Hallo Findus,
mach dir keine Gedanken, ich weiß, das Thema ist speziell. Der Papst hat tatsächlich lange gezaudert, von seinem Exil in Avignon nach Rom zurückzukehren, er hatte Angst vor dem französischen König, vor der Kurie, hatte offenbar den Glauben an seine eigene Kraft verloren, war ständig kränklich, deshalb hat er Caterina zu sich gebeten. Er dachte wirklich, sie habe eine direkte Verbindung ganz nach oben. Es gibt unzählige Briefe, die er an sie geschrieben hat und noch mehr, die Caterina an ihn geschrieben (genauer, die sie an Stephano diktierte) hat. Die Briefe sind übrigens im St. Josef Verlag unter dem Titel "Caterina von Siena. Sämtliche Briefe." 2005 erschienen. Ich habe sie alle gelesen. Kostprobe aus dem Februar 1376 gefällig?
"Hochwürdiger Vater in Christus, dem geliebten Jesus! Ich, Caterina, Eure unwürdige Tochter, Dienerin und Magd der Diener Jesu Christi, schreibe Euch in seinem kostbaren Blut. Ich möchte Euch als mutigen Mann sehen, ohne jede sklavische Furcht, indem Ihr vom geliebten guten Jesus lernt, dessen Stellvertreter Ihr seid. So unermeßlich war seine Liebe zu uns, dass er dem schmachvollen Kreuzestod entgegeneilte ohne sich um Pein und Schmach, um Mißhandlung und Spott zu kümmern. Er ertrug das alles und fürchtete sich dabei nicht im geringsten, so groß war sein hungriges Verlangen nach der Ehre des Vaters und nach unserem Heil. Die Liebe trieb ihn dazu, menschlich gesprochen, sich selbst völlig loszulassen. So sollt es auch Ihr tun, Vater: Legt in Euch alles ab, was mit ichbezogener Liebe zu tun hat! Liebt Euch nicht selbstsüchtig, auch nicht irgendetwas anderes, sondern liebt Euch und die Mitmenschen um Gottes willen und Gott um seinetwillen, denn er ist der Liebe wert, da er das höchste und ewige Gut ist...
Und so weiter ... haha, ist heftig, ich weiß. Wie erwähnt, ich bin dir nicht böse, verstehe sehr gut, wenn das Thema nichts für dich ist, und wünsche dir alles Liebe und viel Freude beim Lesen anderer Werke.
Sayyida (Christine)