Beiträge von Sabine Weig.

    Hallo Ihr alle, da bin ich!

    SChön, wenn Euch der Roman bis jetzt gefällt! Und gut, dass Ihr Euch über den alten Strunz aufregt - Missbrauch gab es damals wie heute, nur dass man inzwischen gottseidank - siehe me too - darüber spricht und die Schuldigen benennt. Damals wäre das nicht möglich gewesen. Und Mina hätte sowieso niemand geglaubt. Diensmädchen, die wegen Schwangerschaft entlassen wurden, waren damals an der Tagesordnung. Da hat niemand wissen wollen, ob der Hausherr vielleicht der Kindsvater ist...

    Die Pfarrer als "Jobvermittler" konnten dafür nichts. Sie haben einfach nur geholfen.

    Liebe Eulen,
    Lesungstermine gibt´s noch keine, aber ich denke mal, da tauchen ab August etliche auf meiner website auf. Und eine Leserunde können wir freilich machen, gerne wieder.
    Danke, Ihr alle, für diesen schönen Austausch! Mit hat´s ganz viel Spaß gemacht. Ich wünsch Euch in diesem Jahr noch viele wunderbare Lesestunden!
    Bis bald mal wieder,
    Eure Sabine

    Hallo Paradise,
    ja, das mit Hildegard hat mich auch überrascht. Leider ist nur der eine Antwortbrief erhalten, was Alienor geschrieben hat, und ob es eine längere Korrespondenz gegeben hat, wissen wir nicht. Vielleicht war Hildegard so was wie eine Ferntherapeutin für Alienor. Sie wurde ja von vielen um Rat gebeten.


    Richards Einstellung zu England hat sich meines Wissens nach nie geändert. In einer Quelle steht: He cared not an egg for England. Das hat ihn zwar nicht daran gehindert, das den Engländern abgepresste Lösegeld für sich selber anzunehmen, aber eigentlich war er immer ein waschechter Franzose.


    Und von den Söhnen darfst du nicht zu sehr enttäuscht sein. Sie waren ja noch so jung, und sie sind auch einfach zwischen die Fronten ihrer Eltern geraten. Wenn sich ein Psychologe damals das Familiensystem Plantagenet angeschaut hätte, der hätte wahrscheinlich seinen Beruf aufgegeben. Und Kinder, die in so einem System geprägt worden sind, müssen fast zwangsläufig Probleme mit dem Sozialverhalten haben. Auch dem ihren eigenen Brüdern gegenüber, die wohl eher als Konkurrenten gesehen wurden - ums Erbe, aber auch um die Liebe ihrer Eltern.

    Ja, Wannerl und Chiara, das mit dem Essen hat mich selber überrascht. Aber die schlechte Qualität ist in mehreren Quellen klar belegt. Es gibt ja so Leute, die können mit gutem Essen nix anfangen, die essen einfach nur, um satt zu werden. So schätze ich Henry ein. Und natürlich hat er dann gedacht, die anderen brauchen auch nichts Leckeres. Vermutlich hat er sein Geld wirklich lieber "in die Rüstung" gesteckt...

    Hallo Würmchen,
    versteh ich, dass Du kein großes Mitleid mit Henry hast. Aber jetzt: Denk mal zurück an den Mitleids-Einheimser Ludwig! Das ist die Zeit seines Triumphs, endlich. Erst hat er zusehen müssen, wie Alienor und Henry einen Sohn nach dem andern bekommen. Und selber hat er es quasi in letzter Minute grad mal zu einem einzigen männlichen Nachkommen gebracht. Aber mit dem lebt er glücklich und in Frieden, und die Nachfolge regelt sich praktisch von selbst, während Henry und seine Söhne sich gegenseitig wegen der Nachfolge zerfleischen. Tja, so können sich die Dinge ändern...

    Liebe Sayja,
    das mit den Bestattungen deute ich persönlich so: Oft hatte ein Fürst/König o.ä. eine Lieblingsstadt oder Lieblingskirche, in der er gerne hätte ruhen wollen. Aber der Tod ereilte ihn dann leider woanders. Es wäre - v.a. im Sommer - schwierig gewesen, die ganze Leiche über Wochen hinweg zu transportieren, also hat man eben nur das Herz genommen, um den letzten Willen des Toten zu erfüllen. Das war einfacher als, was auch manchmal vorgekommen ist, die Leiche zu kochen und dann die kompletten Knochen zum Bestimmungsort zu transportieren. Oft wollte man vielleicht auch nur eine Stadt oder Kirche auszeichnen, indem ein Teil des Fürsten dort hingegeben wurde. Das war schließlich eine große Ehre.
    Wie lange diese Praxis existiert hat, kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, dass noch im Spätbarock beispielsweise das Herz von August dem Starken in Dresden, der Rest in (glaub ich) Warschau oder Krakau bestattet wurde. Das war in den 1730er Jahren.

    Hallo Schwarzes Schaf,
    die Episode mit dem Bannerträger ist tatsächlich belegt, allerdings nicht in dieser Schlacht. Ich fand die so super, dass ich sie einfach einarbeiten musste. Das Festbinden am Sattel war natürlich ein No-Go damals, aber manche haben auf die Art und Weise damals v.a. beim Turnier beschissen. So wie heute manche Sportsieger des Dopings bezichtigt werden, hat man früher manchmal die Sieger beim Tjost hinterher mit dem Sattel-Anbinde-Vorwurf zu diskreditieren versucht.


    Und Emma - die Schlachtenszenen oder ähnliche Actiongeschichten sind mein Zugeständnis an die männlichen Leser :grin Es ist echt lustig, wenn ich auf Lesungen, bei denen viele Männer da sind, die Sache mit dem Bannerträger vorlese. Da merkt man richtig, wie die Herren wach werden!

    Hi Streifi,
    als nächstes kommt was völlig anderes. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mal was anderes zu schreiben. Immer nur Mittelalter, das war mir in letzter Zeit ein bissle viel. Deshalb hab ich einen Ausflug in ein anderes Genre gemacht - Memoirs. Ich hab die Autobiographie einer heute 84jährigen Frau geschrieben (geb. 1931), die eine der ersten in Deutschland war, die sich zum Mann hat umoperieren lassen. Damals in Casablanca, weil es bei uns noch als Körperverletzung galt und strafbar war. Eine TRanssexuelle also, die in einer Zeit gelebt hat, in der man für das, was sie quälte, noch nicht einmal einen Namen hatte. Ihr Schicksal ist so ergreifend, so rührend, so schwer und dennoch mit versöhnlichem Ende, dass ich das Buch einfach schreiben musste. Im Verlag sind sie jetzt schon begeistert. Ich hoffe, dass die LeserInnen meiner historischen Romane mir den Ausflug nicht übelnehmen und vielleicht sogar das neue Buch lesen - sie werden es garantiert nicht bereuen. Es erscheint im August und wird vermutlich HELGA heißen, mit Untertitel, der noch nicht feststeht.

    Hi Paradise,
    ich kenne zwar keinen Fall, in dem sich jemand Zähne zur Gebiss-Verwertung hat ziehen lassen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es das gab. Heute lassen sich die Ärmsten der Armen gegen Geld Organe entnehmen, damit diese dann in reichen LÄndern transplantiert werden können. Und im Barock haben arme Frauen ihr Haar den Perückenkrämern verkauft...

    Da kann man mal sehen, liebe Eulen, die Praxis der Kinderehe ist eben nicht von den Indern, Arabern etc. erfunden worden. Bei meiner Forschung in den letzten Jahrzehnten hab ich auch leider sehr wenig Fälle gefunden, in denen solch eine Ehe glücklich wurde. Aber was heißt das schon? Wir schätzen uns heute glücklich, unsere Partner selbst wählen zu dürfen - doch was sagt uns ein Blick auf die Scheidungsraten? Ein Drittel bis die Hälfte der Paare trennen sich. Offenbar gibt es keine Partnerfindungspraxis, die dauerhaftes Glück garantiert. Wir Menschen sind schon komische Viecher...

    Hi Chiara,
    die Syphilis kann sich Henry noch nicht geholt haben, die kommt erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Europa, vermutlich aus der Neuen Welt. Vor diesem Zeitpunkt konnte man noch ohne Rücksicht auf Verluste . . .


    Die William-Sterbeszene hab ich selber unter Schmerzen geschrieben. Ich hab ja einen Sohn, der ist zwar inzwischen 23 und studiert in Klagenfurt, aber die Vorstellung, dass ihm was passieren könnte, ist so ziemlich das Schlimmste. Und zuschauen müssen ohne helfen zu können - gar nicht auszumalen. Meine Lektorin hat übrigens gestanden, dass sie bei der Szene geweint hat. Ich quäl sie manchmal ganz gern :grin

    Hallo Emma,
    das war auch meine Deutung, dass Henry im Prinzip eine Frau gebraucht hat, die einfach den Mund hält und ihm die Schlappen bringt. Und die ihn grenzenlos bewundert. Alienor hat ihn wohl eher getrieben und dem Ruhelosen auch noch die letzten Rückzugsphasen mit Druck gefüllt. Sie war, denke ich, ein Typ, der immer verlangt, immer power macht, immer weiter will. Das war Henry wohl ab einem gewissen Zeitpunkt zu viel :-(

    Ja, Würmchen, wenn die Familie Plantagenet mal zusammengehalten hätte.... tatsächlich nicht auszudenken! Das angevinische Reich hätte England und halb Frankreich umfasst, dazu Irland. Es wäre wahrscheinlich nie zum Hundertjährigen Krieg gekommen, und womöglich wären später England und Frankreich unter einer Krone vereint gewesen - welche Vision!

    Hi Streifi,
    das mit Alienors Rücksichtnahme auf das Wohlergehen ihrer Untertanen kann auch daran liegen, dass sie als Frau an der Regierung gefährdeter war als Männer. Um ein unzufriedenes Volk erfolgreich zu unterdrücken, muss man sicher im Sattel sitzen. Man ist auch nicht auf einen männlichen Vertreter als Anführer von Truppen angewiesen. Insgesamt ist die Situation also eher unsicher, und da geht man lieber keine Risiken ein. Ich halte Alienor eher nicht für so mütterlich, aber sie war halt eine Realpolitikerin.