Beiträge von Susanne Ruit.

    Dies ist der einzige King, bei dem ich je Albträume bekommen habe beim ersten Lesen. Ich finde das Böse hier beängstigender als irgendwelche erdachten Monstren, denn das Monster ist eine Frau mit einem gigantischen Schatten in der Birne, also etwas, das mehr als real ist.

    Horror ja, aber nicht dieses neue Untergenre (Zombie-Porn? Splatter-Porn? Das Wort fiel kürzlich in einer Diskussionssendung bei arte od. 3 Sat).
    Obwohl ich die Teenager-Metzel-Filme mal ganz gern sehe und Nightmare on Elm Street liebe (eher wegen der alltäglichen Gegenstände, die sich verwandeln, das finde ich megaspannend)


    Meine Einstiegsdroge war King, "Shining", um genau zu sein. Lovecraft ist genial, habe mich als Teenie (ich durfte keine Krimis gucken, bis ich 15 war - mein Bibliothekskonsum wurde nicht kontrolliert ...) über "Die Farbe aus dem Weltall" ziemlich erschreckt.
    Der ist übrigens verfilmt, ganz neu; Webseite heißt einfach nur www diefarbe de oder so ähnlich (kann man ergoogeln). Der Film ist sehr empfehlenswert!

    Zumal man ja guten Gewissens sagen kann, dass auch Lisa noch unter Kriegsfolgen leidet - indirekt. Die Lieblosigkeit und Kälte, mit der sie großgezogen wurde, ist sicher den Kriegserlebnissen der (verrückt gewordenen) Oma geschuldet. Allein die Szene, wie Babka Lisas Mutter behandelt, ist gruselig.
    So ziehen sich Verletzungen durch mehrere Generationen, bis endlich mal Ruhe ist. Ich kann auch ein Lied davon singen, von weitergereichten Verletzungen, die bis heute nachwirken. Vielleicht mache ich auch mal ein Buch daraus. Wenn gewisse Personen nicht mehr auf der Erde weilen.

    Es gibt diverse Vermittlungen von Krankenpflegern aus östlichen Ländern, über das "Wie" habe ich mir daher keine Gedanken gemacht. Selbst unterbezahlt verdienen die Frauen noch mehr als daheim.
    Und da Lisa gut Deutsch kann, ist es sicher nicht auf Anhieb von Wilhelmine erkennbar gewesen, ob der Akzent russisch, polnisch oder ukrainisch ist ... zumal sie sicher wenig Berührung mit Deutsch sprechenden Russen hatte.

    Diese Wochenschau werde ich mir mal ansehen, danke für den Tipp.


    Wie leicht man mit falschen Informationen Massen anstacheln kann zu allem Möglichen, kann man heute noch sehen.


    Eins ist mir nicht klar geworden: Wer ist denn dieser Friedrich, von dem da mal die Rede war? Seitenzahl kann ich leider nicht liefern, sitze im Büro und das Buch liegt daheim ...

    Den sollte man eher in der Schule lesen, als manche andere zu dem Thema (mit denen man seit Jahrzehnten die Schüler quält). Gerade, weil er eine sehr junge, heutige Protagonistin hat.
    Und wir uns die Greuel nicht vorstellen können, und unsere Eltern vielleicht auch noch verquert ticken, ohne, dass wir nachvollziehen können, warum.
    Meine sind 39 und 40 geboren. Da sind Erinnerungen aus der frühen Kindheit, die ich nicht haben möchte ...

    Es artet m. E. deshalb aus, weil Lisa nicht irgend eine junge Frau ist. Sondern eine, die aufgrund einer sehr schrägen Kindheit und einer sehr schrägen Mutter und Oma - genaueres möchte ich w. Spoilergefahr nicht ausführen, da ich das Buch zu Ende gelesen habe - tief verletzt ist.
    Klar, es ist "nur" ein Job und sie hat Erfahrung. Aber Wilhelmines Verhalten drückt genau auf die falschen Knöpfe.

    Ich hatte die ganze Zeit darauf spekuliert, dass sie vielleicht verwandt sind.
    Im Krieg werden Menschen oft zu wilden Tieren, durch Entbehrung, Aufstachelung, giftige Propaganda. Zumal Lisa die braunen Haare hatte.
    Aber das wäre dann wieder ein Zufall gewesen, bei dem der Leser aufschreit.


    Dass Wilhelmine ihre eigene Tochter umgebracht hat, kam für mich sehr überraschend. Aber doch auch wieder nicht, wenn man an die Propaganda denkt, denen diese verängstigten Menschen ausgesetzt waren.


    Wenn ich an die Panik mancher geflohener deutschstämmigen älteren Leuten aus den Ostgebieten in meinem friedlichen Kaff denke, wenn sie russisch hören - ich will nicht wissen, was die alles erlebt haben.


    Welch ein Leben, eine solche Tat die ganze Zeit auch vor sich selbst zu verstecken.
    Ich würde mir für Lisa wünschen, dass sie für sich selbst eine schönere Zukunft bauen kann. Mit oder ohne die Mutter. (ich würde ohne wählen :rolleyes)


    Nächste Woche werde ich Eva hoffentlich auf der Messe sehen und ihr noch ein paar Fragen zum Buch stellen können.
    Ausführliche Rezi schreibe ich in ein paar Tagen, muss erst noch ein wenig nachdenken.

    Ich fand es im Gegenteil sehr spannend, wie der Kleinkrieg eskaliert.


    Diese Überreaktion von Wilhelmine ist wie eine kalte Dusche in dem eigentlich enspannten Verhältnis der beiden anfangs.
    Dann wehrt sich Lisa mit Gemeinheiten. Die zwar alle fies sind, aber ich kann sie verstehen. Besonders im Hinblick auf ihre Kindheit und Jugend. Liebe und Zuwendung hat sie wohl auch nie erfahren, dafür Horrorgeschichten.
    Es ist schlimm, wie ein Krieg mit all seinen Greueln noch Generationen nachwirkt. Wie viele Leute haben ihr eigenes Leben kaputt gemacht bekommen, weil die Eltern, Großeltern Sachen erlitten haben.
    Wie viele verhalten sich verkorkst oder sind verkorkst mit ihren eigenen Kindern, und wissen gar nicht warum?
    Das in einer so fein gezeichneten Studie vorgeführt zu bekommen in einer so glasklaren Sprache ist in meinen Augen eine große Leistung der Autorin.

    So, bin mit dem ersten Abschnitt (und etwas weiter) durch.


    Vom Thema her würde ich, wäre es von einem anderen Autor, nie danach greifen. Da es aber von Eva ist und ich den Mozart bezaubernd fand, wäre ich auch ohne Leserunde an dem Buch.
    "Eigentlich" mag ich Problemthemen nicht so sehr, und die zweitausendfünfhundertste Aufarbeitung von Kriegsthemen erst recht nicht. Ich bin zu einer Zeit auf einer Gesamtschule gewesen, in der man uns - als Gegenpol zum Totschweigen unserer Elterngeneration - mit dem Thema Kriegsgreuel, Verbrechen, Nazis in allen Varianten zu Tode geschmissen hat. Und zwar in allen möglichen Fächern.


    Dies vorausgeschickt, bin ich natürlich von der ersten Zeile an gefesselt. Evas Umgang mit der Sprache ist ein Genuss, hier ist nie ein Wort zuviel.


    Die Beklemmung im Keller ist spürbar, auch wenn man das nie erlebt hat.


    Es werden viele Geheimnisse angerissen. Wo ist z.B. Wilhelmines Tochter abgeblieben? Sie sind ja nur zu zweit in ihrem Haus gewesen.
    Was ist mit Babka? Ist sie das vielleicht? Kann vom Alter her nicht sein.
    Warum ist Lisas Mutter so merkwürdig und was hat es mit dem Dorf auf sich?


    Ferner merke ich an mir: ich könnte nie Altenpflege machen. Ich würde durchdrehen (und es gäbe einen Todesengelfall mehr ...)
    Lisa hat bisher in ihrem Leben nicht viel Erfreuliches gehabt. Sie kann mit der Freiheit nicht viel anfangen. Anfangs ist sie sehr freundlich, das kippt nach dem irrationalen Verhalten der Alten subtil.
    Es ist natürlich eine geniale Psychostudie, was Du veranstaltest, Eva - die Nichte wegpacken nach Malle und die Alte und das russische Mädchen auf Gedeih und Verderb aneinanderketten. Als Ausgangssituation genial.
    Karin ist ein Biest, aber ich würde u.U. genauso reagieren, ich vertrage keine durchgeknallten Alten, da ist meine Geduld sehr schnell weg. Ich finde auch, dass es keinem Berufstätigen abverlangt werden kann, Jahre seines Lebens zu opfern. Nicht, wenn er / sie es nicht wirklich will.

    [OT: Helau] Ich hinke etwas hinterher und poste erst im Detail, wenn ich die letzten paar Seiten im ersten Abschnitt gelesen habe (weil ich mich nicht durch Eure Postings selbst spoilern möchte.)


    Nur soviel: Bewundernswert Dein Umgang mit der Sprache, Eva. Sehr herausgemeißelte Sätze und natürlich perfektes Absetzen der Figuren durch ihre Sprache.
    Auch hast Du ein Protagonistenpaar, wie es gegensätzlicher nicht sein kann. Das muss ja irgendwann gewaltig knallen.

    Ich hoffe innigst, dass Natalie Portman den Oskar bekommt.
    Sie spielt diese Rolle bis über alle Grenzen hinaus.


    Der Film lässt sich schwer einordnen. Die Tanzszenen sind bezaubernd, die Visions- und Horrosezenen gruselig, die Selbstverstümmellung und die Mutter grausam.
    Gleichzeitig hat der Film eine gewaltige Bildsprache auch im Hintergrund - beispielsweise das rosa Kleinmädchenzimmer und die Szene, in der Nina die Stofftiere wegwirft.


    Er erzählt die Geschichte von Befreiung auf mehreren Ebenen.
    Befreiung von der Kindheit, der unterdrückenden Mutter, Befreiung der unterdrückten Sexualität, der Hemmungen, die sie daran hindern, wirklich perfekt zu sein.


    Schließlich das Ende, die Befreiung von allem, und erst da wird sie als Künstlerin frei und kann die Rolle ausfüllen.
    Die Szenen, in denen sie sich wirklich in den Schwan verwandelt, waren absolut beeindruckend.