Liebes Würmchen,
das "Frauenwegfangen" im Mittelalter war tatsächlich übliche Praxis, und die beiden Versuche bei Alienor sind belegt. Wenn wir heute über das Frauenbild von Muslimen diskutieren, sollten wir das im Bewusstsein tun, dass das Frauenbild der christlichen Männer vor ein paar hundert Jahren nicht viel anders war. Frauen waren keine Rechtspersonen und waren dem Willen der Männer wehrlos unterworfen. Kopftuch war zumindest für verheiratete Frauen Zwang. Und Mädchen aus der Unterschicht oder dem Bauernstand waren Freiwild. Gut, dass wir heute leben!
Beiträge von Sabine Weig.
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Hallo Chiara,
ja, ADHS ist auch meine Diagnose für Henry. Ich habe dieses Syndrom noch nie so gut beschrieben gefunden wie in den historischen Quellen über Henry. Und damals gab´s weder Therapien noch Ritalin...Und Ihr alle: Ich merke schon, Henry beschäftigt euch! War mit Sicherheit ein faszinierender Mann und ein Frauentyp. Ein Alpha-Kerl halt. Und Alienor war eine Alpha-Frau. Das so eine Paarung auf die Dauer nicht gut gehen kann, ist eigentlich von vornherein klar. Mich wundert eigentlich, wie lange es mit den beiden geklappt hat - aber wahrscheinlich eh bloß, weil sie sich zwischendrin monate- bis jahrelang nicht gesehen haben. Manchmal hat eine Fernbeziehung auch was Gutes
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Hallo Paradise,
ja, Du hast recht - Roger ist Konstanzes Vater.
Und die Sache mit Byzanz: Für das Kaiserreich war die politische Situation schwierig. Man lebte mit den muslimischen Nachbarn in einem sehr fragilen Frieden. Einerseits wollte man sie schwächen, andererseits befürchtete man, dass sie den Krieg gewinnen, und dann wäre Byzanz vermutlich im nächsten Schritt erobert worden. Deshalb hat man laviert, offen die CHristen und inoffiziell die Muslime unterstützt. Hauptsache, aus dem KOnflikt mit heiler Haut rauskommen. Ob da Bestechung o.ä. im Spiel war, lässt sich heute nicht sagen.
Ach ja, und die Sache mit dem Ungeziefer usw. - ich war schon immer bekennender Fan der Alltagsgeschichte. Wer nicht weiß, in welchen Umständen die Menschen damals gelebt haben, kann auch ihr Denken und Handeln nicht verstehen. Mir war auch immer wichtig, meinen LeserInnen zu vermitteln: Was haben die Menschen damals gedacht, wovor hatten sie Angst, wovon haben sie geträumt, was hat ihr Denken bestimmt, was war ihnen wichtig, was haben sie verabscheut? Sonst werden die Figuren des Mittelalters ganz schnell zu neuzeitlichen Protagonisten, die vom Autor in eine alte Zeit geworfen werden, mit dieser Zeit aber nichts zu tun haben... -
Liebe Emma,
Stephan starb an einer Analfistel. Das war offenbar damals recht häufig und kommt evtl. vom vielen Sitzen im Sattel. Geht vermutlich mit Hamorrhoiden oder einer Analfissur los, dann bildet sich eine Fistel und irgendwann geht die Entzündung dann in eine Blutvergiftung über. Die wäre nur mit Antibiotika in den Griff zu kriegen, und bekanntlich gab´s die damals noch nicht. Pech! -
Hi Richie,
das hat mich auch sehr gefreut, als ich die Garküche in den Quellen entdeckt habe. Die ist lang und breit beschrieben und war damals offenbar eine Sensation - erster Vorläufer von MacDonalds -
Hallo Streifi,
woher man die Ersatzzähne genommen hat? Na, von Menschen natürlich. Gibt ja genug Tote. War zwar nicht ganz legal, aber für vornehme Herrschaften wurde schon mal Leichenflederei betrieben. Und wenn du nicht mehr beißen kannst, graust es dich auch irgendwann nicht mehr vor Totenzähnen im Mund -
Na, Saiya und Emma, freut euch bloß nicht zu früh. Der gute Henry ist auch nicht ohne
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Tja, ich seh schon, Ihr alle mögt Ludwig nicht so besonders. Aber er tut euch auch leid. Genau so wollte ich das haben. Ludwig ist eigentlich ein bedauernswerter Mensch. Das, was er sich am meisten wünscht, wird er im Leben nicht bekommen: ein Leben, das er der Kirche widmen wollte, und die Liebe seiner Frau. Er ist ein Verzweifelter, ein Getriebener. Nie ist er seiner Rolle gewachsen, nicht der als König und nicht der als Mann. Schlimmer kann´s einem eigentlich gar nicht gehen. Dass er oft die Schuld auf andere schiebt, ist reiner unterbewusster Selbstschutz. Wer gibt schon gern vor sich selber und anderen zu, dass er auf allen Linien ein Versager ist? Und je verzweifelter er um Alienor kämpft, desto mehr verabscheut sie ihn. Das ist schon fast tragisch. Dass sie sich dann auch noch in einen Mann verliebt, der das krasse Gegenteil von Ludwig ist und all das verkörpert, was er wohl gern sein möchte, ist für ihn kaum zu ertragen.
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Hi Streifi,
Gockel von Konstantinopel ist gut, hihi! Nein, Du hast da nix überlesen, es ist bloß alles schrecklich kompliziert. Nicht einmal heute lässt sich die Politik des Kaisers Manuel wirklich durchschauen. Niemand weiß, was da im Hintergrund für Abmachungen und Mauscheleien liefen. Offiziell hat sich Manuel nie gegen die Kreuzfahrer gestellt, ganz im Gegenteil. Aber er konnte es sich auch nicht völlig mit seinen muslimischen Nachbarn verscherzen, denn die blieben ihm, wenn die christlichen Heere längst wieder weg waren. Also musste er irgendwie lavieren. Dazu gehörte wohl, dass er Ludwig und auch die Deutschen in die Irre führte. Aber natürlich hat er das nach außen hin bestritten und Konrad zum Erhohlungsurlaub nach Byzanz eingeladen... -
...ach ja, und die Sache mit Alienors Eltern: Also, das war so - Alienors Großvater hatte mit seiner rechtmäßigen Gattin einen Sohn, Alienors Vater. Aber derselbe Großvater hatte später eben auch diese verruchte Geliebte, "Maubergeonne". Und die war auch verheiratet. Und sie hatte aus dieser Ehe mit ihrem rechtmäßigen Gatten eine Tochter, Aenor. Die beiden älteren Herrschaften haben offensichtlich beschlossen, ihre Liaison damit zu krönen, dass sie ihre beiden ehelichen Kinder miteinander verheirateten. Alienors Vater und ihre Mutter waren also nicht leiblich verwandt. Ich weiß schon, dass ist alles ein bissle kompliziert
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Liebe Paradise,
das mit dem Wespenstich ist meine Erfindung, der frühe Tod von Alienors Mutter allerdings nicht. Ich dachte mir einfach, so ein anaphylaktischer Schock wegen Insektenstichallergie ist mal eine nette ARt, aus dem Leben zu scheiden
Dass Alienors Schwester sonderlich und ein bisschen zurückgeblieben ist, war auch meine Idee. Es hat mich einfach gewundert, dass Petronilla im Testament ihres Vaters überhaupt nicht bedacht wurde, und ich hab mich gefragt, warum. Sie hätte später eigentlich auch als Königinschwester eine gute Partie machen müssen und hat stattdessen nur den ollen Einäugigen gekriegt. Da stimmt irgendwas nicht, aber ich weiß einfach nicht, was. Deshalb hab ich mir so meine eigene Erklärung zusammengezimmert. -
Hallo Eliza,
komisch, mir geht´s wie Dir: Meine Oma hat auch nie viel von der Vergangenheit geredet. Und damals war ich zu jung, um nachzufragen. Erst als sie gestorben war, ist mir klargeworden, dass ich viel zu wenig über sie wusste... -
Hi Patricia,
Lovis ist die okzitanische Version von Ludwig. Und Alienors Muttersprache ist ja die Langue d´Oc. Wenn sie ihn Lovis nennt, meint sie das liebevoll - das gibt sich dann später... -
Hallo Schwarzes Schaf, ich weiß, Du wirst das Präsens auch noch lieben lernen, wart´s nur ab
Ist ja schön, dass Du mir schon im Studium begegnet bist. Bin ja im Herzen immer noch Historikerin... -
O ja, liebe Wannerl07, Augenbrauen hat man entweder zu schmalen Schwalbenschwingen gezupft oder ganz weggemacht. Die Mode ist schon immer eine seltsame Sache gewesen, auch damals. Wobei ich glaube, wenn man die Brauen abrasiert hat, dann hat man mit Kohlestift welche in der idealen Form hingemalt.
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Hihi, Maharet, schon wieder jemand, den ich zum Präsens bekehrt habe ;-)))
Und schön, dass Du Mitleid mit Ludwig hast, der war glaub ich wirklich ein armes Schwein... -
Hi Christabel,
schön, dass Dir die Aufmachung des Buchs gefällt - mir nämlich auch, vor allem liebe ich die Farbe! Die Sache mit dem Lesebändchen ist die: Es kostet Geld. Und der Verlag ist da knausrig... -
Liebe Emma, liebe Chiara,
ja, die Sache mit den Kindern! Es gibt Stimmen, die behaupten, im Mittelalter haben die Eltern ihre Kinder weniger geliebt. Da bin ich skeptisch. Sicher ist, dass man immer damit rechnen musste, dass ein Kind stirbt - bei einer Kindersterblichkeit von bis zu 50% (je jünger, desto höher das Risiko). Beispiel: Albrecht Dürer war das Älteste von 18 Kindern. Nur er und zwei Brüder erreichten das Erwachsenenalter. Und das im reichen Nürnberger Bürgertum. Da kann man vielleicht verstehen, dass es für die Menschen fast normal war, dass ihnen ein Kind stirbt. Deshalb haben sie es aber sicher nicht weniger geliebt und auch getrauert. Aber dann kam meist schon das nächste, und das nächste... Man nahm die Dinge wohl auch als Gottes Wille hin und hat den Tod einfach akzeptiert - heute ist das meist anders.
Und zu Alienor und Ludwig: Mit 15 galt man im Mittelalter längst als erwachsen. Überhaupt wurden Kinder anders erzogen - kaum Kinderspiele, keine Zeit für Quatsch, aber mitarbeiten, mithelfen, unter Strenge großwerden. Wenn man zeitgenössische Bilder anschaut, entdeckt man z.B., dass Kinder wie Erwachsene gemalt sind, nur kleiner. Sie tragen auch Erwachsenenkleider. Es existieren auch keine Kindermöbel aus dem Mittelalter (nur im jüdischen Kulturbereich) -
Hallo Sayja,
Deine Komplimente gehen mir runter wie Öl
Bin froh, dass Du dich inzwischen mit dem Präsens anfreunden kannst - ich finde, dann ist man direkter mit dabei als mit dem Imperfekt und einem auktorialen Erzähler. Und was Alienors Meinung über Henry betrifft... wart´s ab... -
Hey,
ich bin ja begeistert über Eure Reaktionen! Da schreib ich doch gleich doppelt so gern an der Alienor weiter! Bin grad an der Stelle, wo sie Richard Löwenherz auf Kreuzzug verabschiedet. Da mach ich mich jetzt auch gleich wieder dran - so ein Karfreitag ist ein guter Tag zum Arbeiten...