Beiträge von Susanne Ruit.

    Ich habe auch bei der Leserunde mitgelesen.
    Hier meine Rezi:


    Inhalt:
    In Königswinter wird in der Drachenhöhle, in der Siegfried laut Legende den Drachen erlegt hat, eine Frauenleiche gefunden.
    Gleichzeitig verschwindet Anwaltsgattin Margit Sippmeyer am Tag, an dem sie ihren vierzigsten Geburtstag feiern wollte.
    Kommissar Jan Seibel, der nach seiner geplatzten Hochzeit bei seiner Oma Edith eingezogen ist ermittelt.
    Hat Sippmeyer, der örtliche Beau, seine Frau umgebracht? Schließlich hat er ein Verhältnis mit der Künstlerin Romina Schleheck.
    Oder hat sie die Konkurrentin beseitigt? Was ist mit den eigenartigen Bildern, die sie für eine Siegfried-Ausstellung malt?
    Vieles an diesem Fall ist nicht so, wie es auf den ersten Blick aussieht.


    Meine Meinung:
    Ein interessantes Setting – Königswinter – ein ungewöhnliches Enkel-Oma-Gespann und eine Verknüpfung mit der Nibelungensage. Auf den ersten Blick sind alle Zutaten für einen spannenden Krimi vorhanden. Sprachlich gut, leidet jedoch die Spannung unter manchen Ungereimtheiten, besonders bei der Polizeiarbeit, und widersprüchlichen, nicht zum geschilderten Charakter passenden Handlungen der Figuren. Es bleibt nach dem Lesen das Gefühl zurück, aus den Zutaten hätte man mehr machen können.

    Man sollte unbedingt den ersten Teil vorher lesen. Erstens ist der richtig gut, vor allem wird man Tassilo und sein Verhältnis zum Kommissar sonst nicht so gut verstehen im 2. Teil.
    Tassilo ist der beste Bösewicht seit Hannibal Lecter für mich und ich würde am liebsten bei Vincent anklopfen, dass er die ganze Vorgeschichte, die im ersten Band zwischen eingestreut ist, als echtes Prequel-Buch zusammenschreibt. ;-)
    Habe das Buch heute Morgen beendet. Mit größtem Bedauern, dass es zuende war (Rezi folgt, da liegt noch eine andere vorher an).


    Klar, böse Kindheit hat man schon oft gelesen. Aber aus dem Nichts wird selten einer so zum Mörder. Und auch böse Kindheit kann man neu variieren, hier ist es sehr gelungen.

    Zitat

    Original von Büchersally
    Seit drei Abschnitten hoffte ich, dass die Lösung wenigstens spannend und vielleicht auch ungewöhnlich ist. Nö, wieso auch? Ich finde ja die Ankündigung eines weiteren Teils als Drohung und werde davon definitiv die Finger lassen. Zu viele Ereignisse wurden am Ende als gegeben vorgesetzt oder erfuhr der Leser einfach nur noch nebenbei. Die Emotionen der Charaktere passte für mich auch nicht zum Verlauf der Geschichte. Morgen werde ich mal gucken, ob ich mit Pumps vielleicht auch für meine Umwelt unkenntlich bin. Oder hatte Frau Sippmeyer ihren Schuh quer im Gesicht? :rolleyes


    Richtig genervt hat mich, dass der Kommissar seine Waffe schon wieder einfach so liegen gelassen hat. Einmal als Gag hätte ich ja verstanden, aber nochmal und dann auch noch im Haus eines Verdächtigen?! Da komme ich mir als Leser auch vera... vor.


    Ich stelle fest, bei dieser Leserunde ist die Leserunde erheblich unterhaltsamer als das Buch :lache :lache :lache


    Zum Rest äußere ich mich, wenn ich ganz durch bin. Ich schlafe immer ein dabei in der S-Bahn.

    Also, dass Jan nun die gleiche Tuss auf seine Oma ansetzt wie seine Mutter, ist m.E. völlig unglaubwürdig und out of character. Hallo - er schiebt sie einfach ab, ohne vor allem nochmal mit ihr zu reden?
    Wenn ich es richtig verstanden habe, gehört ihr das Haus, in dem zwei Wohnungen vermietet sind und sie hat auch eine große Wohnung. Dann wäre doch massig Geld da, eine in-house Betreuung zu engagieren, dass die alte Dame, die ja nicht krank ist, in ihrer gewohnten Umgebung bleiben kann.


    So, die bekifften Kiddies wollen den Fall nun lösen. Nun, schlimmer als die Ermittler können sie sich vermuglich auch nicht mehr anstellen.

    Ich frage mich, warum wie mit dem Holzhammer von der Ähnlichkeit zwischen Pastinaken und Schierling philosophiert wird - und dann nicht im nächsten Moment Michael wenigstens sein Leben theatralisch aushaucht.
    Eine Vorbereitung, die völlig ins Leere läuft. Sie will mit ihm Schluss machen. Hä?
    Vorher kümmert sie sich aber noch schnell um seinen bekifften Sohn. Aha.
    Muss ich nicht verstehen ...

    Ja, das mit den Büchern lässt mir auch keine Ruhe.


    Ediths Vorgehen, wenn sie Leute befragt, finde ich obercool. The Closer würde nicht anders vorgehen. ;-)
    Schade, dass sie schon so URalt ist. Enkel und Oma als ermittelndes Gespann - für mich kann man daraus gerne eine Serie machen, auch in diesem etwas ungewöhnlichen Setting. Wenn Jan noch etwas mehr Fleisch bekommt.


    Die Künstlerin hat m.E. Margit ermordet - da war doch mal ihre Erinnerung an die blonden Haare im Wasser.
    Und jetzt hat sie ihre Vorlage nicht mehr und kann nicht mehr malen, zum zweiten Mal. Was immer ihr da vorher passiert war.

    Zitat

    Original von xania


    So ein Vergessen der Dienstwaffe ist wahrscheinlich ein schwerer Fehler. Haben Polizisten ihre Dienstwaffe überhaupt zu Hause liegen, wenn sie nicht arbeiten oder bleibt die auf dem Revier?


    Ich glaube, sie haben sie dabei - zumindest in der Realität der TV-Krimis. Sie daheim zu vergessen ist allerdings ein no-go, die müssen m.E. eingeschlossen werden.
    Aber wir sind hier ja in der Papierwelt. ;-)

    Die Passage, in der es Lara dämmert, dass es ihre Mutter ist, ist grandios geschrieben. Ich habe es ja schon länger geahnt, und hatte insofern einen Wissensvorsprung. Das arme Mädel.


    Auch die ganzen Passagen mit ihr und Sven finde ich sehr packend.


    Arme Oma Edith, jetzt ist sie auch noch gestürzt. Da wird ihre garstige Tochter wieder ein Argument mehr fürs Altersheim haben.

    Mein spontaner erster Eindruck war: Miss Marple mit Enkel in deutschem Kaff :lache (wobei ich spontan Lust bekommen habe, da hinzufahren)


    Die Oma ist ja ne ganz patente. Wie sie die Trulla vom Altersheim losgeworden ist, war filmreif.


    Jan ist etwas blass bisher, aber sympathisch. Wenigstens hat er "nur" Beziehungsprobleme und nicht ein schwerwiegendes Alkoholproblem oder sonstige schwere Traumata, wie es momentan "in" ist für Ermittler.


    Seine Kollegin ist peppig, wennauch etwas klischeehaft emanzig.


    Der Bub tut mir leid; reiche Eltern, die sich nullinger kümmern und ein Egomane von Vater, ist mein erster Eindruck. Mal gespannt, was sich da mit dem Mädel noch entwickelt.

    Ich habe diesen spannenden Thriller auch gelesen, hier meine Eindrücke:


    Der Prolog: Eine Frau kocht Curry für ihren Mann, einen Trinker. Als besondere Würze gibt sie gestoßene Eibensamen hinein ...


    Wenige Tage später erfährt die Journalistin Sara Entsetzliches: Ihr Schwager ist ermordet worden, vergiftet. Und die Polizei ist sich sicher, dass es ihre Schwester Tini war. Sara jedoch glaubt an Tinis Unschuld und beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Auch wenn ihr Mann Ronnie strikt dagegen ist. In letzter Zeit ist er ohnehin gegen alles, was sie tut.
    Als Sara erfährt, dass Tini von ihrem Mann geschlagen wurde, ist sie fassungslos. Ausgerechnet Tini, die selbst Frauen hilft, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, die Mitglied einer Frauengruppe namens „Frauenwehr“ ist. Sara begibt sich zu einem Gruppentreffen und wird misstrauisch empfangen.
    Als ein weiterer Mord geschieht, wird ihr klar: Ein Killer übt Rache an gewalttätigen Männern. Ist es Valeska, die „toughe“ Leiterin der Gruppe? Welche Rolle spielt Tinis Anwalt in der Geschichte? Und was hat es mit dem Internetforum auf sich, in dem die Frauen unterwegs sind?
    Was Sara nicht ahnt: Es gibt noch jemanden, der die Gruppe beobachtet. Und sie ist jetzt auch in seinem Visier ...


    Eine ängstliche Frau auf dem Cover, ein unheimlicher Titel - obwohl „häusliche Gewalt“ auf den ersten Blick ein unerfreuliches Thema für einen Thriller ist; ein Thema, das oft, viel zu oft in den Nachrichten auftaucht, wird der Leser schnell in die spannende Geschichte hineingezogen. In kurzen Kapiteln wechseln die Handlungsstränge rasant zwischen der ermittelnden Sara mit ihren Eheproblemen und Valeska, die verfolgt wird; dazwischen eingestreut erleben wir verstörende Inneneinsichten eines Unbekannten. Die Autorin gibt dem Leser spannende Andeutungen zum Mitraten und schraubt bis zum filmreifen Showdown am Ende die Spannung immer höher.
    Ein gelungenes Debüt, das Appetit macht auf mehr.

    Es fordert den Leser natürlich mehr als ein reiner Unterhaltungsroman.
    Die ganze Kriegsthematik hängt mir normalerweise zum Hals raus, weil wir in der Schule wirklich totgeschmissen wurden damit. (Bin Jahrgang 65)


    Diese einfühlsame Fallstudie hat mich jedoch sehr berührt.

    Ich war begeistert, weil es völlig anders gestrickt ist als üblich und die Spannung für mich aus den vielen falschen Fährten und Andeutungen kam. Ich lese aber sicher "anders", weil ich selbst schreibe.




    B.B. Ist 42 Jahre alt, hat einen bescheidenen Job und wohnt als einziger Überlebender von drei Brüdern bei seiner dominanten Mutter. Sein wahres Leben spielt sich im www ab: Dort ist er Blauauge, der in seinem Blog auf boesebuben@webjournal.com Morde gesteht. Seine virtuellen Freunde bewundern oder verachten ihn, stacheln ihn dazu an, mehr von sich preiszugeben. Und so erzählt er.
    Seine einzigen Kontakte in der wirklichen Welt sind Bethan, die das Pink Zebra Café betreibt, und das geheimnisvolle Mädchen im roten Mantel, dem er nachstellt.
    Als Blogleserin Albertine beginnt, sich mit ihm ein Duell der Postings zu liefern, legen die Blogeinträge Stück für Stück die Wahrheit ihrer miteinander verknüpften Vergangenheit frei, bis die Ereignisse sich in einer nicht mehr aufzuhaltenden Eigendynamik in Richtung Katastrophe bewegen.


    Es ist nahezu unmöglich, dieses Buch zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten. Joanne Harris spielt mit falschen Identitäten, falschen Wahrheiten, vertauschten Rollen. Nichts ist so, wie es zu sein scheint. Hinweise sind so versteckt, dass man sie überliest, und sich hinterer wundert, wieso man etwas falsch verstanden hat. Eine Reihe von Nebenfiguren treten auf- alle tragen außer ihren Namen auch noch Farben als Bezeichnung, sie werden von Blauauge mit Blautönen benannt wie Chemischblau, Babyblau, Katholischblau, Elektroblau, was noch mehr dazu beträgt, das Verwirrspiel zu komplizieren. Aufgebaut wie eine russische Matroschkapuppe, gibt es hier Geschichten in den Geschichten in den Geschichten - von synästhetischen Kindern, falschen Verdächtigungen, Mütterehrgeiz, Standesdünkeln, Gewalt und Manipulation, um nur einige zu nennen. Obwohl nur aus Blogeinträgen bestehend und in zeitlich ungeordneter Reihenfolge erzählt, spürt man, dass die Autorin die Mosaiksteine nach ausgeklügelter Planung zusammengesetzt hat, um die Spannung stetig bis zum Höhepunkt steigen zu lassen und stets nur so viel zu verraten, wie der Leser in dem Moment wissen muss. Wer einen Thriller nach herkömmlichen Strickmuster, mit einer ordentlichen Auflösung erwartet, dürfte mit dem Buch nicht warm werden. Für alle diejenigen, die sich gerne auf ein sprachlich ausgefeiltes Spiel mit dem Bösen einlassen möchten, und die sich ein paar Tage aus dem Alltag ausklinken können - denn man legt es nicht mehr aus der Hand - ist dieser Roman wärmstens zu empfehlen.

    Wilhelmine, ihre Tochter und die Nachbarsfrauen kauern in der Dunkelheit des Kellers, das Haus erzittert im Bombenhagel, die Angst vor den Russen nimmt ihnen den Atem in diesen letzten Kriegstagen in Berlin.


    Siebzig Jahre später: Wilhelmine ist über neunzig, geistig noch rege, aber nach einem Sturz ans Bett gefesselt.
    Ihre Nichte und Neffe kümmern sich nur widerwillig um sie.
    Sie heuern die junge russische Krankenschwester Jelisaweta, genannt Lisa, als Pflegerin an.
    Lisa ist entsetzt über die Kälte und den Geiz der Verwandten. Liebevoll kümmert sich um die alte Dame; sie verstehen sich gut.
    Bis Lisa von daheim angerufen wird. Und russisch spricht.
    Sofort ist Wilhelmine wie ausgewechselt, beschimpft Lisa, will sie aus dem Haus haben.
    Doch die Nichte will davon nichts hören, endlich in Urlaub fahren und nicht mehr zwei Mal am Tag nach der lästigen Alten sehen müssen.
    Lisa bleibt. Wilhelmine rastet immer wieder aus. Bis Lisa beginnt, sich zu rächen.


    Eva Baronsky hat mir ihrem eher heiteren Roman „Herr Mozart wacht auf“ im letzten Jahr den Förderpreis zum Friedrich Hölderlin-Preis erhalten.
    Beim „Magnolienschlaf“ wird dem Leser nach wenigen Zeilen deutlich, dass das Buch in eine ganz andere Richtung geht.
    Die Autorin hat sich eines schweren Themas angenommen: Wie gehen Menschen mit einer großen Schuld um, die sie auf sich geladen haben.
    Zu diesem Zweck lässt sie zwei Figuren aufeinanderprallen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Wilhelmine mit ihren schrecklichen Kriegserlebnissen und eine junge Russin von gerade mal Anfang zwanzig. Doch auch sie hat Verletzungen erlitten, das ahnt man schnell, und sie haben indirekt mit dem gleichen Krieg zu tun.
    Und so muss der Leser mit ansehen, wie sich die Ereignisse hochschaukeln und der Kleinkrieg der beiden Frauen immer perfider und grausamer wird. Die Spannung bezieht das Buch hauptsächlich aus der Interaktion der Hauptfiguren und den Geheimnissen der Vergangenheit, die scheibchenweise enthüllt werden.
    In einer geschliffenen Sprache mit authentischen Dialogen erzählt Eva Baronsky eine Geschichte, die unter die Haut geht, erschreckt, zum Nachdenken anregt und noch über die Lektüre hinaus wirkt. Keine leichte Kost, aber eine hochinteressante Studie über die Auswirkungen von Krieg und Gräueltaten auf nachfolgende Generationen.