Original von Paradise Lost
Ja, so habe ich die Briefe und Abschnitte aus Amsterdam auch empfunden, als Atempause sowohl für Johanna, als auch für den Leser. Aber leider hege ich die Befürchtung, dass diese Atempause lediglich das Auge des Sturms ist und dass es jetzt genau so schlimm, oder schlimmer, wieder weitergeht.
Die Geschichte um die Wirtin Schwartz fand ich auch ganz furchtbar. Die erste Frau die es schafft, die Folter 3 mal zu überstehen und nach Hause zu kommen, und dann verlangt der eigene Mann, dass die Hexenkommissare sie wieder einsperren, weil sie die Kundschaft vergrault (und er ein Liebchen hat).
Vermutlich war das der Grund für ihre Verzweiflungstat sich wieder selbst auszuliefern. Aber ganz ehrlich, da hätte ich mich an ihrer Stelle lieber erhängt oder die Adern aufgeschnitten anstatt mich von denen verbrennen (und davor vielleicht NOCHMAL foltern) zu lassen. Es hatte schon fast was von Genugtuung, als die Nonne vom gemeinsamen Kind der Ehebrecher schreibt: verkrüppelt und blöd. Da ist man wirklich fast versucht zu sagen, ja manchmal straft Gott eben doch die Richtigen. Auch wenn das arme Kind nichts dafür kann.
Sabine
: War das denn in Wirklichkeit auch so, dass die als unschuldig entlassene Wirtin sich wieder selbst angezeigt hat?
Die verbliebenen Männer des Rates und ein paar Mitverschwörer versuchen erneut ein Mandat gegen das Verhalten der Kirche zu erwirken. Es kann sie das Leben kosten, doch ihr Leben ist nicht weniger gefährdet, wenn sie still halten würden. Eine richtige Entscheidung wie ich finde, trotz allem. Leider folgt die Ernüchterung auf dem Fuß, die Informationen dringen durch und Bürgermeister Junius wird verhaftet. Alle Namen der Liste sind bekannt.
Ich finde es schön, wie Johanna so langsam Stück für Stück ihr Trauma überwindet und eine für sich völlig neue Welt entdeckt. Das Amsterdam dieser Zeit muss ein faszinierender Ort gewesen sein, in dem durch die regen Handelskontakte ständiger Nachschub an Wundern herrschte. Herrlich die eingestreuten Anekdoten über die ersten Erscheinungsformen von "Lippenstift" und "Gummibällen" oder der Erwerb von Manhattan. Ich war überrascht, dass es zu dieser Zeit schon Börsen gab, hab dann aber im Internet gesehen, dass es in Deutschland sogar noch früher Börsen gab, z.B. ab 1540 in Nürnberg (überhaupt wohl schon seit Anfang des 15. Jahrhunderst).
Wieder was gelernt.
Ganz ehrlich, ich hatte mich ja schon gefragt wieso noch niemand auf die Idee gekommen ist, den Fürstbischof und seine Schergen zu beschuldigen. Aber irgendwie war klar, dass das dann unter den Teppich gekehrt würde. Interessant finde ich die steigende Angst des Fürstbischofs. Er glaubt ja wirklich selbst daran, dass Hexen und der Teufel am Werk sind, aber er ist sich nicht sicher, ob er damit alle seine Taten vor Gott rechtfertigen kann, denn andererseits weiß er ganz genau, dass bevorzugt nach Reichen und Ratsmitgliedern gefragt wird. Und jetzt weiß er nicht vor wem er sich mehr fürchten soll, vor Gott oder vorm Teufel. Armer Kerl. 
Glaubt noch jemand außer mir, dass die nett gemeinte Geste von Caspar mit der hässlichen Maske ziemlich nach hinten losgehen wird? Entweder trifft den Bischof der Schlag, wenn er das Ding hinter dem Marienbild findet (so wie bei dem Ei schon fast) oder Caspar wird daraufhin als der eigentliche Satan angeklagt, der die ganze Zeit den Bischof quält.
Hans ist über den "Trennungsschmerz" hinweg und hat eine reine Jungfer entdeckt die seinen Augen gefällig ist. Das Töchterchen eines der Bürgermeister. Mal sehen was mit der noch wird. Vielleicht weist sie ihn ab und er bezichtigt sie der Hexerei. Vielleicht offenbart er noch eine gute Seite und versucht sie zu retten wenn ihr Vater angeklagt wird (der stand doch auch auf der Liste, oder?)? Aber ich glaubs fast nicht.
Als ihr Cousin ihr offenbart, dass er sie gerne heiraten würde, horcht Johanna tief in sich hinein und entdeckt, dass sie wirkliche tiefe Gefühle nur für Cornelius empfindet. Für sie letztendlich der Anstoß, wieder zurück nach Bamberg zu gehen. Hoffentlich nicht zu früh, jetzt wo ja auch Cornelius selbst bedroht ist.
Ach ja, ich hätte noch eine Frage zu der Auflistung der Besitztümer auf S. 256: "zwei weiße Hauben, eine bös eine gut". Was bedeutet das, bös und gut? Heisst das eine kaputte und eine die in Ordnung ist?