erkennbar ausgewiesen.


    Bei sprachlichen Veränderungen sind die Grenzen fließend, denn jede Übersetzung ist als solche ja schon eine sprachliche Bearbeitung, und da haben Übersetzer einige Entscheidungsspielräume. Wie weit die ausgereizt werden, ist individuell sicher verschieden und variiert auch von Buch zu Buch.


    Sprachliche Besonderheiten zu übernehmen, ist oft eine schwierige Herausforderung. Ein typisches Beispiel sind diese wunderbar verschachtelten Bandwurmsätze, die im Englischen klar und verständlich rüberkommen und oft auch ihren ganz eigenen Reiz haben. Bei der Übertragung ins Deutsche muss ich sie gelegentlich in zwei oder drei Sätze auflösen.


    Wie "wortgetreu" eine Übersetzung ist, sein kann oder sein sollte, hängt vom Einzelfall ab, und da hat wohl auch jeder Übersetzer seine eigenen Vorstellungen, zumal "wortgetreu" nicht immer identisch ist mit "sinngetreu". Ich persönlich würde im Zweifelsfall "sinngetreu" den Vorzug geben.


    Einen Punkt möchte ich noch erwähnen, weil er gerade für die Beurteilung von Übersetzungen eine wichtige Rolle spielt: Übersetzungen werden anders lektoriert als Originale:


    Wenn ein Autor sein Manuskript einreicht, wird es lektoriert, und dann bekommt der Autor sein Original zurück und schreibt es in Absprache mit dem Lektorat um. Bei Übersetzungen nimmt der Lektor die Veränderungen selbst vor (es sei denn, die Übersetzung ist so schlecht, dass größere Teile völlig neu bearbeitet werden müssen).


    Wenn ich also eine Übersetzung abliefere, habe ich im Normalfall keinen Einfluss darauf, was der Lektor letztlich daraus macht, und wie ich an anderer Stelle schon mal gesagt habe: Es gibt nicht nur gute und schlechte Übersetzer, sondern auch gute und schlechte Lektoren... Ich habe bisher - mit einer einzigen Ausnahme - immer sehr gute Erfahrungen mit "meinen" Lektoren und Lektorinnen gemacht, aber es kann doch ziemlich schockierend sein, wenn man das gedruckte Werk in der Hand hält und seinen eigenen Text nicht mehr wiedererkennt. :yikes

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    Original von Bartlebooth
    In Lektoraten wird schon genau bemerkt, welche/r Übersetzer/in gut arbeitet. Der/die bekommt im Zweifel auch als erste/r den nächsten Auftrag angeboten. Umgekehrt gilt natürlich: Lausige Übersetzungen versperren im Regelfall den Weg zu neuen Übersetzungsaufträgen.


    Das stimmt, die Auftragslage spiegelt definitiv die Wertschätzung, und natürlich wirkt es sich auch auf den Kontostand aus, ob ich wochenlang Leerlauf oder gleich einen neuen Auftrag habe. In diesem Sinne gibt es vielleicht auch eine Art "indirektes" Honorar :gruebel

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    Original von Dani
    wie würdet ihr denn als Übersetzer handeln, wenn vor euch ein Ausgangstext liegt, der stilistisch ein absolutes Grauen ist? Denn das ist leider oft der Fall. Beim Übersetzen gilt ja die Faustregel: "So nah wie möglich, so frei wie nötig!". Hält man sich an diese Faustregel, schreibt man keinen völlig neuen Text, der dasselbe Thema des Ausgangstextes aufgreift, sondern man versucht die Stilebene des Autors zu treffen. Dann jedoch rufen viele "was für eine schlechte Übersetzung" (Anm.: ich spreche von stilistischen Mängeln, dass inhaltliche Fehler nach Rücksprache korrigiert werden sollten, ist klar).


    Literarische Vorlagen, die stilistisch ein absolutes Grauen waren, hatte ich zum Glück noch nicht.


    Auf Sachbücher bezogen: „So frei wie nötig“ steht dann im Vordergrund, und nach meiner Erfahrung erwartet man das im Lektorat auch gar nicht anders. Es käme mir jedenfalls nicht in den Sinn, eine stilistisch schlechte Übersetzung damit zu rechtfertigen, dass der Ausgangstext ebenfalls stilistisch schlecht war.

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    Original von Ushuaia


    Man stolpert über Sätze, die keinen Sinn ergeben, da der Übersetzer den Originalsatz offenbar nicht verstanden hat, oder er war mit irgendeiner umgangssprachlichen Ausdrucksweise nicht vertraut und übersetzt sie wörtlich und damit falsch (so dass man als Leser auch erkennt, welche englischen Worte im Original benutzt worden sein müssen) oder er kennt ein Fachausdruck offenbar nicht und macht auf deutsch Müll daraus – das ist es was ich wirklich ärgerlich finde. Und das sind manchmal Fehler, die derart offensichtlich sind, dass kaum ein Lektor das noch einmal gelesen haben kann.


    Das unterschreibe ich hundertprozentig. Als Erklärung biete ich an: So wie es gute und schlechte Autoren und Übersetzer gibt, so gibt es auch gute und schlechte Lektoren. Aber das ist schon wieder ein ganz eigenes Thema ...

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    Original von janda
    Ein Übersetzer sollte nicht wahrgenommen werden.
    Wenn den Übersetzer das nun stört, dann - man möge mir verzeihen - sollte er sich einem anderen Beruf zuwenden und selbst kreativ werden....


    Ich finde: Wenn ein Übersetzer so gut ist, dass man ihn nicht wahrnimmt, dann ist er kreativ.

    @ Booklooker: Der übliche Weg sieht so aus: Ich bekomme meinen Text (Buch oder mittlerweile häufiger Manuskript/Umbruch), übersetze, schicke die Übersetzung an den Verlag, der gibt sie an einen Lektor/Redakteur, und der überarbeitet das Ganze noch einmal, prüft, redigiert, korrigiert ... und segnet die Endfassung schließlich ab, bevor sie in die Produktion geht.


    Wie sorgfältig ich selbst meine Übersetzung inhaltlich und sprachlich be- und überarbeite ist meine Sache. Aber da ich die von dir angesprochene Betriebsblindheit gut kenne, treibe ich in dieser Hinsicht einigen Aufwand.


    Erst liest meine Freundin (selbst Autorin) jede meiner Übersetzungen korrektur - auf Tippfehler, fehlende Worte, unverständliche und missverständliche Formulierungen etc. - und wenn sie fertig ist, kommt das Manuskript zu mir zurück, ich lese es selbst noch mal komplett, überarbeite dabei, wo es nötig ist, gebe dann alle Korrekturen ein, und erst dieser doppelt kontrollierte und überarbeitete Text geht dann an den Verlag.


    @ Nikana: Nein, das Buch kenne ich noch nicht *schäm* Danke für den Tipp, kommt gleich auf meine Wunschliste :lesend

    Ich greife hier das Thema auf, das in meinem Begrüßungsthread angesprochen wurde. Der Ausgangspunkt war, dass ich auf meiner HP kritisiere, gute Übersetzungen würden vom Publikum nicht angemessen gewürdigt. Damit stellt sich automatisch die Frage, was denn eine gute Übersetzung ist und woran man sie erkennt. Ich will mal versuchen, dazu aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung ein paar Thesen zu formulieren:


    1) Eine Übersetzung ohne sprachliche und inhaltliche Schnitzer ist für mich nicht unbedingt eine gute, sondern erst mal „nur“ eine korrekte ... was eigentlich selbstverständlich sein sollte, es aber keineswegs immer ist. Wirklich gut ist eine Übersetzung erst dann, wenn es ihr gelingt, auch die Idee oder eben den „Geist“ (wie SiCollier es ausgedrückt hat) des Originals zu vermitteln. Ich vergleiche das gerne mit einem Lied, dessen Melodie und Text ich angemessen in meine eigene Sprache übertragen muss.


    2) Das ist ein ziemlich hoher Anspruch, der sich in der Praxis nur erfüllen lässt, wenn


    a) das zu übersetzende Original tatsächlich ein Lied ist und nicht nur ein „Gekrächze“,


    b) ich als Übersetzerin die Melodie wahrnehmen und harmonisch auf ein anderes Instrument übertragen kann (Sprachkompetenz),


    c) ich den Text des Liedes verstehe und ebenfalls harmonisch übertragen kann (Sachkompetenz)


    d) ich bereit bin, mich mental und emotional auf die Botschaft des Liedes einzulassen.


    3) Wenn diese vier Voraussetzungen erfüllt sind, wird eine Übersetzung gut ... im günstigsten Fall so gut, dass man beim Lesen gar nicht auf die Idee kommt, es könnte sich um eine Übersetzung handeln. Für mich persönlich gehört es jedenfalls zu den größten Komplimenten, wenn mir jemand sagt: „Mir ist beim Lesen überhaupt nicht aufgefallen, dass es eine Übersetzung war.“


    4) Genau darin liegt das Dilemma: Bei einer wirklich guten Übersetzung wird der Übersetzer/die Übersetzerin unsichtbar – und folglich auch nicht wahrgenommen.


    5) Es gibt verschiedene Gründe, warum wirklich gute Übersetzungen eher die Ausnahme als die Regel sind:


    a) Aus einer schlechten oder mäßigen Vorlage (und davon gibt es leider reichlich) lässt sich auch durch die Übersetzung kein gutes Buch machen.


    b) Aktualität wird zunehmend höher bewertet als Qualität; der Zeitdruck wächst, oft arbeiten mehrere Übersetzer parallel an verschiedenen Textabschnitten desselben Buches, die Abgabefristen – nicht nur für die Übersetzer, sondern auch für Lektoren und/oder Redakteure – sind eng und werden immer enger.


    c) Die Honorierung richtet sich gewöhnlich nicht nach dem Schwierigkeitsgrad von Texten und schon gar nicht nach der Qualität der abgegebenen Übersetzung. Ob ich mir also viel oder wenig Mühe gebe, ggf. umfangreich nachrecherchiere oder sonstigen Aufwand betreibe, ist gewissermaßen mein Privatvergnügen – auf den Stundenlohn wirkt es sich allenfalls negativ aus, weil ich mehr Zeit pro abzurechnender Normseite aufwende. Bösartig zugespitzt: Dünnbrettbohrer stehen sich finanziell am besten.


    d) Die finanzielle Situation der meisten Übersetzer ist so, dass sie jeden Auftrag annehmen müssen, den sie bekommen können, ob sie nun Lust auf gerade dieses Thema und diesen Autor haben oder nicht, ob sie die Vorlage gut oder schlecht finden, sich von dem Text überfordert fühlen oder sich dabei langweilen ... kaum jemand kann es sich leisten, einen Auftrag abzulehnen.


    So ... ich denke, das reicht erst mal zur Information und Provokation, und ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen.


    Annuith :wave

    Ich würde gerne einen Tag mit Peter Ackroyd in London verbringen und mir seine Geschichten über die Vergangenheit dieser faszinierenden Stadt anhören. (Ich lese gerade seine London-Biographie.)


    Annuith :wave

    Danke, Lesebiene :-)


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    Original von Eskalina
    Ich werde in Zukunft auf jeden Fall auch an den Übersetzer denken,wenn ich eine Rezi schreibe...


    Prima :sprung Das Problem ist oft nur, dass sich die Qualität einer Übersetzung schwer beurteilen lässt, wenn man das Original nicht kennt. Aber diese Diskussion würde hier wahrscheinlich zu weit führen – vielleicht mache ich dazu gelegentlich mal an anderer Stelle einen Thread auf ...


    Annuith :wave

    Danke für eure Willkomensgrüße :strahl


    @ levita: Im Prinzip ja, und im allgemeinen mag ich meinen Job auch sehr. Aber natürlich hat er wie jeder andere Licht- und Schattenseiten. Meine persönlichen Anmerkungen dazu habe ich übrigens (nicht nur) für interessierte Büchereulen hier mal kurz zusammengefasst. :write


    Annuith :wave

    Notgedrungen kaufe ich meist bei Amazon, weil es gut sortierte Buchhandlungen, wo es sich lohnen würde zu stöbern, oder wo man vielleicht sogar kompetent beraten würde, hier draußen einfach nicht gibt.


    :lesend
    Annuith

    Taschenbücher sind für mich auch reine Gebrauchsgegenstände, mit denen ich gelegentlich ziemlich rücksichtslos umgehe. Beim HC ist die Hemmschwelle schon größer, und schöne Bildbände werden überaus pfleglich behandelt.


    Es gibt da also eine ganz klare Hierarchie, die der äußeren Aufmachung entspricht. Die wird etwas durchbrochen, wenn einem Taschenbuch aus inhaltlichen Gründen der Aufstieg in die Kategorie meiner Lieblingsbücher gelingt - dann wird ihm auch eine pflegliche Behandlung gewährt.


    Eine echte Macke von mir: Wenn ich vom Verlag, für den ich arbeite, Übersetzungsexemplare bekomme und aus den Sachbüchern hinten die Anmerkungskapitel raustrenne, um die Seiten zwecks Arbeitserleichterung einzuscannen, habe ich immer ein schlechtes Gewissen... warum nur? :gruebel


    :wave
    Annuith

    Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen, und es hat mich aus mehreren Gründen fasziniert:


    Die Verwendung des Präsens - zunächst etwas irritierend, weil ungewohnt - hat mir die Personen und Ereignisse besonders nahe gebracht. Nicht dass ich jetzt jeden historischen Roman im Präsens lesen möchte, aber bei diesem habe ich es im Nachhinein für eine sehr bewusste dramaturgische Entscheidung gehalten (die es vielleicht gar nicht war *g*), um vor allem die leidenschaftliche Getriebenheit des Matthias Grünewald zu vermitteln.


    Es wird auf viel "Beiwerk" verzichtet, das häufig als unverzichtbar gilt, wenn einem daran gelegen ist, die Leser zu fesseln, beispielsweise ausführliche Beschreibungen von Einrichtungen, Kleidung, Frisuren etc. oder das Knacken von Zweigen, das verlegene Nesteln an Knöpfen oder Kragen, das ständige Glattstreichen von Kleidern und dergleichen mehr, was oft dazu herhalten muss, eine Szene „lebendig“ zu gestalten.


    Hier bezieht jede Szene ihr Leben vorwiegend aus den Gedanken und Gefühlen und inneren Konflikten des Protagonisten, der so differenziert dargestellt wird, dass ich mich in seiner Gesellschaft keine Minute gelangweilt habe.


    Handlung und Ambiente kommen relativ schlank und schmucklos daher, was ich sehr angenehm fand, weil sich die Aufmerksamkeit voll auf die Hauptperson und deren "Innenleben" konzentrieren konnte, und am Ende hatte ich den Eindruck, wirklich etwas von dem Menschen Matthias Grünewald und seinem Lebensgefühl verstanden zu haben.


    In diesem Sinne: großes Kompliment an die Autorin :bluemchen


    Liebe Grüße
    Annuith

    Danke für die nette Begrüßung :wave


    @ Aqualady: Ich übersetze ausschließlich aus dem Englischen (GB, USA, Australien), weil ich ursprünglich gar nicht vorhatte, beruflich irgendwas mit Sprachen zu machen. Zu den Übersetzungen bin ich (ehemalige Rundfunkjournalistin) ziemlich spät als Quereinsteigerin gekommen.


    @ SiCollier: Die "Baumfrau" ist zwar nicht mehr so ganz aktuell, aber immer noch lesenswert. Ich fand sie persönlich sehr beeindruckend, die Beharrlichkeit und Leidensfähigkeit, mit der sie sich für "ihren" Baum eingesetzt hat, wie auch die hautnahen Beschreibungen ihrer Erlebnisse und der inneren Beziehung, die sie zu Luna entwickelt hat.


    Liebe Grüße
    Annuith
    *jetzt erst mal arbeiten geht* :pc