Beiträge von Sayyida

    Ich fand es interessant, aus der Perspektive eines Mannes über eine Frau zu lesen, welche langsam zur Hure wird. Mr. Moravia lässt mich bisher keine Sekunde zweifeln, dass es für einen Mann möglich ist, in die Psyche einer Frau zu schlüpfen. Bin schon in der Mitte angelangt, genial geschrieben.


    Kurzbeschreibung:
    Adriana, die in den 20er Jahren in Rom in einfachsten Verhältnissen aufwächst, ist so schön, dass ihre Mutter Kapital daraus schlägt. Erst verkauft sie ihre Tochter als Aktmodell, dann drängt sie sie in die Prostitution. Doch Adriana bewahrt sich ihre Würde und Menschlichkeit. Sie liebt und hält ihre Liebe in Ehren. Der Student und Antifaschist Giacomo, ihre große Chance auf ein anderes Leben, bleibt jedoch unerreichbar.


    mlG
    Sayyida

    Ich mag keine Computerspiele und Fantasy nur ab und zu, aber dieses Buch scheint der helle Wahnsinn zu sein!


    Nach wenigen Seiten zieht mich das Buch in einen Sog. Ich kann es kaum weglegen. Angeblich für Jugendliche und Erwachsene. Spitzenschreibe!


    Kurzbeschreibung: Nick ist süchtig nach Erebos, einem Computerspiel, das an seiner Schule von Hand zu Hand weitergereicht wird. Die Regeln sind äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen. Er muss dabeiimmer allein sein und darf mit niemandem über Erebos reden. Wer dagegen verstößt oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel auch nicht mehr starten. Was aber am merkwürdigsten ist: Erebos erteilt Aufträge, die nicht in der virtuellen Welt, sonder in der Wirklichkeit ausgeführt werden müssen. Fiktion und Realität verschwimmen auf irritierende Weise. Und dann befiehlt das Spiel Nick, einen Menschen umzubringen...



    mlG
    Sayyida

    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Sehr hilfreich ist das vor allem bei All-Age-Romanen - und bei vielen historischen, die mir oft zu platt geschrieben sind.



    Hallo!


    Entschuldigung, was meinst du genau, mit platt geschrieben? Es interessiert mich persönlich, da es mir genauso geht wie dir. Ich empfinde im Zeitalter der Onlinebestellungen die Leseproben als Möglichkeit, durch Bücher zu blättern (leider fehlt mir dabei der Duft des Papieres). Ich achte dabei, ob zu viele Adjektive verwendet werden, zu viel Infodumping über mich geschüttet wird, zu viele Perspektivwechsel verwendet werden und so weiter. Das erkennt man leicht nach den ersten zwei bis drei Seiten und hilft enorm bei der Kaufentscheidung.


    mlG
    Sayyida

    Kurzbeschreibung:


    Ein Dorf, irgendwo in Norddeutschland. 1934. Ein SA-Mann erschießt bei einer Feldübung kaltblütig eine alte Frau. Die Tat bleibt ungesühnt. Nur ein pensionierter Lehrer, Mitglied der NSDAP, begehrt gegen den Mord auf und wird dadurch zu einem Fall für die Gestapo. Der Autor zeichnet ein beklemmendes Bild von einem Deutschland, das im Rausch nationaler Aufbruchstimmung von Führerkult und Gewaltanbetung beherrscht wird. Doch im moralischen Versagen einer Dorfgemeinschaft, kündigt sich bereits die kommende Katastrophe an.


    Autor: Reinhard Düsterhöft arbeitet als Redakteur und Ferner Vögel leiser Schrei ist sein erstes Buch.


    Meine Meinung:


    Ich finde es schade, dass es nur sehr wenige Bücher über diese nahe Vergangenheit gibt, zu wenige Autoren wagen sich an das Phänomen einer Massenbewegung im negativsten Sinne heran.
    Reinhard Düsterhöft hat den Schritt gewagt, und zum Teil gelingen ihm beeindruckende Schilderungen beklemmender Naivität und bäuerlicher Duckmäuserei. Langsam beginnt eine neue Idee Fuß zu fassen, die schlechten Zeiten helfen dabei. Ein Dorf beginnt sich, gegen eigene Leute zu formieren, Sonderlinge und Freidenker heraus zu fassen und zu verurteilen. Die Menschen verlieren zunehmend den Glauben an die Kirche und wenden sich einer starken Figur zu. Ein Sog entsteht, ähnlich wie die Vögel auf dem Cover, die dem Schrei des Führers folgen. Beklemmend beschreibt Düsterhöft eine schleichende Entwicklung, anfangs tanzen und feiern sie scheinbar unschuldig und glauben, ein KZ diene einzig der Besserung und Umerziehung von Kriminellen, doch die latente Gewalt brodelt bereits.
    Die abrupten Perspektivwechsel erschwerten mir allerdings das Lesen zu Beginn. Oft musste ich mich innerhalb einer Szene mehrmals auf neue Charaktere einlassen. Meiner Meinung nach denken und fühlen zu viele verschieden Personen durcheinander. Lange fehlt mir eine Figur, mit der ich mich als Leser identifizieren kann. Bis zu dem Moment, wo der Mord passiert, da kommt richtig Spannung auf. Ich zittere mit dem alten Lehrer mit, der sich als einziger traut, den Mund aufzumachen.
    Vielleicht war es die Absicht des Autors, anfangs in den Gedanken der unterschiedlichen Leute herumzuspringen, um die Darstellung der Beklemmung zu verstärken?


    Fazit: ein wertvolles Buch, das mich einer Erklärung zu einem unglaublichen Phänomen ein Stück näher gebracht hat.


    mlG
    Sayyida

    Oder szenisches Präsens:


    Präsens an bestimmten Stellen zur Steigerung der Spannung:


    z.B. Die Sonne schien. Plötzlich donnert es...
    Er schaute sich um....


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    Sayyida

    Kurzbeschreibung:
    "Wir hatten nur ein Leben, es war zu kurz für alles, was wir von ihm erwarteten."


    Sie wollten vernünftig lieben, mit Maß und Respekt. Leidenschaftlich und doch voller Achtung für die Freiheit des anderen. Ein ganzes Leben haben Jerome und die Erzählerin von Anna Mitgutschs neuem Roman gebraucht, um ein Liebespaar zu werden, das den eigenen hohen Ansprüchen genügt. Doch dann stirbt Jerome plötzlich, und die Erzählerin versucht mit einer eindringlichen, bewegenden Totenklage, das Versprechen eines Neuanfangs einzulösen, über den Tod hinaus.


    Autorin:
    Geb. 1948 in Linz. Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Salzburg, lebt als freischaffende Schriftstellerin in Linz.


    Meine Meinung:
    Ein außergewöhnliches Buch, das Grenzen überschreitet. Selten ein so positives Buch zum Thema Tod gelesen.


    Meine Rezension:
    Der Leser erfährt mit der Erzählerin, was für ein Mensch er war, der Mann, mit dem sie so gerne noch unendlich viel besprochen hätte. Jerome, der Jude, der die Frauen liebte und ihr nie sagen konnte, wie sehr er sie liebte und brauchte, oder hat sie es nur nicht richtig verstanden?


    Die Geschichte beginnt mit seinem Tod und ihrer Trauer. Aber erst da lernt der Leser ihn durch die Rückblicke der Erzählerin kennen. Das gelingt der Autorin augezeichnet, ein Bild entsteht, ein Charakter, ein Mensch.
    Der Leser erfährt viel über seine jüdischen Gebräuche (zum besseren Verständnis werden die Begriffe im Glossar erklärt), über seine Leidenschaften, Unzulänglichkeiten und Sehnsüchte. Die Erzählerin spricht mit dem Toten und zerbricht dabei fast an ihrem Schmerz. Dabei nähert sie sich ihrer Tochter und auch sich selbst. Die inneren Monologe berühren und wecken auch beim Leser starke Gefühle und verführen zum Nachdenken über die Endlichkeit des eigenen Lebens oder das seiner Angehörigen. Wie viel Zeit bleibt uns selbst? Sollten wir wichtige Dinge wirklich aufschieben oder besser gleich unseren Lieben sagen, was wir für sie empfinden? Schließlich tröstet, dass Verstorbene in unseren Erinnerungen immer weiterleben werden.


    mlG
    Sayyida

    Ich probiere die Methode gerade aus, und komme gut zurecht.
    Ich finde, es hilft, das Projekt von A bis Z durchzudenken. Sicher wird sich im Laufe des Schreibens vieles ändern, die Figuren ziehen in eine andere Richtung, neue Informationen kommen hinzu usw...
    Aber das Grundkonzept steht, der rote Faden ist gelegt. Ich denke, dadurch können Schreibblockaden nicht mehr vorkommen. Selbst wenn ich einige Zeit nicht an dem Projekt arbeite, komme ich durch die umfangreiche Vorarbeit wieder leicht hinein.


    mlG
    Sayyida

    Das kommt auf das Buch an. Jedenfalls einige Seiten mindestens pro Tag.
    Manchmal werden es viele Kapitel, dann lasse ich für einen Text alles andere liegen und nehme mein Buch sogar in die Badewanne mit. Leider sehen deshalb viele Seiten nachher etwas gewellt aus. Aber Lesen kann echt süchtig machen.


    mlG
    Sayyida

    Bei mir wachsen die Ideen langsam. Zuerst ist es nur ein Gedanke, der langsam anschwillt bis er zu einem Konzept mit Plot und Charakteren heranwächst.


    Manchmal kommen die Ideen ganz spontan, z.B. auch während einer Straßenbahnfahrt, für diese Zwecke habe ich immer Papier und Bleistift bei der Hand, um zu notieren, oder auch beim Einschlafen (auch auf dem Nachtkästchen liegen Papier und Bleistift), manchmal suche ich aber auch konkret danach, google oder lese Fachliteratur in der Hoffnung, dabei springt mir der kreative Funke ins Auge. Manchmal funktioniert es auch, meist wenn man nicht mehr damit rechnet, mit Gewalt geht gar nichts.


    mlG
    Sayyida

    Als ich vor einigen Jahren anfing zu schreiben und gleich einer meiner ersten Kurzgeschichten beim Trude-Unruh-Literaturpreis unter die ersten 40 kam und veröffentlicht wurde (Preis war damals eine Einladung zur Präsentation des Buches "Heute wir - morgen ihr" inklusive Abendessen), hatte mir dieser kleine Erfolg so viel Auftrieb verschafft, dass ich noch weitere Kurzgeschichten geschrieben und auch veröffentlicht habe und heute an historischen Romanen arbeite und bereits mit einer Agentur unter Vertrag stehe. Vielleicht klappt es auch noch mit einem richtigen Roman.


    mlG
    Sayyida

    Natürlich beginnt jemand nur Bücher zu schreiben, der bereits vorher die Liebe zum Schreiben in sich entdeckt hat. Sei es von Kurzgeschichten, Tagebüchern, Zeitungsartikel in der Schule - wie es bei mir der Fall war. Irgendwann kam dann die Idee für ein Buch, die nicht mehr aus dem Kopf verschwinden wollte.
    Jedoch ein ganzes Buch zu schreiben entpuppte sich als kompakter, schwieriger, aufregender und schöner - als ich es je gedacht hätte. Und mittlerweile bestimmt es mein Leben, selbst ohne nennenswerte Veröffentlichungen (bisher) gibt es kein Zurück mehr, nur mehr ein Vorwärts, ein Dazulernen, Weiterschreiben...


    mlG
    Sayyida