Liebe Teresa,
vielen Dank für deine ausführliche Beurteilung, du hast dich wirklich sehr intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt, das weiß ich sehr zu schätzen.
Caterina berichtet am Ende ihren Freunden vom Tod des nach Rom zurückgekehrten Papst Gregor, also ein Jahr vor seinem tatsächlichen Tod, (wie es im Anhang steht, der Dramatik wegen habe ich hier wieder verändert), so wie sie von den Plänen des neuen Papst Urban berichtet und von dem Schisma, das sie voraussieht. Doch Caterina äußert zwar ihre Vermutung auf Seite 421: "Die Verschwörer dürften ihm bereits in Avignon Gift ins Essen gemischt haben", es ist jedoch nicht als Beweis für seine Ermordung zu verstehen, eben nur als Caterinas Annahme. Gregor war ein alter, körperlich geschwächter Mann, als er nach Rom zurückgekehrt war (das franz. Exil dürfte ihm also nicht gut bekommen sein).
Es ist auch richtig, dass ich die herausragenden Bemühungen dieser bemerkenswerten Frau, ihren Kampf um die Reform der Kirche, ihr auf einer tiefen Liebe zu Jesus begründetes Wirken und ihr Bestreben, den Menschen seelischen Frieden zu bringen, in eine möglichst spannende, lebendige Geschichte verpacken wollte, sodass auch an Religion wenig Interessierte daran Gefallen finden könnten.
Dass dir die dickliche Köchin mit der recht unbeschwerlichen Lebenseinstellung sowie die herbe Ex-Prostituierte , die nach der "Heilung" durch Caterina zur strengen Ordensschwester wurde, nicht gefallen haben, finde ich schade. Da muss ich wohl aufpassen, künftig Nebenfiguren besser auszuarbeiten.
Ich danke dir jedoch sehr, dass du meine Bemühungen, die Lebensumstände, die Stimmung, jener Zeit einzufangen und Original-getreu wiederzugeben nicht nur bemerkst, sondern auch schätzt. Dies wurde mir i.Ü. bereits in meinem ersten hist. Romn "Die Päpstin von Mailand" positiv rezensiert. Ja, ich denke auch, man muss sich auf die Geschichte, auf das "Damals" einlassen - um sie zu spüren, um sie zu verstehen.
Herzog von Anjou tritt am Ende grob auf. Das hätte nicht sein müssen, doch er kam gerade aus einem Krieg, hat dort viel Derbes erlebt. Ich finde seine Reaktion, nach der Heimkehr das begehrte Weib in einer verlockenden Situation (ganz alleine, zudem wusste er nichts von ihrer Verbindung zu Stephano) abzutatschen, deshalb nicht abwägig. Gewiss war er dennoch im Grunde ein Mann mit Ehre.
Nun zur Sache mit dem Geständnis Monicas, Schuld am Tod ihres Vaters zu haben. Nun ja, ich sah es als ihr tiefes Geheimnis, der Grund, warum sie vielleicht auch über ihre Scham im Hause des Gesandten so lange geschwiegen hatte. Viele leiden an nicht verarbeiteten Ereignissen, zumindest an etwas, das nicht gerne angesprochen wird. Monica dachte, durch ihre verbotene Flucht aus der Stadt, ihrem Vater den Tod gebracht zu haben und ihrer Mutter tiefen Kummer. Ob es so war oder nicht, Monica hatte diese "Schuld" mit sich getragen und war deshalb lange nicht "frei". Stephanos Liebe und Trost haben ihr geholfen, frei zu werden. Und so fand sie schließlich auch die Stärke, den nächtlichen Einbrecher zu überwältigen und ihre Familie zu beschützen. Deshalb auch dieser Überfall des Gesandten. Er sollte Monicas Entwicklung zur starken, von der Schuld befreiten Frau darstellen. Vielleicht ist mir das nicht gelungen, schade. Die Schuld hätte vielleicht wirklich öfter angemerkt werden müssen (andererseits saß sie nun mal sehr tief, sehr versteckt und wurde nicht gerne angesprochen).
Le Blanc war für mich (als auch für Monica) keine unwichtige Figur. Ich wollte sein Schicksal nicht offen lassen. Er hat keine Entwicklung durchgemacht, steckt in seinen Zwängen fest und übt am Ende Rache.
lg,
Sayyida